Dirk Baecker (* 11. August 1955 in Karlsruhe) ist ein deutscher Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und -analyse an der Zeppelin University (ZU) in Friedrichshafen. Das Magazin Cicero kürte ihn im Jahr 2008 zu einem der 25 wichtigsten Gesellschaftswissenschaftler in Deutschland.[1]
Leben
Nach seinem Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Köln und einem Studium der Soziologie und Nationalökonomie in Köln und Paris promovierte und habilitierte er im Fach Soziologie bei Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld. Nach Forschungsaufenthalten an der Stanford University, Johns Hopkins University und an der London School of Economics erhielt er 1996 den Ruf auf den Reinhard-Mohn-Lehrstuhl für Unternehmensführung, Wirtschaftsethik und gesellschaftlichen Wandel an der Universität Witten/Herdecke. Von 2000 bis 2007 hatte er ebendort den Lehrstuhl für Soziologie inne. Zusammen mit Fritz B. Simon und Rudi Wimmer gründete er im Januar 2000 das Management-Zentrum Witten.
Baecker erhielt im Jahr 2006 den Ruf auf den neuen Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse an die Zeppelin University (ZU), wo er seit 2007 forscht und lehrt.[2] Dirk Baecker lebt mit seiner Lebenspartnerin der Dramaturgin Carena Schlewitt und ihrem gemeinsamen Kind in Basel.
Wirken
Als Vertreter der Soziologischen Systemtheorie hat Baecker in Forschung und Lehre eine Vielzahl von soziologischen Gebieten und Fragestellungen durchdrungen. Dazu gehören Arbeiten zur Theorie der Kunst sowie der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien. Hervorgetreten ist er allerdings als Wirtschafts- und Organisationssoziologe mit Publikationen zu den Themen Planungs- und Entscheidungstheorie, Managementtheorie sowie mit Studien zum Begriff des Risikos. Auseinandergesetzt hat sich Baecker auch mit der Logik George Spencer-Browns.
Baecker formuliert, dass Gott eine Beruhigung dafür sei, dass der Mensch an der Komplexität der Realität nichts ändern kann. Gott sei somit eine Erfindung des Menschen, die der Komplexitätsreduktion dient und den Menschen die Wahl abnimmt. Dieser Vorteil von Religionen für soziale Gruppen kann sich jedoch ins Gegenteil verkehren: Offenbar schafft die Religion derartige Prämien für ihre Anhänger, dass sich daraus im Extremfall auch Selbstmordattentate motivieren lassen. Indem Gott dem Menschen die Wahl abnimmt, besteht die Gefahr, Dinge nicht mehr zu hinterfragen. Religion stelle somit eine Gefahr für die Aufklärung dar. [3]
Baecker sieht den derzeitigen Kapitalismus als „exklusive und exkludierende Religion“, der beständig illegitim Ressourcen verbrauche, und dessen religiös imperatives Bestreben die „Ausbeutung der einen und der Gewinnsteigerung der anderen“ sei. Dieser „Kapitalismus, seine Priester, seine Götter und seine Opfer“ seien „unter uns“, nur für die Auserwählten habe er „ein Herz und einen Sinn“.[4]
Baecker ist weiterhin Mitherausgeber der Zeitschriften Soziale Systeme und der „Revue für postheroisches Management“ [5] sowie Herausgeber der Buchreihe copyrights im Berliner Kulturverlag Kadmos. Dirk Baecker nahm am Projekt „Medientheater“ von Till Nikolaus von Heiseler teil, in dem es um experimentelle Theorieformate geht. Er tritt regelmäßig bei Veranstaltungen vor allem im Hebbeltheater am Ufer auf.
Schriften
- Information und Risiko in der Marktwirtschaft, 1988
- Womit handeln Banken?. Frankfurt am Main 1991 (Neues Vorwort Dezember 2008)
- Probleme der Form. Frankfurt am Main 1993
- Postheroisches Management. Ein Vademecum. Merve Verlag, Berlin 1994, ISBN 3-88396-117-5
- Poker im Osten. Probleme der Transformationsgesellschaft. Berlin: Merve. 1998. ISBN 3-88396-140-X
- Die Form des Unternehmens. Frankfurt am Main 1993, Tb. 1999
- Organisation als System. Frankfurt am Main 1999
- Wozu Kultur?. Berlin 2000
- Wozu Systeme?. o.O. (Berlin 2002)
- Vom Nutzen ungelöster Probleme. Gespräch mit Alexander Kluge. Berlin: Merve. 2003. ISBN 3-88396-186-8
- Organisation und Management. Frankfurt am Main 2003
- Wozu Soziologie?. Berlin 2004
- Schlüsselwerke der Systemtheorie. VS Verlag, Wiesbaden 2005
- Kommunikation. Reclam, Leipzig 2005
- Form und Formen der Kommunikation. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005
- Wirtschaftssoziologie. Bielefeld: transcript, 2006
- Wozu Gesellschaft?. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2007
- Studien zur nächsten Gesellschaft. Frankfurt am Main 2007, ISBN 3-518-29456-3, Rezension in der taz vom 19. Januar 2008
- Nie wieder Vernunft. Kleinere Beiträge zur Sozialkunde. Carl-Auer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-89670-622-5
Quellen
- ↑ Deutschlands wichtigste Vordenker (PDF), abgerufen 9. November 2010
- ↑ „Professor Dr. Dirk Baecker an die Zeppelin University berufen“, idw, 24. Januar 2007.
- ↑ „Meine Lehre ist, daß man keine Lehre akzeptieren soll“: Der Anfang von Himmel und Erde hat keinen Namen - eine Buchbesprechung“, die tageszeitung, 16. Juni 1998 (Universität Wien)
- ↑ Kapitalismus als Religion, mit W. Benjamin, N. Bolz, C. Deutschmann, Kulturverlag Kadmos, 2003
- ↑ Postheroisches Management Internetpräsenz der „Revue für postheroisches Management“
Weblinks
- Literatur von und über Dirk Baecker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.dirkbaecker.com/
- http://www.zeppelin-university.de/kulturtheorie
- „Zur Zukunft der Form“ Abschiedsvorlesung von Dirk Baecker an der Universität Witten/Herdecke
- Antrittsvorlesung von Dirk Baecker an der Zeppelin-University als mp3-Datei
- http://journal.systemone.at/spaces/journal/members/Dirk+Baecker
- Videoclips: Antworten zu "Fragen zur Kunst"
- rebell.tv: Begegnungen mit Dirk Baecker
Personendaten | |
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NAME | Baecker, Dirk |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Soziologe, Vertreter der Systemtheorie |
GEBURTSDATUM | 11. August 1955 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |