Das Melodram ist ein strikt konventionalisiertes Genre des populären Dramas, eher theatralisch denn literarisch, durch schnelle und spannende Handlungenen, scharf kontrastierte und vereinfachte Charaktere sowie eine bunte Mischung aus Gewalt, Pathos und Humor. Die zentrale Situation in einem Melodram - die Bedrohung eines hilflosen Unschuldigen - ruft vier Hauptcharaktere auf den Plan: den Held und die Heldin, einen lustigen Verbündeten, der ihnen assistiert, und der Bösewicht, gegen den sie antreten. Anstelle von tragischer Unvermeidbarkeit nutzt das Melodram Zufall und Überraschung, um die Handlung durchgängig spannend zu gestalten. Um erschütternde Effekte und kraftvolle emotionale Schocks hervorzubringen, werden häufige Handlungshöhepunkte aufgebaut und Szenen der Konfrontation, Verfolgung und Flucht bevorzugt, die in einer herausragenden Szene enden.
Der Melodramatiker nimmt die Welt wahr als eine Arena eines heftigen moralischen Kampfes, polarisiert in moralische und materielle Extreme, wo die Armen, aber guten von den Reichen und Korrupten verfolgten werden. Die Grundkraft des Melodrams ist der Bösewicht, eine dynamische und bösartige Gestalt, der vom Publikum als Verkörperung des Bösen aufgefaßt wird. Der Bösewicht kann zum Beispiel als dekadenter Aristokrat, Junker, Fabrikbesitzer, Kommunist oder Imperialist dargestellt werden. Am Ende der Geschichte siegen gewöhnlich die sympathischen Charaktere, das Gute wird belohnt und das Böse bestraft, die Gesetze der Moral werden bestätigt. Obwohl der Held mannchmal in dieser Welt geschlagen wurde, wird er als moralisch besser gezeigt als sein Tyrann.
Der Deutsche August von Kotzebue und der französische Dramaturg Guilbert de Pixerecourt gelten als die Ersten, die dieses Genre um 1800 populär machten. Frühe Melodramen enthielten oft Musik und Gesang; daher kommt der Name - melo, griechisch, bedeutet "Gesang".