Bossow

Siedlung in Deutschland
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Koordinaten: 53° 37′ N, 12° 15′ O

Karte: Mecklenburg-Vorpommern
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Bossow

Bossow ist ein Ortsteil der Stadt Krakow am See im Landkreis Güstrow in Mecklenburg-Vorpommern und liegt in der Nähe des Naturschutzgebietes Krakower Obersee und im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide.

Geografie

(Fotos Kiefernwald und Blick zum Krakower See)

Der kleine Ort Bossow liegt inmitten des Naturparks am Ostrand des gleichnamigen Forstreviers und an der Bundesstraße 103. Westlich erstrecken sich die Sanderflächen der Schwinzer Heide. Der nordöstlich gelegene Krakower Obersee wurde schon 1939 unter Naturschutz gestellt. Mit mehreren Inseln und den angrenzenden Wald-, Moor- und Wiesenflächen ist der Krakower See ein hervorragendes Brut- und Rastgebiet für Wasser- und Möwenvögeln. In diesem Schutzgebiet befinden sich besonders in den Glaver Koppeln bis Neu Dobbin gute Beobachtungsmöglichkeiten.

Die heutige Schwinzer Heide vom Golberger See im Westen bis hin zu den östlichen Forstrevieren zwischen Karow, Bossow und Glave war von jeher bewaldet und einst unberührtes Klostergebiet.

Geschichte

Schon in der Bronzezeit war die Gegend besiedelt, was der Fund eines zerstörtes Kegelgrab mit einer Urne und einem bronzenen Armring beim Straßenbau 1845/46 belegt. (1) Der Name bekundet die spätere Niederlassung von Slawen. Es könnte der Ort des Bos, wahrscheinlicher aber der Flieder-/Holunderort gemeint sein. Die Feldmark selbst besteht fast ausschließlich aus Heidesand.

In der geschriebenen Geschichte taucht Bossow erst Ende des 14.Jahrhunderts auf, als um 1386 (1) das Dorf ein Lehn der Linstows auf Glave war. 1397 begannen sie Besitzungen, die nicht Otto von Hahn gehörten, dem Kloster Dobbertin zu verpfänden. 1413 verkauften die Söhne Hinrich und Gottschalk Linstow für 150 Mark Lüb. ihren Besitz des Dorfes Bossow an den Propst Nicolaus Mestrop, die Priorin Anna Thun und den ganzen Konvent des Klosters Dobbertin. (2) Damals lebten nach dem Kaiserbederegister von 1496 in Bossow 31 Erwachsene, wonach man auf fünf bis neun Bauernhufen schließen kann.

Das Dorf

(mit Foto vom ehem. Dorfkaten)

Das Dorf lag auf einem flachen Sandrücken in einer Niederung am Krakower See, wo der Flurname Dörpstädt noch heute vorkommt. Nach Ortsbesichtigung mit Zeugenbefragung wurde 1586 ein Streit um die Rechte einer Drift, einem Weg zum Viehdurchtrieb im Bossowschen Feld und die Holznutzung zwischen dem Kloster Dobbertin und den von Weltzin beigelegt. Die Fluren von Bossow bildeten eine klösterliche Enklave, die ihre Flächenausdehnung nie geändert hat.

Über die Wassermühle liegen spärliche Nachrichten vor. 1628 forderte die Wallenstein'sche Kanzlei in Güstrow den Steuereinnehmer in Krakow auf, sich auch um die Mühle in Bossow zu kümmern. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf zerstört, 1646 war es von allen Einwohnern verlassen. Nach dem Krieg siedelten sich vier Bauern wieder an. Um 1700 gehörten das Dorf mit dem Krug und der Mühle zum Klosteramt Dobbertin. Die Nutzung der Mühle übernahm nach mehreren Reparaturen ab 1707 Christoff Heveln. Im Krakower Kirchenbuch werden als Müller der Bossower (Bossau) Mühle 1723 Jacob Köpke, 1727 Johann Köpke und 1728 Jacob Köpke genannt. Die Wassermühle lag an dem Entwässerungsgraben, der aus dem Bossower See in den Krakower See in Höhe der Bundesstraße 103 fließt, die hier die Niederung zwischen diesen beiden Seen an ihrer engsten Stelle überquert.

1755 wurde einer der Bauern wegen Untüchtigkeit von seiner Hufe abgesetzt. Sein Land erhielten die vorhandenen restlichen drei Hufen. Schon 1758 hatte sich das Klosteramt entschlossen, das Dorf „zum Vorteil des Closters zu legen.“ Die letzten drei Bauern sollten nach Lohmen, einer starb schon vor dieser Umsetzung. Es war so der einzige Fall von Bauernlegen im gesamten Dobbertiner Klostergebiet.

Unmittelbar nach der Legung der Bauern richtete das Kloster an der heutigen Stelle einen Hof ein. Die Regulierung der Grenzen zwischen Bossow, Schwinz und Sammit wurden 1756 durch die Klostervorsteher mit den Gutsbesitzern von Sammit und Tessin, den von Weltzien am Grenzort Grüner Jäger im Krug auf der Karower Seite verhandelt, wie das Kreutz-Protokoll vom 25. Juni 1756 belegt. Nach weiteren Unstimmigkeiten wurden 1764 der Schwinzer Förster Zander und der Amtsjäger Haase zu Rate gezogen. Die Grenzen wurden 1767 durch den Landvermesser Friedrich von See eingemessen und am Bossowschen Feld noch 1774 getauscht.

Seit 1837 besteht der kleine Ort Bossow aus drei Teilen: dem Gutshof mit dem Pächterhaus und den Stallungen, dem etwas entfernten Dorf mit dem Krughaus und derzeit sechs Katen und der am nördlichen Rand der Schwinzer Heide befindlichen Holzwärterei, dem späteren Forsthof.

Das Gut

(mit Fotos vom ehem. Speicher und dem zur Großküche umgebauten Pferdestall)

Zum Gutshof gehörten 1780 neben dem Pächterhaus schon ein Pferdestall, ein Vieh- und ein Schafstall. Die dem Pächter vom Klosteramt versprochene Scheune war zwar genehmigt, doch auch 1779 noch nicht errichtet worden. Vor 1818 wurden neben der erbauten großen Scheune noch ein Wagenschauer und wegen der Brandgefahr etwas abseits das Backhaus errichtet. 1867 wurde das Viehhaus gebaut. 1882 kam noch ein Schafstall und ein Maschinenschauer als Anbau an die Scheune hinzu. Nach einem Brand durch Blitzschlag wurden am 12. August 1903 auf dem Hof eine Scheune und zwei Stallgebäude für Pferde, Schweine, Hühner und Holz vernichtet. Bei dem schlechten Zustand der Gebäude war die Entschädigungssumme sehr gering. Schon 1904 wurde der dreigeschossige Speicher und die neue Scheune gebaut. 1924 gab es auf dem Gut 13 Pferde, 50 Kühe, 40 Schweine und 200 Schafe. Ab 1939 ist das Gut staatliche Domäne. Ein Speicher, der heute als Wohnunterkunft genutzt wird, trägt am Giebel auch die in Sandstein gehauenen Initialen des Klosteramts Dobbertin (K. L. A.D.) und das Baujahr (1904). Diese Tafeln sind an diversen Häusern in ehemaligen Klosterdörfern noch zu sehen. Der später umgebaute Viehstall beherbergt derzeit eine Großküche der Volkssolidarität.

Pächter des Gutes waren in der Folge:

  • 1802 H. Düßle
  • 1804 Johann Wilhelm Leopoldi mit Erben
  • 1847 Johann Christoph Besecke, 1861 als ruhiger ordentlicher Mann und als guter Landwirt eingeschätzt, doch 1878 wurde ihm der Hof abgenommen
  • 1879 Oeconom Georg Kleber aus Lübz, 1891 in Konkurs geraten
  • 1892 Oeconom August Pieritz aus Stralsund, aus gesundheitlichen Gründen erfolgte eine Weiterverpachtung
  • 1896 Baller aus Bölkow, war nach schwerer Krankheit ab 1900 unfähig, den Hof weiter zu bewirtschaften
  • 1902 Heinrich Zenker aus Dobbertin
  • 1914 Johannes Evers aus Wismar
  • 1939 Rudolf Pentzlin

Um 1805 plante das Klosteramt, „die 5 Außenschläge von dem Gute Bossow, welche zusammen etwa 117 ha enthalten, von der Pachtung abzunehmen und solche ganz mit Tannen besamen zu lassen, weil der größte Teil dieses Ackers Weh-Sand wäre, der auf dem guten Acker häufig durch Wind und Sturm hinüber getrieben würde, und demselben zum größeren Schaden wäre.“ Gleichzeitig wollte man den „zu dem Gute Bossow gehörenden nicht unbeträchtlichen See“, den bisher der Holzwärter nutzte, an den „Pensionär“, den Gutspächter verpachten. Doch 1807 fehlten immer noch die Tannen-Samen. Pächter Zenker hatte sich 1912 bereiterklärt, trotz des recht mäßigen Bodens statt der bisherigen 4650 Mark sogar 5000 Mark Jahrespacht zu zahlen und erhielt daraufhin den Zuschlag.

1920 hatte das Gut eine Größe von 248 Hektar. Etwa der fünfte Teil dieser Fläche waren Wasser, wovon der Bossower See des größten Teil bedeckte.

Im Mai 1997 wurde auf dem Gelände des Gutes eine Nachsorgeeinrichtung für Suchtkranke durch die Volkssolidarität eingerichtet.

Das Gutshaus

(mit Foto vom heutigen Haus "Einkehr")

Das einfache Pächterhaus mit einem Mittelrisalit dürfte in seinen Grundzügen der Entstehungszeit des Hofes um 1780 entstammen. Der ursprüngliche Backsteinbau ist heute verputzt und dient mit einem Nebengebäude ebenfalls der Nachsorgeeinrichtung der Volkssolidarität. Das Pächterhaus besaß keinen aufwendig gestalteten Gutspark, sondern nur einen für diese Zeit typischen Obst- und Nutzgarten. Die prächtige Rosskastanie inmitten des heutigen Hühnerhofes wurde wahrscheinlich im 19. Jahrhundert gepflanzt.

Gebäude im Dorf

Heute liegt Bossow, in dem noch vier modernisierte Katen stehen, deutlich vom ehemaligen Gutshof getrennt. Mit dem 1818 errichteten zweihischigen Katen gab es fünf Gebäude und 1869 waren es sogar acht Katen im Dorf.

Auf der gegenüberliegenden Seite der B 103 stand ein Krughaus. Von 1727-1751 war Dieterich Wiencken der Krüger, nach dem Inventarium von 1747 war die Schankstube mit im Wohnhaus. Bis 1762 war Gottfried Dettleff der Gastwirt, danach ließ das Klosteramt den Krug versteigern. Johann C. Holst bekam vom Klosterhauptmann Diedrich von der Osten den neuen Pachtvertrag. Doch schon 1766 hatte Hinrich Hövenick den Dorfkrug gepachtet und 1788 wurde den Klostervorstehern auf dem Malchiner Landtag die Legung des Kruges empfohlen. Als man 1845 mit dem Bau der Kunststraße, der heutigen Verbindung von Rostock nach Berlin begann, wurde der Krug abgerissen. Da die neue Straße die Bossower Feldmark zerschnitt, begann man das westlich der Straße liegende Ackerland in den folgenden Jahren aufzuforsten.

Für die Kinder der 64 Einwohner ließen die Klostervorsteher 1866 sogar noch ein Schulhaus bauen, da der Rektor der Krakower Stadtschule den 14 Bossower Kindern den langen Schulweg von fast einer Meile ersparen wollte. Auch der Lehrer erhielt im Schulhaus eine Wohnung. Nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Güstrow–Karow–Plau erhielt Bossow 1882 eine Bedarfshaltestelle. Nach einem Brand ließ 1888 das Klosteramt durch den Amtsmaurermeister Rohlack noch einen dreihischigen Katen und 1889 den dazugehörigen Stall bauen. Ein weiterer zweihischiger Katen wurde 1893 errichtet, den der Landbaumeister Hamann besichtigte und dabei den offenen Rauchabzug über dem Herd monierte.

Der Forsthof

(mit Foto vom Forsthof)

Vor 1818 gab es nur einen Katen und das Holzwärterhaus für den Holzwärter Wendland. Da Wendland 1830 Förster in der Klosterforst wurde, übernahm Stange seine Holzwärterstelle. Von 1845 waren Kobow, ab 1847 Kleinkamp und von 1855 bis 1881 Millhan Holzwärter in Bossow. Nach dem Bau der neuen Chaussee von Krakow nach Karow wurde die Holzwärterei 1867 um drei Häuser erweitert. Zur besseren Holzabfuhr aus der Schwinzer Heide beteiligte sich das Klosteramt Dobbertin noch 1876 finanziell am Strassenbau. 1882 wurde dann Bossow Forsthof des Klosterforstamtes und Carl Millhan bis 1892 Förster des Forstreviers. Holzwärter waren ab 1845 Kobow, ab 1847 Kleinkamp, ab 1856 Wendland und von 1858 bis 1881 Millhan.

Beim Bau der Eisenbahn von Güstrow nach Plau durch das Klostergebiet in der Schwinzer Heide mußte 1884 im Bossower Forst sogar eine zusätzliche Weiche zur Erleichterung der Holzabfuhr im Klosteramt eingebaut werden. 1895 wurde noch der Remisenschuppen auf dem Forsthof errichtet. 1910 kam der Holzwärter Georg Ritz als Unterförster nach Bossow, der 1915 noch zum Stationsjäger befördert wurde. Durch Blitzschlag brannten im Januar 1913 das Holzwärterhaus ab. An gleicher Stelle wurde noch 1913 ein zweihischiger Kathen mit Wohnungen für Forstarbeiter erbaut. 1914 wurde durch das Klosteramt Dobbertin etwas weiter in nördlicher Richtung für den Holzwärter des Bossower Forstreviers ein besonderes Gehöft, bestehend aus einem Wohnhaus mit Stall und Scheune erbaut. Weitere in Aussicht genommene Neubauten wurden durch kriegsbedingten Mangel an Handwerkern nicht ausgeführt.

Das Klosterforstamt in Dobbertin hatte mit Bossow noch weitere acht Reviere. Nach 1919 gehörte Bossow bis 1949 noch zum Staatlichen Forstamt. Danach wurde die Forstverwaltung auch im Naturpark mehrfach umorganisiert.

Literatur

  • Jürgen Brandt: Bossow, Landkreis Güstrow. In: Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, 35/b 1987 (1988), S. 285.
  • Franz Engel: Deutsche und slawische Einflüsse in der Dobbertiner Kulturlandschaft. Würzburg 1934, VII, 174 S. (Schriften des Geographischen Instituts der Universität Kiel; Band II, Heft 3)
  • (Groß)Herzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender, Schwerin 1 (1776) - 143 (1918), I. Klöstergüter: Klosteramt Dobbertin.
  • Georg Christian Friedrich Lisch: Kegelgrab von Bossow. In: Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, 19 (1854), S. 311.
  • Wilhelm Mastaler: Die Wassermühlen des Kreises Güstrow, Güstrow 1990, S. 148.
  • Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB), Band XX, Schwerin 1900 und Regesten Nr. 98.
  • Horst Alsleben, Fred Beckendorff: In: Die Gutsdörfer, Gutsanlagen und Parks im Naturpark und seinem Umfeld, 6.5 Bossow. Hrsg.: Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide. Karow, 2007. (Aus Kultur und Wissenschaft; Heft 5) S. 55-56.
  • Bernd Ruchhöft: Die Entwicklung der Kulturlandschaft im Raum Goldberg-Plau im Mittelalter. Rostock 2001. S. 98, 133, 309.
  • Klaus Weidermann: In: Zur Wald-, Forst- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Naturpark Nossentiner / Schwinzer Heide. Karow, 1999. (Aus Kultur und Wissenschaft; Heft 1) S. 5-55.

Quellen

  • Landeshauptarchiv Schwerin
    • LHAS 1.5-4/3 Urkunden Kloster Dobbertin
    • LHAS 2.12-3/5 Kirchenvisitationen
    • LHAS 3.2-3/1 Landeskloster/Klosteramt Dobbertin
    • LHAS 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherung
    • LHAS 5.11-2 Landtagsversammlungen, Landtagsverhandlungen, Landtagsprotokolle, Landtagsausschuß
    • LHAS 5.12-4/2 Mecklenburgisches Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
  • Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender, Schwerin 1866.

Karten

  • Direktorial-Vermessungskarte Von dem Hochadelichen Dobbertinschen Klosteramts 1759.
  • Topographisch oekonomisch und militaerische Charte des Herzogthums Mecklenburg-Schwerin und das Fürstenthum Ratzeburg 1758 Klosteramt Dobbertin mit der Sandpropstei vom Grafen Schmettau.
  • Wibekingsche Karte von Mecklenburg, 1786.
  • Bertram Christian von Hoinckhusen: Mecklenburg Atlas mit Beschreibung der Aemter um 1700, Blatt 61 Beschreibung des Klosteramts Dobbertin.
  • Charte von den Besitzungen des Klosters Dobbertin, Abteilung I. 1822, enthält Bossow, angefertigt nach den vorhandenen Gutskarten Anno 1822 durch L. H. Zebuhr.
  • Offizielle Rad- und Wanderkarte des Naturparks Nossentiner/Schwinzer Heide, 1998.

Literatur über Bossow in der Landesbibliographie MV

Einzelnachweise

(1) MUB 12885 (2) Regesten Nr. 98



Kategorie:Krakow am See Kategorie:Ort im Landkreis Güstrow Kategorie:Ort des Klosters Dobbertin