Die Grumman F-14 Tomcat ist ein überschallschneller, zweimotoriger, mit Schwenkflügeln ausgestatter zweisitziger Kampfjet der United States Navy. Ihre primären Aufgaben sind die des Luftüberlegenheitsjägers, Flottenverteidigung und Präzisionsschläge gegen Bodenziele.

Geschichte
Die Navy suchte Ende der 1960er Jahre nach einem Ersatz für ihre in die Jahre gekommenen trägergestützten Jäger, vor allem die F-4 Phantom II. Nachdem das Programm F-111B gescheitert war (das Flugzeug war für Trägerlandungen zu groß und zu schnell), warf Grumman den Entwurf G303, die spätere Tomcat, in den Ring. Man kam überein, dass zunächst 12 Prototypen gebaut und intensiv getestet werden sollten. Der erste flugfähige Prototyp hob am 21. Dezember 1970 vom Boden ab. Beim zweiten Testflug neun Tage später ging die Maschine durch einen Hydraulik- und Triebwerksschaden verloren - das Testprogramm hätte keinen ungünstigeren Verlauf nehmen können. Bis Mai 1971 wurde deshalb zunächst weiter an der F-14 entwickelt, bevor die Erprobung fortgesetzt wurde - dabei ging nochmals eine Maschine verloren, als bei Waffentests eine AIM-7 Sparrow-Rakete nicht richtig startete und mit dem Flugzeug kollidierte. Die Jetbesatzung konnte sich mit dem Schleudersitz retten und bekam später den humorvollen Titel "Die Tomcat-Piloten, die sich selbst abgeschossen haben" verliehen.
1973 wurden die ersten Serienmaschinen an die Navy-Staffeln ausgeliefert - rechtzeitig genug, um noch in den sich seinem Ende zuneigenden Vietnamkrieg eingreifen zu können. In den folgenden 30 Jahren waren F-14 über jedem Konfliktschauplatz zu beobachten, an dem die USA mit Flugzeugträgern eingriffen. Obwohl die Tomcat sich dabei außerordentlich bewährte, ist sie aus heutiger Sicht veraltet (sie ist zu groß und nicht mehr mit neuer Technik aufrüstbar). Die Navy beginnt deshalb damit, die jeweils ältesten Maschinen auszumustern. Ihre Aufgaben werden von der neuen F-18E/F Super Hornet übernommen (ob dieser Ersatz ein guter Ersatz ist, bleibt abzuwarten). Bis 2008 soll die letzte Tomcat dem Flugzeugfriedhof in der Wüste Nevada zugeführt sein.
Die Tomcat war auch der heimliche Star im US-Kinofilm Top Gun mit Tom Cruise, der den Jet in allen nur denkbaren Fluglagen zeigte. Der Film wurde mit großer Unterstützung durch die US Navy und das Pentagon gedreht, und verfehlte seine Wirkung nicht: Schon kurz nach Kinostart stürmten junge Männer die Rekrutierungsbüros der Navy und wollten Tomcat-Piloten werden.
Als einziger Exportkunde kaufte der Iran einige Tomcats. Die letzte bestellte Maschine wurde nicht dorthin ausgeliefert, da zwischenzeitlich im Iran die Revolution ausgebrochen war. Auf amerikanischer Seite führte diese Entwicklung zu hektischer Betriebsamkeit, da nun dem Feind eines der damals modernsten US-Kampfflugzeuge in die Hände gefallen war. In aller Eile erhielten damals alle amerikanischen Tomcats eine neue Software für das Feuerleitradar, um die iranischen Kenntnisse über das System wenigstens zum Teil wertlos zu machen. Abgesehen von einigen Manöver-Einsätzen Ende der 1980er Jahre mussten die iranischen Tomcats auf Grund von Ersatzteilmangel die meiste Zeit am Boden bleiben. Man geht davon aus, dass heute nur noch wenige einsatzfähig wären.
Konstruktion
Das Flugwerk der F-14 besteht aus einer von der F-111 adaptierten und weiterentwickelten Schwenkflügel-Konstruktion. Vorteil dieses Systems ist, dass man mit ausgeschwenkten Flügeln genügend Auftrieb für den langsamen Flug bei Trägerstarts und -landungen zur Verfügung hat, und andererseits mit eingeschwenkten Flügeln optimale Stabilität und Manövrierbarkeit beim Überschall-Flug erreicht. Nachteilig ist, dass die Schwenkflügel den Jet groß, kompliziert und teuer machen. Standardmäßig wird die Flügelpfeilung der Tomcat automatisch in Abhängigkeit von der Fluggeschwindigkeit geregelt. Sie besitzt zwei Seitenleitwerke, die auf den Triebwerksgehäusen befestigt sind. Zur Verbesserung der Wendigkeit sind unter dem Rumpf Spoiler montiert. Das Fahrwerk ist besonders stabil ausgelegt, um sichere Trägerlandungen zu ermöglichen.
Kernstück der Offensiv-Fähigkeiten der F-14 ist das AN/AWG-9 Puls-Doppler-Radar (bzw. heute das AN/APG-71). Im Zusammenspiel mit dem extra für die Tomcat entwickelten Waffensystem AIM-54 Phoenix kann die Tomcat gleichzeitig 24 Ziele verfolgen und 6 davon zur gleichen Zeit angreifen. Dies und die Reichweite der AIM-54-Rakete von 160 km macht sie zum echten Luftüberlegenheits-Jäger. Zusätzlich kann die F-14 an ihren 4 Raketenschienen und 2 Doppelpylonen auch AIM-7 Sparrow- und AIM-120 AMRAAM-Luft-Luft-Raketen tragen. Für den Luftnahkampf stehen ein M-61 Gatling-MG sowie AIM-9 Sidewinder-Raketen zur Verfügung. Auch in dieser Konfiguration hat die Tomcat mehrfach ihre Überlegenheit bewiesen, so z.B. zweimal in den 1980er Jahren über dem Mittelmeer, als Libyens Staatschef Ghaddafi Kampfjets Angriffe auf US-Flugzeuge fliegen ließ. Beide Gefechte bei denen jeweils zwei Lybische Jagdmaschinen der Typen Suchoi Su-22 im Jahr 1981 von der VF-41 Black Aces und 1989 zwei MiG-23 durch die VF-32 Swordsmen abgeschossen wurden,haben die F-14 mit Bravour gewonnen.Dies waren die einzigen Abschüsse durch US Jagdflugzeuge die nicht während eines Krieges erfolgten.
Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich das Aufgabenprofil der F-14 dahingehend geändert, dass sie mit einem LANTIRN-Zielsystem ausgerüstet werden und Präzisionsschläge mit lasergelenkten Bomben gegen Bodenziele durchführen kann. Mit einem TARPS-System (Tactical Air Reconnaissance Pod System) wird die Tomcat zur taktischen Aufklärungs-Plattform der Navy.
Versionen
- F-14A Tomcat - Erste Produktionsversion (ausgeliefert ab 1973) für die US-Navy.
- F-14B Tomcat - Hauptunterschied dieser ab November 1987 gebauten Version zur F-14A sind die neuen Triebwerke F110-GE-400 von General Electric. Dieser Ersatz wurde notwendig, da die ursprünglich eingebauten TF30-Triebwerke von P&W zu keinem Zeitpunkt befriedigen konnten. Sie waren leistungsschwach, schwer wartbar, und überdies unzuverlässig und unfallträchtig. Häufigste Ursache für den Verlust von Tomcats war, dass Turbinenschaufeln abbrachen, durchs Triebwerk flogen und es dabei zerstörten.
- F-14D Super Tomcat - Die ab 1990 ausgelieferte bzw. aus älteren Flugzeugen umgebaute F-14D stellen eine grundlegende Modernisierung im Rahmen der begrenzten Ausbaumöglichkeiten des Flugzeugs dar. Neu sind das APG-71-Radarsystem, eine digitale Flugsteuerung, verbesserte Gegenmaßnahmen zum Selbstschutz, Nachtsichtkompatibilität, Zieltransferkapazität und verschiedene Bauteile, die der F-14 nun auch das Angreifen von Bodenzielen ermöglichen (die war bei der ursprünglichen Konzeption des Flugzeugs nicht vorgesehen).
Allgemeine Eigenschaften und technische Daten
- Funktion: Trägergestützter Mehrzweck-Jäger
- Hersteller: Grumman Aerospace Corporation
- Preis pro Stück: 38 Mio. US-$
- Triebwerke:
- F-14A: Zwei Pratt and Whitney TF-30P-414A Turbofan-Triebwerke mit Nachbrennern
- F-14B und F-14D: Zwei General Electric F110-GE-400 Turbofan-Triebwerke mit Nachbrennern
- Schub:
- TF-30P-414A: 20,900 Pfund (9,405 kg) Trockenschub pro Triebwerk
- F110-GE-400: 27,000 Pfund (12,150 kg) Trockenschub pro Triebwerk
- Länge: 18,6 m
- Höhe: 4,8 m
- Maximales Startgewicht: 32.805 kg
- Spannweite: 19 m ausgeschwenkt, 11,4 m eingeschwenkt
- Gipfelhöhe: über 50.000 Fuß
- Höchstgeschwindigkeit: Mach 2+
- Besatzung: Pilot und Radar-Abfang-Offizier
Weblinks
Siehe auch: Flugzeugtyp