Louis Malle

französischer Filmregisseur und Drehbuchautor
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. August 2005 um 23:50 Uhr durch ERWEH (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Louis Malle (* 30. Oktober 1932 in Thumeries, † 23. November 1995 in Los Angeles) war ein französischer Regisseur.

Leben

Louis Malle wurde 1932 in Thumeries im Norden von Frankreich geboren. Er war der Sohn einer reichen Industriellenfamilie und das fünfte von sieben Geschwistern. Er wurde streng katholisch erzogen. Mit 14 Jahren machte er die ersten Aufnahmen mit der 8mm-Kamera seines Vaters. Malle beschloss, Regisseur zu werden und verbrachte viel Zeit in Kinos.

Trotzdem begann er zunächst ein Studium in Politikwissenschaft, wechselte dann aber 1951 auf die Filmhochschule in Paris, die er allerdings schon 1953 ohne Abschluss verließ. Der Stoff sei ihm zu theoretisch. Praxis folgte: Malle ging als Kameramann und Assistent des Tiefseeforschers Jacques-Yves Cousteau auf der Calypso mit auf eine zweijährige Forschungsreise. Er lernte dort die Technik des Film machens während dort der Oscargekrönte Dokumentarfilm Die Welt des Schweigens entstand. Insgesamt blieb er 4 Jahre bei Cousteau. Nachdem bei den Unterwasseraufnahmen des gesunkenen Passagierdampfers Andrea Doria in den USA ein Kollege von ihm verunglückte und er eine schwere Verletzung am Trommelfell erlitt hörte er mit der Arbeit als Unterwasser-Kameramann auf. Er arbeitete als Assistent für Robert Bressons Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen 1956.

Nach einigen kleineren nicht vollendeten Projekten gelang ihm 1957 sein erster eigener Spielfilm Fahrstuhl zum Schafott. Es folgten weitere Filme wie Privatleben, Les amants und Zazie. Nach einigen Kurzfilmen drehte er 1965 in Mexiko den Film Viva Maria. Zurück in Frankreich ging er erst einmal nicht nach Paris, sondern in die französische Provinz und heiratete dort Anne-Marie Deschod. 1967 entstand, wieder in Paris, Le Voleur. Seine eigenen hohen Anforderungen trieben ihn jedoch in seine erste Schaffenskrise. Er hätte das Gefühl gehabt, dass sich alles wiederhole und wolle nicht die restlichen Jahre seines Lebens jeweils alle zwei Jahre wieder einen Film produzieren. Er ließ sich [scheiden, verkaufte seine Pariser Wohnung und ging nach Indien. Dort kehrte er zu seinen dokumentarischen Anfängen zurück, allerdings auch nicht für lange und er ging wieder in die französische Provinz (ganz im Gegensatz zu seinen Kollegen der Nouvelle Vague deren Leben größtenteils in der Großstadt stattfand, s.u.).

Ein neues Thema tauchte in seinen Werken auf: Kindheit. Er drehte seine imaginäre Autobiographie Herzflimmern 1971. Es folgen weitere Filme und zwei Kinder von zwei verschiedenen Frauen, bevor er 1976 in die USA ging. 10 Jahre pendelte er zwischen Süd-Frankreich und den USA, wo er einer der erfolgreichsten französischen Regisseure wurde. 1980 heiratet er nicht nur zum zweiten Mal, und zwar Candice Bergen, sondern drehte auch Atlantic City mit Burt Lancester und der damals noch unbekannten Susan Sarandon. 1986 kehrte er nach Frankreich zurück und sein Film Verhängnis (1992) war der erste Film, der seit Das Irrlicht in der aktuellen Zeit spielte. 1995 starb Malle in den USA.

Werk

Malle war ein wichtiger Vertreter der Nouvelle Vague, galt aber dennoch eher als Außenseiter, weil er selten in Paris war und anders als die übrigen Regisseure nicht von der theoretischen Seite kam, sondern als Praktiker und Techniker seine Filme drehte.

Charakteristisch für Malles Filme waren eine gewisse Unruhe, Provokation und die zeitliche Distanz zu den Themen bzw. Inhalten. Die meisten seiner Filme spielen in der Vergangenheit. Er legte sich dabei nicht auf ein bestimmtes Genre fest. Wiederkehrende Themen waren: Die Einsamkeit, das Gefangensein in einer gesellschaftlichen Position/Gesellschaft, Selbstmord, Erfahrungen Jugendlicher mit der Welt der Erwachsenen, die Welt der Erwachsenen aus der Sicht eines Kindes, das Gefesseltsein durch soziale Herkunft, Verlogenheit der Bourgeoisie, aber auch Tabuverletzungen und Beziehungen, Sex. Oftmals bildetet ein politischer Hintergrund (z.B. Mai 1968, Faschismus) den Rahmen für die Handlung. Ein weiteres wichtiges Element war die Musik, vor allem Jazz. Seine Filme handeln oft von Individuen, Figuren, gefangen im Netz des Schicksals, aber auch von starken Frauen. Seine Filme spiegeln seine persönlichen Erfahrungen wieder, sind eine Reflexion seines Lebens.

Der Film Le Voleur ist ein Schlüsselelement bei Malle, denn er spiegelt dessen eigenes Verhältnis zum Filmemachen wieder: Er kann nicht anders, er kann niemals damit aufhören.