Vorlage:Ort Schweiz Winterthur (frz. Winterthour, lat. Vitodurum) ist die sechstgrösste Stadt der Schweiz und Hauptort des gleichnamigen Bezirks im Kanton Zürich.
Wappen
Das Winterthurer Stadtwappen besteht aus einem roten Schrägbalken auf Silber, begleitet von zwei schreitenden roten Löwen. Es ist vom Wappen der Grafen von Kyburg abgeleitet.
Geographie
Winterthur liegt in der Nordostschweiz zwischen Zürich und St. Gallen. Winterthur ist die zweitgrösste Stadt im Kanton Zürich. Winterthur hat einen sehr grossen Grünflächen-Anteil (z.B. das grösste zusammenhängende Waldgebiet im Kanton Zürich) und gilt deshalb als eine «grüne Stadt». Die lockere Bebauung in den Aussenquartieren, Resultat einer weitsichtigen Stadtplanung seit den 1920-er Jahren, hat Winterthur auch den Ruf als «Gartenstadt» eingetragen, obschon sie bis in die 1980-er Jahre sehr stark von der Maschinenindustrie geprägt war. Für diese Bemühungen erhielt 1989 die Stadt Winterthur den Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes.
Das Stadtgebiet wird von den Flüssen Eulach und Töss und dem Mattenbach durchflossen; Eulach und Mattenbach sind allerdings über weite Strecken kanalisiert und eingedolt. Die grosse Eulachschotterebene, in der die Stadt liegt, ist von mehreren sanften Hügeln umgeben, die die Kernstadt von fast allen Seiten einrahmen (Eschenberg, Brüelberg, Wolfensberg, Lindberg). Am südlichen Rand des Lindbergwaldes liegt der Goldenberg, ein guter Aussichtspunkt über die Stadt, an dessen Hang Weinreben angepflanzt werden.
Die Stadt ist ein natürlicher Verkehrsknotenpunkt am Ausgang des Tösstals und des Kemptals und verbindet das Weinland im nördlichen Kanton Zürich. Heute ist Winterthur ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt mit Linien nach Zürich, Schaffhausen, Bauma, Frauenfeld und Wil-St. Gallen. Der Winterthurer Bahnhof hat eine der höchsten Zugsfrequenzen der Schweiz.
Stadtkreise
Die Stadt Winterthur besteht aus den sieben Stadtkreisen Stadt, Mattenbach, Oberwinterthur (*), Seen (*), Töss (*), Veltheim (*) und Wülflingen (*).
Bei den mit (*) bezeichnten Stadtkreisen handelt es sich um ehemalige Dörfer, die 1922 eingemeindet wurden. Diese Ortsteile haben bis heute ein ausgeprägtes Eigenleben.
siehe Stadtteile der Stadt Winterthur
Partnerstädte
Die Stadt Winterthur hat mehrere Partnerstädte. Die Verbindungen zu diesen Orten konzentrieren sich vor allem auf kulturellen Austausch und behördliche Verbindungen. Teilweise werden aber auch Verbindungen im wirtschaftlichen und sportlichen Bereich gepflegt.
- Yverdon-les-Bains
- La Chaux-de-Fonds
- Pilsen (CZ)
- Hall in Tirol (A) (Patenschaft Winterthurs seit 1948)
Politik
Exekutive
Die Exekutive in der Stadt Winterthur ist der Stadtrat. Er besteht aus sieben Mitgliedern und wird alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt. Sitz des Stadtrates ist das nach den Plänen von Gottfried Semper zwischen 1865 - 1869 erbaute Stadthaus.
- Ernst Wohlwend (Kulturelles und Dienste, Stadtpräsident), SP, seit 1992
- Pearl Pedergnana (Schule und Sport), SP, seit 2001
- Walter Bossert (Technische Betriebe), SP, seit 2002
- Maja Ingold (Soziales), EVP, seit 2002
- Verena Gick-Schläpfer (Finanzen), FDP, seit 2002
- Reinhard Stahel (Bau), FDP, seit 1990
- Michael Künzle (Sicherheit und Umwelt), CVP, seit 2005
- Arthur Frauenfelder (Stadtschreiber, Stadtkanzlei)
Legislative
Die Legislative in der Stadt Winterthur ist der Grosse Gemeinderat. Er besteht aus 60 Mitgliedern aus 9 Parteien (Stand 2003) und wird, wie der Stadtrat, alle vier Jahre durch das Volk neu gewählt
Sitzverteilung 2002:
Judikative
Folgende Gerichte haben ihren Sitz in Winterthur:
- Sozialversicherungsgericht des Kantons Zürich
- Bezirksgericht Winterthur
Wirtschaft
Neben der Winterthur Versicherungen erlangte die Stadt an der Eulach vor allem durch ihre einst blühende Maschinenindustrie internationale Berühmtheit (Gebrüder Sulzer, Maschinenfabrik Rieter). Über die Grenzen der Stadt bekannt war auch das Handelshaus Volkart (dessen Handelsfirmen heute nicht mehr in Winterthur tätig sind), sowie, bis zum Zusammenbruch 2003, der Mischkonzern der Familie Erb.
Seit den 1980-er Jahren hat die Winterthurer Wirtschaft einen grossen Umbruch erlebt, zuerst den Wandel von der Maschinen- zur Dienstleistungsindustrie (Versicherungen und Banken), in den 1990-er Jahren schliesslich mit den Verkauf der Winterthur-Versicherungen an die CS-Gruppe und daran anschliessenden ständigen Restrukturierungen auch einen Niedergang dieses Wirtschaftszweiges.
Mit einem professionellen Stadtmarketing, dem ersten einer Schweizer Stadt, wurde ab 1992 versucht, diesen Wandel in eine Entwicklungs-, Ansiedlungspolitik für neue Industriezweige sowie innovative kleinere und mittlere Betriebe (KMU) umzusetzen. Erste Erfolge zeigen sich im Bereich der Medizinaltechnik (Europasitz der amerikanischen Firma Zimmer) und von kleineren Firmen im Hightech-Bereich.
Geschichte
Die archäologisch nachweisbare Geschichte Winterthurs geht bis in die Bronzezeit zurück, von der allerdings nur spärliche Funde zeugen. In römischer Zeit bestand im heutigen Oberwinterthur eine Siedlung (Vicus), dessen Name (Vitudurum) keltischen Ursprungs ist; eindeutige keltische Siedlungsspuren sind aber bis heute auf dem Stadtgebiet nicht überliefert. Die römische Siedlung Vitudurum hat aber reiche archäologische Aufschlüsse und zahlreiche Funde geliefert und ist heute ein Schwerpunkt der archäologischen Forschung im Kanton Zürich.
Um 1180 ist auch in der heutigen Kernstadt eine städtische Siedlung urkundlich belegt. Sie geht zurück auf einen frühmittelalterliche Siedlungsbeginn wohl im 7. Jahrhundert; der älteste Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche St. Laurentius geht auf einen einfachen Saalbau des 7./8. Jahrhunderts zurück.
Seit dem frühen 13. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt unter kyburgischer und ab 1264 unter habsburgischer Herrschaft stark, konnte aber nie eine eigenständige Rolle innerhalb der grösseren habsburgischen Landstädte spielen. Lediglich im 15. Jahrhundert war Winterthur für wenige Jahre reichsfrei, bevor es 1467 an Zürich verpfändet wurde und bis 1798 Zürcher Herrschaft blieb.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Stadt im Zuge einer forcierten Industrialisierung sehr stark. Die bauliche Gestalt vor allem der Quartiere unmittelbar ausserhalb der Altstadt ist bis heute in hohem Masse durch die öffentlichen und privaten Repäsentationsbauten der Jahre zwischen etwa 1860 und 1880 geprägt. Winterthur spielte ab 1869 eine massgebliche Rolle in der kantonalen Politik und führte namentlich die Opposition gegen den Wirtschaftsliberalismus Zürichs an. Dieser politische und wirtschaftliche Höhenflug fand mit der grossen Krise der privaten Eisenbahnen in der Schweiz 1882 ein jähes Ende; die Schulden, die die Stadt mit diesem Abenteuer angehäuft hatte, waren erst um 1950 voll abbezahlt!
Die Wirtschaftskrise der 1930-er Jahre traf die Stadt hart, aber dank eines aufgeschlossenen politischen Klimas fanden die politischen Lager ohne grosse Kämpfe zueinander. Das lag auch daran, dass massgebliche bürgerliche Partei Winterthurs, die sog. Demokraten, eher eine sozialliberale und nicht, wie die Freisinnigen sonst im Kanton Zürich, einen streng wirtschaftlichsliberale Haltung vertraten. Stärkste Partei war (und ist) aber traditionell die Sozialdemokratische Partei (SP).
Winterthur trug lange das Etikett einer arbeitsamen Arbeiter- und Industriestadt. Heute hat sich das grundlegend verändert. Grosse Industriebrachen werden heute mit neuen Nutzungen Zug um Zug belebt, unter anderem mit einer sehr lebendigen Party- und Musiktheaterszene.
Kunst, Kultur
Schulen, Hochschulen
- Zürcher Hochschule Winterthur (Fachhochschule)
- Kantonsschule Im Lee (Mittelschule)
- Kantonsschule Rychenberg (Mittelschule)
- Kantonsschule Büelrain; KBW (Mittelschule)
- Wirtschaftsschule KV Winterthur (Berufsschule)
- BerufsBildungsschule Winterthur; BBW (Berufsschule)
- Musikschule und Konservatorium Winterthur
- Hochschule Musik und Theater Zürich (Fachhochschule)
- Schweizerisch Technische Fachschule
Bibliotheken
- Winterthurer Bibliotheken (Stadtbibliothek, Bibliothek am Kirchplatz und Quartierbibliotheken)
Museen
Winterthur gilt geradezu als «Stadt der Museen» mit insgesamt 17, teils weltberühmten Museen.
- Kunstmuseum Winterthur (moderne Kunstsammlung der Schweiz mit Werkgruppen vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart)
- Museum Oskar Reinhart «Am Stadtgarten» (600 Werke deutscher, schweizerischer und österreichischer Künstler vom 18. bis 20. Jahrhundert)
- Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» (Eine der bedeutendsten Privatsammlungen des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Wohnhaus des Sammlers, Hauptwerke der alten Meister und der französischen Malerei des 19. bis frühen 20. Jahrhundert, insbesondere des Impressionismus)
- Villa Flora - Sammlung Hahnloser (Französische Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts in der ehemaligen Privatvilla des Sammlerehepaars)
- Museum Briner und Kern, Rathaus
- Fotomuseum
- Fotostiftung Schweiz
- Kunsthalle Winterthur, Waaghaus
- Museum Lindengut, (Wohnkultur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, Stadtgeschichte)
- Schloss Hegi
- Schloss Mörsburg, Winterthur-Stadel
- Münzkabinett und Antikensammlung der Stadt Winterthur, Villa Bühler
- Museum Internationales Baum-Archiv
- Naturmuseum (Naturwissenschaftliche Sammlungen)
- Technorama - Technisches Museum (Science Center)
- Gewerbemuseum Winterthur
- Uhrensammlung Kellenberger im Gewerbemuseum
Musik, Orchester
- Orchester Musikkollegium Winterthur
- Orchester Reto Parolari
- 13 Musikvereine in der ganzen Stadt, Musikverband der Stadt Winterthur
Theater
- Theater Winterthur am Stadtgarten, Gastspieltheater
- Casinotheater
- Theater am Gleis, Theater für engagierte Kleinkunst
- Sommertheater Winterthur, Freilichttheater seit 1865
- Kellertheater Winterthur
- Theater des Kanton Zürich (TZ), Theater, das in den Zürcher Gemeinden auftritt und von ihnen getragen wird
- Marionettentheater im Waaghaus
Veranstaltungen
- Afro-Pfingsten, afrikanische Konzerte/Markt, Ende Mai
- Albani-Fest, Stadtfest zu Ehren des heiligen St. Alban, Ende Juni
- Kyburgiade, Internationales Kammermusikfestival im Schloss Kyburg, Anfang August
- Winterthurer Musikfestwochen, zweiwöchiges Musik- und Kulturfestival in der Altstadt von Winterthur, August-September
- Internationale Kurzfilmtage Winterthur, Anfang November
- Buenzli Demoparty, eine Veranstaltung der Demoszene
- Bambole Openair, Wülflingen, anfangs August
Clubs
- Kraftfeld, Kulturlokal und Bar auf dem Sulzer-Areal mit Konzerten, Lesungen, Partys, Spielabenden
- Albani, Kleines Lokal an der Steinberggasse mit abwechslungsreichem Programm
- Salzhaus
- Gaswerk
- Bolero
- Endstation-Club
- Alpenmax
- Garden Club
- Kaffesatz
- Plan B, Lounge und Bar auf dem Sulzer-Areal
Burgen, Schlösser
- Schloss Kyburg
- Schloss Mörsburg
- Schloss Wülflingen
- Schloss Hegi
- Burg Alt-Wülflingen
Zeitungen
- Der Landbote (Tageszeitung)
- Stadtblatt (Wochenzeitung, Nachfolgerin der Winterthurer AZ)
- Winterthurer Stadtanzeiger (Gratis-Wochenzeitung)
- Winterthurer Zeitung (Gratis-Wochenzeitung, indirekte Nachfolgerin der Winterthurer Woche)
Personen
In Winterthur geboren wurden:
- Alois Emanuel Biedermann (1819 bis 1885); reformierter Theologe
- Anton Graff (1736 bis 1813); bedeutender Portraitmaler
- Jonas Furrer (1805 bis 1861); erster Schweizer Bundespräsident
- Richard R. Ernst
- Willy Hess (1906 bis 1997), Musikwissenschaftler (Beethovenforscher) und Komponist
Auf andere Weise mit Winterthur verbunden sind:
- Jakob Michael Reinhold Lenz (1751 bis 1792); deutscher Schriftsteller. Bei einem Besuch in Winterthur in November 1777 brach bei Lenz paranoide Schizophrenie aus.
- Albert Einstein (1879 bis 1955); Physiker und Nobelpreisträger. Nach seinem Studium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich unterrichtete Einstein am Technikum Winterthur (heute: Zürcher Hochschule Winterthur (ZHW).
- Peter Stamm, geboren 1963, Schriftsteller, lebt in Winterthur.
Sport
In Winterthur sind sehr viele kleinere und grössere Sportvereine beheimatet. Eine umfangreiche Liste dieser Vereine und noch viele weitere Informationen zum Thema Sport in Winterthur findet man unter http://www.sport-winterthur.ch/ (Sportamt Winterthur).
Grössere Vereine
- Pfadi Winterthur Handball. Einer der erfolgreichsten Clubs in der Swiss Handball League.
- Fussballclub Winterthur (kurz FCW). Spielt zurzeit in der Challenge League. http://www.fcwinterthur.ch/
- Eishockeyclub Winterthur (kurz EHCW). Spielt in der neuen Eishalle Deutweg. 1. Liga (dritthöchste nach der NLA und der NLB).
- Leichtathletik Vereinigung Winterthur (kurz LVW). Trainiert auf der Leichtathletikanlage Deutweg neben der neuen Eishalle Deutweg. Verschiedene Trainingsgruppen je nach Disziplin (Nachwuchs, Frauen, Männer). Die aktiven Frauen und Männer sind in der NLA der Schweizerischen Vereinsmeisterschaften (SVM).
- Hockeyclub Rychenberg Winterthur (kurz HCR). 1983 aus der Taufe gehobener Unihockeyverein, der seit seiner Gründung ununterbrochen in der obersten Spielklasse spielt. Besass von 1986 bis 2000 eine äusserst erfolgreiche Frauenabteilung, welche sich nach dreizehn Meistertiteln und zahlreichen anderen nationalen und internationalen Meriten abspaltete.
- Red Ants Rychenberg Winterthur. Frauen-Unhockeyverein, welcher 2000 aus der Abspaltung vom Mutterverein HC Rychenberg Winterthur hervorging und die Reihe der sportlichen Erfolge fortsetzte. Europacupsieger 2005.
- Squash Racket-Club Winterthur. Squashclub für beiderlei Geschlecht. Bei den Frauen einer der erfolgreichsten Vereine der Schweiz.
- Winterthur Warriors: American Football Club - spielt in der höchsten schweizerischen Liga (NLA) und verfügt über die derzeit (2005) grösste und erfolgreichste Juniorenabteilung der Schweiz