Als Nuklarunfälle von Fukushima-Daiichi werden eine Serie von Nuklarunfällen im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi bezeichnet, die sich nach dem Großen Tōhoku-Erdbeben vom 11. März 2011 ereigneten. Von dieser Unfallserie waren mehrere Kraftwerksblöcke der Anlage betroffen.
Zustand der Anlage bei Beginn der Unfälle
Lagerort | Brennstoffmenge in Tonnen |
---|---|
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 1 | 50 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 2 | 81 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 3 | 88 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 4 | 135 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 5 | 142 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Block 6 | 151 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. separates Becken | 1097 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. Trockenlagerung | 70 |
Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. gesamt | 1814 |
Nach Schätzungen der IRSN befanden sich zu Beginn der Unfälle ungefähr 6000 Brennelemente im separaten, großen Abklingbecken.[1] Für die Befüllung der einzelnen Becken zu diesem Zeitpunkt existiert außerdem nebenstehende Schätzung (Tabelle).[2]
Bei Beginn der Unfälle waren die Blöcke 1, 2 und 3 in Betrieb und die Blöcke 4, 5 und 6 aufgrund von Wartungsarbeiten heruntergefahren.[3]
Reaktorblock 4 war seit dem 30. November 2010 außer Betrieb. Die Brennelemente dieses Blocks lagerten zum Unfallzeitpunkt vollständig im Abklingbecken.[4] ÀÀ
Ablauf der Unfallserie
Am 11. März 2011 erfolgte infolge des schweren Tōhoku-Erdbebens eine automatische Schnellabschaltung der in Betrieb stehenden Reaktoren 1 bis 3.[5] TEPCO berichtete, dass die Notstromdieselaggregate starteten, jedoch nach einer Stunde infolge des Tsunami[6] stoppten, so dass für die Blöcke 1, 2 und 3 und – wie sich vier Tage später ergab – anscheinend auch für Block 4, 5 und 6 keine ausreichende Kühlung mehr gewährleistet war (Kühlmittelverluststörfall), um die Nachzerfallswärme abzuführen.[7] Der Tsunami erreichte eine Höhe von etwa sieben Metern, wobei das Kraftwerk nur auf Flutwellen bis zu einer Höhe von 6,51 Metern vorbereitet war.[8] Zwar gab es mobile Generatoren vor Ort und weitere, die später herantransportiert wurden. Diese konnten allerdings bis zum 12. März 2011 aufgrund fehlender geeigneter Kabel, eventuell auch wegen der Versperrung von Zufahrtswegen, nicht angeschlossen werden.[5][9] Die Reaktoren 1, 2 und 3 wurden daraufhin provisorisch durch Einpumpen von Meerwasser gekühlt.
Zum ersten Mal in der Geschichte Japans musste Regierungschef Naoto Kan den atomaren Notstand ausrufen. Zunächst wurden Anwohner im Umkreis von zwei, dann drei, dann zehn und zuletzt zwanzig Kilometern zur Evakuierung aufgefordert. Bewohner in einer Entfernung von zwanzig bis dreißig Kilometern zum Kraftwerk wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.
Explosionen beschädigten die Reaktorgebäude der Reaktoren 1, 2, 3 und 4. Im Reaktorgebäude 4 brachen mehrere Brände aus. Daraufhin stieg die radioaktive Belastung auf dem Gelände so sehr an, dass der Großteil der TEPCO-Mitarbeiter evakuiert wurde. Am 17. März 2011 waren nur noch rund 50 Mitarbeiter des Kraftwerksbetreibers – die so genannten „Fukushima 50“ – und 130 weitere von Einheiten wie Feuerwehr, Armee und SDF (japanische Selbstverteidigungsstreitkräfte) auf dem Gelände tätig.[10]
Einzelne Reaktoren wurden provisorisch mit Wasserwerfern der Selbstverteidigungskräfte und der Tokioter Feuerwehr gekühlt. Neue Hochspannungsleitungen wurden zum Kraftwerk verlegt, um die Kühlsysteme wieder ans Stromnetz anschließen zu können.[11]
Die Vorfälle wurden von der Japanischen Atomaufsichtsbehörde am 12. März zunächst als INES-Stufe 4 („Unfall“) eingestuft.[12] Die Einschätzung der japanischen Behörden wurde am 14. März von der Französischen Kontrollbehörde für Nuklearsicherheit ASN angezweifelt, deren Präsident André-Claude Lacoste die Zwischenfälle eher als Stufe 5 („Ernster Unfall“) oder Stufe 6 („Schwerer Unfall“) einstufte.[13] Am 15. März schätzte auch das US-amerikanische Institute for Science and International Security ISIS die Ereignisse als Stufe 6 ein.[14] Am 18. März 2011 erhöhte die japanische Atomsicherheitsbehörde die Unfallstufe für die Blöcke 1 bis 3 auf INES 5, während die Vorfälle in Block 4 vorläufig als Stufe 3 („Ernster Störfall“) klassifiziert wurden.[15]
In einer Pressekonferenz am 18. März erwähnte TEPCO erstmals die Option, analog zu Tschernobyl das Kraftwerk in einem Sarkophag einzuschließen, um den Austritt radioaktiver Substanzen in großem Ausmaß zu unterbinden.[16]
Allgemeiner Verlauf in den Reaktorblöcken 1 bis 3
Dieser Abschnitt beschreibt in vereinfachter Form den bei den Reaktorblöcken 1 bis 3 im Prinzip gleichen Verlauf des Unfalls.[17]
Während des Erdbebens lösten die Primär-Wellen (P-Wellen) des Bebens die Reaktorschnellabschaltung und den Abschluss des Reaktorsicherheitsbehälters aus. Durch das damit verbundene Schließen von Frischdampf- und Speisewasserventil ging planmäßig die Hauptwärmesenke (Kühlung) des Reaktors verloren. Die von verdampfendem Wasser im Reaktor aufgenommene Nachzerfallswärme wurde nun in die Ersatzwärmesenke, die wassergefüllte Kondensationskammer im Sicherheitsbehälter abgeführt. Von dort hätte sie weiter über die Nachkühlkette abgeführt werden sollen.
Infolge des Erdbebens und des nachfolgenden Tsunamis versagten die Pumpen des Kühlsystems, da nicht nur die Energieversorgung von außen ausfiel, sondern auch die Dieselgeneratoren, die das System mit Notstrom hätten versorgen sollen. Lediglich Batteriestrom stand für begrenzte Zeit zur Verfügung. Daher wurde der Druckbehälter mit weniger Speisewasser versorgt, als in ihm verdampfte. Das hatte zur Folge, dass der Wasserstand absank und die Reaktorbrennstäbe teilweise nicht mehr von Wasser umgeben waren, wodurch sie sich stark erhitzten. Ebenso wurde das Kondensat in der Kondensationskammer nicht mehr hinreichend gekühlt, wodurch der Druck im Sicherheitsbehälter schnell anstieg. Um den Druck zu senken, wurde aus dem Sicherheitsbehälter mit Radionukliden (unter anderem 137Cs und 131I) kontaminierter Dampf in die Umgebung abgelassen. Wahrscheinlich führte die Erhitzung der Brennstäbe zu deren zumindest teilweiser Schmelze.[18] Zu einem Bruch (Durchschmelzen) des Reaktordruckbehälters ist es bei Block 1 und 3 soweit bekannt nicht gekommen.
Vermutlich entstanden aus dem Wasserdampf bei etwa 1.227 °C durch eine katalytische Spaltung an dem Zirkonium der von Zirkalloy ummantelten, beschädigten Brennstäbe Wasserstoff und Sauerstoff.[19] Der Wasserstoff entwich in das Reaktorgebäude, wo es zu einer Knallgasexplosion kam, welche die Gebäudehülle (vor allem das Dach) zerstörte. Inwieweit die innerhalb der Reaktorgebäude befindliche Betonabschirmung bei den Explosionen beschädigt wurde, war nicht bekannt. Während bei diesen Blöcken davon ausgegangen wurde, dass der stählerne Reaktorsicherheitsbehälter intakt geblieben sei, wurde bei Block 2 vermutet, dass ein Bruch des Druckbehälters mit einem damit verbundenen Austritt erheblicher Mengen radioaktiver Substanzen eintrat.
Um den Reaktorkern zu kühlen und bei einem Schmelzen der Brennstäbe eine unkontrollierte Kettenreaktion zu unterbinden, wurde mit Borsäure versetztes Meerwasser in den Reaktor geleitet. Das in natürlichem Bor zu 20 % vorhandene Isotop 10B kann aus einer Kernspaltung entstehende Neutronen sehr effizient absorbieren (Neutronenabsorber), wobei es zu Lithium und Helium zerfällt.
Zustand der Reaktorblöcke
Das Japanische Atomindustrie-Forum (JAIF) gibt in unregelmäßigen Abständen Berichte zum Zustand des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi heraus. Die vorliegende Tabelle gibt den Stand vom 19. März 2011 um 16:00 Uhr Ortszeit (8:00 Uhr MEZ)[20] in deutscher Übersetzung durch die GRS[21] wieder.
Block 1 | Block 2 | Block 3 | Block 4 | Block 5 | Block 6 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Betriebszustand zur Zeit des Erdbebens | in Betrieb → Schnellabschaltung | in Betrieb → Schnellabschaltung | in Betrieb → Schnellabschaltung | abgeschaltet | abgeschaltet | abgeschaltet |
Zustand von Kern und Brennstäben | beschädigt | beschädigt | beschädigt | keine Brennstäbe im Kern | nicht beschädigt | nicht beschädigt |
Zustand des Reaktordruckbehälters | unbekannt | unbekannt | unbekannt | |||
Zustand des Sicherheitsbehälters | nicht beschädigt | Schaden vermutet | möglicherweise unbeschädigt | nicht beschädigt | nicht beschädigt | nicht beschädigt |
Reaktorkühlsystem (Wechselstrom) | nicht funktionsfähig | nicht funktionsfähig | nicht funktionsfähig | nicht notwendig | nicht notwendig | nicht notwendig |
Reaktorkühlsystem (dampfbetrieben) | nicht funktionsfähig | nicht funktionsfähig | nicht funktionsfähig | nicht notwendig | nicht notwendig | nicht notwendig |
Zustand des Reaktorgebäudes | schwer beschädigt | leicht beschädigt | schwer beschädigt | schwer beschädigt | Entlüftungsloch wird angebracht, um Wasserstoff abzulassen | Entlüftungsloch wird angebracht, um Wasserstoff abzulassen |
Wasserstand im Reaktordruckbehälter | Brennstäbe freiliegend | Brennstäbe freiliegend | Brennstäbe freiliegend | sicher | sicher | sicher |
Druck im Reaktordruckbehälter | stabil | unbekannt | stabil | sicher | sicher | sicher |
Druck im Sicherheitsbehälter (Containment) | unbekannt | niedrig | niedrig | sicher | sicher | sicher |
Wassereinspeisung in Reaktorkern | wird fortgesetzt (Meerwasser) | wird fortgesetzt (Meerwasser) | wird fortgesetzt (Meerwasser) | nicht notwendig | nicht notwendig | nicht notwendig |
Wassereinspeisung in Containment | wird fortgesetzt (Meerwasser) | noch nicht entschieden | wird fortgesetzt (Meerwasser) | nicht notwendig | nicht notwendig | nicht notwendig |
Druckentlastung Containment | temporär gestoppt | temporär gestoppt | temporär gestoppt | nicht notwendig | nicht notwendig | nicht notwendig |
Zustand der Brennstäbe im Abklingbecken | Wassereinspeisung wird erwogen | (keine Information) | Wasserniveau niedrig, Wassereinspeisung erfolgt | Wasserniveau niedrig, Wassereinspeisung in Vorbereitung, Wasserstoffexplosion über dem Becken | Beckentemperatur steigt | Beckentemperatur steigt |
INES-Einstufung durch NISA | Stufe 5 | Stufe 5 | Stufe 5 | Stufe 3 | – | – |
Reaktorblock 1
Am 11. März kam es um 15:42 Uhr (Ortszeit) zu einem Verlust an elektrischer Leistung. Der Vorfall wurde der NISA gemeldet. Um 16:36 versagte das Wassereinspritzsystem zur Kühlung.[22] Da das Kühlsystem im Reaktorblock 1 nicht mehr zur Verfügung stand, verdampfte Kühlwasser, bis Teile der Brennstäbe aus dem Wasser ragten.
Am 12. März kam es um 0:46 zu einem abrupten Druckanstieg. Daraufhin wurde um 14:30 Dampf aus dem Containment abgelassen, da sich der Druck von 4 auf 8,4 bar erhöht hatte.[23] Dabei gelangten auch geringe Konzentrationen der radioaktiven Caesium- und Iod-Isotope 137Cs und 131I in die Umgebung.[6][9]
Am 12. März kam es dann um 15:36 Uhr zwischen Containment und Außenhülle des Reaktorgebäudes zu einer Knallgasexplosion (Wasserstoff-Explosion), bei der der obere Teil der Halle des Reaktorblocks weggesprengt wurde.[24][25] Einer Stellungnahme der Regierung zufolge wurde das Containment nicht beschädigt, die Strahlungswerte am Werkstor sollten 70-fach über den Normalwerten liegen.[26] Durch die Explosion wurden vier Arbeiter vor Ort verletzt, drei weitere Arbeiter wurden bei anderen Vorfällen verletzt. Zudem wurde ein Arbeiter einer erhöhten Strahlungsdosis ausgesetzt.[27] Der Evakuierungsradius wurde auf 20 km ausgeweitet.[28][29]
Nach Abklingen der Explosionswirkungen wurde am 12. März um 20:20 Uhr mit der Einleitung von Meerwasser zur Kühlung des Reaktorkerns begonnen.[30] Am 13. März wurde um 11:55 Uhr Meerwasser über das Feuerlöschsystem in die Reaktordruckkammer eingeleitet. Am 14. März musste um 1:10 Uhr die Einspritzung von Meerwasser zeitweilig unterbrochen werden.[31]
In Fukushima blies zum Explosionszeitpunkt ein Westwind mit einer Geschwindigkeit von etwa 15 km/h. Die japanischen Behörden vermuteten ab zirka 17:00 Uhr MEZ aufgrund stark erhöhter Iod- und Caesiumwerte eine partielle Kernschmelze, die japanische Tageszeitung Asahi Shimbun berichtete von partiell freiliegenden Brennstäben.[32] Ab 20:20 Uhr Ortszeit (12:20 MEZ) wurde mithilfe des Feuerlöschsystems Meerwasser zur Abkühlung mit Borsäure als Neutronenabsorber in den Reaktordruckbehälter gepumpt, die Behörden bereiteten auch die Verteilung von Iod-Tabletten vor.[6][33] Das Auffüllen des Containments sollte etwa zehn Tage in Anspruch nehmen, manche Quellen sprachen auch von zwei Tagen.[33][34] Premierminister Naoto Kan flog mit einem Hubschrauber zur Anlage und forderte dort einen Leiter von TEPCO auf, die umliegende Bevölkerung zu unterstützen.[35]
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO/IAEA) teilte am 12. März 2011 gegen 21 Uhr (MEZ) mit, dass bis zu diesem Zeitpunkt etwa 170.000 Menschen innerhalb eines Radius von 20 km ihre Wohnungen verlassen mussten und dass die Evakuierungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen seien.[36]
Kabinettssekretär Yukio Edano sagte, offizielle Stellen handelten nun auf der Basis der Annahme, dass in Block 1 sehr wahrscheinlich eine Kernschmelze in Gang sei.[37] Am Montag war der Druck im Reaktorblock 1 stabil, weiteres Fluten mit Seewasser sollte später wieder aufgenommen werden.[38] In der Nacht von Montag auf Dienstag wurde wieder Wasser eingeleitet, nachdem am Montag eine Pumpe versagte. Wasserspiegel und Druck im Reaktor sollten stabil sein.[39]
Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit meldete am 16. März 2011, dass 70% der Brennstäbe defekt seien und die Brennstäbe teilweise frei lägen.[40]
Reaktorblock 2
Am 11. März kam es um 15:42 Uhr (Ortszeit) zu einem Verlust an elektrischer Leistung. Um 16:36 versagte das Wassereinspritzsystem zur Kühlung. Am 13. März 14:00 wurde die Wassereinspritzung wieder aufgenommen.
Am 14. März nach 11:00 Uhr (Ortszeit) wurde das Ausblasventil wegen der Explosion im Reaktorblock 3 geöffnet. Um 13:18 kam es zu einem Abfall des Wasserspiegels im Reaktordruckbehälter. Um 13:25 Uhr versagte das Reaktorkühlsystem. Dies führte zu einem nahezu vollständigen Verlust an flüssigem Wasser im Reaktor, das sich in Wasserdampf verwandelte, wodurch die Gefahr einer Kernschmelze deutlich zunahm. Daraufhin wurde um 13:49 Alarm ausgelöst und um 16:34 (oder um 19:20) Meerwasser in die Reaktordruckkammer eingeleitet. Um 22:50 wurde ein abnormaler Druckanstieg im Reaktordruckbehälter registriert.
Am 15. März 0:00 Uhr (Ortszeit) wurde das Überdruckventil geöffnet. Um 6:20 erfolgte eine Knallgas-Explosion, wobei ein Becken (Supressor Pool) beschädigt wurde. Ab 8:25 stieg weißer Dampf und/oder Rauch aus der Anlage auf, der noch anhält (Stand 18. März 15:00).[41] [42] [43]
Während Edano am 15. März die Blöcke 1 und 3 als „auf dem Weg zu Normalität“ bezeichnete, nannte er die Situation von Block 2 weiter instabil.[44]
Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit meldete am 15. März 2011, dass 33% der Brennstäbe defekt seien und die Brennstäbe teilweise frei lägen. Trotz Einspeisen von Wasser gelang es nicht, den Wasserstand im Reaktor zu erhöhen.[45] Dies deutete auf größere Lecks im Reaktordruckgefäß hin.
Reaktorblock 3
Zum Zeitpunkt des Unfalls war der Reaktorblock 3 im Gegensatz zu den beiden anderen Blöcken 1 und 2 mit Mischoxid-Brennelementen bestückt, die eine Mischung aus Urandioxid und Plutoniumdioxid enthalten.
Am 11. März kam es um 15:42 Uhr (Ortszeit) zu einem Verlust an elektrischer Leistung. Am 13. März um 5:10 Uhr versagte das Kühlsystem. Um 8:41 wurden die Entlüftungsklappen geöffnet. Um 13:12 wurde mit der Einspritzung von Meerwasser in den Reaktordruckbehälter begonnen. Hidehiko Nishiyama vom METI deutete am 13. März 2011 an, dass der Kern in Block 3 wahrscheinlich teilweise geschmolzen sei.[46]
Am 14. März um 1:10 musste die Einspritzung von Meerwasser in die Reaktordruckbehälter mangels Meerwasser in der Sammelgrube sowohl für Reaktorblock 1, als auch für Reaktorblock 3 unterbrochen werden. Für Reaktorblock 3 wurde die Einspritzung von Meerwasser in den Reaktordruckbehälter um 3:20 wieder aufgenommen. Ab 7:44 begann der Druck in der Reaktordruckkammer kontinuierlich anzusteigen. Um 11:01 ereignete sich dann eine Knallgas-Explosion in der Nähe des Gebäudes.
Am 15. März um 10:22 wurde in der Nähe des Reaktorblocks 3 (erhöhte?) Strahlung gemessen. Am 16. März betrug die Strahlendosis um 6:40 und um 8:47 jeweils 400 mSv/h.
am 16. März 2011 um 9:35 Uhr
Am 16. März stieg um 8:34 und um 10:00 weißer Dampf und/oder Rauch aus dem Gebäude auf. Wegen der Möglichkeit eines Schadens am Reaktorkern wurde um 10:45 die Bedienungsmannschaft des zentralen Kontrollraums für Reaktorblock 3 und 4 (gemeinsamer Kontrollraum) evakuiert. Um 11:30 kehrte die Bedienungsmannschaft wieder an ihren Arbeitsplatz zurück und nahm die Einspritzung von Meerwasser in die beiden Reaktordruckbehälter wieder auf.
Am 17. März begannen die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte um 9:48 Uhr mit Hilfe von Chinook-Hubschraubern Wasser aus Löschbehältern über dem Reaktorblock 3 abzulassen. Diese Operation wurde insgesamt viermal durchgeführt: um 9:48, 9:52, 9:58 und 10:01. Sondereinsatzkräfte der Polizei besprühten den Reaktorblock in der Zeit von 19:05 bis 19:13 vom Boden aus. Um 19:05 setzte die Polizei auch Wasserwerfer ein. Ab 19:35 setzten die Japanischen Streitkräfte viermal Sonderlöschfahrzeuge zum Besprühen ein: um 19:35, um 19:45, um 20:00 und um 20:07.
Am 18. März sprühten die Japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte mit 6 Sonderlöschfahrzeugen und das amerikanische Militär mit 1 Sonderlöschfahrzeug jeweils 6 Tonnen Wasser auf das Reaktorgebäude 3. Meerwasser wird in den Reaktordruckbehälter gepumpt. Es strömt weiterhin weißer Dampf und/oder Rauch aus (Stand 18. März 15:00).[47] [48] Um 10:00 Uhr meldete der japanische Atomindustrieverband JAIF erstmals Druckschwankungen im Innern der Reaktordruckkammer.[49]
Reaktorblock 4
Der Block war seit dem 30. November 2010 wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb. Nachdem die Inspektion durchgeführt worden war, wurden alle Brennelemente in das Abklingbecken überführt.[50] Am 15. März 2011 um 6:14 Uhr (Ortszeit) ereignete sich eine Explosion, die zwei Löcher von etwa 8 m² Größe in den Gebäudewänden verursachte; zuvor war im Abklingbecken des Blocks eine stark erhöhte Wassertemperatur von 84 °C gemessen worden.[51] Um etwa 9:38 Uhr (Ortszeit) brach ein Feuer aus, welches aus den Löchern drang und gegen 11:00 Ortszeit von alleine erlosch.[52] Später wurde ein reduzierter Wasserspiegel im Abklingbecken festgestellt. Die Brennelemente lagen teilweise frei, wodurch sie beschädigt werden und Radioaktivität freisetzen können.[53][54] Laut TEPCO wurde anschließend eine erhöhte Strahlung gemessen. Am Nachmittag des 15. März teilte Yukio Edano mit, dass die Strahlendosis am Werkstor auf einen für Menschen ungefährlichen Wert abgefallen sei.[55] Die japanische Atomaufsichtsbehörde NISA bezeichnete die Situation von Block 4 als die kritischste von allen Blöcken, da aufgrund von Arbeiten am Reaktorbehälter alle Brennelemente im Abklingbecken lagern. Am Abend des 15. März 2011 wies NISA die Betreibergesellschaft TEPCO an, Wasser in das Abklingbecken einzuleiten[56]. Diese teilte jedoch um 23:00 Uhr (Ortszeit) [Quelle für Uhrzeit?] mit, eine Wassereinleitung in das Abklingbecken sei nicht möglich.[57]
Am 16. März 2011 brach gegen 5:45 Uhr (Ortszeit) im Reaktorblock 4 erneut ein Feuer aus, welches jedoch um 6:15 Uhr (Ortszeit) nicht mehr nachweisbar war.[58][59] An diesem Tag veröffentlichte Fotos zeigen das Reaktorgebäude 4 ohne äußere Hülle, ähnlich wie Gebäude 3 nach der Explosion vom 14. März 2011. Die Ursache der Explosionen und Feuer in Block 4 wurde weder vom Betreiber noch von den Aufsichtsbehörden erklärt (Stand: 19. März).
Da das Abklingbecken von Block 4 nicht mit Meerwasser gekühlt werden konnte[60], sollte dies nun von Hubschraubern aus und mit Wasserwerfern versucht werden. Diese Arbeiten konzentrierten sich jedoch zunächst nur auf den dampfenden bzw. rauchenden Block 3.[61] Der Vorsitzende der US-amerikanischen Atomaufsicht NRC, Gregory Jaczko, hielt diese Entscheidung für falsch, weil nach seinen Informationen von Block 4 die größere Gefahr ausgehe.[62] Befürchtet wurde ein zusätzlicher Kritikalitätsstörfall, ähnlich wie er sich 1999 in einer Wiederaufarbeitungsanlage in Tokaimura ereignete[63]. Bei einem solchem Verlauf kann es durch Wiedereinsetzen der nuklearen Kettenreaktion zu einer umfangreichen Freisetzung von Radioaktivität kommen[64], weswegen eine Ausweitung der Evakuierungszone diskutiert wird[65]. Um die Entstehung einer solchen erneuten Kettenreaktion in den Reaktoren 1 bis 3 möglichst zu verhindern, wurden dem Kühlwasser Bor zugesetzt, das als Neutronenabsorber wirkt.
Reaktorblöcke 5 und 6
Die Blöcke fünf und sechs waren während des Erdbebens wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb. Der Block 5 wurde im Rahmen der Wartungsarbeiten vor dem Erdbeben bereits mit Kernbrennstäben bestückt. Da auch der Generator an Block 5 ausgefallen war und so die Kühlung dieser Brennstäbe nicht gewährleistet war, fiel in Folge der Wasserspiegel im Reaktor. Der Füllstand war jedoch am 16. März 2011 noch ca. zwei Meter oberhalb der Brennstäbe. Der Generator am Block 6 war zu diesem Zeitpunkt einsatzbereit und wurde auch zur Füllstandsregulierung in Block 5 verwendet.[66]
In den Abklingbecken beider Blöcke wurde seit dem Ausfall der Kühlsysteme eine stetig steigende Wassertemperatur gemessen:
Zeitpunkt (Ortszeit) | Block 5 | Block 6 | Quelle |
---|---|---|---|
14. März 2011, 19:08 | 59,7 °C | 58,0 °C | IAEA[67] |
15. März 2011, 19:00 | 60,4 °C | 58,5 °C | IAEA[67] |
16. März 2011, 14:00 | 62,7 °C | 60,0 °C | IAEA[67] |
17. März 2011, 12:00 | 64,2 °C | 62,5 °C | NISA[68] |
18. März 2011, 14:00 | 66,3 °C | 64,0 °C | NISA[69] |
19. März 2011, 12:00 | 66,6 °C | 66,5 °C | NISA[70] |
Zentrales Abklingbecken
Am 18. März 2011 um 6:00 (Ortszeit) war der Wasserstand im großen Abklingbecken unverändert auf Normalniveau, das heißt das Becken war vollständig gefüllt.[71]
Emission ionisierender Strahlung und radioaktiver Stoffe
Angaben über die Strahlenexposition sind spärlich, lückenhaft und widersprüchlich.[72] Die vom Betreiber TEPCO in Pressemitteilungen veröffentlichten Angaben beruhen auf Messungen an sieben Messstationen entlang der Peripherie des Kraftwerks.[73]
Die Angaben der Dosisleistung (d. h. der Äquivalentdosis pro Zeiteinheit) wurden vereinheitlicht auf Millisievert pro Stunde (1 Millisievert = 10-3 Sievert). Zum Vergleich: Die natürliche Strahlenexposition in Deutschland liegt bei etwa 0,0002 Millisievert pro Stunde[74] Dosisleistung, ein körperlicher Frühschaden ist ab einer Gesamt-Äquivalentdosis von 200 bis 300 mSv beim Menschen medizinisch nachweisbar, jedoch besteht auch bei geringeren Dosen ein Strahlenrisiko. Ab einer Einzelfall-Gesamt-Äquivalentdosis von 500 mSv tritt akute Strahlenkrankheit in Form von Übelkeit und Erbrechen auf. Ab einer Gesamtdosis von 1 Sv versterben 10 % der Personen innerhalb von 30 Tagen (LD 10/30). Eine einzelne Gesamtdosis von 6 Sv ist stets tödlich (LD 100).
Am 12. März erhielt nach Meldung von TEPCO ein einzelner Mitarbeiter eine Dosis von 106,3 Millisievert.[75] Im Laufe des 15. März 2011 stieg die Strahlung kurzfristig auf einen so hohen Wert, dass zwischenzeitlich alle rund 50 verbliebenen Techniker das Gelände von Fukushima-Daiichi komplett verlassen mussten und die Bewässerung der Reaktoren ganz eingestellt wurde. Nach einstündiger Räumung nahmen sie ihre Arbeit erneut auf. Das Japanische Gesundheitsministerium setzte die zulässige Gesamt-Äquivalentdosis für die im Kernkraftwerk tätigen Arbeiter von 100 auf 250 mSv herauf.[76]
Die folgende Tabelle versucht, einen Überblick der veröffentlichten Messungen von Dosisleistungen zu geben:
Datum und Ortszeit | Dosisleistung (in Millisievert pro Stunde) |
Ort | Situation | Quelle |
---|---|---|---|---|
12. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 15:29 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. über Grenzwert | Fukushima Daiichi (Geländegrenze) | TEPCO[77] | |
14. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 11:44 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,020 | Fukushima Daiichi (Messstation 6) | nach Wasserstoffexplosion in Block 3 | TEPCO[78] |
14. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 12:30 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,004 | Fukushima Daiichi (Messstation 6) | nach Wasserstoffexplosion in Block 3 | TEPCO[79] |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 8,217 | Fukushima Daiichi | nach Wasserstoffexplosion in Block 2 | Die ZEIT[80] |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. bis zu 400 | Fukushima Daiichi (zwischen Blöcken 3 und 4) | nach Wasserstoffexplosion in Block 2 | BBC[81] |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,6 | Fukushima Daiichi (Geländegrenze) | nach Wasserstoffexplosion in Block 2 | BBC[81] |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 9:00 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 11,9 | Fukushima Daiichi (Haupttor) | IAEA[67] | |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 15:00 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,6 | Fukushima Daiichi (Haupttor) | IAEA | |
15. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 17:00 bis 16. März 2011 9:00 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,000054 bis 0,000200 | Tokio | Der Spiegel[82] | |
16. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. bis 10 | Fukushima Daiichi (Kraftwerksgelände) | nach Bränden in Block 4 | Welt / Kyodo News[83] |
16. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. stabil bei 1,5 | Fukushima Daiichi (Haupttor) | siedende Abklingbecken | Kyodo News[84] |
17. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 3,6 | Fukushima Daiichi | nach Kühlversuch mit Wasserwerfern | Kyodo News[85] |
18. März 2011Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 5:00 | Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet. 0,279 | 1 km westlich von Reaktor 2 | Kyodo News[86] |
Laut Bekanntgabe der Präfektur Fukushima wurden am 16. März 2011 um 8 Uhr geringe Mengen von radioaktiven Iod- und Cäsium-Isotopen im Trinkwasser nachgewiesen. Eine weitere Probe am Nachmittag lieferte keinen Nachweis.[87]
Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung
Evakuierung
Nachdem die Japanische Regierung am 11. März 19:03 Uhr (Ortszeit) den nuklearen Notfallzustand ausgerufen hatte, verfügte die Notfalleinsatzzentrale (Emergency Response Headquater) der Präfektur Fukushima um 20:50 die Evakuierung der Bevölkerung in einem Radius von 2 km um das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi. Später wurde dieser Radius dann auf Weisung des Premierministers schrittweise von zwei (11. März 20:50) auf drei (11. März 21:23) auf zehn (12. März 5:44) und zuletzt zwanzig (15. März 11:00) Kilometer erweitert. [88] Bewohner in einem Umkreis von dreißig Kilometern wurden darüber hinaus aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Von den Evakuierungsmaßnahmen sind insgesamt circa 80.000 Einwohner betroffen, wovon 28.000 Einwohner noch zu evakuieren sind (Stand 17. März).
Bis zum Morgen des 17. März 2011 äußerten sich die USA und weitere Länder zu dem Evakuierungsradius und empfahlen ihren Landsleuten, einen Abstand von mindestens 80 km zum havarierten Kraftwerk einzuhalten.[89]
Verschiedene Staaten wie Russland, Belgien, Philippinen und die USA stellten Flugzeuge bereit, um Staatsbedienstete und weitere Bürger zu evakuieren.[90] Unternehmen wie SAP, Bayer und Daimler verlegten Teile ihrer Belegschaft in den Süden Japans oder flogen sie nach Deutschland aus.[91]
Reisewarnungen und Ausreiseempfehlungen
Das Auswärtige Amt sprach am 16. März eine Teilreisewarnung aus und empfahl allen Deutschen aus der Region um die Atomkraftwerke Fukushima und dem Großraum Tokyo/Yokohama, vorübergehend nach Osaka oder über Osaka ins Ausland auszuweichen.[92] Auch die Vereinigten Staaten und Thailand empfahlen ihren Bürgen eine Ausreise.[90][93] Am 17. März 2011 forderte auch Frankreich seine Bürger in Tokyo auf, Japan zu verlassen oder sich in den Süden des Landes zu begeben.[94] Das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten gab bereits am 15. März eine partielle Reisewarnung für den Nordosten Japans heraus. Die österreichische Botschaft verlegte am 16. März den operativen Bereich nach Osaka.[95]
Luftverkehr
Am 14. März 2011 verhängte die japanische Regierung ein Flugverbot für einen Umkreis von 30 Kilometern um das Kraftwerk.[96]
Die deutsche Lufthansa lässt seit dem 14. März 2011 alle aus Japan heimkehrenden Flugzeuge auf radioaktive Strahlung testen.[97] Seit dem 15. März 2011 leitet sie ihre Flüge mit Ziel Tokio nach Nagoya und Osaka um.[98]
Die österreichische Austrian Airlines flog Tokio unter Begleitung von militärischen Strahlenschutzexperten weiter an. Im Gegensatz zum normalen Linienverkehr wurde allerdings der Aufenthalt nur kurz gehalten und der Crewwechsel in Seoul durchgeführt.[99][100]
Siehe auch
- Kernenergie in Japan
- Liste der Kernreaktoren in Japan
- Liste der Unfälle in kerntechnischen Anlagen
- Sicherheit von Kernkraftwerken
Weblinks
- Informationen zur Lage in den Kernkraftwerken bei der GRS
- Webcam Kernkraftwerk Fukushima I
- IAEA-Liste der Japanischen Kernkraftwerke (englisch)
- Japanische Atomaufsichtsbehörde NISA (englisch)
- Japanisches Atom Industrie Forum JAIF (englisch)
- Tokyoer Elektrizitäts Kraft Gesellschaft TEPCO (englisch)
- Ortsdosisleistung für Fukushima-Daiichi (japanisch)
- Aufbau und Funktionsweise von General-Electric-Siedewasserreaktoren (englisch), mit Schnittdarstellung des betroffenen Typs Mark I auf Seite 16
- Informationen zum Unfall in Fukushima, Department für Nuklearwissenschaft am MIT
Einzelnachweise
- ↑ GRS Informationen zu der Lage in den japanischen Atomkraftwerken. Abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ How Much Spent Nuclear Fuel Does the Fukushima Daiichi Facility Hold? (HTML) In: Scientific American. 17. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Impact to TEPCO's Facilities due to Miyagiken-Oki Earthquake (as of 3PM). 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
- ↑ Japan Earthquake Update (15. März 2011, 18:00 UTC)
- ↑ a b Markus Becker, Christoph Seidler: Drohende Kernschmelze: Notaktion soll Krisen-AKW retten. Spiegel Online, 11. März 2011, abgerufen am 12. März 2011.
- ↑ a b c Battle to stabilise earthquake reactors. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch): „Three of Fukushima Daiichi's six reactors were in operation when yesterday's quake hit, at which point they shut down automatically and commenced removal of residual heat with the help of emergency diesel generators. These suddenly stopped about an hour later, and this has been put down to tsunami flooding.“
- ↑ Massive earthquake hits Japan. 11. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
- ↑ Christopher Schrader: Strahlende Stille auf sueddeutsche.de; Abgerufen am 16. März 2011
- ↑ a b Atomalarm in Japan, taz vom 12. März 2011
- ↑ Progress by on-site workers. (html) In: world nuclear news. 17. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ New power lines being planned for cooling system 15. März 2011 (abgerufen am 15. März 2011; englisch)
- ↑ Explosion in Fukushima 1 als „Unfall“ eingestuft. NZZ Online, 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011.
- ↑ French nuclear agency rates Japan accident 5 or 6. In: reuters.com. 14. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ ISIS Statement on Events at Fukushima Daiichi Nuclear Site in Japan. 15. März 2011, abgerufen am 15. März 2011 (englisch).
- ↑ Informationen zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai. Gesellschaft für Reaktorsicherheit, 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Japan weighs need to bury nuclear plant. Reuters, 18. März 2011 (abgerufen am 18. März 2011; englisch)
- ↑ The Crippled Japanese Nuclear Reactors New York Times 12. März 2011 (abgerufen am 14. März 2011; englisch)
- ↑ Gibt es nun Kernschmelzen in den Reaktoren 1 bis 3 von Fukushima-1 oder nicht? Die Zeit Online (abgerufen am 14. März 2011)
- ↑ Niels Boeing, Wolfgang Stieler: Der Albtraum von Fukushima. (HTML) In: Technology Review. Heise, 14. März 2011, abgerufen am 14. März 2011.
- ↑ Status of nuclear power plants in Fukushima as of 16:00 March 19 (Estimated by JAIF). Japan Atomic Industrial Forum, 19. März 2011, abgerufen am 19. März 2011 (englisch).
- ↑ Zustand des Kernkraftwerks in Fukushima Nr. 1 (Daiichi) am 19. März 2011 um 08:00 Uhr (MEZ). Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit, 19. März 2011, abgerufen am 19. März 2011.
- ↑ JAIF Reactor Status and Major Events Update 12 - NPPs in Fukushima as of 16:00 March 18. Japan Atomic Industrial Forum, 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ JAIF Reactor Status and Major Events Update 12 - NPPs in Fukushima as of 16:00 March 18. Japan Atomic Industrial Forum, 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Bayerisches Fernsehen: Video der Explosion von Block 1 von Fukushima I
- ↑ The Washington Post, abgerufen 13. März 2011.
- ↑ Explosion did not occur at Fukushima reactor: Japan spokesman. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
- ↑ IAEA update on Japan Earthquake. 13. März 2011, abgerufen am 13. März 2011 (englisch).
- ↑ JAPAN: NHK TV, WORKERS INJURED IN FUKUSHIMA EXPLOSION. agi.it, 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
- ↑ 13.24 Uhr: +++ 10.000 Menschen in Minamisanriku vermisst +++. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011.
- ↑ JAIF Reactor Status and Major Events Update 12 - NPPs in Fukushima as of 16:00 March 18. Japan Atomic Industrial Forum, 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ NISA Seismic Damage Information (the 29th Release) (As of 06:30 March 18th, 2011). Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA), 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Spiegel-Live-Ticker. spiegel.de, abgerufen am 12. März 2011.
- ↑ a b Japan struggles with nuclear reactors in wake of quake (englisch)
- ↑ Explosion did not occur at reactor: Japan gov't spokesman. 12. März 2011, abgerufen am 12. März 2011 (englisch).
- ↑ Damage from mega quake increasing, death toll feared to top 1,800 (englisch)
- ↑ IAEA update on Japan Earthquake auf der Website der Internationalen Atomenergie-Organisation vom 12. März 2011, 21:10 Uhr (CET); englisch, abgerufen am .
- ↑ Chief Cabinet Secretary Yukio Edano said officials were acting on the assumption that a meltdown could be underway at that reactor, Fukushima Daiichi's unit 3, and that it was "highly possible" that a meltdown was underway at Fukushima Daiichi's unit 1 reactor, where an explosion destroyed a building a day earlier. The Washington Post, abgerufen 13. März 2011.
- ↑ Hydrogen blast occurs at Fukushima nuke plant's No. 3 reactor (englisch)
- ↑ Efforts to cool Fukushima reactors continue (englisch)
- ↑ GRS: Informationen zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai Stand 16.03.2011, 15:00 Uhr (MEZ)
- ↑ Brennstäbe in Krisenreaktor komplett ungekühlt – Spiegel-Online-Meldung vom 14. März 2011
- ↑ JAIF Reactor Status and Major Events Update 12 - NPPs in Fukushima as of 16:00 March 18. Japan Atomic Industrial Forum (JAIF), 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ NISA Seismic Damage Information (the 30th Release) (As of 15:00 March 18th, 2011) Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA). Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA), 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Radiation falls at Japanese plant – He said cooling seawater was being pumped into reactors one and three – which were returning to normal – and into reactor two, which remained unstable.
- ↑ GRS: Informationen zur Lage in den japanischen Kernkraftwerken Fukushima, Onagawa und Tokai Stand 16.03.2011, 15:00 Uhr (MEZ)
- ↑ Hidehiko Nishiyama, a senior official of the Economy, Trade and Industry Ministry indicated Sunday that the core of the No. 3 reactor has also melted partially, telling a news conference, "I don't think the fuel rods themselves have been spared damage". Water injected into troubled nuclear power plant to avert disaster
- ↑ JAIF Reactor Status and Major Events Update 12 - NPPs in Fukushima as of 16:00 March 18. In: Japan Atomic Industrial Forum (JAIF). 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ NISA Seismic Damage Information (the 30th Release) (As of 15:00 March 18th, 2011) Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA). In: Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA). 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Zustand des TEPCO-Kraftwerke. (html) Japan Atomic Industrial Forum, 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Japan Earthquake Update (15. März 2011, 18:00 UTC)
- ↑ IAEA Update on Japan Earthquake. 16. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ JAIF Earthquake Report Nr. 8. Japan Atomic Industrial Forum (JAIF), 15. März 2011, abgerufen am 15. März 2011 (englisch).
- ↑ Gefahr aus dem Abklingbecken, Spiegel Online, abgerufen 15. März 2011.
- ↑ Spent nuke fuel pool may be boiling, further radiation leak feared
- ↑ Officials: Spent fuel rods may have burned in blaze at nuclear plant
- ↑ Spent nuke fuel pool may be boiling, further radiation leak feared
- ↑ Aufbewahrungsbecken für die verbrauchten Brennstäbe im Reaktor 4 kann nicht mehr mit Wasser gefüllt werden – Der Standard 15. März 2011
- ↑ Drohender Super-GAU - Fukushima-Reaktor 4 brennt erneut sueddeutsche.de, abgerufen am 16. März 2011.
- ↑ Press Release (Mar 16,2011) Fire occurrence at Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Unit 4 (2nd Release). Tokyo Electric Power Company (TEPCO), 16. März 2011, abgerufen am 16. März 2011 (englisch).
- ↑ Kampf gegen Super-GAU ist Himmelfahrtskommando. In: welt.de. 16. März 2011, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ SDF trucks join choppers in dousing crisis-hit Fukushima reactor Kyodo News, abgerufen am 17. März 2011
- ↑ USA zweifeln an Japans Rettungsstrategie. In: spiegel.de. 17. März 2011, abgerufen Format invalid.
- ↑ Japan bangt weiter: Reaktor-Ruine strahlt, Erde bebt, Zeit Online vom 19. März 2011
- ↑ New Fukushima fear: Spent fuel at No. 4 might restart chain reaction, USA Today, 15. März 2011
- ↑ Japan Nuclear Accident: Worse than Worst, Again, IEEE Spectrum energy wise Blog, 12. März 2011
- ↑ Agency: Water level falls in No.5 reactor. Abgerufen am 16. März 2011.
- ↑ a b c d IAEA 16.März 22:00 UTC (abgerufen am 17. März 2011) Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag. Der Name „iaea-tsunamiupdate“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ NISA-Schadensbericht vom 17. März um 17:30 Ortszeit. 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ NISA-Schadensbericht vom 18. März um 15 Uhr Ortszeit. 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ NISA-Schadensbericht vom 19. März um 13:30 Ortszeit. 19. März 2011, abgerufen am 19. März 2011 (englisch).
- ↑ Schadensbericht der NISA. 18. März 2011, abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
- ↑ Lügen in der Datenflut - Artikel von Bernhard Pötter in die tageszeitung vom 18. März 2011 (abgerufen am 19. März 2011)
- ↑ TEPCO Press Release (Mar 11,2011)
- ↑ http://www.bfs.de/de/bfs/druck/uus/JB_archiv.html
- ↑ Plant Status of Fukushima Daiichi Nuclear Power Station (as of 8PM March 12th ) TEPCO-Pressemitteilung (abgerufen am 15. März 2011)
- ↑ Die "Tapferen 50" an der Strahlenfront. In: Spiegel online Panorama. 16. März 2011, abgerufen am 16. März 2011.
- ↑ Occurrence of a Specific Incident Stipulated in Article 15, Clause 1 of the Act on Special Measures Concerning Nuclear Emergency Preparedness (Extraordinary increase of radiation dose at site boundary) TEPCO-Pressemitteilung (abgerufen am 15. März 2011)
- ↑ White smoke around the Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Unit 3 (2nd release) TEPCO-Pressemitteilung (abgerufen am 15. März 2011)
- ↑ White smoke around the Fukushima Daiichi Nuclear Power Station Unit 3 (3rd release) TEPCO-Pressemitteilung (abgerufen am 15. März 2011)
- ↑ Weitere Explosion in AKW Fukushima-1 Die Zeit Online (abgerufen am 15. März 2011)
- ↑ a b Radiation falls at Japanese plant
- ↑ Tokio bleibt vorerst verschont Der Spiegel
- ↑ Verzweifelte Rettungsaktionen am havarierten Meiler. 16. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ http://english.kyodonews.jp/news/2011/03/78678.html
- ↑ http://english.kyodonews.jp/news/2011/03/79023.html
- ↑ Radiation slightly down around reactor (Kyodo News)
- ↑ Kyodo News (angerufen am 16. März 2011)
- ↑ NISA Seismic Damage Information (the 26th Release). Nuclear and Industrial Safety Agency (NISA), 16. März 2011, abgerufen am 16. März 2011 (englisch).
- ↑ [http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,751401,00.html 17.03.2011 spiegel.de-Liveticker vom 17. März um 9:13 Uhr
- ↑ a b US-Bürger sollen Japan verlassen. (HTML) In: stern.de. 17. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ Die große Evakuierung. (HTML) In: ftd.de. 17. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/Nodes/JapanSicherheit_node.html
- ↑ Keine Atom-Panik in Asien- und Pazifikregion. (HTML) In: focus.de. 16. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ Neue Stromleitung nach Fukushima fast fertig. (HTML) 16. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ Reisewarnung des Außenministeriums abgerufen am 17. März 2011
- ↑ Erneutes Erdbeben lässt Gebäude in Tokio wackeln. (HTML) In: Welt Online. 15. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ Lufthansa überprüft Maschinen bei Rückkehr aus Japan auf Strahlung. In: stern.de. 14. März 2011, abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ Lufthansa fliegt Tokio nicht mehr an. (HTML) In: Spiegel Online. Abgerufen am 17. März 2011.
- ↑ AUA fliegt vorerst weiter nach Tokio auf ORF vom 17. März 2011
- ↑ Euro-Airlines fliegen weiter nach Tokio abgerufen am 17. März 2011