Das Verstellen von Bienenvölkern an einen anderen Standort bezeichnet man auch als Wandern.
Wanderungsbewegungen von Menschen im soziologischen Sinne siehe unter Migration.
Wandern ist eine Form des Gehens, eine Sportart, die in der Natur ausgeübt wird. Man kann in den Bergen wandern, an einem Flussufer, im Wald, am Meer oder am Strand - ideale Voraussetzungen sind ein verkehrsarmer Weg, möglichst mit Naturbelag und eine schöne Gegend. Man geht zu Fuß durch die Gegend, bei einer längeren Wanderung mit entsprechender Ausrüstung.
In der Tourismusforschung unterscheidet man generell zwischem "zweckfreiem" und "zweckgebundenem" Wandern. Zweckfreies Wandern unterscheidet sich vom zweckgebundenen Wandern dadurch, dass die Reise Selbstzweck ist und nicht primär aus anderen Gründen angetreten wird (Forschung, Arbeitssuche, Walz, Flucht, Handel...). Diese Unterscheidung ist besonders in der historischen Forschung sehr wichtig.
Eine Fernwanderung, auch Weitwanderung, Trail oder Trekking genannt, führt über größere Strecken. Beliebte Fernwanderwege sind z.B. der Jakobsweg in Spanien, der Jurahöhenweg in der Schweiz, der Rennsteig im Thüringer Wald, die Europäischen Fernwanderwege oder die Walserwege.
Wandern ist besonders in den Ländern, die an die Alpen grenzen, sehr beliebt. Verschiedene Routen führen längs und quer über die Alpen, z.B. die Via Alpina, in der Schweiz die Alpenpassroute, der Trans Swiss Trail 1 von Norden nach Süden, der Trans Swiss Trail 2 von Osten nach Westen oder der Kulturweg der Alpen.
Geschichte
Entstehung
Als erster historisch dokumentierter "zweckfreier" Wanderer gilt der Italiener Francesco Petrarca, der 1336 mit seinem Bruder den Mount Ventoux (1900m) bestieg. Über viele Jahrhunderte nach ihm sind nur wenige weitere Wanderungen dieser Art dokumentiert. Erst mit der Aufklärung, namentlich mit Albrecht von Hallers Gedicht Die Alpen (1729) und Jean-Jacques Rousseaus Julie ou la Nouvelle Héloïse (1761), kam beim Bildungsbürgertum eine neue Naturbegeisterung auf.
Die neue Art der Fortbewegung, das Wandern, wurde zum Symbol der aufklärerischen Emanzipation des Bürgertums vom Adel. Aufrecht im Gang blickte man nun in die Welt und beobachtete Volk und Natur ungetrübt von Kutschenfenstern. Unzählige aufklärerische Wanderer erkundeten im dritten Drittel des 18. Jahrhunderts Europa zu Fuß und schrieben ihre Erkenntnisse möglichst objektiv nieder. Dabei lag ein besonderes Augenmerk auf den sozialen und politischen Gegebenheiten der druchwanderten Gebiete. Als schillernstes Beispiel gilt oftmals der Leipziger Johann Gottfried Seume, der 1801 zu einer Fußreise nach Sizilien aufbrach und nach neun Monaten über Paris nach Leipzig zurückkehrte.
Romantik
Anschließend an die Aufklärung übernahmen die Romantiker das Wandern und prägten sein Bild bis heute. Im Unterschied zu den Aufklärern war ihr Blick nicht mehr auf die sozialen und politischen Gegebenheiten gerichtet, sondern primär auf das eigene Innere. Sie suchten die Einsamkeit, um in ihr den Kosmos in sich selber zu finden.
Im 19. Jahrhundert wurden zunehmend weniger Städte erwandert, sondern man lies sich in Kutschen oder mit der Eisenbahn zu den Ausgangspunkten in der Natur bringen, wo man auf immer mehr vorgegebenen Strecken leif. Wurden die Aufklärer noch angefeindet oder schief angeschaut, so machten die Romantiker das Wandern salonfähig.
Institutionalisierung des Wanderns
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer zunehmenden Institutionalisierung des Wanderns durch Wander- und Gebirgsvereine. Diese meist bürgerlichen und heimatverbundenen Vereine leisteten Pionierarbeit in der Erschließung der Natur durch Wanderwege, Markierungen, Karten, Schutzhütten und Aussichtstürme. 1863 wurde mit dem Badischen Schwarzwaldverein der erste deutsche Mittelgebirgsverein gegründet.
Naturfreunde
Die 1895 in Wien gegründeten Naturfreunde ermöglichten erstmals das Wandern für eine proletarische Schicht. Mit starker sozialistischer Prägung eröffneten sie erste Naturfreundehäuser, in denen proletarische Wanderer billig übernachten konnten. Heute gibt es in Deutschland rund 450 Naturfreundehäuser - 1001 Nacht sind weltweit möglich.
Wandervogel
Zur gleichen Zeit kam die Jugendbewegung auf, die 1901 in die Wandervogelbewegung mündete. Die Wandervögel waren meist jugendliche Schüler und Studenten, die aus den Städten in die Natur flohen und durch eine neue Lebensweise gegen die wilhelminische Gesellschaft aufbegehrten.
Wandervariationen
Barfußwanderung
Die Deutsche Wanderjugend (DWJ) betont die gesundheitsfördernde Wirkung des Barfußwanderns. Zahlreiche Barfußparks in Deutschland, Österreich und der Schweiz ermöglichen eine erste Barfußwandererfahrung unter den gesicherten Bedingungen einer gepflegten und vielseitigen Freizeitanlage. Auch eine Wattwanderung eignet sich in idealer Weise zum Barfußlaufen.
Nacktwanderung
Naturisten suchen auf Nacktwanderungen in klassischer FKK-Manier die "totale Freiheit und Naturverbundenheit". Um Missverständnisse zu vermeiden, bevorzugen sie dabei weniger frequentierte Strecken.
Nachtwanderung
Nachtwanderungen sind Wanderungen, die überwiegend bei Dunkelheit durchgeführt werden. Diese können auch einen religiösen Hintergrund haben, z.B. der Aufstieg zum Sri Pada in Sri Lanka.
Nordic Wandern/Walking
Aus Finnland stammt das "Nordic Walking", das als weitere gesundheitsfördernde Wanderart zunehmend Anhänger findet. Nordic Wandern wurde dabei speziell auf die Wanderer abgestimmt und ist weit schonender als Nordic Walking selbst.
Fernwandern
Immer beliebter wird das Weitwandern von Ort zu Ort, während Tagen oder Wochen. Solche Weitwanderungen werden auch Trekking-Touren genannt.
Bergwandern
Das Wandern im bergigen Gelände wird als Bergwandern bezeichnet, wobei die Grenzen zwischen Wandern, Bergwandern und Bergsteigen nicht genau definiert sind. Im Allgemeinen grenzt sich das Bergwandern vom Bergsteigen durch den Klettereinsatz ab. Bergwandern wird zur Bergtour, wenn ein Gipfel bestiegen wird.
Volkswandern
Eine weitere Variante des Wanderns ist das Volkswandern. Bei einer Volkswanderveranstaltung werden verschieden lange Wanderstrecken angeboten, die man alleine oder in einer Gruppe durchwandern kann. Unterwegs gibt es i.d.R. mehrere Verpflegungs- und Kontrollposten, so daß man kein schweres Gepäck mitnehmen muss.
Gratwandern
Zu den Extremportarten zählt das Gratwandern, wobei der Gratwanderer sich auf der oberen Kante eines Grates entlang bewegt, überwiegend in hochalpinen Gebieten.
Viele Vereine, die Volkswanderungen veranstalten, sind Mitglied eines Dachverbandes, in Deutschland z.B. der DVV (Deutscher Volkssportverband) oder der EVG (Europäische Volkssportgemeinschaft). Der DVV ist seinerseits Mitglied des IVV (Internationaler Volkssportverband). Alle Verantaltungen des IVV werden für das internationale Volkssportabzeichen gewertet. Im Allgemeinen werden Wanderstrecken über 5, 10 und 20 km angeboten. Es werden aber auch längere Strecken, z.B. die Marathonstrecke (42 km) oder 50 km angeboten.
Siehe auch
- Spaziergang
- Bergsteigen
- Verhütung von Bergunfällen
- Wanderweg
- Europäische Fernwanderwege
- Weitwanderweg
- Weitwanderwege (Österreich)
- Wegweiser
- Wanderkarte
- Siegel-Basis-Test Zertifizierung von Wanderwegen
- Wandersiegel
- Wanderverein
- Arten des Wanderns:
- Leistungskilometer
Literatur
- Manuel Andrack: Du musst wandern. Ohne Stock und Hut im deutschen Mittelgebirge, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03488-X