SIP-Telefone sind ein neuer Typ von Telefonen, die auf Voice over IP-Basis funktionieren und dazu das Session Initiation Protocol (SIP) nutzen. Das Gespräch wird dabei in einzelnen Datenpaketen über das Internet versendet.
Vorteile
Die nachfolgend beschriebenen Kostenvorteile sind abhängig von der jeweiligen Preisgestaltung der Netzanbieter und nicht technisch bedingt.
- Es lässt sich wie ein gewöhnliches Telefon bedienen und sieht auch so aus.
- Außer Telefonnummern lassen sich auf SIP-Telefonen auch SIP-Adressen (auch URI genannt) wählen, die genau wie E-Mail-Adressen geformt sind und das Schema-Präfix sip: tragen, zum Beispiel sip:info@siemens.de.
- Ist die SIP Adresse des Gesprächspartners bekannt, so kann diese z.B. sip:info@siemens.de direkt statt der Rufnummer im Telefon eingegeben werden. Voraussetzung ist, dass das Telefon oder die Software die Eingabe einer alphanumerischen SIP-Adresse unterstützt.
- Unterstützt der SIP-Client, also ein Hard- oder Softphone, das ENUM Look-up Verfahren, so wird nach der Wahl der Telefonnummer vom SIP-Client bei einer Registrarstelle nachgesehen, ob für die gewählte Rufnummer ein SIP URI Eintrag vorliegt. Ist dies der Fall, so wird das Gespräch mit dem hinterlegten SIP URI Eintrag hergestellt, man spricht vom echten ENUM Look-up (public ENUM Look-up). Das Gespräch läuft folglich komplett als IP-Gespräch und ist kostenlos. Ein ENUM Look-up kann auch direkt durch den Provider ausgeführt werden, jedoch unterstützen nicht alle Provider diese Funktion. Einige Provider beschränken dies auf ihre eigene Mitglieder oder auf Mitglieder andere Partner-Provider, man spricht hierbei von keinem echten ENUM look-up (private ENUM Look-up). Dies bedeutet, dass obwohl man von einem SIP-Clienten auf eine Rufnummer eines IP-Accounts anruft, dieses Gespräch als normales Festnetzgespräch abgerechnet wird. Beim ENUM Look-up wird die gewählte numerische Rufnummer der ITU in eine korrespondierende ENUM-Domain umgewandelt. Diese Domain wird über den Resolver nach NAPTR-Resource Records durchsucht. Die Auswertung dieser Resource Records ergibt einen oder mehrere URI, unter dem/denen der gewünschte Service der angegebenen Domain bzw. Telefonnummer angesprochen werden kann.
Folgende SIP-Hardware unterstützt echten ENUM Look-up:
Folgende SIP-Software unterstützt echten ENUM Look-up:
- X-Pro
Folgende Provider unterstützen echten ENUM Look-up:
- blueSIP: e164.arpa
- Dus.net: e164.bz, e164.arpa, e164.org
- Free World Dialup: e164.arpa über +CC; e164.org (über Vorwahl **164)
- Interfoni (outbox AG-Reseller): e164.arpa
- Monduno: e164.arpa
- pbx-network: e164.arpa, e164.org
- Portunity: e164.arpa
- PURtel.com: e164.arpa
- PURtel.de: e164.arpa
- Simply-Phone: e164.arpa, e164.org
- sipgate: e164.arpa, e164.info
- SipSnip: e164.arpa
- sipNetworks.de
Folgende SIP-Hardware unterstützt keinen oder keinen echten ENUM Look-up:
- Giptel Telefone
- Grandstream Adapter
- Sipura Adapter
- AVM FRITZ!Box Fon (Bis zu Firmware-Versionen vor Juli 2005)
- Siemens SX541
- Innovaphone
- Auerswald
Folgende Provider unterstützen keinen echten ENUM Look-up:
- Nikotel
- gmx
- web.de Freephone
- freenet iPhone
- IAXTel
- Iptel
- Sipphone.com
- telio.no
- callUK.com
- Gossiptel.com
- Gradwell.com
- Sipcall.co.uk
- babble.net
- 1&1
- AOL
- T-Online
- Web.de
- Beim Einsatz in Unternehmen wird das LAN zur Übertragung der Telefonate genutzt, wodurch die separate Verkabelung von Telefonleitungen überflüssig wird und dadurch Kosten eingespart werden können. Mit Power over Ethernet (PoE) fallen auch zusätzlich erforderliche Stromkabel für Bürotelefone weg. Jedoch fordern TK-Anbieter hohe Bandbreiten für ein reibungslosen VoIP Betrieb. EADS Telecom fordert hierbei mindestens 128 kbit/s pro Telefon, Ericsson sogar 1.024 kbit/s upstream.
- Zwischen SIP-Endgeräten kann weltweit kostenlos telefoniert werden, wenn diese den selbern Provider nutzen oder ein IP-Call stattfindet (sip:ID@blueSIP.net ; beispielsweise mittels ENUM Look-up Verfahren).
- Telefonate im Inland sind in der Regel sehr günstig, da die Daten über das Internet geleitet werden und nur ein sehr kurzer Abschnitt bei einem Anruf auf ein reguläres Telefon über das alte System läuft.
- Für Telefonate in das Ausland wird ebenfalls das Internet genutzt. Daher sind in der Regel bei Auslandsgesprächen nicht mehr als die Preise eines deutschen Ortsgesprächs zu bezahlen.
- Die SIP-Technologie funktioniert weltweit. Der Anschluss kann beliebig auf der Welt immer unter der gleichen Telefonnummer erreicht werden. Beispiel: Für ein SIP-Telefon wird eine Telefonnummer für London zugeteilt. Das SIP-Telefon wird jedoch in Stuttgart in das Netz eingeklinkt. Wird diese Nummer in London angerufen, so klingelt das SIP-Telefon in Stuttgart ohne Mehrkosten für den Anrufenden. Theoretisch könnte sich das Telefon auch in jedem anderen Ort der Welt an dem es einen Internet-Anschluss gibt befinden und dort klingeln.
- Eine Auswahl an sogenannten Codecs erlaubt eine Übertragung von Sprache in verschiedenen Qualitätsstufen. Dies kann von Handy-Qualität mit dem GSM-Codec, bis zu HiFi-Qualität mit Wideband Codecs wie iLBC [1] und dem G.722-Standard, welcher auch von UMTS-Endgeräten verstanden wird, reichen.
- Ein SIP-Telefon funktioniert unabhängig von einem Computer; es ist im Grunde genommen selbst ein Computer, oftmals mit Linux betrieben (zum Beispiel SNOM). Mit SIP-Software kann auch über den Computer der gleiche SIP-Account wie auf dem Telefon genutzt werden. So kann man zum Beispiel vom Laptop im Hotel Telefonate führen. Viele Hotels bieten am Hoteltelefon einen Ethernet-Port mit kostenlosem Internet an. Über diesen Port kann mithilfe des mitgenommenen SIP-Telefons ebenfalls kostenlos telefoniert werden.
Nachteile
- Seit Ende 2004 dürfen VoIP Provider keine Festnetznummer mehr an ihre Kunden vergeben, wenn diese nicht auch in diesem Nummernkreis polizeilich gemeldet sind. Als Ausgleich wurde hierfür seit Beginn 2005 ein neuer Typ von Rufnummern mit der Vorwahl 032 zur Verfügung gestellt. Diese Nummern haben keinen geografischen Bezug mehr.
- Das SIP-Telefon sollte über einen Breitbandanschluss (zum Beispiel DSL) mit dem Internet verbunden werden, weil bei langsamen Einwahlverbindungen ein Problem mit der Laufzeitverzögerung (Latenz) auftritt und sie nur bei höchster Datenübertragungsrate und entsprechenden Codecs mit geringem Bandbreitenbedarf verwendet werden können.
- Es muss eine permanente Verbindung zum Internet bestehen damit der Teilnehmer ständig erreichbar ist. Ein ADSL-Anschluss wird üblicherweise alle 24 Stunden künstlich unterbrochen.
- Die meisten Telefone erlauben keine Verschlüsselung der Sprachdaten, wodurch zum Beispiel in Firmennetzen Abhören möglich ist. Abhilfe schafft hier der Secure-RTP Standard SRTP. Bisher wird SRTP nur in Telefonen und Gateways von Sipura und SNOM unterstützt.
- Ist das Internet durch eine weltweite Virenattacke lahmgelegt, so kann eventuell nur noch eingeschränkt weltweit telefoniert werden.
- Notrufnummern (110, 112) sind bisher nur eingeschränkt wählbar und laufen im Normalfall nicht zu den nächsten Dienststellen, sondern zu einer vom Provider festgelegten Dienststelle (zum Beispiel beim Provider bluesip.de auf die Polizeidienststelle München/Schwabing. Der Provider sipgate-de bietet eine Notruffunktion deutschlandweit an - dabei wird die 110/112 an die der Heimadresse am nächsten liegende Polizeistation/Rettungsleitstelle weitergeleitet und die Daten übertragen, falls der Verletzte nicht mehr sprechen kann - mobil lässt sich das jedoch nicht nutzen).
Drahtlose SIP-Telefone
- Neben Tischgeräten gibt es auch drahtlose SIP-Telefone, zum Beispiel das Model 7920 von Cisco, das Siemens S35 WLAN oder der Blackberry 7270. Diese nutzen WLAN Netze des 802.11 Standards. Diese Geräte sind für Firmen attraktiv, da die Mitarbeiter auf dem Firmengelände kostenfrei mobil telefonieren können.
- Motorola und Avaya haben bereits ein kombiniertes GSM/WLAN Mobiltelefon angekündigt.
Synonyme
- SIP-User-Agent (UA)
- SIP-Client
- SIP-Endgerät
Literatur
- Test und Beschreibung einiger SIP-Telefone & Adapter in Thor Alexander: Internet+Telefonie, VoIP für Alle!, ISBN 3-446-40456-2