Phantom-Luftschiff-Welle 1896–1897

Serie von Ufo-Sichtungen
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„Phantom-Luftschiff“ über Sacramento (Illustration 1896)
„Phantom-Luftschiff“ über Sacramento (Illustration 1896)

Die Phantom-Luftschiffe (englisch mystery airships oder phantom airships) sind unidentifizierte Flug-Objekte, die laut zeitgenössischen Zeitungsberichten zwischen November 1896 und Mai 1897 von mehreren zehntausend Menschen in zahlreichen Bundesstaaten der USA gesehen wurden. Für die Beobachtungen wurden verschiedene natürliche sowie übernatürliche Ursachen angeführt, ohne dass einer dieser Erklärungsansätze die Gesamtheit der Sichtungen erklären konnte. Aufgrund der überlieferten Beschreibungen sind aber die Beobachtung von realen zeitgenössischen Luftschiffen sowie von außerirdischen Flugkörpern weitestgehend ausgeschlossen.

Geschichte

 
Zeitungs-Schlagzeile 1896

Erste Sichtungswelle 1896

Die erste Sichtung eines unbekannten Flugobjekts erfolgte in der stürmischen Nacht des 17. November 1896 in Sacramento und über Oakland, Kalifornien, nachdem seit Ende September bereits vereinzelt „seltsame Lichter am Himmel“ beobachtet worden waren. Dutzende Bewohner sahen erneut Lichter am verregneten Nachthimmel, einige meinten dahinter einen zigarrenförmigen Schatten zu erkennen. Ein Straßenbahnfahrer namens Lowery erklärte sogar, er habe zwei Männer erkennen können, die das Gerät über Pedale angetrieben hätten.[1]

Über die angeblichen Beobachtungen wurde kontrovers berichtet: Die örtlichen Zeitungen The Sacramento Bee und San Francisco Call heizten die Berichterstattung an, während andere zum Teil namhafte Zeitungen das Ereignis abwertend und mit sarkastischem Unterton behandelten.[2]

In den folgenden Wochen wurden weitere Sichtungen aus ganz Kalifornien gemeldet, so aus Bakersfield, Folsom, San Jose und dem San Joaquin County.[3][4]

...[5]

 
Illustration 1897
 
„McCann-Sichtung“ über Chicago (Illustration April 1897)

Zweite Sichtungswelle 1897

... Im April 1897 kam es auch zur ersten Entführung durch die mysteriösen Luftschiffer: In der Nähe des Städtchens Yates Center (Woodson County) wurde dem Farmer Alexander Hamilton eine zweijährige Kuh entwendet.[6] ...

Beschreibung der Flugkörper und Besatzungen

[Die Flugkörper sehr ähnlich den bekannten zeitgenössischen Vorlagen.]

[Besatzung überwiegend menschengleich oder -ähnlich geschildert. - Ausnahmen (keine Fakes).]

Statistische Auswertung der Sichtungen

Der Umfang der Sichtungen 1896/97 kann lediglich anhand der zeitgenössischen journalistischen Berichterstattung erfasst werden,[7] die etwa 1500 Artikel umfassen soll. In der Literatur[8] und in ufologischen Zusammenstellungen[9] gibt es Listen, die mehrere hundert Sichtungen aufführen. Diese sind aber nicht durchgängig durch Quellen belegt. Ferner werden darin mehrfach Beobachtungen ein und desselben Objekts in Einzelsichtungen aufgesplittet, auch wenn die Berichte zeitlich zusammen hängen und aus nah beieinanderliegenden Standorten stammen. Ferner erwiesen sich einige der Sichtungen als Fälschungen.

Bereits in den 1970er-Jahren untersuchte Robert G. Neeley die Luftschiffwelle in Illinois und wertete dabei 207 Zeitungsberichte aus. Von diesen beschrieben 184 lediglich Lichter am Himmel, wobei diese in 10 Fällen schon im Artikel als Himmelskörper identifiziert wurden. In 25 Fällen waren die Berichte Fakes.[10]

Aufgrund der zeitgenössischen Quellen ergibt sich ein Näherungswert von etwa XXX Sichtungen.[7] Auf einer Zeitleiste gruppiert, lassen sich deutlich die beiden Sichtungswellen ab November 1896 und Ende März 1897 erkennen. Eine Unterteilung der Berichte in Sichtungen von 1. Luftfahrzeugen und 2. Lichtern am Himmel, bei denen kein fester Körper gesehen wurde, zeigt, dass etwa 40% der Berichte lediglich unkonkrete optische Anomalien beschreiben. (Tabelle 1).

Tabelle 1 (unbereinigt)
10/1896 11/1896 12/1896 01/1897 02/1897 03/1897 04/1897 05/1897 06/1897 TOTAL
SUMME 4 61 14 1 12 25 437 15 5 574
Lichter 3 30 9 1 6 7 176 6 5 243
Körper 1 31 5 0 6 18 261 9 0 331

Erklärungsansätze

Von Beginn an gab es zahlreiche konkurrierende Erklärungen der Beobachtungen, durch die mehrere Einzelsichtungen schlüssig aufgelöst werden konnten., so etwa... Andere Erklärungsversuche erwiesen sich als offensichtlich falsch. Z.B... Keine der Erklärungen läßt sich jedoch auf die Gesamtheit oder den überwiegenden Teil der Sichtungen anwenden. Dazu zählen:

 
Aerial Torpedo Balloon (Illustration 1896)

Real existierende Luftschiffkonstruktionen

Zahlreiche Zeugen und Zeitgenossen der damaligen Sichtungen gingen davon aus, ein real existierendes lenkbares Luftschiff gesehen zu haben, das sich auf einem Probeflug befand. Diese Theorie wird von der Mehrzahl der heutigen Autoren mit dem Hinweis verworfen, dass der damalige Stand der Luftfahrttechnik nicht den beschriebenen Eigenschaften der Phantom-Luftschiffe entsprochen hat.

Weltweit wurde zwar an der Entwicklung lenkbarer Flugkörper gearbeitet und es gab auch erste positive Resultate: So flog 1884/85 bei Paris die „La France“ mehrfach einen kontrollierten Rundkurs und Graf Zeppelin arbeitete ab 1890 am Bodensee an seinen ersten Luftschiffplänen. In Amerika flog Solomon Andrews Mitte der 1860er-Jahre mit seinem sogenannten „Aereon“ gegen den Wind. Und ab 1867 konstruierte Frederick Marriott in San Francisco ein zigarrenförmiges und mit Flügeln versehenes Luftschiffmodell namens „Avitor Hermes Jr.“, das 1869 erstmals flog.[4] Auch in den Wochen vor den ersten Sichtungen berichten die Zeitungen mehrfach über aktuelle Entwicklungen der Luftschifftechnik. Im September 1896 erschien im Sunday Herald (Baltimore) ein langer Artikel über ein Militär-Torpedo-Luftschiff, der mit einer Zeichnung des Geräts illustriert war.[11] Aber keines dieser Geräte verfügte über die von dem Phantom-Luftschiff gezeigten Eigenschaften und war Ende der 1890er-Jahre in der Lage, die zurückgelegten Routen zu bewältigen. Damit scheidet ein real existierendes „irdisches“ Luftschiff zur Erklärung der Masse der Sichtungen aus.

Mehrere Autoren versuchten zu beweisen, dass es innovative reale Luftschiffe gegeben habe, die der Entwicklung ihrer Zeit voraus waren. Ihr plötzliches Verschwinden begründen sie mit einer Unfallkatastrophe oder wirtschaftspolitischen Verschwörungstheorien.[12][8] All diesen Erklärungsversuchen mangelt es aber an Plausibilität und vor allem an Beweisen. Der Wissenschaftsautor Don Berliner fasst die Wahrscheinlichkeit dafür so zusammen: „Genauso könnte es auch bösartige Cockerspaniels geben, die in sauerstoffgefüllten Höhlen auf der abgewandten Seite des Mondes leben“.[13]

Ufologische Erklärungsmodelle

[Besucher seit Jahrtausenden: fehlende haptische Beweise; Widerspruch zu den Beschreibungen.]

[Zeitgenössische Artikel: Mars-Lebewesen-Fieber = Kulturelle Erklärung.]

[4./5. Dimension / Paralelluniversen: unbelege Theoriebildung.] - Gott, die 4. versuche ich gerade bei Benutzer:Tvwatch/Charles Howard Hinton zu verstehen...

Kulturelles Erklärungsmodell

 
„Phantom-Luftschiff“ über Sacramento (Illustration 1896)
 
Coles "Aerial Vessel" 1886

Nach einer auch von einigen Ufologen akzeptierten Theorie sind die Berichte im Kontext kulturhistorischer Prozesse einzuordnen und als kollektive Narration zu verstehen. Den Schilderungen liegen demnach „kulturelle Übernahmen“ zugrunde, die Erlebnisse beruhen also auf mythologischen und religiösen Vorstellungen, Märchen, Erzählungen und Büchern. Medienwissenschaftliche Befunde über die Verbreitung und Introzeption sozialer Deutungsmuster stützen diese Theorie.[14]

Im gesamten 19. Jahrhundert erschienen weltweit zahlreiche Bücher und Erzählungen, die der Science Fiction-Literatur zuzuordnen sind und sich mit der Eroberung des Luftraums beschäftigen.[15] Zu den populärsten Büchern zählt der 1886 erstmals erschienen Roman Robur der Eroberer von Jules Verne, dem auch in Amerika zahlreiche Nachahmer folgten, so der hauptsächlich in Zeitungen wie dem San Francisco Call veröffentlichenden Autor Robert Duncan Milne. Verstärkt wurde dies durch wissenschaftliche Entdeckungen wie die der angeblichen Marskanäle 1877, die wilde Spekulationen über außerirdisches Leben zur Folge hatten. Ab den 1880er-Jahren tauchen im fiktionalen Literaturgenre zunehmend auch Begegnungen mit Außerirdischen auf.[16] Auf diesen Vorbildern beruhen nach Meinung zahlreicher Wissenschaftler die wenigen wie moderne „Alien“-Schilderungen wirkenden Beschreibungen der Luftschiffbesatzung als „Außerirdische“, von denen sich einigee überdies nachträglich als Zeitungsenten erwies.[17]

Bei der Bewertung der Phantom-Luftschiffbeobachtungen sind besonders drei Zeitungsveröffentlichungen auffällig, bei denen durch den engen inhaltlichen und zeitlichen Zusammenhang mit den Sichtungen eine Übernahme nicht auszuschließen ist:[18]

  • In der populärwissenschaftlichen Zeitschrift Scientific American erschien bereits im Januar 1887 ein bebilderter Artikel zu einer motorisierten Luftschifferfindung eines gewissen Moses S. Cole. Auffällig ist vor allem, dass das – nie realisierte – abgebildete Fluggerät weitestgehend mit der Zeichnung der Sacramento-Sichtung übereinstimmt.[19]
  • Der San Francisco Call veröffentlichte Anfang September 1896 einen bebilderten Artikel über einen an einem Balloon hängenden zylindrischen Flugkörper, der über schlagende Flügel und eine darunter angebrachte waggonähnliche Kabine verfügte. Auch diese Merkmale tauchen wiederholt in den Beschreibungen des Phantom-Luftschiffs auf.[20]
  • Am 17. bzw. 18. November 1896 veröffentlichten zahlreiche Zeitungen die Meldung über einen Luftschiff-Erfinder, der ankündigte, den amerikanischen Kontinent in nur zwei Tagen überfliegen zu wollen.[21] Nur wenige Stunden nach dem Erscheinen der ersten Ankündigung in der Zeitung Sacramento Bee kam es zu den ersten Sichtungen.

Psychologische Erklärungen

Ein Erklärungsmodell für „außergewöhnliche“ bzw. paranormale Erlebnisse und Sichtungen definiert diese als Folge fehlinterpretierter kognitiver Prozesse, also als psychische Illusionen ähnlich den Optischen Täuschungen, wodurch Wahrnehmungen hervorgerufen oder wirkliche Erlebnisse verformt werden können.[22]

Naturphänomene

 
Extremer Leonidenstrom 1833

Der Himmel wies im November 1896 und in den ersten Monaten des Jahres 1897 tatsächlich einige astronomische Besonderheiten auf:

  • Ab der Nacht des 13. November erschien wie jedes Jahr ein schnell fliegender Meteorstrom, die sogenannten Leoniden, mit grüner und blauer Färbung,[23] der zeitgleich mit den ersten Luftschiffsichtungen seinen Höhepunkt erreichte. Schon damals vermutete die New York Times hinter einem Teil der gemeldeten Beobachtungen in Wirklichkeit Meteore.[24]
  • Im Winter 1896/97 waren die Planeten Venus und Mars deutlich vergrößert am Himmel zu sehen.[23] Ab Februar 1897 war die Venus auch mittags sichtbar,[25] ihre maximale Größe erreichte sie am 23. März 1897, genau zum Beginn der zweiten Sichtungswelle. Bereits in damaligen Veröffentlichungen wurde darauf hingewiesen, dass einige der Augenzeugen in Wirklichkeit die Planeten mit einem Luftschiff verwechselt hätten,[26] insbesondere da am dunklen Nachthimmel ziehende Wolken den Eindruck eines sich bewegenden leuchtenden Objekts herrufen können.[4] Und tatsächlich werden in zeitgenössischen Zeitungsartikeln solche Verwechselungen geschildert.[27] Ferner wird von zeitgenössischen Astronomen auf die Beteigeuze verwiesen.[28]

Auch zoologische Phänomene wurden für die Sichtungen bemüht. So mutmaßt der Science-Fiction-Autor James Cambias, die wahrgenommenen schlagenden Geräusche seien von Zugvögeln verursacht worden.[4] Und The Baltimore Sun warf im April 1897 ironisch die Frage auf, ob das Phantomluftschiff nicht eine fliegende Seeschlange sei.[29]

Falschmeldungen

Und der Ringling Brothers Circus nutzte den Luftschiff-Hype und starteten 1897 zu Werbezwecken regelmäßig einen Ballon, was jedesmal große Aufregung verursachte.[30]

[Theorie, dass die Leute besoffen waren: In Sacramento viele Zeugen Barkeeper und Kneipenbesucher... - Alles nur Mutmaßungen...] u.a. More Of A Hoax Than An Air Ship. In: San Francisco Chronicle v. 20. November 1896: „illuminated staggers“

Mehrfach wurde berichtet, dass Kinder und andere Spaßvögel Heißluftballons oder Drachen starteten, um ihre Mitbürger zu belustigen oder verwirren.[31] Im San Francisco-Stadtviertel Mission District gründete man dagegen sogar eine Bürgerwehr.[32]

Die Journalisten hatten ein prominentes Vorbild, denn schon 1844 hatte Edgar Allan Poe in der New York Sun den gefakten Bericht über eine Transatlantiküberquerung per Ballon veröffentlicht.[33]

Lodi - 25. November 1896
 
Angeblicher Zeuge: Colonel H.G. Shaw (Zeichnung 1895)

Am 27. November 1896 veröffentlichte die Stockton Evening Mail unter dem Titel „Drei fremdartige Besucher“ den Bericht eines Colonel H.G. Shaw, der in der Nähe des Örtchens Lodi, etwa 50 Kilometer von Sacramento entfernt, drei nichtmenschlichen Wesen aus einem Luftschiff begegnet seien will, die seiner Meinung nach Marsianer waren.[34]

„Sie waren größer als 2 Meter und sehr schlank. Ich bemerkte ferner, dass ihre Hände ziemlich klein und zart waren, und dass ihre Finger keine Nägel hatten. Ihre Füße waren jedoch fast doppelt so lang wie die eines gewöhnlichen Menschen... Als einer von ihnen mir nahe kam, berührte ich ihn, indem ich meine Hand unter seinen Ellenbogen legte und diesen sanft nach oben drückte. Und wer hätte das gedacht, ich hob ihn fast ohne Anstrengung vom Boden. Ich würde schätzen, dass das spezifische Gewicht des Wesens weniger als eine Unze war... Sie waren ohne jede Art von Kleidung, aber mit einem schwer beschreibbaren natürlichen Bewuchs bedeckt; es waren weder Haare noch wie Federn, aber beim Berühren so weich wie Seide und ihre Haut war wie Samt. Ihre Gesichter und Köpfe waren unbehaart, ihre Ohren sehr klein und die Nase hatte das Aussehen von poliertem Elfenbein, während die Augen groß und glänzend waren. Der Mund war jedoch klein, und wie mir schien, ohne Zähne.“

Der im Artikel als Organisator einer Gewerbeausstellung vorgestellte „Colonel Shaw“ war der in England geborene Veteran des Amerikanischen Bürgerkriegs Henry Glenville Shaw (1843-1907), ein altgedienter umtriebiger Journalist mit häufig wechselnden Arbeitgebern, der noch wenige Wochen vor Veröffentlichung des Berichts ausgerechnet Chefredakteur der Stockton Evening Mail war.[35] Zum Zeitpunkt der angeblichen Begegnung war er gerade dabei, das Wirtschaftsleben der jungen Gemeinde Stockton etwas anzukurbeln.[36]

Shaws Bericht galt seinen journalistischen Kollegen als so unglaubwürdig, dass nicht einmal der San Francisco Call, der sonst jede auch noch so kleine Meldung über die angeblichen Luftschiffe veröffentlichte, darüber berichtete – obwohl Shaw früher selbst für den Call gearbeitet hatte und in der Zeitung damals mehrere ausführliche Artikel über Shaws sonstige Aktivitäten erschienen.[37] Ungeklärt blieb deshalb auch die Frage, warum der als schießfreudiger Waffenliebhaber bekannte Shaw[38] die unbekannten Wesen nicht einfach als Beweisstücke erlegt hat.

Waterloo - 16. April 1897
 
Waterloo-Luftschiff-Fake 1897

In der Nacht des 16. April musste im Städtchen Waterloo (Iowa) angeblich ein Luftschiff notlanden.[39] Der bewaffnete Luftschiffer erklärte der Polizei, er sei Professor Jourgensen aus San Francisco und gerade mit seiner Maschine auf einer Weltreise. Sein Partner, ein Professor Stormont, sei kurz vor der Landung aus dem Ballon gestürzt. Für die Auffindung seiner Überreste setzte er eine Belohnung von $500 aus.

Das Gerät bestand aus zwei prall gefüllten Auftriebskörpern, einem mit Leinwand verkleideten Cockpit, einer großen Laterne und einem hinten angebrachten Propeller. Die zum Antrieb verwendete Dampfmaschine befand sich angeblich gerade in Reparatur. Zahllose Besucher strömten in die Stadt um den Flugkörper zu besichtigen, der von der Polizei geschützt werden musste. Dennoch geriet das Gerät in der kommenden Nacht in Brand und wurde zerstört.

Schnell stellte sich heraus, dass das fiktive Luftschiff auf eine Idee von drei Männern aus dem nahegelegenen Nashua zurück ging, von denen einer der Herausgeber einer kleinen Regionalzeitung war. Beteiligt waren an dem Fake auch ein Reporter und einer der Polizisten aus Aurora. Ein zeitgenössisches Foto belegt, dass das beschriebene gasgefüllte Gerät aufgrund seiner Größe und Konstruktion physikalisch kaum in der Lage gewesen wäre, sein Eigengewicht in die Luft zu heben, geschweige denn mehrere Passagiere.

Aurora - 16. April 1897
 
Amerikanische Windmühlen

Das bekannteste Einzelereignis der Phantom-Luftschiff-Welle ist der sogenannte Aurora-UFO-Zwischenfall.

...

Strittig war in dem Fall, ob auf dem Gelände von Judge Proctor überhaupt eine Windmühle gestanden habe, da auf den Bebauungsunterlagen kein solches Bauwerk verzeichnet war. Was bei der Diskussion vernachlässigt wurde, war der Umstand, dass es sich bei der Mühle nicht um eine massive Windmühle europäischer Bauweise handelte, sondern allenfalls um eine leichte Konstruktion amerikanischer Bauart, was allerdings Stärke und Ausmaß eines möglichen Unglücks stark relativiert. Aber auch neuere Untersuchungen aus Ufologenkreisen konnten keine tragfähigen Indizien für einen echten Unfall liefern.[40]

Weitere Zeitungsenten - April 1897

Am 14. April 1897 erschien im Courier Herald in Saginaw (Michigan) die Meldung über die Landung eines Luftschiffs, aus dem ein fast drei Meter großer beinahe nackter Riese gestiegen sei. Als zahlreiche Menschen aus den nahe gelegenen Ortschaften Morley und Howard City zusammen gelaufen wären, habe dieser einen Mann schwer verletzt. „Hunderte von Menschen“ hätten danach den Abflug beobachtet. Es ist nicht bekannt, ob der Riese die Aktion unbedingt wiederholen wollte, oder ob ein Provinzredakteur sich einen Spaß erlaubt hat. Aber ein nahezu wortgleicher Artikel erschien ein paar Tage später im Lansing State Republican. Nur spielte der Vorfall diesmal im Örtchen Williamston.[41]

Mitte April erschien im Chicago Record die Meldung über den Absturz eines Phantom-Luftschiffs im Champaign County (Illinois). Die überlebenden Besatzungsmitglieder seien geflohen und hätten dabei einen jungen Farmer getötet. Im Wrack zurück geblieben seien drei verstümmelte Leichen, die „wie Japaner“ ausgesehen hätten. Die örtliche The Champaign Daily Gazette prüfte die Story, fand aber keinerlei Beweise für die Richtigkeit der Behauptungen.[42]

Ende April 1897 erschienen in zahlreichen texanischen Zeitungen Berichte über die Landung eines geheimen Luftschiff-Prototypen in Uvalde, wo sich einer der Erfinder namens Wilson beim örtlichen Sheriff Henry Baylor nach einem mittlerweile woanders tätigen Sheriff-Kollegen namens Akers erkundigt haben soll. Prompt erschien kurz darauf eine Stellungnahme Akers, in der er seine Bekanntschaft mit Wilson bestätigte. Und genauso prompt folgte ein Dementi von Sheriff Baylor, in dem er die komplette Geschichte als „Münchhauserei“ bezeichnete. Ferner erkärte Baylor absurderweise, der für die Falschmeldung verantwortliche Redakteur sei „auf Anweisung erschossen worden“.[43] Alle drei Behauptungen waren frei erfunden.

Literatur

  • Robert E. Bartholomew: The Airship Hysteria of 1896-97. In: Skeptical Inquirer 14:2 (1990). S. 171-181.
  • Michael Busby: Solving the 1897 Airship Mystery. Gretna LA: Pelican Publishing, 2004. ISBN 1-58980-125-3
  • James R. Lewis: UFOs and Popular Culture. An Encyclopedia of Contemporary Myth. Santa Barbara CA: ABC-CLIO, 2000. ISBN 1-57607-265-7
  • Rudolph Umland: Phantom Airships of the Nineties. In: Prairie Schooner 12 (1938), S. 247-260 (PDF Reprint 1943).
  • Werner Walter (Hg.): Die Airship-Saga. Bevor die UFOs kamen. In: CENAP Report 304 (April 2007), insb. S. 3-28.

Galerie

Einzelnachweise

  1. What Was It? In: Daily Record-Union (Sacramento) v. 18. November 1896; Voices in the sky. In: Sacramento Bee v. 18. November 1896; Flew an Air Ship. In: Weekly Spokesman-Review (Spokane) v. 23. November 1896; Topics of the Times. In: New York Times v. 25. November 1896 (PDF).
  2. Sacramento Folks See Queer Things. In: Chicago Daily Tribune v. 19. November 1896; Air Fancies. In: Daily Record-Union (Sacramento) v. 20. November 1896; Airship A Fake. In: The Saint Paul Globe (Minn.) v. 24. November 1896; More About That Airship Fake. In: Chicago Daily Tribune v. 28. November 1896; A Funny Paper. In: Los Angeles Times v. 10. Januar 1897.
  3. Daily Record-Union (Sacramento) v. 23. November 1896; Stockton Evening Mail v. 27. November 1896; The Airship. In: The Daily Californian (Bakersfield) v. 30. November 1896; Air Ship That Will Navigate. In: The Atlanta Constitution v. 6. Dezember 1896.
  4. a b c d James L. Cambias: The Amazing Airship of 1896. In: Balloon Life 1996, Heft 7.
  5. Thomas E. Bullard: UFOs – Folklore of the Space Age (Foreword). In: James R.Lewis: UFOs and Popular Culture. An Encyclopedia of Contemporary Myth. Santa Barbara CA 2000, S. IX-XXV.
  6. The Air-Ship Steals. In: The Paducah Daily Sun v. 29. April 1897 (PDF).
  7. a b erfasst u.a. in den Datenbanken Chronicling America der Library of Congress, California Digital Newspaper Collection; s.a. B. K. Gusto: Leonids, Venus and Other Extraterrestrials. Phantom Airship Datas. 1991 (Summary).
  8. a b Michael Busby: Solving the 1897 Airship Mystery. Gretna LA 2004; s. dazu die Rezension von Ulrich Magin in JUFOF 153 (2004), S. 90ff. sowie Ronald J. Ferraras Rezension in Air Power History 53 (2006).
  9. z. B. UFO Sightings prior to 1945 (Chronologie) auf www.ufodna.com.
  10. Robert G. Neeley Jr.: 1897. The Airship in Illinois. In: Journal of UFO Studies 1:1 (o.s. 1979), S. 49-69; s.a. Ders. (Hg.): UFOs of 1996/97. The Airship Chronicle. Mount Rainier MD: Fund for UFO Research, o.J. [1986].
  11. Balloon And Boat In Close Alliance. In: Sunday Herald v. 13. September 1896.
  12. Louis Winkler: The Not-So-Mysterious Airships Of 1896-97. In: The MUFON UFO Journal 1982:3, S. 3-6 (PDF); s. dazu Don Berliner: "Mysterious Airships": A Comment. In: Ebd., S. 7f.; J. Allan Danelek: The Airships of 1897. In: FATE Magazine Juli 2007, S. 32-39 (PDF).
  13. Don Berliner: "Mysterious Airships": A Comment. In: The MUFON UFO Journal 1982:3, S. 7 (deutsche Übersetzung von Benutzer:Tvwatch).
  14. Carl Gustav Jung: Ein moderner Mythus. Von Dingen, die am Himmel gesehen werden. Zürich/Stuttgart 1958; Bertrand Meheust: Science-Fiction et Soucoupes Volantes. Paris 1978; Keith Thompson: Engel und andere Außerirdische. UFO-Phänomene in neuer Deutung. München 1993; Gregory M. Pfitzer: The Only Good Alien Is a Dead Alien. Science Fiction and the Metaphysics of Indian-Hating on the High Frontier. In: Journal of American Culture 18:1 (1995), S. 51-67; Jacques Vallée: Dimensionen. München 1996.
  15. Thomas E. Bullard: Mysteries in the Eye of the Beholder. UFOs and Their Correlates as a Folkloric Theme Past and Present. Diss. Indiana University 1982.
  16. Keith Thompson: Engel und andere Außerirdische. UFO-Phänomene in neuer Deutung. München 1993, S. 110f.
  17. Three Strange Visitors. In: Stockton Evening Mail v. 27. November 1896; S.E. Hayden: A Windmill Demolishes It. In: Dallas Morning Star v. 19. April 1897; Jacques Vallée: Konfrontationen. München 1996, S. 25f.
  18. zeitgenössische Phantom-Luftschiff-Beschreibungen bei Jaques Vallée: Dimensionen. München 1996, S. 48-55.
  19. A Novel Form of Aerial Vessel. In: Scientific American v. 1. Januar 1887; s.a. Coles Patentanmeldung vom 9. November 1886 (US Patent No. 352298, PDF).
  20. Carl Erickson's Flying-Machine. In: The San Francisco Call v. 1. September 1896 (PDF).
  21. Sacramento Bee v. 17. November 1896; Airship of Great Speed. In: Detroit Free Press v. 18. November 1896.
  22. vgl. Susan Blackmore: Psychic Illusions. In: Skeptical Inquirer 16:4 (1992), S. 367-376; dt.: Physische Illusionen. In: Gero von Randow (Hg.): Mein paranormales Fahrrad und andere Anlässe zur Skepsis. Reinbek 1993, S. 131-139.
  23. a b In November Heavens. In: The New York Times v. 1. November 1896 (PDF).
  24. Meteoric Shower. In: Los Angeles Times v. 19. November 1896; Meteor Startles Steele. In: The Saint Paul Globe (Minn.) v. 22. November 1896; Topics of the Times. In: The New York Times v. 25. November 1896 (PDF).
  25. A Planet Visible at Midday. In: San Francisco Call v. 24. Februar 1897.
  26. The Airship Romance. In: The Los Angeles Times v. 1. Dezember 1896.
  27. Venus And Jupiter. In: San Francisco Call v. 25. November 1896 (PDF); Stranger In The Sky. In: Kentucky New Era v. 15. April 1897; Alex. Greenhill: Beautiful Venus. In: Clinton Morning Age v. 18. April 1897.
  28. Mystery Of The Sky. In: The Chicago Times-Herald v. 10. April 1897.
  29. Is The Airship A Sea-Serpent On The Fly? In: The Baltimore Sun v. 13. April 1897.
  30. The Chicago Times-Herald v. 14. April 1897; The Saginaw Courier-Herald v. 17. April 1897; Die Airship-Saga. Bevor die UFOs kamen. In: CENAP Report 304 (April 2007), S. 13.
  31. Practical Jokers. In: San Francisco Call v. 26. November 1895; Stockton Evening Mail v. 27. November 1896; The Mysterious Airship. In: The Algona Republican v. 14. April 1897; Die Airship-Saga. Bevor die UFOs kamen. In: CENAP Report 304 (April 2007), S. 12f.
  32. Against Fakers. In: San Francisco Call v. 26. November 1895.
  33. Text online.
  34. Der Bericht wird zitiert in: Loren Gross: A New Look at the Lodi Incident. In: The Mufon Ufo Journal 109 (1976), S. 14-16; Abschrift des Artikels online (deutsche Übersetzung von Benutzer:Tvwatch).
  35. Lebenslauf in: The Overland Monthly 28 (1896), S. 67f.; Not Laying Down His Arms. In: Los Angeles Times v. 11. Juli 1896; Col. Henry G. Shaw (Nachruf). In: The New York Times v. 13. März 1907.
  36. Wealth Of San Joaquin. In: San Francisco Call v. 22. November 1895.
  37. s. San Francisco Call v. 9., 11., 15., 16. u. 22. Dezember 1896.
  38. Around The Corridors. In: San Francisco Call v. 1. Dezember 1895; The Overland Monthly 28 (1896), S. 67f.
  39. Many see An Airship. In: San Francisco Call v. 17. April 1897 (PDF); The Mysterious Airship. In: The Washington Times v. 17. April 1897 (PDF); The 1897 Waterloo airship hoax auf www.wunderkabinett.co.uk.
  40. s. Serie UFO Hunters Nr. 204 (Folge 17): First Contact, Ausstrahlung: The History Channel, 19. November 2008.
  41. Die Airship-Saga. Bevor die UFOs kamen. In: CENAP Report 304 (April 2007), S. 15.
  42. That Airship. In: The Champaign Daily Gazette v. 16. April 1897.
  43. That Air Ship. In: The Daily Herald (Brownsville) v. 27. April 1897; Airship Inventor Wilson. In: The Weimar Mercury v. 1. Mai 1897; Airship Story Exploded. In: The Weimar Mercury v. 22 Mai 1897.