Hip-Hop (Subkultur)

weltweite Subkultur der urbanen Jugend
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Hip Hop ist eine kulturelle Bewegung, die ihre Ursprünge in den afroamerikanischen Ghettos New York Citys der 1970er Jahre hat und sich mittlerweile zu einer weltweiten Subkultur der urbanen Jugend entwickelt hat. Hip Hop, wie er meistens produziert wird, ist nicht nur schädlich, sondern menschenverachtend, frauenfeindlich und beeinflusst die Jugendkriminalität in großem Maße. Auch das realitätsverzerrende Bild, welches vermittelt wird, ünterstützt den sozialen Abstieg der Menschen, die diese "Musik" konsumieren oder in entsprechnden Hip Hopkreisen verkehren. Vor allem Jugendliche verfallen oft der Drogensucht aufgrund der Verherrlichung von harten Drogen durch die Hip Hop-Kultur. Hip Hop ist daher eine der höchsten Stufen amerikanischer Unkultur. Politiker in Deutschland diskutieren schon über das Verbot von Hip Hop-Videos im Fernsehen. Ein Verbot von Hip Hop würde ohne Zweifel den Verfall von Gesellschaften bremsen und das in vielen Ländern (Deutschland, Schweiz, Frankreich, Japan oder den USA). Die ursprünglichen, integralen Bestandteile (die sogenannten vier Elemente) der Hip-Hop-Kultur sind MCing, DJing, Breakdance und Graffiti.

Diese Einteilung in vier Elemente, die Resultat einer bestimmten sozialen Konstellation im New York der 70er und 80er Jahre war, ist durch die Entwicklung des Hip Hop mit zunehmender Fixierung auf die Rapmusik, die fortschreitende Kommerzialisierung der Kultur und durch veränderte soziale, technische und kulturelle Rahmenbedingungen problematisch geworden. Inzwischen können auch Beatboxing, street fashion oder Producing dem Hip Hop zugerechnet werden. Darüber hinaus hat sich in der Hip Hop-Szene ein eigener Jargon entwickelt.

Anfänge

Für den Hauptartikel siehe Ursprünge des Hip Hop.

Die Hip-Hop-Kultur hat ihren Ursprung in der Bronx der frühen 1970er Jahre: Im Verlauf der 1960er und 1970er Jahre war dieser Teil New Yorks einer zunehmender Verarmung und Ghettoisierung ausgeliefert. Die schwarze Ober- und Mittelschicht zog zunehmend in die "weißen" Vorstädte und hinterließ ein sozial isoliertes afroamerikanisches Subproletariat. Städtebauliche Fehlplanungen im sozialen Wohnnungsbau und beim Bau einer Umgehungsstraße, die die Bronx vom Rest New Yorks abschnitt, verstärkten diesen Effekt noch. Bandenkriminalität, Verarmung und Verwahrlosung waren unmittelbare Folgen dieser Entwicklung. In dieser Weise von der Mehrheitskultur isoliert, entwickelten sich eigene Formen der kulturellen Organisation. Es fanden die ersten Block Partys statt - illegale, meist spontan organisierte Partys, die in alten Fabrikgebäuden oder unter freiem Himmel in den Parks und Straßen der Bronx stattfanden. Diese Block Partys gelten allgemein als Anfang der Hip-Hop-Bewegung.

Musik

Die Hip-Hop-Kultur begann anfangs durch das DJing. Die heute bekannten MCs waren damals nur als "Unterstützung" der DJs da, um die Menge durch einfache, selten eingeworfene Sätze oder Worte anzuheizen (z. B. "Put your Hands up in the Air"). Im Laufe der Zeit entwickelte sich das MC'ing (also der Sprechgesang) soweit weiter, dass die DJs immer mehr in den Hintergrund rückten. Die Rapmusik entwickelte viele verschiedene Facetten: Neben Party- und Battle-Raps, berichteten die MCs auch über die Probleme und Schmerzen des Ghettolebens. Anfangs beschränkten sich die Texte der Rapper auf Negatives - die Probleme, die der unteren Gesellschaftsschicht täglich zuteil wurden. Bald wurde Rap auch für die etwas reicheren Kids der Vorstädte attraktiv und es etablierten sich kommerziellere Varianten der Rapmusik, die weniger auf bestimmte gesellschaftliche Schichten begrenzt waren: Ein Beispiel dafür sind etwa die Platten von Will Smith und DJ Jazzy Jeff. Beides waren Jungs aus Philadelphia, die nicht im "Ghetto" aufwuchsen. Diese Band brachte Raps und Songs über "normale" Probleme der Jugendlichen (mangeldes Geld, Mädchen, Partys, Freundschaft). Sie hatte als erste Band den Titel DJ im Bandnamen und erhielten damit als erste "Rapformation" der Geschichte einen Grammy für ihr Debütalbum.

Heutzutage ist Hip Hop oder Rap keineswegs eine Musikrichtung der armen Leute, sondern vielmehr Sprachrohr der urbanen Jugend. Es ist eine moderne Musikrichtung, die ihren Weg in die Clubs und Radios gefunden hat.

Als Grundsteinleger des deutschsprachigen Rap gilt das Lied "Ahmed Gündüz" der Gruppe Fresh Familee. Erst danach folgten die Die Fantastischen Vier) und Torchs Gruppe Advanced Chemistry, die deutsche Rapmusik letztendlich populär machten.

Die Generation nach Torch & Co waren dann Musiker wie Fünf Sterne Deluxe, Fettes Brot , das Bo, Dynamite Deluxe oder Freundeskreis. In der heutigen Zeit sind die Musiker Curse, Samy Deluxe, Sido, die Beginner, Kool Savas, Eko Fresh u.v.m. bekannt und etabliert. Heutige englischsprachige, bekannte Rapper sind auch Eminem und 50 Cent, die beide von dem berühmten Musikdarsteller und Rapper Dr. Dre entdeckt wurden.

In der Schweiz kam Hip Hop ein bisschen später auf, der erste Schweizer welcher Hip Hop über Funk beats produzierte war Black Tiger. Er begann 1987 als erster Hip Hopper der Schweiz. In der Schweiz sind heute Hip Hopper wie Brandhärd, PVP, Greis, Wurzel 5, Baze, Bligg, Tafs, Sektion Kuchikäschtli u. v. m. bekannt.

Writing (Graffiti)

Ende der 60er-Jahre fingen einige Jugendliche in New York City an, ihren Namen auf den Wänden in den Straßen, in U-Bahnwaggons und U-Bahnstationen zu hinterlassen. Namen wie "JULIO 204", "TAKI 183, "CAT 161", "JUNIOR 161", "RALPH 611", "STITCH 1", "BARBARA 62", "EVA 62" und "FRANK 207" bezeugten nicht nur die Existenz der Jugendlichen, sondern legten als erste Tags den Grundstein der Graffiti-Kultur. Eine große Verbreitung ihrer Tags verschafften ihnen Ansehen, ohne Bandenkriege zu provozieren.

Als im Juni 1971 die New York Times "Taki 183" aufspürte, interviewte und seinen Bericht über ihn veröffentlichte, war die Sensation perfekt. Ein anonymer Writer – nur seinen Writerkollegen und den U-Bahnbenutzern bekannt - erhielt die notwendige Öffentlichkeit und wurde in ganz New York bekannt. Dies veranlasste wiederum andere Writer, in die Yards zu gehen, und sich dort ungestört an den stillgelegten Waggons zu verewigen. Die Styles wurden in der Folge ständig weiterentwickelt.

Eines der ersten Masterpieces (= Meisterstücke), gesprüht von "Supercool" in Pink und Gelb, entstand im 22nd Street Yrd in New York im Jahr 1972. Als 1972 das erste "Top to Bottom" von "SIR" alias "DICE 198" entstand, erließ der New Yorker Bürgermeister das erste Anti-Graffiti-Gesetz.

Doch die Writer ließen sich nicht beirren, und die Untergrundkultur wuchs unaufhaltsam weiter. Es entstanden die verschiedensten Styles. Wie die "Cloud" von "Supercool" und "Phase 2". Diese veränderten ebenso ihre Formen, und so wurde 1973 der 3D-Style eingeführt. Der Soziologiestudent Hugo Martinez erkannte die Bedeutung dieser Subkultur, und gründete die United Graffiti Artists (UGA). Diese Gründung wurde zu einem bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte des Graffiti-Writing. Werke der Writer wurden von nun an in Galerien ausgestellt und so als Kunst akzeptiert. Die weiteren Neuerungen in Technik, Style und den Werkzeugen, wie Sprühaufsätze, die verschieden starke Sprühstrahlen ermöglichten, führten dazu, dass alle U-Bahnwaggons einer Linie besprüht waren.

Heutzutage verschmutzen die Writer nicht nur in Großstädten sondern auch in ländlichen Gegenden auf der ganzen Welt Gebäude und Bauwerke, zum Teil auch historische. Das besprühen der Gebäude geschieht illegal, allerdings wird diese Straftat zu lasch geahndet. Schwerer finanzieller Schaden wird verursacht, da das Entfernen dieser illegalen Schmierereien enorme Geldsummen verschlingt. In Dänemark wird seit einigen Monaten sehr hart gegen die illegalen Writer vorgegangen. Dies ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Die Straftäter versuchen ihre Vergehen unter dem Vorwand des künstlerrischen Aspekts, der gar nicht vorhanden ist, zu verharmlosen.

Zur Zeit der Streetpartys, als DJs Plattensequenzen, so genannte Breaks zu neuen Klangkollagen abmixten, entstand B-Boying (auch Breakdance genannt). B-Boying ist ein Element der Hip-Hop-Kultur. In den frühern 80er Jahren entdeckte die Ostküste den Boogaloo sowie das Poppin' und Locking. Entwickelt wurde dieser Tanzstil an der Westküste und gelangte über den Süden der USA nach New York. Dort taufte man ihn in Electric Boogie um. Breakdance und Electric Boogie erreichten 1983 auch Europa. Der Kleidungsstil dieser Zeit (Adidas, Puma) wurde später von Ravern kopiert, auch wenn sie sich dessen nicht unbedingt bewusst waren.

Der Rap war anfangs u. a. Wortspielerei der MCs (Master of Ceremony). In kurzen Reimen machten sie sich über sich selbst lustig, stellten den DJ vor, oder erzählten einfach nur kurze Geschichten über ihr Viertel.

Rap steht im Einklang mit der Tradition der afrikanischen mündlichen Überlieferung. Die Sugarhill Gang (deren Texte Grandmaster Caz schrieb), Kurtis Blow und Grandmaster Flash And The Furious Five wurden zu den ersten Hitparadenstürmern zu einer Zeit, als Hip Hop nur dem Underground gehörte. MCs wie Chief Rocker Busy Bee und die Cold Crush Brothers mit Grandmaster Caz beherrschten die Szene. Der erste Rap Track stammt allerdings nicht von der Sugarhill Gang sondern von Fatback: "King Tim III (Personality Jock)" aus dem Jahre 1979, erschien noch vor "Rapper's Delight".

Nachfolgende Rap-Formationen wandten sich mehr und mehr vom Party-Rap ab und schrieben sozialkritische Texte. Die Zulu Nation und ihr Gründer Afrika Bambaataa propagierten ihre Philosophie von "Peace, Unity, Love And Having Fun".

Ende der 80er Jahre entwickelte sich an der Westküste der Gangster-Rap als eine Form des Rap, von der gesagt wird, dass sie im Widerspruch zur eigentlichen Hip-Hop-Kultur stehe. Er zeichnete sich durch funklastige Beats und eine sehr explizite Sprache aus.

Die Szene in Europa entwickelte sich nach Filmen wie Wild Style, Style Wars (U-Bahnbilder und crazy legs), oder Beat Street und dem Einsetzen der Breakdancewelle die Hip-Hop-Szene. Auch hier entstand in den 1980ern ein harter Kern von B-Boys, Writern, DJs und MCs.

Rap wird manchmal auch durch eine Beatbox begleitet.

Bedeutende Veranstaltungen

  • splash! Festival (Größtes Hip-Hop- u. Dancehall-Festival in Europa\Chemnitz)
  • HipHopKemp Großes Underground Hip-Hop-Festival in Tschechien (ähnlich dem splash!)
  • ITF Championships (DJ / Turntablism, international)
  • Battle Of The Year (B-Boying / Breakdance, international) - Beim „Battle Of The Year International“ treten viele verschiedene Breakdancer aus aller Welt auf und tanzen in einer Art Wettstreit gegeneinander. Im Backstage dieses friedlichen Wettbewerbs werden Kontakte geknüpft und man trainiert auch gemeinsam. Überall im Publikumsbereich gibt es markierte Kreise, in denen nahezu ununterbrochen getanzt wird. Auch zahlreiche MCs und DJs sind dort jedes Jahr anzutreffen.

Filme

  • Wild Style (1982), die deutsche Erstaufführung (1983) gilt heute als "Tag 0" für Hip Hop in Deutschland
  • Beat Street (1984) Regie: Stan Lathan, ein ebenfalls wichtiger Initialfilm
  • Style Wars (1983), ein Dokumentarfilm über die Graffiti-Kultur
  • 8 Mile (2002), ein Film über Eminem, einem Schlafmittelabhängigem (übrigens, das ist NACHGEWIESEN!!), und die Hip-Hop-Szene in Detroit.
  • Status Yo (2004) Regie: Till Hastreiter, deutscher Hip-Hop-Film.
  • Breaking The Rules (2005), Dokumentation über die Entstehung des Hip-Hops. Mit Kurtis Blow, Afrika Bambaataa, RZA, uvm.
  • StreetStyle (2005)
  • Boyz in the Hood (1992), Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn im South Central Los Angeles der 90-er zu einem guten Menschen und Mann erziehen, was sich durch tägliche Schießereien im Viertel als schwierig herausstellt.

Literatur

  • Martha Cooper: Hip Hop Files - die neue "Hip-Hop-Bibel" ISBN 3937946039
  • Niels Robitzky: Von Swipe zu Storm. Breakdance in Deutschland - Autobiografie eines der bedeutendsten Breaker weltweit. Er beschreibt seine Erlebnisse und die deutsche/europäische Hip-Hop-Szene. ISBN 3000055266
  • 20 Jahre HipHop in Deutschland, Hannibal Verlag, ISBN 3854451849
  • Hannes Loh, Murat Güngör: Fear Of A Kanak Planet – HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap, Hannibal Verlag, ISBN 3854452101
  • Das neue Hiphop-Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896024671
  • Hiphop, Transcript, ISBN 3899421140; Beiträge aus Cultural Studies, Ethnologie, Soziolinguistik, Pädagogik und anderen Disziplinen werden mit Essays von Szene-Autoren zusammengeführt.
  • Bei uns geht einiges, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, ISBN 3896023292; Sammlung von Interviews und Texten von und mit Hiphoppern aus allen Teilen Deutschlands.
  • Nelson George: 3 Jahrzehnte Hip Hop ISBN 3936086036
  • Odem - On The Run, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.-Autobiografie von einem Berliner Writer
  • David Toop: Rap Attack - African Jive bis Global Hip Hop, Hannibal Verlag, ISBN 1852422432
  • David Toop: Rap Attack #3 - African Jive bis Global Hip Hop, Hannibal, 1999/2000, ISBN 3-85445-076-1
  • Sascha Verlan (Hrsg.): Arbeitstexte für den Unterricht: Rap-Texte, Reclam Universal-Bibliothek, ISBN 3-15-015050-7

Siehe auch