Land-See-Windsystem

Wind weht vom Wasser zum Land
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Unter einem Land-Seewind-System versteht man sowohl ein gekoppeltes Klimasystem aus Land- und Wasseroberflächen, über welchen es zur Ausbildung von See- und Landwinden kommt, als auch das durch diese Winde erzeugte Zirkulationssystem selbst. Die Ursache für die Herausbildung des jeweiligen Windes ist thermischer Natur und beruht auf der zwei- bis dreimal so schnellen Erwärmung bzw. Abkühlung der Luft über einer Landoberfläche im Vergleich zu einer Wasseroberfläche.

Die Luft bewegt sich, der Gradientkraft folgend, vom Hoch zum Tief.
Skizze zum Land-Seewind-System
A Seewind / B Landwind

Auflandiger Wind (Seewind)

Eine Landfläche erwärmt sich wesentlich schneller als eine Wasserfläche, da Wasser eine größere spezifische Wärmekapazität c hat. Im Falle einer starken Sonneneinstrahlung kommt es daher am Land zu Konvektionserscheinungen und der damit verbundenen Konvergenz am Boden. Diese ist eine Ausgleichsströmung von Luftmassen, verursacht durch die sich herausbildende Luftdruckdifferenz in der Größenordnung von 2 hPa zwischen dem thermischen Bodentief über der Landoberfläche und dem Bodenhoch über der Wasseroberfläche.

  • Seewind: Luftmassen strömen vom See aufs Land; Grund: Land erhitzt sich tags schneller auf, wegen des relativ geringen c-Wertes von Boden, Beton, Häusern, (Dachziegeln c= 0,73 kJ/kg*K), Asphaltstrassen. Wasser dagegen wegen der hohen Spezifische Wärmekapazität c, die 4,18 kJ/kg*K beträgt, viel langsamer. Ebenso langsam kühlt es sich ab. Deshalb steigen tags die Luftmassen über Land auf und andere vom See rücken nach; Folge: Wind vom See zum Land (=Seewind). Segelflieger sehen in Kenntnis dieses Mechanismus, wo Aufwind sein müsste und nutzen dies.

Ablandiger Wind (Landwind)

Das Wasser hält die Tageswärme länger als die Landfläche, über der die Boden- und Lufttemperatur meist schon am Nachmittag deutlich sinkt.

  • Landwind: Luftmassen strömen vom Land zum See. Grund: Abends, noch mehr nachts, dreht sich diese Zirkulation um; Land kühlt sich viel schneller ab als der See, wegen viel geringerer c-Werte der genannten Stoffe, (Dachziegel, c = ca. 0,73 kJ/kg*K). D.h. wesentlich geringere Spezifische Wärmekapazität als Wasser (4,18 kJ/ kg* K). Nun ist das Wasser relativ wärmer; nun steigt über dem See die Luft auf- und relativ kältere Luftmassen fließen vom Land weg zur See nach.

Aspekte des Wassersports

Die verschiedenen, teilweise auch zeitlich wechselnden Windrichtungen sind für mehrere Formen des Wassersports von großem Reiz, können aber auch Gefahren mit sich bringen, wenn die Rückkehr an Land erschwert wird.

Für das Segeln ist ein stärke- und richtungsmäßig beständiger Wind meist beliebter als ein häufiger Wechsel. Die geografische Lage mancher Küstenabschnitte prädestiniert sie dafür. Beständige Winde - die nicht nur bei „Schönwetter“ auftreten können - erleichtern die Planung eines Törns und das Kreuzen gegen den Wind. Durch die lokalen, zeitlich wechselnden Windsysteme (siehe oben) kommt ein zusätzlicher Reiz hinzu, kann aber nachmittags bei ablandigem Wind oft die Rückkehr erheblich erschweren. Manche Segelsportler nächtigen daher gerne auf vorgelagerten Inseln und treten die Rückfahrt erst am nächsten Vormittag - meist unter erleichterten Umständen - an.

Für Windsurfer und insbesondere Wellenreiter, aber auch für Kitesurfer, ist die Charakteristik eines Küstenabschnitts (Surfspot) besonders wichtig und interessant. Für die Richtung des Windes relativ zur Strandlinie unterscheiden sie zwischen onshore (auflandig), offshore (ablandig) und sideshore (seitlicher Wind). Viele Windsurf-Reviere sind wegen stabiler Windverhältnisse des einen oder anderen Typs besonders beliebt, beispielsweise Teile Skandinaviens oder die Westufer von Neusiedler- und Gardasee für offshore-Winde (bei Südwind eher sideshore), bzw. die Camargue und große Teile der Ostsee für onshore-Verhältnisse. Nicht zuletzt deshalb wurde Kiel zur „Hauptstadt“ des Windsurfens.

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