Corps Rhenania Freiburg

pflichtschlagende und farbentragende Studentenverbindung im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV)
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Das Corps Rhenania Freiburg ist das Corps (Studentenverbindung) mit den meisten lebenden Mitgliedern (Corpsbrüdern) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die Corpsmitglieder werden „Freiburger Rhenanen“ genannt.

Couleur

Rhenania hat die Farben „blau-weiß-rot“ mit silberner Perkussion. Dazu wird eine rote Mütze auf dem Hinterkopf getragen (Hinterhauptcouleur). Zur Kneipe werden von den Aktiven blaue Kneipjacken, die mit weißen Kordeln ziseliert sind, getragen.

Die Füchse der Rhenanen tragen ein Fuchsenband in den Farben „weiß-rot“, ebenfalls mit silberner Perkussion.

Der Wahlspruch lautet „Concordia fideque Rhenania valebit!“ (deutsch: „Durch Eintracht und Treue soll Rhenania stark sein!“), der Wappenspruch „Brudertreue trennt nur der Tod“ (BTTNDT) und der Zirkelspruch „Circulus fratrum Rhenaniae vivat!“ (deutsch: „Der Kreis der Brüder der Rhenania soll leben!“.

Geschichte

 
Altes Corpshaus der Rhenania, 1892

Das Corps Rhenania wurde am 21. September 1812 von den Studenten der Medizin Karl Joseph Beck aus Gengenbach und Karl Friedrich Brodhag aus Kandern gestiftet. Sie ist damit die älteste noch existierende Verbindung der Universität Freiburg.

Nach der durch die Befreiungskriege erzwungenen Suspendierung stiftete Karl Joseph Leo das Corps Rhenania Freiburg am 3. Mai 1815 erneut. Trotz der Karlsbader Beschlüsse entwickelte sich Rhenania schnell zu einer wichtigen studentischen Gruppierung an der Albert-Ludwigs-Universität.

Aufgrund der Verwicklung einiger Mitglieder in die Wirren der Revolution 1848 musste das Corps suspendieren. Trotzdem gelang es Alfred Courtin Rhenania Freiburg am 22. November 1850 zu rekonstituieren.

In den folgenden Jahrzehnten gewannen studentische Verbindungen in Deutschland erheblich an gesellschaftlicher Bedeutung. Insbesondere nach der Reichseinigung durch das Mitglied von Hannovera Göttingen Otto von Bismarck und in der Regentschaft des Bonner Preußen Wilhelm II. wurden vornehmlich die bürgerlich geprägten Corps zu tragenden Säulen der Gesellschaft.

Seit dem Jahre 1888 wird eine bis heute regelmäßig halbjährlich erscheinende Corpszeitung herausgegeben. Seit 1923 erscheint sie unter dem Namen „Der Bote vom Oberrhein“. In den über 120 Jahren ihres Bestehens ist diese Zeitung von nur vier Corpsbrüdern herausgegeben worden.

1889 wurde ein Alte Herren-Komitee gegründet, 1906 der „Verein Alter Freiburger Rhenanen“, den mittlerweile der zwölfte Corpsbruder führt. Dieser Verein vertritt die Interessen der Altherrenschaft gegenüber den Aktiven und Inaktiven des Corps, organisiert größere, gemeinsame Veranstaltungen (Stiftungsfest, Rekonstitutionsfest) und unterstützt die Aktiven des Corps finanziell. Seit kurzem fördert sie darüber hinaus junge Studenten der Freiburger Universität mit einer Stiftung.

Im Jahre 1892 wurde mit Unterstützung der Ehemaligen, der sogenannten Alten Herren, das erste Corpshaus der Freiburger Rhenanen gebaut.[1] Sehr bald stellte sich jedoch heraus, dass es für den aufwändigen Corpsbetrieb nicht groß genug war. 1912/1913 wurde daher das alte Corpshaus abgerissen und an derselben Stelle nach Plänen des Berliner Architekten Bruno Möhring ein größeres und schöneres Haus im Jugendstil errichtet.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs musste das Corps erneut schließen. Das Corpshaus wurde aufgrund der Frontnähe von der Kaiserlichen Armee als Lazarett genutzt. 296 Rhenanen zogen in diesen Krieg, 56 davon kehrten nicht zurück. Kurz nach Kriegsende 1918 rekonstituierte Walter Roth – trotz der revolutionären Unruhen im Deutschen Reich – das Corps.

1926 gewann das Corps den 1925 vom KSCV ausgelobten Wanderpreis Fünfkampf (Leichtathletik).

Im Jahre 1931 erwarb die Altherrenschaft in Altglashütten eine Skihütte. Um diese angemessen zu verwalten, wurde gleichzeitig der Verein Freiburger Rhenanenhütte e.V. gegründet. Die Zeit der Weimarer Republik war für das Corps Rhenania eine sehr erfolgreiche Zeit. Die Mitgliederzahlen wuchsen stetig. Corpsbrüder stiegen in bedeutende gesellschaftliche Positionen auf.

Diese Entwicklung endete mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Die Politik der NSDAP führte zur „Gleichschaltung“ sprich zum Auflösen aller gesellschaftlichen Gruppen, die sie nicht ausreichend kontrollieren konnten. Sämtliche studentischen Korporationen wurden im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (Abk. NSDStB) zusammengefasst. Durch Selbstauflösung kam Rhenania daher 1935 einer Zwangsauflösung zuvor. Trotz großer Schwierigkeiten konnte im Geheimen eine Art Corpsbetrieb bis in den Zweiten Weltkrieg hinein aufrechterhalten werden.

Am 27. November 1944 wurde Freiburg im Breisgau durch einen Bombenangriff stark zerstört. Das Corpshaus brannte dabei vollkommen aus. Die gesamte Einrichtung und das Corpsarchiv gingen infolgedessen verloren. Viel schwerwiegender für die Gemeinschaft der Rhenanen war aber, dass im Verlauf des Zweiten Weltkrieges über 80 Corpsbrüder ums Leben kamen.

Die französische Besatzungsmacht verbot zunächst sämtliche studentische Organisationsformen, folglich auch Studentenverbindungen. Zudem waren viele Corpsbrüder nach dem Ende des Krieges zunächst einmal damit beschäftigt, ihre Existenz neu zu organisieren. Trotzdem rekonstituierte sich Rhenania bereits am 20. Mai 1950 auf der Rhenanenhütte in Altglashütten unter Führung von Dieter Wengler wieder. Auch ein neues Corpshaus konnte aufgrund großzügiger Spenden einzelner Corpsbrüder errichtet werden. Am 1. Februar 1957 bezogen die Aktiven das dritte Corpshaus an Stelle des zerbombten Hauses in der Albertstraße 32.

In der Nachkriegszeit florierte das Corps. Erst die studentischen Unruhen der 68er-Bewegung und das daraus resultierende Aufbrechen der gesellschaftlichen Strukturen in der alten Bundesrepublik führten zu erheblichen Problemen in der Mitgliederzahl sowie dem Verhältnis der jüngeren Generation und der Altherrenschaft. Doch auch diese schwierige Phase überstand das Corps unbeschadet.

Nachdem Rhenania schon 1867 und 1905 den Kösener Vorortsprecher gestellt hatte, erklärte sie sich 1991 bereit, die gesamte Vorortmannschaft zu stellen. Unter dem Vorsitz von René Lohs wurde zum ersten Mal nach der deutschen Vereinigung eine offizielle Veranstaltung des KSCV – eine Arbeitstagung – in Bad Kösen durchgeführt.

Auswärtige Beziehungen

Rhenanias Kartellcorps sind seit

Befreundete Corps sind seit

Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps Rhenania zum "Blauen Kreis" innerhalb des Kösener Senioren-Convents-Verbands gezählt.

Bedeutende Mitglieder

 
Johann Baptist Bekk
 
Grab von Wilhelm Blos auf dem Pragfriedhof Stuttgart

Das Corps Rhenania Freiburg gehört zu den ältesten und größten deutschen Studentenverbindungen.

Berühmtestes Mitglied ist Prinz Max von Baden, letzter kaiserlicher Reichskanzler, preußischer Ministerpräsident und Gründer der Internatsschule „Schloss Salem“.

Neben Prinz Max von Baden sind weitere bekannte Deutsche Mitglieder gewesen. So beispielsweise

Einzelnachweise

  1. Feier des 77jährigen Stiftungsfestes und der Corpshauseinweihung der Rhenania zu Freiburg. In: Academische Monatshefte 9 (1892/93), S. 106-109

Literatur

  • Rolf-Joachim Baum (Hrsg.), „Wir wollen Männer, wir wollen Taten!“ Deutsche Corpsstudenten 1848 bis heute, Siedler-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-88680-653-7

Siehe auch: Corps, Kösener Senioren-Convents-Verband, Liste Kösener Corps, Studentenverbindung

Koordinaten: 48° 0′ 5,2″ N, 7° 50′ 47″ O