Fantasy (englisch fantasy = Fantasie) ist eine Literaturgattung und beschreibt eine Spielart der modernen Phantastik. Der Begriff bezieht sich auch auf genrenahe Filme, Spiele, Kunst und Musik.
Kennzeichen
Als modernes Subgenre der Phantastik stellt die Fantasy übernatürliche, märchenhafte und magische Elemente in den Vordergrund. Dabei konstruiert sie keinen Konflikt zwischen diesen phantastischen Elementen und der realen Welt: das Phantastische wird zur Normalität, so daß in der Regel eine eigene Welt mit eigenen Regeln, Naturgesetzen etc. beschrieben wird. Meist bedient sich die Fantasy der Motive alter Mythen, Volksmärchen oder Sagen übernommen. Typische Gestalten wie Zwerge, Zauberer oder Trolle tauchen auf, doch auch frei erfundene Wesen, die in derebenfalls erfundenen Welt leben. Im Gegensatz zur Science Fiction, die ebenfalls mit "nicht realen" Elementen operiert, gehören zudem Zauberei und Magie zum Standardrepertoire der Fantasy. Daneben werden auch Geschichten, in denen Tieren menschliche Eigenschaften (Sprache, Kultur) gegeben sind, als Fantasy verstanden.
Typische Stilelemente
Wie jedes Genre der Literatur hat auch die Fantasy ihre ganz eigenen Stereotypen und Klischees entwickelt. Insbesondere die Spieleindustrie hat das Genre durch Spiele wie Dungeons & Dragons, Warhammer oder Magic: Die Zusammenkunft stark formalisiert. Handlungselemente werden in neuen Spielen immer wieder verwendet um den meist bereits versierten Spielern den Einstieg zu erleichtern und das zu liefern was sich bewährt hatte. Zu den allgegenwärtigen Stereotypen gehören unter anderem: Zwerge leben unter der Erde, tragen einen Vollbart, sind meisterhafte Axtkämpfer, Schmiede und Zecher. Elfen sind androgyne, unsterbliche Wesen und zerfallen in mehrere Völker, meist ein naturverbundenes Waldvolk, ein pervertiertes böses Volk und ein kulturell hochstehendes Volk. Alte Völker von bizarrer Gestalt lebten vor den Menschen auf der Erde, z.B. Insekten- oder Echsenwesen. Orks sind hässliche, tierhafte Wesen die auf Krieg und plündern aus sind. Goblins sind kleine , gewitzte Kobolde, die feige aber zahlreich sind. Weitere Arten von Phantasiewesen (im Jargon Rassen genannt) sind Untote (Zombies, Vampire etc.), Tiermenschen (Kentaur, Satyre etc.) oder Hobbits.
Die dargestellte Welt orientiert sich in ihren Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zumeist am europäischen Mittelalter. Als klassische Handlungsstruktur dient die Quest. Auch bestimmte Handlungsmuster kehren immer wieder: Ein böser Magier und/oder Dämon bedroht die Ordnung der Phantasiewelt durch seine Machtgier und Zerstörungswillen. Er kann nur von gewissen magischen Gegenständen (Ringen, Kugeln, Waffen usw.) aufgehalten werden. Hierbei gilt, je älter der Gegenstand ist, desto mächtiger sind seine Zauberkräfte. Ein Jüngling wird aus einer idyllischen Heimat gerissen um seine Bestimmung als Held in der Fremde zu finden. Eine Gemeinschaft von unterschiedlichsten Mentalitäten muss seine Differenzen beiseite legen um gegen das "Böse" zu bestehen.
Motive
Fantasy schöpft ihre Motive und Erzählstrukturen aus der uralten Literaturform der Sagen und Heldenepen, in denen frühere Kulturen die Geschichten ihrer Götter, Halbgötter und Helden festhielten, etwa Homers Ilias, das Nibelungenlied oder den Sagenkreis um König Arthur. Oft greift moderne Fantasy diese Sagen direkt auf, erzählt sie nach oder adaptiert ihre Handlung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, etwa mit den Gesängen des fiktiven Barden Ossian, begann die mitteleuropäische Begeisterung für vorzeitliche Epik und wurde etwa im Schauerroman ausgelebt.
Fantasy als Literaturgenre
Wurzeln
Die Wurzeln der Fantasy liegen im 19. Jahrhundert, als Autoren wie E. T. A. Hoffmann der Edgar Allan Poe damit begannen, übernatürliche Elemente in ihre Romane und Erzählungen einzubinden. Als Vorläufer dieser neuen Literaturrichtung gelten der Schauerroman - vor allem die Gespenstergeschichte - und die Abenteuerliteratur, etwa die Romane von Sir Walter Scott. Auch die Anfänge der Science Fiction, die bis heute in einer engen thematischen, wenn auch nicht inhaltlichen Nähe zur Fantasy steht, müssen dabei genannt werden. So wäre die heutige Fantasy undenkbar ohne die Vorarbeit von Jules Verne, Herbert George Wells, Lord Dunsany, Mary Shelley (Frankenstein), Bram Stoker (Dracula), Robert Louis Stevenson (Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde), E. R. Eddison (Der Wurm Ouroboros) und Oscar Wilde (Das Bildnis des Dorian Gray).
Entwicklung im 20. Jahrhundert
Als eigenes Literaturgenre entstand die Fantasy im 20. Jahrhundert. Als ihr Begründer wird oft J. R. R. Tolkien (Der Herr der Ringe) genannt, der mit seinen Werken vor allem in der späten 1960ern einen regelrechten Boom auslöste und von vielen Autoren als Vorbild angeführt wird. Tolkien wiederum wurde stark beeinflusst von den Werken George MacDonalds. Als weitere "Ahnherren" der Fantasy werden der Brite C. S. Lewis (Narnia-Zyklus) und der amerikanische Pulp-Autor Robert E. Howard, dessen Geschichten über Conan den Barbaren ebenso umstritten wie berühmt sind.
Nach dem Tolkien-Boom der 1960er Jahre versuchten sich zahlreiche Autoren in dem Genre, oft in Anlehnung an Tolkien, etwa Marion Zimmer Bradley und Stephen R. Donaldson in den 1970ern, Terry Brooks und Raymond Feist in den 1980ern. Die Entstehung des Fantasy-Rollenspiels in den 1980ern wurde maßgeblich von der Fantasyliteratur beeinflußt; über den Umweg des Rollenspiels fanden wiederum neue junge Leser und Autoren zum Genre. Bekannte Fantasyautoren der 1990er sind unter anderem Tad Williams, Robert Jordan, Robin Hobb und Glen Cook. Neben der klassischen High Fantasy haben sich zahlreiche Untergenres entwickelt; in der High Fantasy selbst zeichnet sich ein Trend zu einer vielschichtigeren Behandlung der Fantasy-Motive ab, etwa durch Verzicht auf Genrekonventionen; als Wegbereiter dieser modernen High Fantasy sind George R. R. Martin, Steven Erikson und Guy Gavriel Kay zu nennen.
Kritik an der Fantasy
Noch immer leidet die Fantasy unter einem schlechten Image und wird wahlweise als Jugendliteratur belächelt oder als Trivialliteratur abgelehnt - und dies, obwohl sich gelegentlich auch anerkannte Autoren dem Genre zugewandt haben, etwa John Updike (Die Hexen von Eastwick) oder Hermann Hesse (Das Glasperlenspiel). Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass Fantasy oft reine Unterhaltungsliteratur ist und sich durch simple Handlungsmuster und stereotype Charaktere auszeichnet. Problematisch ist weiterhin, dass Fantasy-Leser und -autoren zumeist gesellschaftliche, politische oder kulturelle Probleme ausblenden und sich stattdessen in eine archaische, oft hierarchische und zivilisatorisch rückständige Traumwelt flüchten. Dies wird von vielen Kritikern als Eskapismus gedeutet.
Untergruppen
Die Fantasyliteratur kann in folgende nicht streng voneinander abgrenzbaren Untergruppen gegliedert werden:
- High Fantasy: Klassische Fantasy, die in einer fiktiven Welt angesiedelt ist, zumeist mittelalterlich geprägt und mit Betonung der Magie; oftmals im Stil Tolkiens gehalten und entsprechend episch. Bekannte Werke: Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien, Memory, Sorrow, Thorn von Tad Williams, Spiel der Götter von Steven Erikson, Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin, Erdsee von Ursula K. Le Guin
- Low Fantasy bzw. Sword and Sorcery: Abenteuer- und Pulp-Literatur, die auf einer fiktiven Welt angesiedelt ist. Bekannteste Vertreter: Conan von Robert E. Howard, Lankhmar-Zyklus von Fritz Leiber
- Phantastik: klarer Realitätsbezug, aber gebrochen durch phantastische Elemente. Klassische Werke: Die Elixiere des Teufels von E. T. A. Hoffmann. Moderne Werke: American Gods von Neil Gaiman
- Kunstmärchen, Märchenromane: Märchenhafte und poetische Fantasy, oft auch modernisierte Märchen. Bekannte Werke: Die unendliche Geschichte von Michael Ende, Blaubarts Zimmer von Angela Carter
- Animal Fantasy: Fantasy im Tierreich, Tieren als Heldenfiguren. Bekannte Werke: Die Wölfe der Zeit von William Horwood, Watership Down von Richard Adams, Gewiefte Wiesel von Garry D. Kilworth
- Science Fantasy: Mischung aus Fantasy- und Science Fiction-Elementen; Untergruppen dieser literarischen Richtung sind Steampunk und Urban Fantasy. Bekannte Werke : Perdido Street Station von China Mieville, Darkover-Zyklus von Marion Zimmer Bradley, Dragonrider-Serie von Anne McCaffrey
- Dark Fantasy: Fantasy mit starkem Horroreinschlag. Bekannte Werke: Der dunkle Turm von Stephen King, Thomas Covenant der Zweifler von Stephen R. Donaldson
- Humoristische Fantasy: parodistischer oder ironischer Umgang mit Fantasymotiven. Bekannte Werke: Zamonien-Zyklus von Walter Moers, Scheibenwelt-Zyklus von Terry Pratchett, Dämonen-Reihe von Robert Asprin.
- Utopie: phantastische Welt mit klarem politischen oder gesellschaftskritischen Ansatz. Bekannte Vertreter: Utopia von Thomas Morus, Gullivers Reisen von Jonathan Swift
- Pseudodokumentation: Dokumentationen über Fantasy. Bekannte Werke: Das Buch der Drachen von Montse Sant und Ciruelo Cabral, Halbritters Tier- und Pflanzenleben von Kurt Halbritter
- Pseudohistorische Fantasy: Neue Auslegung einer Epoche mithilfe der Phantastik. Bekannte Werke: Am Hof des Sonnenkönigs von Vonda N. McIntyre, Dr. Faustus-Trilogie von Kai Meyer
Film
Auch das Kino hat sich bereits öfters dem Genre zugewandt, wenn auch vergleichsweise seltener als der Science Fiction. Abgesehen von den frühen Märchenfilmen und einer ersten Zeichentrickversion des Herrn der Ringe (1977 verfilmt von dem Regisseur Ralph Bakshi) wurden echte Fantasystoffe erst ab den 1980ern aufgegriffen. Damals entstanden Filmklassiker wie Kampf der Titanen (USA, 1981), Der Drachentöter (USA, 1981), Der dunkle Kristall (USA/GB, 1982), Legende (GB, 1985) und Die Reise ins Labyrinth (GB/USA, 1986). Auffallend ist, dass keine der erfolgreichen Fantasy-Romane verfilmt wurden; Der Herr der Ringe galt nach dem an der Kinokasse gefloppten Bakshi-Film als zu schwieriger Stoff, andere Romane offenbar als zu schlechte Vorlage. Einzige Ausnahme blieb die Verfilmung des Michael-Ende-Buches Die unendliche Geschichte (D/USA, 1984). Mit dem Film Willow von 1988 versuchte Produzent George Lucas seinen SF-Erfolg Star Wars auch im Fantasybereich zu wiederholen, was ihm allerdings verwehrt blieb.
Auch in den 1990ern blieben waschechte Fantasy-Filme selten; größeren Erfolg hatte Dragonheart (USA, 1996). Stattdessen entdeckte das Fernsehen das Genre für sich und kreirte mehrere Fantasy-Serien, etwa Xena, Herkules, Robin Hood und Charmed.
In den 2000ern wagte sich schließlich Regisseur Peter Jackson an die Verfilmung des Herrn der Ringe und erntete mit der Filmtrilogie einen unglaublichen Erfolg an den Kinokassen. Zusammen mit den ebenfalls erfolgreichen Harry Potter-Verfilmungen schuf er damit eine Basis für weitere Verfilmungpläne; so sollen demnächst Cornelia Funkes Tintenherz und die Narnia-Reihe von C. S. Lewis auf den Leinwänden gezeigt werden.
Spiele
Brett- und Rollenspiele
Fantasy wurde schon früh als Hintergrund für zahlreiche , Brettspiele, Spielbücher, Online-Spiele und vor allem auch Rollenspiele (Pen-&-Paper-Rollenspiele und Live-Rollenspiele) gewählt. Gerade durch die Rollenspielwelle in den 1980ern und 1990ern (Dungeons & Dragons, Midgard, Das Schwarze Auge, MERS und Warhammer, später verstärkt genreübergreifende RPGs wie Shadowrun und Welt der Dunkelheit,) ergaben sich dabei Wechselwirkungen mit der Fantasyliteratur; einige Autoren fanden über das Rollenspiel zur Fantasy-Literatur und umgekehrt. Zudem wurden einige Rollenspiele literarisch verarbeitet, so daß etwa die Drachenlanze-Romane von Margaret Weis und Tracy Hickman oder die Forgotten Realms-Reihe von R. A. Salvatore entstanden. Besondere Bedeutung erlangten aber auch die Fantasy-Spielbücher, die als Vorläufer des Textadventures gesehen werden müssen; bekannt wurden unter anderm Der einsame Wolf von Joe Dever und die Fighting Fantasy-Reihe von Steve Jackson. In den späten 1990ern drang die Fantasy-Thematik auch in andere Spielbereiche vor, vor allem das Sammelkartenspiel Magic: Die Zusammenkunft feierte Erfolge und zog einige Spieler vom klassischen Rollenspiel ab. Auch das Live-Rollenpiel fand weitere Verbreitung, während das Tischrollenspiel spätestens mit dem Anbruch der 2000er etwas aus der Mode gekommen ist.
Computerspiele
Im Bereich des Computerspiels wurden seit jeher Fantasy-Motive verwendet, wie überhaupt alle phantastischen Genres Eingang in die Computerspielszene gefunden haben. Vom frühen Textadventure wie etwa Guild of Thieves von der Firma Magnetic Scrolls bishin zu den frühen Rollenspielumsetzungen Ultima von der Firma Origin wurden immer wieder Fantasystoffe aufgegriffen. Mit der computerspieltypischen Quest enstand eine archetypische Erzählstruktur, die wiederum später in die Fantasy-Literatur zurückfand.
In den 1980ern entstanden mehrere berühmte Fantasy-Computerspiele, etwa The Legend of Zelda, Final Fantasy, Dungeon Master, das bereits erwähnte Ultima oder The Bard's Tale, die teilweise bis heute fortgesetzt werden. In den 1990ern gelangten vor allem die Umsetzungen der D&D-Rollenspiele (etwa Champions of Krynn oder Eye of the Beholder) die Fantasy-Parodie Simon the Sorcerer, die Rollenspiele Lands of Lore und die Nordlandtrilogie sowie das Stratespiel Dungeon Keeper größere Bekanntheit. In den 2000ern ermöglichten eine immer ausgefeiltere Grafik und höhere Rechenleistung der Computer immer detailliertere Welten, so daß heutige Adventures und Rollenspiele einen unglaubluchen Umfang erreichen. Als Meilensteine gelten hier die Action-Adventure Diablo und Dungeon Siege, das Strategiespiel Warcraft und die Rollenspiele Baldur's Gate, Neverwinter Nights, Gothic und Morrowind. Die Verfilmungen des Herrn der Ringe und der Harry-Potter-Reihe führten ebenfalls zu Umsetzungen im Computerspielbereich, wie überhaupt eine engere Verzahnung von Literatur, Kino und Computerspiel zu beobachten ist. So wird demnächst das Fantasy-Spiel Dungeon Siege von dem Regisseur Uwe Boll filmisch umgesetzt.
Musik
Mit Filk existiert eine eigene Musikrichtung und -kultur, deren Lieder Geschichten aus und über Fantasy- und Science Fiction-Literatur und -Medien erzählen. Des weiteren findet sich Fantasy besonders im Metal wieder. Obschon der Begriff Fantasy Metal existiert, wird dieser selten verwendet. Gebräuchlicher ist hier der Ausdruck Epic Metal, wobei sich der Epic Metal nicht zwangsweise mit den typischen Fantasy-Elementen beschäftigten muss, sondern beispielsweise auch real stattgefundene historische Schlachten zum inhaltlichen Thema haben kann. Sehr beliebt sind bei Metal-Alben auch Plattencover mit Fantasy-Motiven. Diese werden häufig sogar bei (Metal-) Alben/Bands verwendet, welche sich sonst eigentlich nicht dem Fantasy-Metal verschrieben haben.
Siehe auch
Weblinks
- Definition: http://www.epilog.de/Lexikon/F/Fantasy.htm
- Liste aller deutschen Fantasybücher: http://www.fantasybuch24.de/
- Rezensionen: http://www.buchwurm.info
- Fantasy Kunst: http://www.elfwood.com
- Fantasy Kunst: http://www.fantasy-arthouse.de
- Fantasy Kunst: http://www.elfenheim.de