Strukturformel | |||||
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Allgemeines | |||||
Name | Lysergsäurediethylamid | ||||
Andere Namen | LSD | ||||
Summenformel | C20H25N3O | ||||
CAS-Nummer | 50-37-3 | ||||
Kurzbeschreibung | Farblose Prismen | ||||
Eigenschaften | |||||
Molmasse | 323,42 g/mol | ||||
Aggregatzustand | fest | ||||
Dichte | - kg/m³ | ||||
Schmelzpunkt | 80 - 85 °C | ||||
Siedepunkt | - °C | ||||
Dampfdruck | - Pa (x °C) | ||||
Löslichkeit | - | ||||
Sicherheitshinweise | |||||
Gefahrensymbole | |||||
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R- und S-Sätze |
R: 26/27/28-40 | ||||
MAK | - | ||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Lysergsäurediethylamid, abgekürzt LSD, ist eine psychoaktive Substanz, die von Albert Hofmann, einem bei Sandoz in Basel angestellten Chemiker, mit dem Ziel der Entwicklung eines kreislauf- und atmungsanregenden Medikamentes 1938 erstmals hergestellt und unter dem Markennamen Delysid vertrieben wurde.
Ihre halluzinogene Wirkung entdeckte Hofmann am 16. April 1943 durch Zufall. Er wiederholte dieses Erlebnis am 19. April 1943. Dieses Datum gilt heute als Zeitpunkt der Entdeckung psychoaktiver Eigenschaften des LSD. Der Tag wird auch "Fahrradtag" (Bicycle-Day) genannt, da Hofmann nach Einnahme von 250 Mikrogramm LSD (der kleinsten für ihn denkbar wirksamen Dosis eines Halluzinogens, verglichen mit dem damals stärksten bekannten, natürlich vorkommenden Halluzinogen Meskalin), also dem Doppelten einer normal gebräuchlichen Dosis (~100 Mikrogramm), am Beginn seines Rauscherlebnisses per Fahrrad nach Hause fuhr.
Die Verwendung von LSD zur Behandlung von psychisch Kranken in der Vergangenheit war und ist sehr stark umstritten. LSD gilt als sofort und gut wirksames Migränemittel (unter anderem auch bei Schüben des so genannten Klusterkopfschmerzes), aber auch als starkes Rauschmittel, vor allem in der Hippiebewegung.
Wirkweise
LSD wirkt durch einen Eingriff in den Serotoninhaushalt des Körpers, was durch seine Ähnlichkeit mit diesem Neurotransmitter möglich wird. Die Substanz aktiviert einige Serotoninrezeptoren sehr stark, was zu verstärkten 'Querverschaltungen' zwischen sonst logisch getrennten Hirnregionen und dem Wegfall geistiger Filtermechanismen führt. Das Zeitempfinden ist verändert, alles läuft viel langsamer ab. Hinzu kommen optische und akustische Halluzinationen. Reale Gegenstände werden sehr plastisch empfunden und wie in Bewegung erlebt. Außerdem treten bei den meisten Konsumenten starke psychische Veränderungen auf, welche bis zur totalen Ich-Auflösung führen können. Die Wirkungen eines LSD-Rausches gehen weit über die direkte Beeinflussung neuronaler Vorgänge hinaus, so wird die unbewusste Verarbeitung des Rauscherlebnisses einer Person von deren Umgebung oft als Kreativitätsschub, Ideenreichtum oder Nachdenklichkeit wahrgenommen (in dieser Wirkung kann vielleicht auch die tatsächliche "Bewusstseinserweiterung" gesehen werden).
Die so hervorgerufenen Synästhesien sind dafür bekannt, dass sie stark psychedelische Bilder erzeugen. Da Serotonin unter anderem für Körperfunktionen wie Verdauungstätigkeit, Herzfrequenz, Temperatur und Blutdruck zuständig ist, werden auch in diesen Bereichen Wirkungen wahrgenommen. Der wahrnehmbare Trip dauert im Regelfall ca. 8 bis 12 Stunden, abhängig von der Dosierung - bei sehr geringer Dosierung kann die letzte Phase, das "Runterkommen" ("Afterglow", "Nachglühen") oft nicht mehr wahrgenommen werden, bei sehr hohen Dosen wird er auch nach dessen Abklingen noch als vorhanden empfunden; gelegentlich kommt es auch zu Flashbacks. Eine euphorische Grundstimmung - ausgelöst z.B. durch eine schöne Landschaft und angenehme Musik - kann den ganzen Rausch über anhalten, oder aber vorher bestehende Ängste und Depressionen rufen einen "Horrortrip" hervor, der als unangenehm empfunden wird und am besten von einer vertrauten Person ("Tripsitter") durch geeignete Maßnahmen in einen "guten" Trip verändert werden sollte. Auch sonst kann bei einem LSD-Trip die gesamte Umgebung, z.B. eine Stadt mit ihrem Schmutz und ihrem Autolärm, als sehr unangenehm empfundenen werden.
LSD wirkt bereits in sehr geringen Mengen. Die normale Dosis liegt bei 100 bis 350 Mikrogramm (wobei letzteres nur äußerst erfahrenen Personen als sinnvolle Dosis erscheinen wird).
Körperliche Symptome bei LSD-Konsum sind geweitete Pupillen, ein höherer Blutdruck, höhere Körpertemperatur, Appetitverlust und Schlaflosigkeit.
Psychoseartiger Rauschzustand
LSD versetzt viele Konsumenten in einen Zustand, der dem einer Psychose sehr ähnlich sein kann (siehe Modellpsychose). Es werden z.B. Töne gehört und Bilder gesehen, die in der Form nicht existieren müssen. Im Unterschied zur Psychose ist sich der Konsument in der Regel allerdings bewusst, dass diese Wahrnehmungen nicht der Realität entsprechen. Es kann allerdings passieren, dass die Betroffenen denken, Wände würden sich bewegen oder die Decke würde sich herabsenken woraus panikartige Reaktionen wie Flucht resultieren können, in denen der Konsument sich gefährdet (siehe auch Risiken).
Viele Psychiater im Selbstversuch
In den 50er und 60er Jahren wurde von Pharmakonzernen vielen Psychiatern empfohlen, selbst LSD zu nehmen, um sich in den Zustand psychotischer Patienten besser hineindenken zu können.
Darreichungsformen
Die Droge wird normalerweise auf Papierstücke aufgebracht, sogenannte Tickets, Pappen oder Trips, die dann gelutscht oder geschluckt werden. Man kann sie aber auch als Flüssigkeit auf Würfelzucker, als Kapsel- oder in Tablettenform einnehmen (spezielle Tabletten sind sehr kleine Krümelchen, die eine gewünschte Dosis enthalten und als „Mikro“ bezeichnet werden, die Gelatinekapseln sind leer, nur die Kapselhülle selbst wird mit LSD-Lösung benetzt und getrocknet). Mikros werden in der Regel in einer Flasche (1 - 1,5 L.) mit beliebiger Flüssigkeit (Cola, Eistee, Wasser u.s.w.) aufgelöst und mit mehreren Leuten getrunken, da sie viel stärker als die üblichen Trips oder Pappen sind. Ein einzelnes Mikrokügelchen kann bis zu 800 Mikrogramm LSD enthalten, wogegen ein normaler Trip nur 25 - 250 Mikrogramm LSD enthält.
Risiken
LSD kann schon bei einmaligem Konsum eine schwere Psychose, eine sog. Drogenpsychose, auslösen, die unter Umständen unheilbar sein kann. Es kommt vor, dass die von einer Drogenpsychose betroffenen unfähig werden, ihr Leben ohne Hilfestellung zu leben. Eine Slangbezeichnung hierfür ist "Jemand ist auf dem Trip hängengeblieben".
Die unter Einfluss von LSD als völlig verändert erscheinende Umwelt kann für den Konsumenten zur großen Gefahr werden, da er oft kein Gefühl mehr für Gefahren hat. So glauben einige Konsumenten, sie könnten fliegen und springen von Häusern, andere irren auf der Straße umher und werden überfahren, weil sie meinen, sie könnten Autos anhalten oder auf die sich bewegenden Lichter zugehen. Was allerdings direkt von Set und Setting abhängt. Bisher wurde diese Verhalten nur bei Versuchspersonen beobachtet denen LSD ohne ihr Wissen verabreicht wurde [1].
Von der Bedienung von Maschinen oder der Teilnahme am Straßenverkehr - auch als Fußgänger - ist unbedingt abzusehen, weil das Bewusstsein stark beeinträchtigt werden kann.
Ein weiterer Gefahrenpunkt ist die durch die Illegalität bedingte "Schwarzmarktware", deren Zusammensetzung bzw. Dosierung nie genau zu erkennen ist. So können zwei vom gleichen Dealer erworbene Trips, die sich optisch gleichen, völlig unterschiedlich dosiert sein. Auch die genauen Inhaltsstoffe sind nie bekannt, so kann es vorkommen, dass statt LSD andere, evtl. auch hochgiftige Substanzen wie beispielsweise Strychnin enthalten sind.
Die oft bunten, lustigen Bildchen auf den Löschpapiertrips und auf Pillen, häufig dienen Comicfiguren als Vorlage, vermitteln besonders jungen Menschen einen harmlosen Eindruck und täuschen über die Gefährlichkeit von LSD hinweg.
Toleranzbildung
LSD baut sehr schnell eine Toleranz auf, was dazu führt, dass eine identische Dosierung bei schnell aufeinanderfolgenden Einnahmen (Einnahme einer weiteren Dosis nur einige Stunden nach Abklingen der vorherigen Gabe) schwächer wirkt. Die Dosierung für ein ähnliches Erleben müsste weit mehr als das Doppelte der Erstdosis enthalten. Diese Toleranz ist nach ein bis zwei Wochen komplett verschwunden.
Die Toleranzbildung des LSD wirkt sich auch auf die Toleranz gegenüber anderen verwandten Stoffen aus. So sind LSD, Psilocybin/Psilocin und Meskalin jeweils zueinander kreuztolerant. Die Toleranz gegenüber einem der Stoffe wirkt auch gegenüber einem der anderen genannten Stoffe.
Suchtpotenzial
LSD hat kein körperliches Abhängigkeitspotenzial.
Eine psychische Abhängigkeit kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden, ist jedoch unwahrscheinlich. Zum einen ist ein LSD-Trip psychisch sehr anstrengend, so dass in der Regel nicht der Wunsch nach einer raschen Wiederholung besteht. Zum anderen ist es aufgrund der bereits erwähnten Toleranzbildung schlichtweg unmöglich, jeden Tag LSD zu konsumieren. Aus diesen Gründen gibt es keinen glaubhaft dokumentierten Fall von LSD-Sucht, im Gegenteil, bei längerem LSD-Konsum scheint das Interesse der Konsumenten an LSD mit der Zeit abzunehmen.
Rechtliche Situation
Mit der Vierten Betäubungsmittel-Gleichstellungsverordnung (4. BtMGlV) vom 21. Februar 1967, in Kraft getreten am 25. Februar 1967, wurde LSD in der Bundesrepublik Deutschland den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften des Opiumgesetzes unterstellt. Heute ist LSD in Anlage I zu § 1 BtMG (nicht verkehrsfähige und nicht verschreibungsfähige Stoffe) aufgelistet, das heißt, jeglicher Umgang (mit Ausnahme des Konsums) mit dieser Substanz ist für die Allgemeinheit generell verboten.
Sonstiges
Zu den Wissenschaftlern, die mit LSD experimentiert haben, gehören John C. Lilly, Timothy Leary und Stanislav Grof. In den 1970er Jahren wurde LSD als nicht verkehrsfähiger Stoff eingestuft und die Forschung damit bzw. dessen therapeutische Nutzung (z.B. in der Psychotherapie) nahezu komplett verboten.
Der CIA war die Wirkung auf das menschliche Bewusstsein angeblich sogar so unheimlich, dass weltweit vorhandene Bestände kiloweise aufgekauft wurden, damit diese den Russen oder anderen Staatsfeinden nicht in die Hand fallen konnten. Erst ab 1974 wurde aber bekannt, daß die CIA in ihrem Projekt MKULTRA seit den 50er Jahren systematisch Menschenversuche mit LSD durchgeführt hat.
Eine (illegale) Renaissance erlebte die Droge in den 1990ern in der Technoszene, allerdings mit anderen Erwartungen an das Erlebnis und mit anderen Dosierungen (nur 30-50 Mikrogramm).
Bei dem Beatles Song Lucy in the Sky with Diamonds hält sich hartnäckig das Gerücht, dass er eine Anspielung auf das Thema LSD darstellen soll, obwohl dies von den Beatles selbst stets bestritten wurde.
Literatur
- Albert Hofmann: LSD. Mein Sorgenkind. Die Entdeckung einer "Wunderdroge", ISBN 3423361352
- Christian Rätsch (Hrsg.): Fünfzig Jahre LSD-Erfahrung. Eine Jubiläumsschrift, ISBN 392581759X
- Aldous Huxley: Die Pforten der Wahrnehmung - Himmel und Hölle, ISBN 3492100066
- Stanislav Grof: LSD-Psychotherapie, ISBN 3608940170
- Entheogene Blätter: "60 Jahre LSD, Jubiläumsschrift für Dr. Albert Hofmann"; Ausgabe 11 - April / 2003 ISSN 1610-0107
- Samuel Widmer: Ins Herz der Dinge lauschen. Vom Erwachen der Liebe: Die unerwünschte Psychotherapie - Über MDMA und LSD, Nachtschatten Verlag 1989, ISBN 3-907080-03-3
Weblinks
- LSD-Infos bei DrogenWiki.de Spezialisiertes Nachschlagwerk zu Drogen und Wirksubstanzen
- eve&rave_schweiz Substanzeninfos, Aufklärung&Safer Use
- erowid.org Englische Informationsseite über Drogen mit großer LSD Blotter (Pappen) Galerie
- gruene-berlin.de LSD-Broschüre der LAG Drogen in Bündnis90/Die Grünen
- heise.de Mathias Bröckers zum 60. Jahrestag der Entdeckung von LSD
- thema-drogen.net Halluzinogene: LSD (Lysergsäurediethylamid)
- lifeline.de LSD - Zwischen Euphorie und Horrortripp
- transPsy Magazin Mit LSD zur Erleuchtung?
- rz-online.de Dr.Lutz Neitzert ("Die LSD-Story - Säurekopf & Acid-Test" u.a. Texte)
- timothy-leary.com, der legendärste Befürworter von LSD und enger Freund von Albert Hofmann
- tekkno.ch Schweizer Techno-Seite mit ausführlichen Informationen zu LSD
- projektpan.de Ein LSD-Kompendium (allgm. Inf., Anm. zur Reinheit, über die Gefahren, u.v.m.)
- t-h-e-n-e-t.com Website zum Dokumentarfilm "Das Netz - Unabomber, LSD und Internet"
- How to make LSD Für alle die,die es gern etwas genauer wissen möchten.-(Nicht zur Nachahmung bestimmt.)
Informationen über Risiken wie Psychosen usw.
- Fachinformation Psychedelika (LSD/Zauberpilze) für den nichtmedizinischen Gebrauch
- Jugend-hilft-Jugend.de Psychose und Sucht
- HR-Online.de Ecstasy, LSD, Cannabis: Drogen und ihre Wirkung
- Eis-ev.de
- Thueringen.de
- http://www.gruene-berlin.de/drogen/LAG-Drogen/lsd.html