Spittelkolonnaden

Rekonstruktion des südlichen Teils
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Die Spittelkolonnaden sind ein spätbarockes Schmuckbauwerk von Carl Philipp von Gontard an der Leipziger Straße in Berlin-Mitte. Sie dienten zur Zeit ihrer Errichtung als Begrenzung einer Brücke, die über den Festungsgraben der Stadt Berlin führte. Die heute vorhandene halbrunde Säulenanlage ist ein Nachbau des südlichen Teils.

Die Spittelkolonnaden mit der historischen Meilensäule

Lage und Namensherkunft

Die Spittelkolonnaden befinden sich in der Leipziger Straße etwa am Ort des 1969 beseitigten Dönhoffplatzes, der wiederum einen früheren Brückenübergang zur Festung Berlin ersetzte. Es ist eine halbrund geformte offene Säulenhalle, die nach dem nahe gelegenen Spittelmarkt bezeichnet wurde.

Geschichte

Die Kolonnaden im spätbarock-neoklassizistischen Stil mit ionischen Säulen wurden 1776 von Carl von Gontard im Auftrag des Königs errichtet. Sie standen in zwei Einzelbauwerken nördlich und südlich der Leipziger Straße. Durch das starke Wachstum der deutschen Hauptstadt Berlin nach 1871 rückte die Bebauung immer näher an das Monument heran. 1929 wurden die Südkolonnaden im Auftrag des Magistrats von Berlin abgetragen, um die Straße verbreitern zu können. Sie wurden auf dem Gelände einer Steinmetzfirma in der Mühlenstraße gelagert.[1][2] In den 1930er-Jahren gab es ein Projekt, die Kolonnaden komplett zu verlegen, sie sollten am nördlichen Spreearm beidseits der Monbijoustraße einen neuen Standort erhalten.[3] Die nördlichen Kolonnaden wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und die Reste 1960 abgeräumt.

Die beiden Halbrondells bildeten mit je einer Doppelreihe Säulen einen Wandelgang, der mit Reliefs geschmückt war. Die Bauwerke wurden rückseitig durch eine Ladenreihe abgeschlossen. Der Giebel bestand aus einem altanartigen Aufsatz mit Trophäen, Puttengruppen und allegorischen Figuren.[4]

 
Die rekonstruierten Kolonnaden 1980
 
Puttengruppe der Spittelkolonnaden, seit 1969 im Köllnischen Park

Rekonstruktion

Im Rahmen der Neugestaltung des Hochhausensembles an der Leipziger Straße wurden die südlichen Spittelkolonnaden wenige Meter vom ursprünglichen Standort entfernt mit aufgefundenen Resten und mit Kopien des Giebelschmucks rekonstruiert und am 15. Dezember 1979 eingeweiht. Zusammen mit der Kopie der historischen Meilensäule vom Dönhoffplatz wurden sie zu einem neuen Platz collagiert. Die Meilensäule von 1730 war bis zum Jahr 2000 die Berechnungsgrundlage für Entfernungsangaben zu anderen Orten. Diese Rolle füllt inzwischen das Brandenburger Tor aus.

Eine bronzene Gedenktafel erinnert an das Schicksal dieses Bauwerks: „SPITTELKOLONNADEN 1776. NACH PLÄNEN VON CARL VON GONTARD ALS SCHMUCK DER BRÜCKE ÜBER DEN ALTEN FESTUNGSGRABEN ERBAUT. IM FASCHISTISCHEN RAUB- UND EROBERUNGSKRIEG ZERSTÖRT. 1979 VON DER ARBEITER-UND-BAUERN-MACHT WIEDERERRICHTET.“

Nicht alle original erhaltenen Figuren kamen wieder auf den Giebel der Kolonnaden, einige wurden 1969 im Köllnischen Park auf einer neu gebauten Terrasse neben dem Märkischen Museum aufgestellt. Weil sie dort relativ ungeschützt sind, sollen sie nun nach wiederholtem Vandalismus direkt im Museumsgebäude einen Besucherraum schmücken.[5][6]

Commons: Spittelkolonnaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Landesdenkmalamt Berlin (Hsg.), Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte - Ortsteil Mitte. Berlin (Imhof Verlag) 2003.
  • Harald Neckelmann: Die Leipziger Straße in Berlin. Sutton Verlag, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-446-3

Einzelnachweise

  1. Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-I. Henschelverlag, Berlin 1984, S.230
  2. In der Geschichtsdarstellung zur Straße An der Kolonnade (Kaupert/Luisenstädtischer Bildungsverein) ist ebenfalls angegeben, dass die *südlichen* Kolonnaden 1929 abgetragen wurden. Abgerufen am 28. März 2010
  3. Axel Cordes: Die Frauenklinik in der Ziegelstraße. Kapitel 4: Die Wolff-Entwürfe von 1934 (online); abgerufen am 28. März 2010
  4. Die Berliner Baukunst nach 1763 bei lexikus.de (online), abgerufen am 28. März 2010
  5. Uwe Aulich: Erneut Vandalismus im Köllnischen Park. Originalfigur der alten Spittelkolonnaden zerstört/ Jetzt sollen sie ins Märkische Museum umziehen . In: Archiv der Berliner Zeitung, abgerufen am 28. März 2010
  6. Karl Seidel: Zur Geschichte des Köllnischen Parks. Zwei Sandstein-Puttengruppen von der Attika der Spittelkolonnaden (S. 154). In: Luisenstädtische Monatshefte, S. 147 ff(online), abgerufen am 28. März 2010

Koordinaten: 52° 30′ 38,5″ N, 13° 23′ 56,2″ O