Stillleben (holländ. Stilleven, engl. Still-life, franz. Nature morte, ital. Riposo), ein Zweig der Malerei, welcher die Darstellung lebloser Gegenstände, wie toter Tiere (Wild, Geflügel und Fische), Haus-, Küchen- und Tischgeräte, Früchte, Blumen, Kostbarkeiten, Raritäten etc., zum Gegenstand hat und besonders durch ein geschicktes Arrangement, durch koloristische Reize und feine Beleuchtung zu wirken sucht.
Schon im Altertum entwickelte sich das Stillleben seit der alexandrinischen Zeit zu größter Blüte, wofür die pompejanischen Wandbilder noch zahlreiche Beispiele liefern. Die Malerei der Renaissance behandelte das Stillleben nicht als eine selbständige Gattung der Malerei. Seit dem Anfang des 17. Jahrhundert wurde es jedoch von den niederländischen Malern in großem Umfang kultiviert und zur höchsten Virtuosität entwickelt, wobei man zwei Richtungen zu unterscheiden hat, deren eine nach glänzender koloristischer Wirkung bei einer mehr aufs Ganze gerichteten dekorativen Behandlung strebte, während die andre mehr auf peinliche, miniaturartige Wiedergabe der Einzelheiten sah. Fast immer liegt den Stilleben ein "memento mori"-Gedanke zugrunde.
Die Hauptvertreter der niederländischen Stilllebenmalerei sind: Jan Bruegel der Ältere, Snyders, Seghers, die Familie de Heem, A. van Beijeren, Willem Kalf, Heda, Willem van Aelst, Dou, Fyt, Weenix, Rachel Ruysch, van Huysum u. a. m. Im 19. Jahrhundert ist das Stillleben wieder sehr in Aufnahme gekommen, in Frankreich besonders durch Robie, Vollon und Ph. Rousseau, in Deutschland durch Preyer (Düsseldorf), die Berliner Hoguet, P. Meyerheim, Hertel, Th. und R. Grönland, Heimerdinger (Hamburg), namentlich aber durch die Malerinnen Begas-Parmentier, H. v. Preuschen, Hormuth-Kallmorgan, Hedinger u. a.
Im späten 19. und dem 20. Jahrhundert haben u.a. Paul Cézanne, Georges Braque, Juan Gris, Giorgio Morandi und Eberhard Schlotter dieses Genre aufgegriffen.
Vgl. Blumen- und Früchtemalerei.
[Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888.]
Literatur
- Stillleben, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 15, S. 329.