KZ Mauthausen
Das KZ Mauthausen war ein deutsches Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Mauthausen im Bezirk Perg im Lande Oberösterreich.

Im August 1938 von der SS als Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau errichtet, wurde das Konzentrationslager Mauthausen ab März 1939 zu einem selbständigen Lager erweitert. Bis 1945 wurden nach Mauthausen und in seine Nebenlager etwa 200.000 Personen deportiert. Unter ihnen befanden sich Menschen mit über 30 verschiedener Nationalitäten. Etwa 2,5% der Insassen waren Frauen. Es wurden auch Jugendliche und Kinder inhaftiert und ermordet.
Heinrich Himmler bestimmte das KZ Mauthausen durch einen Erlass von 1941 zum Vernichtungslager. Das Lager war für die Gefangenen der „Stufe III", d.h. „alle schwer belasteten, insbesondere gleichzeitig auch kriminell vorbestraften und asozialen, d.h. kaum noch erziehbaren Schutzhäftlinge" vorgesehen. Die Gefangenen sollten durch Arbeit vernichtet werden. Etwa 120.000 Häftlinge kamen so durch Zwangsarbeit in den nahe gelegenen Granitsteinbrüchen um oder wurden ermordet.
Zu den besonders schweren Grausamkeiten gehörte die sogenannte Todesstiege, eine Steintreppe, die den Steinbruch „Wiener Graben" mit dem eigentlichen Konzentrationslager Mauthausen verband. Die Beteiligten des Steinträgerkommandos schleppten mehrmals täglich Granitblöcke über die insgesamt 186 Stufen der Treppe 31 Meter nach oben. Die „Todesstiege" war der Ort zahlreicher Unfälle und Morde an Häftlingen, verübt durch Kapos und die SS-Wachmannschaft.
Eine 50 Meter hohe Felswand wurde von der SS dazu missbraucht, Häftlinge hinabzustoßen, wo ihre Körper entweder durch den Aufprall auf dem Stein zerschmettert wurden oder sie im Regenwasserteich am Fuße der Wand ertranken. Zynisch nannten die SS-Totenkopf-Offiziere die Stelle „Fallschirmspringerwand".

Das KZ hatte auch zahlreiche Außenlager. Die größten waren in Gusen und Melk. Aber auch auf Schloss Hartheim, in Ebensee in Oberösterreich oder in der Hinterbrühl, wo die Strafgefangenern im unterirdischen Flugzeugwerk Seegrotte arbeiten mussten, waren solche Außenstellen. Auch in der sogenannten Serbenhalle in den Raxwerken in Wiener Neustadt waren bis zu eintausend Häftlinge untergebracht.
Noch vor Kriegsende sollten zusätzliche Verbrennungsöfen, die vor der Sprengung des KZ Auschwitz-Birkenau demontiert worden waren, aufgestellt werden. Es ist nicht erwiesen, ob dieser Plan durch den der SS angehörigen Bauleiter selbst oder durch Häftlinge bis zum Kriegsende verzögert wurde.
Am 5. Mai 1945 wurde das Lager von Alliierten befreit. Das KZ Mauthausen war damit das letzte Konzentrationslager, das befreit wurde.
Viele Nationen und Opfergruppen haben auf dem Gelände für ihre Opfer und für den Befreiungskampf Denkmäler und Gedenktafeln geschaffen. Es findet sich auch ein Denkmal der DDR dort mit den Worten von Bertolt Brecht: „O Deutschland bleiche Mutter / wie haben deine Söhne dich zugerichtet / dass du unter den Völkern sitzest / ein Gespött oder eine Furcht!"
Die österreichische Bundesregierung hat in einem Gebäude des ehemaligen Konzentrationslagers ein Museum errichtet; das übrige Lager und der angrenzende Steinbruch sind heute Mahn- und Gedenkstätte. Seit einiger Zeit befindet sich auch außerhalb des Geländes ein neu errichtetes Gedenkzentrum.
Der 5. Mai, der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Alliierten, wird seit 1998 in Österreich als nationaler „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus" begangen.
Das Hauptlager
Die Errichtung des Lagers
Die ersten Häftlinge in Mauthausen waren 300 österreichische und einzelne deutsche Polizei-Sicherheitsverwahrungs-Häftlinge und kamen am 8. August 1938 aus dem KZ Dachau im KLM an. Mit ihnen kamen auch die ersten Bewacher von SS-Totenkopfverbänden. Kommandant des Lagers war zu Beginn Albert Sauer, ab dem 9. Februar 1939 Franz Ziereis.
Die Aufgabe der ersten Häftlinge war es, die ersten 4 Baracken zu bauen und im Steinbruch zu arbeiten. Einige Monate später hatte das Lager schon 14 Baracken und ein Grossteil der Häftlinge wurde im Steinbruch eingesetzt.
Das Lager wurde später in drei Teile geteilt: Lager I, II und III:
Als erstes wurde das Lager I errichtet. Diese ersten 20 Baracken wurden in den Jahren 1938 bis 1940 erbaut. Lager II bestand aus den Baracken 21 bis 24 und wurde im Jahre 1941 gebaut und Lager III bestand nur aus 6 Baracken und wurde im Frühjahr 1944 erbaut.
Außerdem gab es noch das Krankenlager, das sich südlich des Lagers I befand. Dieses Krankenlager wurde auch „Russenlager“ genannt, da es im Oktober 1941 eigentlich für sowjetische Kriegsgefangene gebaut wurde. Neben dem Krankenlager gab es auch noch das Zeltlager, das sich nördlich des Lagers I befand. Es bestand aus 6 großen und 8 kleinen Militärzelten und wurde im Dezember 1944 bezogen und gehörte bis zum 8. April 1945 zum Hauptlager.
Des weiteren existierte ein Arrestgebäude, das 1939 bis 1940 erbaut wurde und 33 Zellen von je 5,4 m² beinhaltete. Dann gab es noch das sogenannte Revier, ein Steingebäude im Lager II, das nicht vollendet, jedoch dessen linke Hälfte aber im Jahre 1944 bezogen werden konnte.
Als letztes gab es noch die Wäscherei- und Küchenbaracken, die in den Jahren 1938 bis 1941 erbaut wurden. Eine Normal-Baracke im KLM war 52,61 Meter lang und 8,22 Meter breit. Außerdem war sie in zwei Teile eingeteilt: Stube „A“ links und Stube „B“ rechts. Jede Stube bestand aus zwei Zimmern, den Aufenthaltsräumen und einem Schlafraum. Die meisten Häftlinge durften sich allerdings nur im Schlafraum aufhalten, da der Aufenthaltsraum den Häftlingsfunktionären auch als Schlafraum vorbehalten war.
Das Hauptlager wurde durch eine 2,5 Meter hohe Umfassungsmauer mit einer Länge von 1.668 Metern gesichert. Gekrönt wurde die Mauer durch einen elektrisch geladenen Zaun mit 380 Volt. Die Ausnahme war der nördliche Teil von Lager I, wo an der Rückfront der Baracken 5, 10 und 15 nur elektrischer Zaun war. Das Krankenlager hatte zur Sicherung einen doppelten Stacheldrahtzaun, der mit Starkstrom geladen war. Die Gesamtfläche der Lager I, II und III betrug, mit dem Appellplatz zusammen, etwa 25.000 m², das Krankenlager hatte ungefähr eine Größe von 15.000 m² und das Zeltlager von 16.000 m².
Alltag und SS-Terror
Der Tagesablauf des KLM war anders als der Tagesablauf anderer KZs, was vor allem daran lag, dass der SS-Gruppenführer Theodor Eicke seine ganz besonderen Methoden hatte, ein Lager zu führen - vor allem was die Strafe anging. Diese Strafen begleiteten natürlich den gesamten Tagesablauf. Eicke hatte vorher „Erfahrung“ im KZ Dachau gesammelt. So übernahm er auch die im KZ Dachau erlassenen Strafverordnungen.
Die offiziellen Strafmaßnahmen im KLM waren Ordnungsstrafen (Essensentzug, Strafarbeit), Arreststrafen, Dunkelarrest und als letztes: körperliche Züchtigungen. Zu den Ordnungsstrafen gehörten im allgemeinen Strafarbeit unter Aufsicht eines SS- Unterführers, ein „Briefschreibverbot“ bzw. ein Verbot, Briefe zu empfangen, Essensentzug bei voller Beschäftigung und schlimmstenfalls die Einweisung in die Strafkompanie des KLM (bis zum Herbst 1943 und für nahezu alle Ausländer), was einem Todesurteil gleich kam. Die Strafkompanie hatte die härteste Arbeit zu leisten, so z.B. das Hochtragen der schweren Granitblöcke über die sogenannte „Todesstiege“ (die Treppe die vom Steinbruch aus hoch zum Lager führte, wobei der Zustand nicht einer Treppe entsprach, da sie sehr steil war und die Stufenabstände sehr groß und sehr klein waren, und selbst heute sind die 186 Stufen der Treppe nicht leicht zu begehen) aus dem Steinbruch herauf. Die Arreststrafen waren meist mit Stockschlägen verbunden und der verschärfte Arrest wurde in der Dunkelkammer vollzogen, ohne die Möglichkeit zum Hinlegen bzw. Sitzen. Zur körperlichen Züchtigung gehörte vor allem das Schlagen mit einem „Ochsenziemer“. Die Anzahl der Schläge, die man im KLM als Strafe bekommen konnte, lag zwischen 5 und 75 (!). Waren es mehr als 25 Schläge, so musste der Häftling, egal welcher Nationalität, laut auf Deutsch mitzählen und verzählte er sich, oder machte er einen Fehler, wurde von vorne angefangen. Laut Vorschriften sollte die Strafhandlung nur im Beisein eines SS-Arztes stattfinden, was aber im KLM nie der Fall war.
Aufgrund einer Weisung des RFSS („Reichsführer-SS“, Heinrich Himmler) vom 2. Dezember 1942 sollten „Prügelstrafen nur noch als letztes Mittel angewandt werden“. Dadurch musste man eine Prügelstrafe immer beim WVHA bzw. dem dortigen Inspekteur der KZs anmelden, was dem Lagerführer des KLM oft viel zu kompliziert war. Von diesem Datum an wurde die Prügelstrafe im KLM nur noch sehr selten angewandt. Als weitere Disziplinarbehandlung gab es das sogenannte Tor- oder Strafestehen. Die betroffenen Häftlinge mussten dafür stundenlang, Tage und Nächte in der Nähe des Lagertores stehen, während sie von vorbeigehenden SS-Männern „zum Spaß“ geschlagen oder getreten wurden. Eine der schlimmsten Misshandlungen bzw. Strafen war das „Pfahlhängen“, das oft in Mauthausen verübt wurde. Dem Häftling, der damit bestraft wurde, „wurden die Hände mit einem etwa fingerdicken Strick auf dem Rücken zusammengebunden. An diesem Strick wurde das Opfer dann am Querbalken einer Baracke in etwa 2 Meter Höhe aufgehängt, so dass der Körper frei in der Luft schwebte. Das ganze Körpergewicht lastete auf den nach rückwärts gebogenen Gelenken. Diese Tortour war mit großen Dehnungsschmerzen der Muskulatur, mit Bewusstseinstrübung und nach 30 Minuten mit völliger Ohnmacht verbunden“.
Der Alltag im KLM war so ausgelegt, dass er den Häftling „zerstörte“, ihm seine Würde raubte und ihn so stark quälte wie möglich. Die Häftlinge mussten sich jedem Befehl unterordnen und die SS-Männer hatten eine unerschöpfliche Phantasie, was das „Zerstören“ und Demütigen der Häftlinge anging. Die Häftlinge mussten z.B. stundenlang strammstehen oder in der Nacht 10 bis 20 Mal aus den Fenstern springen und sich im Dreck wälzen und danach ihre Kleider waschen.
Arbeitseinsatz und Verpflegung
Die Ernährung eines Häftlings im KLM war, wie in allen Konzentrationslagern, mehr als unzureichend. Das verabreichte Essen, das die Häftlinge täglich erhielten, hatte etwa 1450 Kalorien. Bei der langen und sehr schweren Arbeit, die die Häftlinge zu verrichten hatten, wären mindestens 4.500 Kalorien notwendig gewesen. Aufgrund der mangelnden Ernährung und der schweren Arbeit betrug die durchschnittliche Lebensdauer eins Häftlings im KLM bis Herbst 1939 etwa 15 Monate, dann bis Spätsommer 1943 ungefähr 6 Monate und später von Ende 1943 bis Anfang 1945 etwa 9 Monate und dann bis zur Befreiung am 5. Mai 1945 nur noch 6 Monate.
Der Arbeitseinsatz im KLM betrug immer 11 Stunden. Ausgenommen davon waren die Steinmetzlehrlinge mit einem Arbeitseinsatz von 9 Stunden. Geweckt wurden die Häftlinge um 4.45 Uhr im Sommer und im Winter um 5.15 Uhr. Jeden Morgen spielte sich dann die gleiche Prozedur ab: Die Häftlinge mussten sofort aufstehen und ihre Betten perfekt machen, dann schnell anziehen und für die Toiletten- und Waschräume anstehen (8 Toiletten und 5 Minuten Zeit für 250 bis 600 Häftlinge), danach schnell den Spind ordnen und danach wieder anstehen - dieses Mal für das Essen. Danach erfolgte vor den Baracken die Formierung des Zuges für den Zählappell. Dieser war immer gleich: In Zwanzigerreihen barackenweise rechts und links geordnet warteten die Häftlinge auf dem Appellplatz auf das Erscheinen der SS-Leute. Nach einem Rapport und einem „Mützen ab, Mützen auf“ war der Appell beendet und vom Lagerältesten kam der Ruf: „Arbeitskommando formieren“. Nach kurzer Zeit konnten dann die Kolonnen zu ihren jeweiligen Arbeitsstätten marschierten. Bis Frühjahr 1944 erfolgten täglich drei Zählappelle, jeweils am Morgen, am Nachmittag und ein letztes Mal am Abend. Danach gab es dann nur noch zwei, morgens und abends. Die Häftlinge, die in den Werkstätten und innerhalb des Hauptlagers ihren Arbeitseinsatz verrichteten, mussten auch weiterhin mittags zum Appell antreten, außer dem Bedienungspersonal, das in den SS-Unterkünften und Revieren arbeitete. Abends, nach der Rückkehr der Häftlinge von der Arbeit, und je nach Jahreszeit, ab 18.00 Uhr oder ab 19.00 Uhr, fand dann der Abendappell statt. Dieser Appell wurde immer exakt ausgeführt, da die dafür benötigte Zeit von der Freizeit der Häftlinge abgezogen wurde. Wenn es gut ging, dauerte der Appell nur 30 Minuten, manchmal aber auch 1 bis zwei Stunden und in Sonderfällen, wie z.B. einer Hinrichtung oder Flucht, bis zu 3 Stunden. Nach dem Appell wurde das Essen ausgeteilt. Theoretisch hatten die Häftlinge dann bis 20.45 Uhr frei, dazu kam es allerdings fast nie, denn man musste lange für die Toiletten- und Waschräume anstehen. Um 20.45 mussten dann alle Häftlinge in ihren jeweiligen Baracken sein und ab 21.00 Uhr war Bettruhe. Allerdings wurden Abends sehr oft Laus- Kleider- oder Spindkontrollen angeordnet, um die Häftlinge zu schikanieren und ihre Nachtruhe zu kürzen. So konnten die Häftlinge oft nur 6 Stunden schlafen.
Währen der Mauthausener Typhus-Epidemien 1940-41 wurden jeden Abend schikanöse Lauskontrollen durchgeführt. Oft wurde ein Häftling einfach erschlagen oder ertränkt, da er Läuse hatte. „Kaum drastischer konnte die Aufschrift der in den Mauthausener Baracken angeschlagenen Plakate (auf gelbem Grund eine große schwarze Laus) praktiziert werden: „Eine Laus dein Tod.“ Am Sonntagnachmittag hatten die Häftlinge frei. Sie nutzten ihre Freizeit dazu, die Garderobe zu richten, Flickarbeiten vorzunehmen, Socken zu stopfen (wenn sie welche hatten, die Mehrzahl der Häftlinge besaß nur Fußlappen), die Haare zu schneiden und sich zu rasieren. Selten gab es sonntags auch Auftritte der Häftlingskapelle oder Box- bzw. Fußballturniere. Allerdings hatten nur wenige Häftlinge die Kraft, daran teilzunehmen. Ab 1943 gab es in Mauthausen dann auch Fußballmannschaften der einzelnen Volksgruppen. Ingesamt waren im KLM 197.464 Häftlinge inhaftiert, von denen ungefähr 100.000 ermordet wurden bzw. starben.
Die Befreiung
Befreit wurde das KLM am 5. Mai 1945 durch die vorrückenden amerikanischen Truppen. Kurz vorher, im April 1945, hatte die SS damit begonnen, alle Akten zu zerstören, die auf ihre Verbrechen im KLM hinwiesen. Darunter fiel auch das Abmontieren der Gaskammer, d.h. alles, was darauf hinwies, dass es eine Gaskammer war, wurde entfernt. Danach flohen die SS-Männer und die Häftlinge wurden vom Volkssturm und von der Wiener Feuerwehr bewacht. Noch kurz vor der Befreiung wurden im KLM noch Häftlinge ermordet, deren genaue Zahl unbekannt ist.
Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen
Das KLM besaß 52 Nebenlager (unter Berücksichtigung der jeweiligen untergeordneten Lager, d.h. zum Beispiel bei Gusen werden Gusen II und Gusen III jeweils als einzelnes Außenlager gezählt).
Gusen I, II und III
Der Aufbau des Nebenlagers Gusen begann 1939, damals noch unter dem Namen KL Mauthausen/Unterkunft Gusen. Gusen lag 4,5 Kilometer westlich von Mauthausen zwischen den Ortschaften St. Georgen und Langensstein, in der Nähe des Flusses Gusen, der dort in die Donau fließt. Aufgebaut wurde das Lager am Anfang von zwei Arbeitskommandos, bestehend aus 400 österreichischen und deutschen Häftlingen, die jeden Morgen vom KLM aus nach Gusen marschieren mussten. Im März 1940 waren die ersten Baracken fertig. Sie wurden zunächst von den Mitgliedern der beiden Arbeitskommandos belegt. Am 24. Mai des gleichen Jahres wurden 200 Häftlinge als „Kranke“ ins KLM rückverlegt. Am nächsten Tag die übrig gebliebenden Häftlinge als die ersten Gusener Häftlinge registriert. Allerdings trafen am gleichen Tag noch 1.082 Polen aus dem KZ Dachau ein. In Gusen wurde den Häftlingen mitgeteilt, dass sie nun „zu brauchbaren Menschen des Dritten Reiches umgeschult werden“. In den nächsten Monaten kamen weiter 4.000 polnische Intellektuelle nach Gusen zur „Umschulung“. Schon zwischen dem 1. Juni und 31. Dezember 1940 wurden 1.570 polnische und 15 österreichische Häftlinge als „auf der Flucht erschossen“ oder als „verstorben“ in die Gusener Todeslisten eingetragen. Gusen bestand aus 34 Baracken, davon 24 Häftlingsbaracken, zwei Werkstatt- und Magazinbaracken sowie sechs Krankenbaracken, denen im Winter 1943/44 noch vier weitere folgten. Außerdem gab es noch zwei Steingebäude. Im Sommer 1941 wurde in Gusen auch ein Krematorium gebaut, in dem ab dem 26. September 1941 die Häftlingsleichen verbrannt wurden. Die Häftlinge des Außenlagers Gusen I mussten unter anderem in den Gusener Steinbrüchen, im Stollenbau und in der Waffenindustrie arbeiten, wo sie beispielsweise Flugzeugmotoren für Daimler-Benz herstellten. Gusen I besaß, wie auch alle anderen Außenlager, die mit der Motorenproduktion in Verbindung standen, einen Tarnnamen. Dieser lautete „Georgenmühle“.
Am 9. März 1944 wurde das Lager Gusen II eröffnet. Es war für 10.000 Häftlinge gebaut worden, welche im Stollenausbau, für die Steyr-Daimler-Puch AG und in der Produktion von Bauteilen für Maschinenpistolen sowie in der Teileproduktion für Düsenjäger arbeiten mussten. Die Tarnnamen von Gusen II waren einerseits ebenfalls „Georgenmühle“ für die Produktion der Maschinenpistolenbauteile, andererseits „Esche II“ für die Teilproduktion für Düsenjäger. Ungefähr zehn Monate später, im Dezember 1944, wurde Gusen III für weitere 262 Häftlinge eröffnet. Die Häftlinge von Gusen III mussten beim Bau der Großbäckerei Lungitz und in einem Ersatzteillager der Messerschmitt GmbH helfen.
Da die Außenlager Gusen I, II und III reine Arbeitslager waren, wurden dort sofort alle Häftlinge, die krank oder schwach waren, ermordet beziehungsweise hingerichtet. In den Nebenlagern waren insgesamt 67.677 Häftlinge inhaftiert, von denen 31.535 offiziell getötet wurden, wozu noch ca. 2.500 Ermordete kommen, die nicht in den Todeslisten aufgeführt wurden. Zu diesen Zahlen muss man allerdings auch die 2.630 Häftlinge zählen, die in Schloss Hartheim ermordet wurden. Die Nebenlager Gusen wurden, wie das KLM, am 5. Mai 1945 von der US-Armee befreit, welche nur noch 2.000 erschöpfte Häftlinge vorfand.
Ebensee
Das Nebenlager Ebensee wurde auf Befehl Hitlers erbaut, nachdem in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 die wichtigsten Produktionsstätten für die V2-Raketen durch alliierte Luftangriffe zerstört worden waren. Hitler verlangte von seinem Rüstungsminister, dass die Produktionsstätten in unterirdische Stollen verlegt werden sollten. So beschloss der Rüstungsrat, die Produktion in Höhlen am Traunsee zu verlegen. Diese Höhlen existierten allerdings noch nicht. Daher wurden zwei Monate später, am 8. November 1943, die ersten Häftlinge in die Nähe der Ortschaft Ebensee verlegt, um Häftlings- und Werkstättenbaracken zu bauen. Als Tarnnamen für diese KZ-Anlagen wurden „Zement“, „Kalksteinwerke“ und „Solvay“ gewählt. Die Häftlinge mussten unter größten körperlichen Anstrengungen innerhalb kürzester Zeit die Stollen bis zu 250 Meter in den Berg hineintreiben. Das gesamte Stollensystem war durch ein Schienensystem untereinander verbunden. Es sollte ein Raketen-Entwicklungswerk mit Prüfständen entstehen, wo die Interkontinentalrakete „A 9“ produziert werden sollte, und Ende 1944 wurde in den Ebenseer Stollen mit der Errichtung einer Schmierölraffinerieanlage begonnen. Die Raffinerie begann dann auch im Februar 1945 zu produzieren. Letztendlich sollten noch im Frühjahr 1945 in der Anlage B Motoren für Panzer und Flugzeuge hergestellt werden.
Nach der Zerstörung des Bahnhofs in Attnang-Puchheim wurde die sogenannte „Todeskolonne“ täglich teils per Viehwagen, teils zu Fuß zum Bahnhof transportiert, um ihn wieder aufzubauen. Die Lebensbedingungen in Ebensee waren schlechter als die in allen anderen Nebenlagern. Während des langen Winters vom November 1943 bis Juni 1944, wo erst die letzten Schneereste verschwanden, mussten die Häftlinge zum Teil barfuß bleiben, da es nicht genug Schuhe gab. Die Häftlinge waren auch sonst mehr als unzureichend bekleidet. Hinzu kam, dass sie täglich 10 bis 12 Stunden in den Stollen arbeiten mussten. Der leitende SS-Offizier, Otto Riemer, war ein Trinker und Sadist, der es richtiggehend genoss, Häftlinge zu quälen und zu töten. Außerdem gab es in Ebensee die auf Menschen dressierte Dogge „Lord“, die mehrmals Häftlinge zerfleischte. In Zeit von November 1943 bis Mai 1945 starben in Ebensee 8.745 Häftlinge. Ende April 1945 gab es 18.437 Häftlinge in Ebensee. Einen Tag vor der Befreiung der Lagers, am 5. Mai 1945, versuchte der Lagerkommandant noch, die Häftlinge in die Stollen zu treiben. Sie leisteten allerdings einen so starken Widerstand, dass der Lagerkommandant das Vorhaben fallen ließ. Am 6. Mai 1945 wurde das Lager Ebensee von Soldaten der 3. US-Panzerarmee befreit. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Durch spontan eingeleitete Hilfsaktionen, die der Pfarrer aus der Wiener Hofburg, Dr. Franz Loidl, leitete und bei denen die Armee der USA tatkräftig mithalf, konnten einige Überlebende gerade noch vor dem Tod gerettet werden.
Melk
Das Außenlager Melk wurde am 11. April 1944 für 500 Häftlinge eröffnet und bestand genau ein Jahr lang. Wie die Häftlinge im Nebenlager Ebensee, mussten auch die Häftlinge in Melk, zu denen viele Kinder und Jugendliche gehörten, Stollen in den Berg treiben. Das Nebenlager Melk lief unter dem Tarnnamen „Quarz“, da die Stollen im Grossteil durch Quarzgestein getrieben wurden. Die Häftlinge mussten in drei Schichten ohne Sicherheitsvorkehrungen und bei ungenügender Sicherung der Stollen arbeiten. Es kam daher auch oft zu Todesfällen und regelmäßig mussten Transporte aus Mauthausen „Häftlingsnachschub“ bringen. Im Winter 1944/45 wurden dann sechs Stollen fertig gestellt, alle für die Steyrwerke-AG, die dort Kugellager produzieren ließ.
Während des gesamten Bestehens des KZs kamen 5.000 Häftlinge ums Leben. Viele von ihnen wurden, wie in anderen Lagern, entweder mit Herzinjektionen getötet, „auf der Flucht erschossen“ oder in Schloss Hartheim vergast. Wie in den anderen Lagern, wurden viele von ihnen auch von ihren Bewachern ermordet. Am 11. April 1945 wurde das Lager geräumt, da die alliierten Truppen immer näher kamen. Die Kinder und Jugendlichen kamen nach Mauthausen, die Erwachsenen nach Ebensee.
Linz
Auch in Linz war ein Außenlager bei den damaligen Hermann-Göring-Werken, der heutigen VOEST. Hier mussten Zwangsarbeiter im Stahlwerk aus ganz Europa unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Da das Stahlwerk ab 1944 ein vorrangiges Ziel der alliierten Luftangriffe darstellte, kamen auch im Zuge dieser Angriffe viele Häftlinge ums Leben.
Siehe auch: Liste der Außenlager des KZ Mauthausen
Bekannte Opfer des KZ Mauthausen
- Henryk Slawik († 24. oder 25. August 1944)
- Peter van Pels († 5. Mai 1945; Tag der Befreiung) Berühmt geworden als Mitbewohner von Anne Frank im Amsterdamer Hinterhaus