Burgus Dunakömlőd

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. März 2011 um 17:38 Uhr durch Veleius (Diskussion | Beiträge) (Forschungs- und Baugeschichte: nochmal herumgef.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Burgus Dunakömlőd, der auch unter den Namen Zádor–Imsós und Contra Lussonium bekannt geworden ist, war ein ehemaliges römisches Militärlager bzw. spätantiker Ländeburgus dessen Besatzung für die Sicherung eines Flußübergangs am pannonischen Donaulimes verantworlich war. Die Anlage wurde am Ostufer des Stromes auf einer Halbinsel im Barbaricum errichtet und befand sich schräg gegenüber dem Kastell Lussonium, heute Dunakömlőd, im ungarischen Komitat Tolna.

Dunakömlőd (Zádor–Imsós)
Alternativname Der antike Name ist unbekannt, die moderne Wortbildung Contra Lussonium umstritten.
Limes Pannonischer Limes
Abschnitt 6
Datierung (Belegung) 4. Jahrhundert n. Chr.
Typ Ländeburgus
Größe 100 × 55 m
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Die Reste liegen in der Donau und sind nicht zugänglich.
Ort Paks, Dunakömlőd
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Vorhergehend Lussonium (nordwestlich)
Anschließend Alta Ripa (südlich)
Paks und Kömlőd (Kimling) auf eine Karte von 1809. Zu sehen ist die Halbinsel Imsós, die Überfahrt bei Zádor und die Battyán vára (Battyán-Burg), die Stelle an der einst das Kastell Lussonium stand.
Grundriss des Ländeburgus Contra Florentiam, so ähnlich könnte auch der Burgus von Dunakömlőd ausgesehen haben.

Lage

Die antike topographische Situation ist heute vor Ort nur mehr sehr schwer zu erfahren, da sich der Donaulauf seither vollständig verändert hat. Bis in die 1840er Jahre floß der Strom in einem mächtigen, nach Norden ausgreifenden Bogen östlich des 1785 als Kimling wiedergegründeten Ortes Dunakömlőd vorbei. Dieser Bogen, dessen nördlichster Punkt als Krummung Imses[1] (Krümmung von Imsós) bekannt war, läßt sich anhand von Altwasserarmen und Waldsäumen noch im Gelände erahnen. Der heutige Donaulauf hat die als Halbinsel Imsós bekannte Landzunge vollständig ausgespart. Von Nordosten kommend, fließt der Strom seit dem 19. Jahrhundert statt nach Nordwesten zur Krummung Imses direkt nach Westen und knickt dann nach Südwesten ab. Nahe dieses Knicks, an den das Nordende der Stadt Paks reicht, wurden die Reste des Burgus Dunakömlőd in der Donau entdeckt. Einst kam der Fluß in diesem Bereich nicht von Osten, sondern von Norden, von der Krummung Imses her. Und entsprechend lag der Ländeburgus nicht wie heute am Nordufer des Flusses, sondern an dessen Ostufer auf der Halbinsel Imsós. Nordwestlich des Burgus, auf der damaligen anderen Uferseite stand möglicherweise bereits seit dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. auf einem hohen Lößberg das Kastell Lussonium. Beide rund 1,2 Kilometer voneinander entfernt liegende Militärplätze besaßen auch Sichtkontakt zueinander.

Die Wahl des Bauplatzes für den Ländeburgus war wohl überlegt, da in diesem Bereich schon seit prähistorischer Zeit ein häufig benutzter Donauübergang bestand,[2] die sog. Überfahrt Imsós. In der späteren ungarischen Geschichte setzten hier mehrfach große Heere über den Strom. Besondere Berühmtheit erlangte in diesem Zusammenhang das Übersetzen der Revolutionstruppen des ungarischen Nationalhelden Ferenc Rákóczis 1705/1706 unter der Führung des Generals János Bottyán. Nachdem dessen Truppen sicher das Westufer erreicht hatten, verschanzten sie sich auf dem Areal des einstigen Kastells Lussonium.[3] Die Stelle trug auf den Landkarten von da ab den Namen Bottyán vár (Bottyán-Burg), heute Bottyán-Sánc (Bottyán-Wall).

Name

Der in der Vergangenheit vielfach angenommene, rekonstruierte Name Contra Lussonium läßt sich durch die antiken Quellen nicht belegen. Bereits der Limesexperte Sándor Soproni hielt diese Namensrekonstruktion für weniger wahrscheinlich.[4] Insgesamt ist die Diskussion um verschiedene erhalten gebliebene bzw. rekonstruierte antike Namen entlang des ungarischen Donaulimes noch nicht abgeschlossen.[5]

Forschungs- und Baugeschichte

Die Anlage ist - wie auch der etwas weiter nördlich gelegene Burgus Bölcske - heute vollkommen von der Donau überspült. Siegmund Szelle, ein engagierter Hobbyarchäologe, untersuchte 1879 bei Niedrigwasser die Baureste, die sich damals bereits „14 m unter °“ befanden. Szelle ging davon aus, daß die Ursache dieser tiefen Lage in einer Absenkung des Bodens und einer Verlagerung durch die Strömungskräfte zu suchen sei.[6] Szelle gab in seinem unter dem Namen Die Römerschanze in der Donau bei Paks veröffentlichten Untersuchung weiter an, daß die Gebäudereste eine Ausdehnung von 100 × 55 Meter besessen haben.[7] Mit diesen Abmessungen entspricht die Fortifikation auch ungefähr den Dimensionen der anderen, vom ungarischen Donaulimes bekannt geworden spätantiken Ländeburgi. So wie z.B. der etwas weiter südlich gelegene Burgus contra Florentiam (59 × ca. 85 Meter). Dies läßt, neben weiteren Faktoren, klare Rückschüsse auf seine Erbauung im 4. Jahrhundert zu. Noch bis in die 1920er Jahre konnten die Mauern des Ländeburgus bei niedrigem Wasserstand beobachtet werden.[7]

Funde

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden im Bereich des Burgus von Fischern und Schiffern immer wieder Ziegelstempel aufgefunden,[6] darunter auch solche der OF ARN-Gruppe. Neben diesen Ziegelstempeln kamen auch Spolien älterer verbauter Inschriftensteine ans Licht.[7][8][9]

  • OF AR MAXENTI AR (5 Stücke),
  • CO MAXIMIN (1 Stück),
  • [F]L SENECIO ... (2 Stücke) und
  • AP LVPO ORD (1 Stück).

Außerdem fanden sich ein valentinianischer Stempel der in Vindobona (Wien) kasernierten Legio X Gemina (10. Legion, die Zwillinge):

  • [LEG X G MAG S]ATVRNINVS (1 Stück)

Stempel der OF ARN-Gruppe lassen sich in die Zeit der Herrschaft der Kaiser Constantius II. (337–361) und Valentinian I. (364–375) datieren. Da sich die Stempelabkürzungen AR, ARN bzw. ARAN einstweilen jedoch nicht eindeutig erklären lassen, bleiben die bisherigen Übersetzungsvorschläge spekulativ.[10] Möglich wäre Officinae auxiliares ripenses.[11] Nach Barnabás Lőrinc können die Ziegel des vorgenannten Maxentius der Zeit zwischen 351–354 n. Chr. zugeordnet werden.[9] Andere Forschungsergebnisse, welche die Ziegelstempel des Maxentius in den Provinzen Pannonia I und Valeria sowie im benachbarten Barbaricum analysierten, legen das Auftreten dieser Stempel entweder an das Ende der 50er Jahre des 4. Jahrhunderts oder in die letzten Jahre der Herrschaft Valentinians I.[10]

Ziegel des Fl(avius) Senecio sind aus anderen Festungen bisher nicht bekannt geworden. Der Archäologe Jenö Fitz nahm an, daß Stempel vom Typ LEG X G MAG SATVRNINVS aus der Privatziegelei eines Saturninus stammen könnten, diese Vermutung gilt heute jedoch als überholt.[9]

Der wohl als AP(parante) LVPO ORD(inario) zu lesende Stempel des Zenturios Lupus (nicht LVP(pian)O, wie häufig in der älteren Literatur genannt) tritt auch in Vergesellschaftung mit dem am Burgus Dunakömlőd bisher nicht aufgefundenen Stempel des Frigeridus dux auf,[12][13] was eine zeitliche Zuordnung möglich macht. Frigeridus besaß höchstwahrscheinlich zwischen 371–373/374 den militärischen Oberbefehl über die pannonische Provinz Valeria (Dux Valeriae ripensis),[14][15] zu der Dunakömlőd gehörte.

Denkmalschutz

Die Denkmäler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr. LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt. Zuständig ist das Staatliche Amt für das Kulturelle Erbe (Kulturális Örökségvédelmi Hivatal; KÖH) in Budapest. Der Burgus Dunakeszi sowie alle anderen Limesanlagen gehören als archäologische Fundstätten nach § 3.1 zum national wertvollen Kulturgut. Alle Funde sind nach § 2.1 Staatseigentum, egal an welcher Stelle der Fundort liegt. Verstöße gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw. Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft.[16]

Siehe auch

Literatur

  • Jenő Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976.
  • Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072.
  • Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888.

Einzelnachweise

  1. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 114. (Zeichnung)
  2. Zsolt Visy: The ripa Pannonica in Hungary. Akadémiai Kiadó, Budapest 2003. ISBN 9630579804. S. 95.
  3. Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 112–113.
  4. Sándor Soproni: Der spätrömische Limes zwischen Esztergom und Szentendre. Akademiai Kiado, Budapest 1978, ISBN 9630513072. S. 162.
  5. Z.B.: Péter Kovács: Discussio. (Zu: Ágnes Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde.) In: Acta Archaeologica 55. Akadémiai Kiadó, Budapest 2004. S. 382.
  6. a b Historische Gesellschaft zu Berlin (Hgr.): Jahresberichte der Untersuchungsbericht, Bd 17. Mittler & Sohn, Berlin 1896. S. 741. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Jahresberichte_1896_741“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  7. a b c Zsolt Visy: Der pannonische Limes in Ungarn. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3806204888. S. 114.
  8. Jenö Fitz: Der Römische Limes in Ungarn. Fejér Megyei Múzeumok Igazgatósága, 1976. S. 125.
  9. a b c Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, S. 53–68.
  10. a b Ádám Szabó, Endre Tóth (Hrsg.): Bölcske. Römische Inschriften und Funde – In memoriam Sándor Soproni (1926-1995) Libelli archaeologici Ser. Nov. No. II. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest 2003, ISBN 963-9046-83-9, S. 80.
  11. Übersetzung: „Verwaltung der Grenztruppen“ Nach Titus Kolník: Cifer-Pác – eine spätrömische Station im Quadenland? In: Jenő Fitz, Hrgs: Limes. Akten des XI. Internationalen Limeskongresses (Székesfehérvár, 30.8–6.9.1976). Akadémiai Kiadó. Budapest 1977. ISBN 963-05-1301-3. S. 187.
  12. Z.B..: Edit Thomas: Römische Villen in Pannonien. Beiträge zur pannonischen Siedlungsgeschichte. Verlag der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Budapest 1964. S. 226.
  13. Barnabás Lőrinc: A későrómai hídfőállások bélyeges téglái Valeriában. In: Attila Gaál (Hrsg.): Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai (Bölcske, 1998. október 7.). Szekszárd 1999, Fußnote 12.
  14. Zsolt Mráv: Archäologische Forschungen 2000–2001 im Gebiet der spätrömischen Festung von Göd-Bócsaújtelep (Vorbericht) 2002. In: Communicationes archeologicae Hungariae 2003. Népművelési Propaganda Iroda. Budapest 2003, S. 101.
  15. Notitia Dignitatum, IN PARTIBUS OCCIDENTIS, XXXIII.
  16. Siehe hierzu: Kulturális Örökségvédelmi Hivatal.


Kategorie:Bodendenkmal Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Ungarn Kategorie:Befestigungsanlage (Römisches Reich)