Carandiru

Gefängnis in Brasilien
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Das Carandiru ist ein ehemaliges Gefängnis in São Paulo, Brasilien. Die offizielle Bezeichnung lautet Casa de Detenção de São Paulo (portugiesisch für Justizvollzugsanstalt São Paulo). Es wurde 1920 gebaut und war von 1956 bis zum 16. September 2002 in Betrieb. Zeitweise hatte es über 8000 Insassen und war damit das größte Gefängnis Südamerikas.

Geschichte

Das überfüllte Gefängnis wurde durch Gewalt, Bandenkriminalität, Drogenkonsum, Korruption und äußerste Brutalität der Wärter bekannt. Der schlimmste Vorfall ereignete sich am 2. Oktober 1992. Bei einem Aufstand wurden 102 Gefangene erschossen und weitere 9 starben an Stichwunden, die nicht behandelt wurden. Menschenrechtsorganisationen kritisierten das Vorgehen der Polizei, da angeblich auch unbewaffnete Insassen, die sich bereits ergeben hatten, erschossen wurden.[1] Die Revolte wurde auch als Carandiru Massaker bezeichnet. Im Jahr 2001 gab es einen weiteren landesweiten Gefängnisaufstand in 29 Strafanstalten im Staat São Paulo, der in Carandiru durch Insassen mit Mobiltelefonen organisiert worden war. Insgesamt sollen seit 1956 über 1300 Insassen getötet worden sein.[2][3]

Infolge des Carandiru Massakers wurde von anderen Inhaftierten die Organisation PCC (Primeiro Comando da Capital) aufgebaut, die zum Ziel hatte, gegen die Unterdrückung der Insassen der Vollzugsanstalten im Raum São Paulo zu kämpfen.

Nach jahrelanger internationaler Kritik wurde das Gefängnis im September 2002 geschlossen und die letzten Gefangenen verlegt. Am 8. Dezember 2002 wurde durch den Gouverneur Geraldo Alckmin der Abriss von Teilen des Gefängnisses beschlossen. Ein Kultur- und Erholungszentrum namens Parque da Juventude sollte an dieser Stelle entstehen.

Adaption in den Medien

Buch und Film

Der brasilianische Arzt Drauzio Varella, gespielt von Luiz Carlos Vasconcelos, arbeitete von 1989 bis 2001 freiwillig und ohne Bezahlung in Carandiru, um gegen die Ausbreitung von AIDS vorzugehen. Später schrieb er ein Buch, Estação Carandiru (deutsch: U-Bahn Station Carandiru). Darin verdeutlichte er seine eigenen Erfahrungen in Carandiru und die erschreckend schlechten Bedingungen, unter denen die Gefangenen leben mussten. Das Buch wurde 2002 von Hector Babenco verfilmt. Die Reste der Anlage sind heute frei zugänglich und von der Carandiru U-Bahn Station erreichbar.

Prison Break

Die dritte Staffel der US-Fernsehserie Prison Break basiert auf den Vorfällen in diesem Gefängnis. In der Serie gibt es ein ähnliches Gefängnis in Panamá, es heißt „Sona“ (Penitenciaría Federal de Sona).[4]

Sepultura – Manifest

Mit dem Song Manifest von dem Album Chaos A.D. (1993) geht Sepultura auf das „Carandiru-Massaker“ vom 2. Oktober 1992 ein.

Einzelnachweise

  1. Carandiru, das Gefaengnissmassaker in Sao Paulo, 1995, Amnesty International FDCL-Verlag, Autoren: Elói Pietá und Justino Pereira, ISBN 3-923020-15-5
  2. The New York Times: Sept. 15-21; The Fall of Brazil's Big House
  3. BBC News: Brazil jail massacre: Policeman convicted
  4. Fox.com: Sona basiert auf Carandiru

Koordinaten: 23° 30′ 30″ S, 46° 37′ 25″ W