Chinatown (Amsterdam)

Stadtviertel von Amsterdam
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Chinatown Amsterdam ist ein Stadtviertel in der Amsterdamer Innenstadt und liegt zwischen dem Nieuwmarkt und dem Rotlichtviertel De Wallen. 2010 feierte das Stadtviertel sein 100jähriges Bestehen.[1]

Geldersekade (Chinatown, Amsterdam)

Geschichte

Chinatown in Amsterdam ist das älteste chinesische Viertel auf dem europäischen Festland. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten chinesischen Seeleute, angeheuert von britischen und niederländischen Reedereien, unter anderem in die Niederlande. Durch Krieg und Hungersnot in Teilen von China flüchteten viele Menschen und arbeiteten auf Handelsschiffen. In den Jahren der Weltwirtschaftskrise wurden viele Seeleute von den Reedereien entlassen und verblieben in der Nähe von Häfen, in der Hoffnung auf günstigere ökonomische Zeiten. Chinesische Händler folgten und so entstand in der Binnen Bantakkerstraat, Geldersekade und um den Nieuwmarkt das chinesische Viertel in Amsterdam.[2] 1975 betrug die Anzahl der Einwohner von Chinatown 5000[3]

Anders als einige Chinatowns in anderen Städten hat das Viertel in Amsterdam keine Zugangs- beziehungsweise Eingangstore (Paifang), ist jedoch sofort erkennbar an den zweisprachigen Straßenschildern.[4] Dabei handelt es sich nicht um wörtliche Übersetzungen, vielmehr geben die chinesischen Straßennamen, nach Aussage der chinesischen Bewohner, den „Charakter der betreffenden Straße“ an. So bedeutet der Nieuwmarkt (eigentlich: „Neuer Markt“), San Kwong Cheong, Nieuw Plein („Neuer Platz“). Die Straße Zeedijk gilt vielen Chinesen wegen des dortigen buddhistischen Tempels als „spirituelles Herz von Chinatown“. „Sin Tak Kai“ für Zeedijk bedeutet Wohltätigkeit beziehungsweise Mildtätigkeit sowie die positiven Eigenschaften des Menschen. „Kiu Tak Si Kai“ für Geldersekade meint einen Platz, an dem die chinesischen Bewohner zusammen mit anderen dem „guten Willen nachstreben“.[5]

 
Zeedijk mit Sicht auf den He Hua Tempel

Die bekanntesten Straßen sind Zeedijk, Stormsteeg, Geldersekade, Binnen Bantammerstraat und der Nieuwmarkt. An der Zeedijk-Straße liegt der größte im traditionellen chinesischen Tempelstil gebaute buddhistische Tempel Europas.[6] Der Tempel Fo Guang Shan He Hua, kurz „He Hua“ (für Lotusblume) genannt, ein Entwurf des niederländischen Architekten Dick Greven nach Zeichnungen traditioneller chinesischer Tempel, wurde am 15. September 2000 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet. Für das Anbringen der speziellen Dekoration wurden Fachkräfte aus Taiwan herangezogen.

Seit 1976 besteht die Vereinigung Fa Yin zur Förderung sowohl der chinesischen Sprachen und Kultur als auch der freundschaftlichen Beziehungen zwischen niederländischen und chinesischen Bürgern. In einer chinesischen Schule wird Unterricht in den Sprachen erteilt, außerdem in Kung Fu, Tai Chi, sowie Kurse in chinesischer Kalligraphie und in Yoga.[7]

Einzigartig an Chinatown in Amsterdam ist das weltweit kein anderes chinesisches Viertel besteht, wo außer der chinesischen Bevölkerungsgruppe mehrere andere Nationalitäten wohnen und arbeiten [8] So gibt es unter anderem japanische, thailändische, koreanische und indonesische Restaurants, außerdem Supermärkte, Boutiquen und Massagesalons. Dies ist allerdings seit den 1980er Jahren eine generelle Erscheinung bei den Chinatowns weltweit und nicht allein auf Amsterdam beschränkt. Die amerikanische Soziologin Min Zhou führt dabei die Erscheinung der Gentrifizierung wie der Etablierung als Touristenattraktion an, die auch in Amsterdam stattfindet. Im Gegensatz zu anderen „Einwandervierteln“ seien die Chinatowns länger stabil und böten über eine Übergangsstation Möglichkeiten für unterschiedliche Gruppierungen und Schichten, sie seien als eigene Wirtschaftszonen anzusehen. Was allerdings für Chinatown in Amsterdam noch nicht zutrifft.[9]

Einzelnachweise

  1. 100 Jahre Chinatown in Amsterdam. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2011
  2. Geschichte von Chinatown in Amsterdam. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2011
  3. Chinezen van Amsterdam. 1975 wurde die Anzahl der Einwohner auf 5000 geschätzt. Informationen über Chinatown vom IISG (Amsterdam). Niederländisch, abgerufen am 7. März 2011
  4. Straßennamen in Chinatown. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2010
  5. OpNieuw, Online-Zeitung für das Nieuwmarkt-Viertel. Über das Zustandekommen der zweisprachigen Straßenschilder in Chinatown. Niederländisch, abgerufen 3. März 2011
  6. Buddhistischer Tempel He Hua in Chinatown. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2011
  7. Vereinigung Fa Yin in Chinatown. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2011
  8. Chinatown multikulturell. Niederländisch, abgerufen am 3. März 2011
  9. Chinatown: The Socioeconomic Potential of an Urban Enclave Conflicts, in Urban & Regional, Autor Min Zhou, Verlag Temple University Press, 1995 ISBN 1-566-39337-X