Der Vorderlader ist die ursprüngliche Form der Feuerwaffe. Ein typischerweise glatter, gebohrter Lauf wird mit Treibladung und Projektil durch die Mündung geladen. Das hintere Ende des Laufes ist fest verschlossen und verfügt nur über ein relativ kleines Zündloch, durch das ein mittels Lunte (Luntenschloss), Feuerstein (Steinschloss), Radschloss oder Zündhütchen (Perkussionswaffe) erzeugter Funke oder Feuerstrahl die Treibladung zündet.
Typischerweise werden Vorderladerhandfeuerwaffen mit Schwarzpulver und einem Bleigeschoss geladen. Dazu kommt oft noch ein Schusspflaster zur Abdichtung. Vorderladerkanonen verwendeten als Geschosse unter anderem Stein- oder Eisenkugeln, sowie Fragmentgeschosse wie Kartätschen.
Gezogene Waffen ließen sich lange Zeit nur schwer als Vorderlader realisieren - es ist eben ziemlich schwer, ein passgenaues Geschoss (das für gezogene Läufe benötigt wird) von der Mündung her den ganzen Lauf hinunterzustoßen. Rundkugeln wurden daher mit gefetteten Schusspflastern in den Lauf gestossen, die Pflasterränder drücken sich in die Züge des Laufes und übertragen so den Drall. Da das Laden so relativ viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, benutzten lange Zeit nur Jäger und Scharfschützen gezogene Vorderladerwaffen. Um 1840 wurde mit dem Minie-Geschoss das Problem elegant gelöst. Das Geschoss ist dabei nicht mehr rund, sondern zylindrisch, mit einer konischen oder runden Spitze und leicht unterkalibrig (d. h. minimal kleiner als der Laufdurchmesser), so dass es sich leicht laden lässt. Der Boden des Geschosses weist eine kleine Mulde auf; diese sorgt dafür, dass das Geschoss sich beim Schuss etwas verbreitert und in die Züge greift. Diese kleine Änderung vervielfachte die mögliche Kampfentfernung und hatte einen großen Einfluss auf die Kriegsführung (z. B. im Krimkrieg 1854 und im amerikanischen Bürgerkrieg).
Vorderlader werden heutzutage in erster Linie sportlich geschossen, militärisch ist der Vorderlader technisch völlig überholt, da die Ladegeschwindigkeit zu gering ist und weil ab einer bestimmten Kalibergröße der Ladevorgang nicht mehr durchgeführt werden könnte (zum Beispiel bei Schiffsgeschützen mit einem Kaliber von 400 mm). An Genauigkeit übertreffen Schwarzpulverwaffen allerdings oft die Patronenwaffen mit Nitrotreibmitteln. Heute noch werden in England Vorderlader-Disziplinen mit Entfernungen von 900 Yards geschossen, das sind 822,96 Meter. Lediglich Waffen wie Granatwerfer sind noch militärisch eingesetzte Vorderlader.
Ein weiterer Nachteil der Vorderlader (mit Ausnahme derer mit Perkussionszündung) ist die deutliche Verzögerung zwischen Betätigung des Auslösers und dem eigentlichen Schuss. Je nach verwendeter Zündtechnik kann dies bis zu einer halben Sekunde betragen.
Zudem stellt der Vorderlader bei schneller Schussfolge auch eine Gefahr für den Schützen dar. Im Lauf verbliebene Glut vom letzten Schuss kann die neu eingefüllte Ladung zur vorzeitigen Zündung bringen, was meist beim Verdichten der Treibladung geschieht, also während der Ladestock in den Lauf geführt wird.
Sport
Gerade diese diversen Eigenheiten, denen man mit Geschick und Sorgfalt entgegenwirken muss, machen den Reiz des Vorderladers als Sportwaffe aus. In Deutschland wird diese Sonderform des Schießsportes und Variante der Brauchtumspflege (z.B. auch Böllerschießen) beispielsweise von der Schwarzpulverinitiative vertreten. Diese ist nach dem Sprengstoffrecht ein staatlich anerkannter Schießsportverband.
Siehe auch: Brown-Bess
Literatur
- Thomas Fatscher/Helmut Leiser: Ausarbeitung zum neuen Waffenrecht. Krüger Druck+Verlag, Dillingen/Saar 2003, ISBN 30001200009