Serienmörder
Definition
Als Serienmörder werden Menschen bezeichnet, die mit zeitlichen Abständen an unterschiedlichen Orten mindestens drei oder mehr Morde begehen. Im Gegensatz zu Massenmördern oder Spree-Killern wählt der Serienmörder seine Opfer gezielt aus. In den letzten 20 Jahren konnten rund 160 Serienmörder gefasst und überführt werden.
FBI
Die im Folgenden dargestellten Sachverhalte stützen sich auf die Untersuchungen des FBI. Das FBI scheint sich in seinen Erhebungen fast ausschließlich mit sexuell motivierten Serientätern zu befassen. Serienraubmörder scheinen dabei fast völlig außer Acht gelassen zu werden.
Kindheit / Auslösende Faktoren
In einer Befragung des FBI, in der 36 Serienmörder vernommen wurden, gaben beinahe die Hälfte an, in ihrer Kindheit Opfer sexueller Gewalt geworden zu sein. Ihre Sexualität wäre seitdem gestört, und es wäre ihnen nie möglich gewesen, eine befriedigende Beziehung zu Frauen zu haben. Die meisten Serienmörder haben schon in ihrer Kindheit sadistische Phantasien, die sie zum Teil auch ausleben. Häufig fallen sie als Brandstifter (Pyromanen) auf, quälen Tiere oder misshandeln andere Kinder.
Zum Zeitpunkt ihres ersten Mordes sind die meisten Serienmörder (71%) unter 30 Jahre alt. In 83% aller Fälle ist er Weißer, was im Gegensatz zur Gesamtheit der Mörder steht. Das Geschlecht seiner Opfer entspricht zumeist seiner sexuellen Neigung.
Studien des FBI zufolge haben Serienmörder durchschnittlich einen IQ von 110, der durchschnittliche IQ in der Bevölkerung liegt bei 100. Serienvergewaltiger liegen mit einem durchschnittlichen IQ von 120 sogar noch höher über dem Durchschnitt der Normalbevölkerung.
Das Verbrechen
Die Verbrechen eines Serienmörders werden oft mit unbegreiflicher Grausamkeit verübt. Oft vergehen sich die Serienmörder vor oder nach der Tat an ihren Opfern, zerstückeln oder sezieren sie, beißen ihnen einzelne Körperteile ab, oder essen sie sogar. Nicht selten werden die Opfer eines Serienmörders viele Stunden oder Tage lang gefoltert, bis sie schließlich an ihren Verletzungen sterben, oder "endlich" von ihm umgebracht werden.
Der Täter
Serienmörder neigen dazu, die Schuld für ihre Taten woanders zu suchen. So sei der Grund für ihre Morde der jahrelange Missbrauch in ihrer Kindheit, die Misshandlungen, oder die Missachtung durch die Gesellschaft. Sie sind oft nicht bereit, die Verantwortung für ihr eigenes Tun zu übernehmen.
Viele Serienmörder fühlen sich innerlich nicht lebendig, können nur empfinden, wenn sie andere Menschen quälen und töten. Desweiteren haben sie oft Angst vor ihrer Sexualität, und können nur zum Höhepunkt gelangen, wenn ihr Opfer wehrlos oder nicht mehr am Leben ist.
Die Motive eines Serienmörders können sehr vielschichtig sein. Sie reichen von politischen, religiösen oder rassistischen Gründen bis hin zum Töten zum reinen Lustgewinn.
Die meisten Serienmörder sind weder schizophren noch Opfer einer anderen Psychose. Ihr Kontakt zur Wirklichkeit bricht nicht ab, und ihre Fähigkeit der Realitätsprüfung ist nicht beeinträchtigt.
Resozialisierung
Nach dem bisherigen Stand der Wissenschaft ist die Resozialisierung eines Serienmörders nicht möglich. Mit seinem ersten Mord hat er sich auf eine Talfahrt begeben, er hat die letzte Hemmschwelle die ihn am Ausleben seiner Fantasien gehindert hat durchbrochen. Jedoch hinkt die Realität seiner Fantasie immer ein Stückchen hinterher, also mordet er weiter. Nicht zuletzt, weil der "Kick" den er aus seinem Lustmord zieht nicht selten die einzige Regung für ihn ist, die macht, dass er sich lebendig fühlt, so ist ein Rückfall nach vorzeitiger Haftentlassung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gewiss.
Täterprofil
Aus den Erfahrungen des FBI haben sich zwei Prototypen von Serienmördern heraus kristallisiert. Der planvoll (organized) und der planlos (disorganized) vorgehende Täter. Die meisten Serienmörder haben jedoch Anzeichen aus beiden Kategorien.
Der planvoll vorgehende Serienmörder | Der planlos vorgehende Serienmörder |
---|---|
Vor der Tat | Vor der Tat |
Gebildet, hoher IQ | Niedriger IQ |
Feste Beschäftigung | Häufig wechselnde Jobs |
Verheiratet, feste Beziehung | Beziehungsarm |
Geradlinig, kontrolliert | Launisch, oft heftigen Stimmungsschwankungen unterworfen |
Sozial angepasst | Sozialer Außenseiter |
Normale Kindheit | Schwere Kindheit |
Mittlere bis gute Beziehung zu den Eltern | Schlechte Beziehung zu einem oder beiden Elternteilen |
Reist gerne | Bleibt grundsätzlich in der Nähe seines Wohnortes |
Freundlich, extrovertiert, liebenswürdig | Lebt zurückgezogen, ist womöglich Stotterer, oder hat eine Hautkrankheit |
Fährt ein neuwertiges, sauberes Auto | Lebt oder arbeitet in Tatortnähe und ist meistens nicht mobil. Mangelnde Hygiene in allen Lebensbereichen |
Geht gerne Nachts vor | |
Allgemein häufiger Wohnortswechsel, nach der Tat ist ein Jobwechsel oder Umzug wahrscheinlich | Kaum eine Veränderungen im Lebensstil |
Stil des Verbrechens | Stil des Verbrechens |
Tatort nicht gleich Fundort der Leiche | Tatort gleich Fundort |
Leiche versteckt | Leiche bleibt offen liegen |
Täter benutzt Zwangsmittel wie z.B. Fesseln, Handschellen | Keine Zwangsmittel benutzt |
Aggressives, gewalttätiges Verhalten vor der Tötung des Opfers | Sexuelle Handlungen erst nach der Tötung |
Nach der Tat | Nach der Tat |
Täter verfolgt die Medienberichte | Täter ignoriert die Medienberichte |
Ist ein "Polizeifan" | |
Nimmt Kontakt zu den Polizeibehörden auf |
Stephan Harbort
Die im Folgenden dargestellten Sachverhalte stützen sich auf die Untersuchungen des Polizisten Stephan Harbort. Seine Beobachtungen widersprechen in einigen Punkten denen des FBI.
Harborts Arbeit
Stephan Harbort hat in privater Kleinarbeit sämtliche in Deutschland bekannten Morde seit 1945 untersucht. Seine Aufmerksamkeit galt dabei besonders Raub - und Sexualmördern.
Auf Grundlage seiner Erkenntnisse hat Harbort eine Checkliste entwickelt, die nicht auf den Untersuchungen des Tatorts, sondern auf Vergleichen der Täterprofile basiert. Harborts Checkliste enthält 20 unterschiedlich gewichteter Indikatoren. Ein Mensch, der über 70% auf der Skala erreicht, kommt laut Harbort, als Täter in Betracht. Nicht-Täter hingegen erreichen laut Stichproben selten über 50%.
Serienmörder nach Harbort
Der deutsche Serienmörder ist entgegen den Studien des FBI nur mäßig bis durchschnittlich intelligent. Seine Opfer sucht er sich zumeist in nächster Umgebung, in einem Radius von ca 30km. Die Kindheit des Serienmörders ist zumeist geprägt von emotionaler Kälte, Gewalt und Alkoholismus. Auffallend häufig werden bei Serienmörden Gehirnanomalien festgestellt.
Viele Sexualmörder wohnen in Großstädten, sind zwischen 16 und 36 Jahre alt, ledig oder geschieden und kinderlos. Das Umfeld erlebt sie als unauffällig und sozial angepasst. 82% aller sexuell motivieren Serienmörder haben ein auffälliges Sexualverhalten, wie Fetischismus oder Pädophilie.
Nach Harborts Beobachtungen treiben sie durchschnittlich 4 1/2 Jahre ihr Unwesen. Mehr als 3/4 der Täter sind bereits zuvor durch Sexualstraftaten aufgefallen.
Raubmörder werden, falls überhaupt, nach durchschnittlich 3 1/4 Jahren gefasst, und sind in 88,9% der Fälle bereits zu vor strafrechtlich in Erscheinung getreten.
Auffällig ist hierbei, dass die Polizei zur Stellung eines unterdurchschnittlich intelligenten Täters im Schnitt doppelt so lange braucht, wie zur Stellung eines durchschnittlich bis intelligenten Täters. Ein Fall der in diesem Zusammenhang Geschichte geschrieben hat ist der des Waschraumwärters Joachim Georg Kroll der einen IQ von lediglich 76 hatte und den zu stellen die Polizei über 20 Jahre brauchte.
Statistisch gesehen werden 8,4% aller Raub - oder Sexualmorde von Serientätern verübt, wobei sich beide Fälle (Raub - oder Sexualmorde) die Waage halten.
Von 1945 bis 1995 wurden in den alten Bundesländern 54 Männer und 7 Frauen wegen mindestens drei Morden überführt.
In einem Aufsatz von 1999 ging Harbort von ca acht frei herumlaufenden Serienmördern aus. Seither sind mindestens sechs weitere aktive Serientäter festgenommen worden, deren Taten in keinerlei Zusammenhang mit der der sechs genannten standen.
Die Arbeit der Polizei
Um Mordserien schnell erkennen zu können benutzt das BKA das in Kanada entwickelte Computerprogramm "Viclas" (Violent Crime Linkage Analysis System). Bei jedem Mord oder Sexualdelikt werden 168 Fragen zu Spuren und Tathergang beantwortet. Ein BKA-Rechner sucht dann unter den eingetragenen Delikten nach Mustern, die einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Taten aufdecken könnten.
Zudem wurde bei einer Konferenz des Innenministeriums die Einführung von Expertenteams für die "Operative Fallanalyse" in allen LKAs beschlossen. Diese Experten sollen vom Zustand des Tatorts und der Leiche Rückschlüsse auf die Persönlichkeit des Täters ziehen.
Bekannte Täter
Abschließend sollen hier noch ein paar der zweifelhaften Berühmtheiten unter den Serienmördern kurz umrissen werden. Serienmörder die hier nicht genauer erwähnt werden finden sich in dieser Liste
Jack the Ripper
Jack the Ripper trieb sein Unwesen 1888 in London, wo ihm in der Zeit zwischen dem 6. August und dem 9. November zahlreichen Frauen, meist Prostituierte, zum Opfer fielen. Die Morde verübte er Nachts zwischen 23 und 4 Uhr, indem er den Frauen die Kehle durchschnitt, und den Unterleib öffnete. Die Organe trennte er sorgfältig heraus, ohne sie zu verletzen. Nach einer Untersuchung von Coroner Wynne E. Baxter kamen als Tatwerkzeuge sowohl das Seziermesser des Arztes, das Bajonett des Soldaten oder das scharfe Fleischmesser des Schlächters in Frage. Wer sich hinter dem Pseudonym Jack the Ripper verbirgt konnte bis heute nicht geklärt werden.
Ted Bundy
Einer der populärsten Mörder seiner Zeit war Theodore Robert Bundy. In der Zeit zwischen 1974 und 1978 soll er in verschiedenen Staaten der USA 35 bis 60 Frauen ermordet haben. Alle seine Opfer hatten lange, dunkle, in der Mitte gescheitelte Haare. Er lockte seine Opfer in einen abgelegenen Ort, wo er sie niederschlug, und sich an ihnen verging. Danach erwürgte er sie und transportierte die Leichen oft über hunderte von Meilen bis er sie irgendwo liegen ließ und zerstückelte. Nicht selten kehrte er einige Tage später zurück und befriedigte sich an den herumliegenden Körperteilen.
Fritz Haarmann
1924 wurden in Hannover an der Leine mehrere menschliche Schädel entdeckt. Der Verdacht richtete sich gegen Friedrich Haarmann den man schon einige Jahre zuvor mit dem Verschwinden verschiedener Männer in Zusammenhang gebracht hatte. Als die Mutter des seit April 1924 vermissten Robert Witzel bei einer Vernehmung im Anzug eines weiteren Zeugen den Anzug ihres Sohnes wiedererkannte, und sich herausstellte, dass dieser Anzug im Altkleiderhandel von Haarmann gekauft worden war, brach Haarmann zusammen, und gestand Witzel und weitere junge Männer ermordet, und zerstückelt in die Leine geworfen zu haben. Bei einer Suchaktion wurden 285 Knochen aus der Leine geborgen, darunter 22 rechte Oberschenkelknochen. In Folge gab es viele Spekulationen, zumal Haarmann einen gut gehenden Handel mit billigem Fleisch betrieb. Ein Verkauf des Fleisches seiner Opfer konnte nie nachgewiesen werden, jedoch blieb auch die Bezugsquelle unbekannt. Fritz Haarmann ist wohl der bekannteste Serienmörder Deutschlands.
Siehe auch: Gesche Gottfried