Der Nymphensittich (Nymphicus hollandicus) ist eine Vogelart die zur Ordnung der Papageien (Psittaciformes) und zur Familie der Kakadus (Cacatuidae) gehört.
Die systematische Einordnung war lange Zeit umstritten: Kakadus oder Plattschweifsittiche (Platycercinae)? Inzwischen ist die nahe Verwandtschaft mit den Rabenkakadus (Calyptorhynchus) und dem Helmkakadu (Callocephalon fimbriatum) erwiesen.
Die etwa 30 - 34 cm langen Vögel wiegen ca. 80 - 100 Gramm und werden typisch 15-20 Jahre alt - jedoch ist bekannt, dass Vögel bei entsprechender Haltung durchaus die 25 Jahre überschreiten können. Das typische Gelege (1-2 Gelege pro Jahr, je nach Nahrungsangebot auch weniger oder mehr) besteht aus 4-6 Eiern. Die Brutzeit beträgt 19 Tage, wobei beide Eltern brüten der Hahn am Tag und die Henne in der Nacht. Ist Nachwuchs nicht erwünscht, oder mangels Genehmigung nicht erlaubt, sollten die Eier nicht ersatzlos entfernt, sondern abgekocht oder durch Plastikeier ersetzt werden, da das Weibchen ansonsten weitere Eier legt um das Gelege zu vervollständigen. Im schlimmsten Fall kann das für das Weibchen tödlich enden.
Nymphensittich | ||||||||||
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Nymphensittiche in den Weiten Australiens
Die ursprüngliche Heimat ist Australien, wo Nymphensittiche in großen Schwärmen als Zugvögel leben. Sie bevorzugen trockene Inlandsgebiete (Savannen, Steppen, Grasland) und ernähren sich von Samen, Körnern und Beeren. Die Brutperioden beginnen mit der Regenzeit. Die Vögel suchen sich Nistplätze in der Nähe von Wasser - oft sind es Eukalyptusbäume, in denen sich die Nisthölen in etwa 3 m Höhe befinden.
Nymphensittiche im menschlichen Heim
Sie gehören neben den Wellensittichen zu den beliebtesten "Heimvögeln".
1840 kamen die ersten Nymphensittiche nach Europa. Schon 10 Jahre später begann die erfolgreiche Zucht in Europa. Auch wenn immer eine einfache Haltung propagiert wird, so stimmt das nicht, da die "Nymphies", wie sie liebevoll abgekürzt werden, als "kleine Kakadus" sehr wohl ganz spezifische Bedürfnisse haben, denen ein verantwortungsbewußter Halter nachkommen sollte. Die Vögel sind als Schwarmtiere sehr gesellig, sodass eine artgerechte Haltung grundsätzlich die Haltung mindestens zweier gegengeschlechtlicher Vögel umfasst. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung werden und bleiben auch im Schwarm gehaltene Nymphensittiche zahm. Alleine gehalten werden sie mit dem Erwachsenwerden (9. - 12. Monat) oft zu Schreiern, denn es liegt in ihrer Natur, nach einem Partner zu rufen. Sieht ein Nymphensittich einen Menschen als seinen Partner an (sog. Fehlprägung), schreit er nach ihm, sobald dieser den Raum verläßt. Artgerecht verpaarte Nymphen rufen nur selten, weil ihr Partner immer da ist.
Nymphensittiche Kleine Verhaltenskunde
Verhalten
Nymphensittiche leben in der Natur in Schwärmen zusammen. Teilweise sind die Schwärme so groß, dass sie sogar den Himmel verdunkeln. Das Leben in Schwärmen ist für körnerfressende Vögel typisch. Auf der Suche nach Nahrung ziehen sie durch die Grassteppe Australiens.
Dort wo es viel Nahrung gibt, lassen sich die Schwärme vorübergehend nieder zum Brüten. Die Vögel streiten in freier Wildbahn um die besten Brutplätze. Streit gibt es mitunter auch um die besten Schlafplätze, was sicherlich auch viele Nymphensittichhalter bei ihren Heimvögeln schon beobachten konnten. Allerdings ist das Verhalten der Tiere in freier Wildbahn erheblich weniger progressiv als in der Käfig- oder Volierenhaltung, wo auch die Partnersuche „schnabelfeste“ Streitigkeiten auslösen kann. Eine feste Rangordnung innerhalb des Schwarms in freier Natur ist unwahrscheinlich, denn in den riesigen Schwärmen sind die Vögel mehr oder weniger anonym, was eine Hierarchie annähernd unmöglich macht.
Nymphensittichhähne bilden u.a. auch lockere Partnerschaften untereinander und tauschen typische Verhaltensweisen aus mit ihren männlichen Artgenossen wie z.B. Kraulen, Schnäbeln und Imponieren. Sie brauchen die Anwesenheit anderer Hähne zur Anregung ihrer Verhaltensmuster und zur Aktivierung der Keimdrüsen, was wiederum für die erfolgreiche Fortpflanzung wichtig ist. Nymphensittiche sind sehr soziale Wesen, die den Kontakt zu Artgenossen brauchen, um ein glückliches Vogelleben zu führen.
Häufig leben Nymphensittiche monogam, das heißt, sie schließen sich dauerhaft mit einem Partner zusammen, der sie nicht selten Zeit ihres Lebens begleitet!
In ihrer natürlichen Umgebung in den Weiten Australiens finden die Sittiche überwiegend äußerst karge Umweltbedingungen vor, die Lebensräume sind Halbwüsten, Steppen, Buschlandschaften und offene Eukalyptuswälder, welche den Vögeln in Regenzeiten Bruthöhlen bieten.
Außerhalb der Brutzeit, welche immer in die Regenzeiten fällt, führt der australische Sittich ein Nomadenleben, denn das dürre Klima sorgt außerhalb der Regenzeiten nur für ein begrenztes Nahrungsangebot. Der Vogel fliegt seiner Nahrung sozusagen hinterher.
Da auch das Wasserangebot knapp ist, lässt er sich überwiegend in der Nähe von Wasserstellen nieder, die er vornehmlich morgens und abends aufsucht, weil das Wasserangebot zu diesen Zeiten am größten ist. Am Tage versiegen die kargen Wasserstellen in der brütenden Hitze, während nachts die Temperaturen rapide fallen und am frühen Morgen wiederum Tau und Nebel für Wasser sorgen. Darum fressen auch unsere Vögel in Gefangenschaft, sofern sie in artgleicher Gesellschaft leben dürfen, hauptsächlich am frühen Morgen und am Abend.
Und sie fressen immer im Schwarm, denn das Kolonieverhalten der Vögel, ihr dichtes Zusammenleben festigt die sozialen Strukturen der Gruppe und regt zudem den Bruttrieb der Vögel untereinander an, um die Zeiten guten Nahrungsangebotes für möglichst viele Bruten zu nutzen, bevor die nächste Dürre kommt. Im Schwarm ist zudem der Schutz vor Feinden effektiver.
Schwarmverhalten, Partnerschaft und soziale Bindungen
Sittichtypisches Sozialverhalten zeigt sich besonders in Gefahrensituationen. Wenn ein Vogel plötzlich auffliegt, werden unweigerlich alle anderen aufgeschreckt hinterher fliegen. Fängt ein Vogel an zu schreien, stößt er grelle Warnlaute oder Suchrufe aus, so werden die anderen es ihm gleich tun. Wenn der Schwarm in der Frühe erwacht, rufen sich die Vögel lauthals gegenseitig zu:"Seid ihr noch alle da? Ich bin hier!", tauschen die "neuesten Nachrichten" aus, begrüßen gemeinsam den Tag und läuten die gemeinsame Futtersuche ein. Am Abend ertönt das gleiche Rufkonzert, das dem Schwarm signalisiert: Hier sammeln wir uns für die Nacht!
Das Auffliegen eines Vogels signalisiert dem Vogelschwarm eine potentielle Gefahr, sie nehmen es als Warnsignal und fliegen mit dem Schwarm, der ihnen Schutz bietet. Dies kann man gut beobachten, wenn man vier oder mehr Vögel hat, aber auch bei zweien wird dieses Verhalten oft schon deutlich. Eine strikte Rangordnung wird nicht festgelegt, jedoch kann man oft beobachten, dass ein bestimmtes Tier die Vorhut macht. Vertragen sich Nymphensittiche gut miteinander, so wird man feststellen, dass sie viele Dinge gemeinsam tun. Fängt einer im Schwarm an, sich zu putzen, machen die anderen es ihm gleich nach.
Unter Balzen versteht man das Umwerben der Henne durch den Hahn. Der Hahn beginnt mit dem typischen Balzverhalten schon im Alter von 4-6 Monaten. Mit abstehenden Flügeln stolziert er herum und pfeift laute Töne verschiedenster Art.
Er klopft mit dem Schnabel wie ein Specht auf harte Flächen und springt auf flächigem Untergrund immer wieder mit einem Satz nach vorne.
Hennen pfeifen seltener und in nur wenigen Tonvarianten. Wenn eine Henne auf einen balzenden Hahn reagiert, duckt sie sich und macht sich ganz flach, um dem Hahn ihre Paarungsbereitschaft zu signalisieren: "Du darfst aufsteigen!" Bei den Pfeiftönen unterscheidet man ein leises Zwitschern, welches die Henne stimuliert, und das laute Zwitschern, mit welchem sich die Hähne gegenseitig zur Balz anregen. Die Henne animiert den Hahn immer wieder zum Balzen, in dem sie auf ihn zuläuft, ihn auch anstupst und sich duckt. Manchmal imitiert sie auch das Hahnenverhalten. Beim Balzen kommt es auch zum Schnäbeln und Füttern. Der Geschlechtsakt, auch "Tretakt" genannt, wird jedoch nicht immer auch vollzogen, da die Hähne oft und zu jeder Zeit Balzverhalten zeigen, egal ob die Henne bruttriebig ist oder nicht. Damit imponieren sie den anderen Hähnen und zeigen der Damenwelt, wer "der beste Hahn im Schwarm" ist...
Autor :: Kleine Verhaltenskunde :: Simone Bragulla NymphensittichBilderbuch.de --Stan Luga 17:56, 30. Jan 2005 (CET)
Der Käfig - Die Voliere - Lebensraum ein Leben lang!
Merke: Auch ein großer Käfig ist noch keine Voliere! Das Wort "Voliere" kommt aus dem Lateinischen "volare:fliegen, segeln" (abgeleitet im Französischen: "voler", Subst. "Voliere") und bezeichnet eine Vogelbehausung, in welcher die Vögel eben dies tun können - fliegen!
Die "Innenausstattung"
- Die schlechtsten Käfige haben Sitzstangen aus Kunststoff. Diese Produkte sind als tierschutzwidrig abzulehnen, weil sie zu glatt sind und den Vögeln deshalb keinen ausreichenden Halt bieten und zu Gelenkschäden führen. Wenn sie zudem eine scharfkantige Riffelung aufweisen, verursachen diese Schäden an den Fußsohlen. Es kann zu irreversiblen Druckgeschwüren kommen.
- Geeignet sind Naturäste. Beispiel: Birke, Buche oder Haselnuss..
- Käfig Mindestmaße für zwei Nymphensittiche: LXBXH 100cmx50cmx100cm
- Nymphensittiche sind keine Senkrechtstarter. Es ist KEIN Vorteil die Höhe proportional zur Grundfläche unverhältnismäßig groß zu wählen.
- Bei Volierendraht darf das Gitter 20mmx20mm nicht überschreiten; Bei Käfigen, die keine Maschen wie Volieren haben, sondern überwiegend Streben, kann auch das schon zuviel sein, denn die Streben sind flexibel und können mit dem Kopf des Vogels auseinandergedrückt werden. Der Vogel bleibt dann stecken und erwürgt sich!
- Farbige Gitter sind nicht zu empfehlen, weiße verboten
- Die Gitter müssen zum klettern tauglich sein. Also hauptsächlich QUER verlaufen
- selbst die Mindestmaße gelten nur, wenn täglich Freiflug in der Wohnung gewährt wird
- Nicht erlaubt sind runde Käfige
- Die Käfiggeometrie sollte insgesamt eckig sein
- Die Sitzäst sollen aus Naturästen bestehen
- Es müssen mindestens DREI Äste zur Verfügung stehen
- Die Anordnung muss unterschiedlicher Höhe erfolgen (Dreisprung)
- Die Astdicken müssen unterschiedlich sein
- Die Astdicken sollten zwischen 10mm und 30mm liegen
- Je nach Käfiggröße können auch noch weitere, dickere Äste eingestellt werden
- Trink und Futterschalen aus Ton oder Edelstahl.
- KEINE Futter- oder Wasserspender verwenden!!
- Die Bodenschalen sollten breiter als hoch sein. Ein Nymphensittich findet die Körner nicht mehr so gut, wenn sie von Spelzen (Körnerhülsen) bedeckt sind
- Wichtig ist die Richtige Ausstattung an Spielzeug. Nicht geeignet sind fertige Holzkörbe oder -Schalen aus geflochtenem Holz o.ä. Oft sind diese Artikel mit Schutzmitteln oder Farbe besprüht.
- Nicht geeignet ist Sandpapier als Einstreuersatz: Sandpapier am Käfigboden kann zu Verletzungen der Füße von Vögeln führen. Oft entspricht die Saugfähigkeit nicht der des üblichen Vogelsandes. Keime vermehren sich in einem feuchten Milieu besonders stark. Sandpapier ist lediglich als Unterlage für darauf zu streuenden Vogelsand, der dann aufgepickt werden kann, geeignet. Von den Herstellern sind entsprechende Hinweise auf die Packungen aufzudrucken.
- Nicht geeignet ist Zeitungspapier als Einstreuersatz. Gefährung der Gesundheit durch Druckerschwärze oder chemikalische Rückstände im behandelten Papier (Fettgedruckt: Auswahl von Heimtierprodukten, die nicht den Anforderungen der §§ 1 u. 2 Tierschutzgesetz (Deutschland) (TSchG) entsprechen. )