Bibelgesellschaft

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Eine Bibelgesellschaft ist eine gemeinnützige konfessionelle Organisation, Stiftung oder ähnliches mit dem Zweck der massenhaften Herstellung der Bibel oder biblischer Schriften zur kostenlosen oder kostengünstigen Verbreitung. Viele Bibelgesellschaften fördern auch die Übersetzung der Bibel in Sprachen, in denen das "Buch der Bücher" bisher noch nicht oder noch nicht vollständig zur Verfügung steht, oder überarbeiten existierende Fassungen aufgrund der Änderungen im Sprachgebrauch.

Geschichte

Bibelgesellschaften entstanden in der Tradition des Pietismus und der Erweckungsbewegung. Ihre Wurzeln finden sich in England in der 1698 gegründeten Society for the Propagation of Christian Knowledge sowie der Londoner religiösen Traktatgesellschaft 1799.

In Deutschland gründete Carl Hildebrand v. Canstein die erste Bibelanstalt mit der Herausgabe des NT 1712 und der gesamten Bibel 1713, die seit 1775 unter dem Namen Cansteinsche Bibelanstalt firmiert.

Traditionell umfassen die Ausgaben der Bibelgesellschaften den protestantischen Schriftkanon ohne Anmerkungen und Kommentare. Gegenwärtig hat man diesen Grundsatz gelockert, so dass die Ausgaben mit Anmerkungen zu alternativen Übersetzungsmöglichkeiten bzw. mit Hinweisen zu anderen Manuskripten versehen sind.

1824 bis 1826 führte der Abdruck der Apokryphen durch bestimmte englische Bibelgesellschaften zu ernsthaften, als Apokryphenstreit bekannt gewordenen Auseindersetzungen.

Nach dem protestantischen Prinzip sola scriptura sehen viele in dieser Form der frei verteilten Bibel eine wirksame Methode der Evangelisation. Dies macht die Bibelgesellschaften attraktiv für gemeinsame Aktivitäten mit Protestanten unterschiedlicher Konfession.

Nach katholischem Verständnis kann die Bibel nur mit Hilfe der Tradition und der Kirchenlehre verbindlich interpretiert werden, man diese Form der Evangelisation würde intensiveren persönlichen Kontakt erforderlich machen, der sich in einer schlichten Bibelverteilung nicht erschöpfen könne. Die freie Bibelverteilung könne darüber hinaus zu ihrer Profanierung führen. Bis zur Entstehung ökumenischer Bibelübersetzungen (durch gemeinsame Kommissionen katholischer und protestantischer Übersetzer) in den letzten Jahrzehnten, verdächtigten die Katholiken die protestantischen Bibelübersetzungen der Verfälschung und Nichtübereinstimmung mit den kirchlich approbierten Übersetzungen katholischer Gelehrter. Diese Gründe veranlassten Papst Leo XII. zur Verdammung der Tätigkeit der protestantischen Bibelgesellschaften in der Enzyklika Ubi Primum (1824). Papst Pius IX. wiederholte dieses Urteil in der Enzyklika Qui Pluribus (1846) und erweiterte es auf deren Vorläufer. Ab 1902 fromme Gesellschaft des hl. Hieronymus zur Verbreitung der hl. Evangelien begannen erneut katholisch begründete Bibelgesellschaften ihre Wirksamkeit. Die Societa di San Geronimo verlegte als katholische Bibelgesellschaft italienische katholische Evangelienübersetzungen.

Im Zuge der Entwicklung ökumenischer Übersetzungsprojekte wächst die Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Protestanten hinsichtlich der Bibelgesellschaften; einige Bibelgesellschaften führen anerkannte katholische Übersetzungen (mit dem katholischen Kanon) in ihrem Verlagsprogramm.

Bekannte Bibelgesellschaften

Siehe auch