Falcon (Computerspielreihe)

Computerspielserie
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Falcon ist auch der Name einer US-amerikanischen Trägerrakete, siehe Falcon (Rakete)

Falcon, ist der Titel einer Reihe von Flugsimulationsspielen, die sich primär mit der Simulation des Düsenjägers General Dynamics F-16 "Falcon" ('Falke') beschäftigen.

Falcon

Das erste Spiel unter diesem Namen erschien Ende der 1980er und bot sowohl Luftkampf- als auch Bodenangriffssimulation. Der Spieler steuerte die einzige "freundliche" Maschine und mußte zu jedem Zeitpunkt entweder mit dem Angriff von genau einer Flugabwehrrakete oder genau einer Mikojan-Gurewitsch MiG-21 rechnen. Ähnlich wie bei Space Invaders konnte aufgrund der Beschränkungen von Hard- und Software erst nach dem Verschwinden der ersten Rakete (oder MiG) die nächste dargestellt werden. Eine Besonderheit des ersten Falcon-Spiels war neben dem detaillert dargestellten Mensch-Maschine-Interface des simulierten Jagdflugzeuges die Möglichkeit, Luftkämpfe in einer auf drei Ebenen projizierten 3D-Darstellung auszuwerten, um die Flugmanöver des Spielers uns seines Gegners zu analysieren.

Falcon 2.0

Falcon 2.0 war eine leicht verbesserte Version des ursprünglichen Spiels, die vor allem die Möglichkeiten schnellerer Prozessoren und besserer Grafikkarten ausnutzte.

Falcon 3.0

Falcon 3.0 war bei seinem Erscheinen eine Killerapplikation: Als eines der ersten Computerspiele brachte Falcon 3.0 eine große Anzahl von Spielern dazu, ihre Hardware durch leistungsfähigere Geräte zu ersetzen, um mit den Ansprüchen der Software genügen zu können. Auch Falcon 3.0 stellte die F-16 mit für damalige Verhältnisse sehr hoher Detailtreue dar.

Ein wesentlicher Fortschritt war, daß wesentlich mehr Bodeneinheiten und Flugzeuge dargestellt wurden. Der Spieler konnte jetzt eine Formation von bis zu vier Flugzeugen befehligen, und der Luftraum wurde nach dem Prinzip der Zufallsbegegnung in der Umgebung des Spielers immer wieder neu mit verschiedenen Typen von freundlichen und feindlichen Luftfahrzeugen gefüllt. Das Spiel hatte aufgrund der dadurch unbegrenzten Anzahl von Gegnern Ähnlichkeiten mit einem Shoot 'em up, obwohl es als Flugsimulation von hohem Anspruch ausgelegt war. Falcon 3.0 führte die dynamische Kampagne ein, bei der der Erfolg jedes einzelnen Einsatzes die Ausgangssituation für den folgenden Einsatz beeinflußte.

Außer der F-16 wurde es bei den als unabhängigen Produkten verkauften Simulatoren "F-18" und "MiG-29" möglich, zwei andere Düsenjäger zu steuern und im Fall der MiG-29 sogar für den Warschauer Pakt zu kämpfen. Da das Spiel mit ähnlicher Präzision wie bei den Simulatoren amerikanischer Flugzeuge ausgelegt war und den "sowjetischen" Piloten bei Erfolg verschiedene Orden bis hin zum "Helden der Sowjetunion" verliehen wurden, stellte "MiG-29" einen Bruch mit der bis dahin von der Produktreihe an den Tag gelegten US-amerikanischen Patriotismus dar.

In technischer Hinsicht war Falcon 3.0 vor allem durch die Einführung des "Padlock View" genannten Darstellungsmodus wegweisend. Der "Padlock View" diente dazu, die Verfolgung anderer Flugzeuge im dreidimensionalen Raum zu simulieren und so die Beschränkungen, die der verhältnismäßig kleine Bildschirm dem Spieler auferlegt, zu durchbrechen. Realisiert wurde das durch einen geteilten Bildschirm, der im größten Ausschnitt den Himmel mit auf das erfaßte Flugzeug zentrierten Blick darstellte, so daß der Spieler sein Ziel unabhängig von der relativen Bewegung beider Flugzeuge im Blick behalten konnte. Um gleichzeitig sein Flugzeug steuern zu können, wurde in einem kleinen Fenster ein Künstlicher Horizont angezeigt, und um die relative Position des Ziels zu erkennen, gab es einen kleinen Panorama-Bildschirm, auf dem das Ziel als Kreuz und der Bildschirmausschnitt des Hauptfensters als Rechteck angezeigt wurde.

Diese Darstellung war der erste Versuch, ein "virtuelles Cockpit" darzustellen. Der Ansatz brachte gewissen Probleme mit sich und wurde im Nachfolger Falcon 4.0 deutlch modifiziert, setzte aber die Maßstäbe für alle Flugsimulationen, die in den Jahren nach dem Erscheinen von Falcon 3.0 herausgebracht wurden.

Falcon 4.0

Falcon 4.0 wurde 1998 vom Publisher Microprose, das von Hasbro Interactive aufgekauft wurde, veröffentlicht. Schauplatz des simulierten Krieges ist eine fiktive Auseinandersetzung auf der koreanischen Halbinsel, ausgehend von verschiedenen Ausgangsszenarien. Die dynamische Kampagne wurde gegenüber Falcon 3.0 erweitert, indem bei Falcon 4.0 vom Spiel für alle Einheiten im Spiel - für den Spieler ebenso wie für die KI - laufend Einsatzbefehle erstellt werden. Der Spieler handelt in seinem Flugzeug also nicht isoliert, sondern um ihn herum versuchen KI-Flugzeuge ihre Missionen zu erfüllen, und Bodeneinheiten führen taktische Manöver aus, kämpfen, verteidigen oder ziehen sich zurück.

Das Spiel verkaufte sich aber im wichtigen Massenmarkt nur mäßig. Als Ursachen müssen gelten:

  • zum Zeitpunkt der Veröffentlichung extrem anspruchsvolle Hardware-Anforderungen,
  • katastrophal schlechte Software-Qualität, die im ersten Jahr nach dem Erscheinen zahlreiche Patches erforderlich machte,
  • kompromißloser Realismus in der Simulation der Waffensysteme (das Handbuch wog über 1 kg), der vom Spieler ähnliche Fähigkeiten forderte wie von einem echten Militärpiloten,
  • und die sich allgemein verschlechternde Marktsituation für Flugsimulationen.

Erst mit der Version 1.07 in Deutschland und 1.08 für die Original US Version war das Spiel halbwegs stabil, wie es die Kunden von einem Unterhaltungsprodukt erwarteten. Zu diesem Zeitpunkt entschied Hasbro Interactive, das Microprose-Studio in Alameda zwecks Kostenoptimierung zu schließen und die Fotsetzung sowie Unterstützung des Spiels einzustellen. Zuvor wurde noch der letzte o.g. offizielle Patch für die US-Version des Spiels veröffentlicht.

Weiterentwicklung durch Dritte

Nach der Microprose-Liquidation veröffentlichte die Firma iBeta, die von Microprose mit dem Beta-Testing der Patches beauftragt war, zwei als iBeta-Patches bekannt gewordene Aktualisierungen.

Unter Leitung einiger iBeta-Mitarbeiter begann eine Gruppe technisch versierter Falcon-Fans mit dem Versuch, die Datendateien der Simulation zu verstehen und zu verbessern. Mit Hilfe von Hex-Editoren und Disassemblern wurden auch Änderungen an der exe-Datei des Spiels vorgenommen. So entstanden eine Reihe von inoffiziellen Realism Patches für Falcon 4.0.

Eine andere Gruppe (eTeam) hatte aus unbekannter Quelle den Original-Quellcode der Falcon-Version 1.07 erhalten und konnte nun direkt den Code modifizieren. Die Grafikengine wurde an die Möglichkeiten von DirectX 8 angepasst, Unstimmigkeiten im dynamischen Feldzug wurden beseitigt und der störanfällige Multiplayercode konnte durch eine etwas besser funktionierende Version ersetzt werden.

Die so entstandenen Verbesserungen bewegten sich in einer rechtlichen Grauzone, da in jedem Fall geistige Eigentumsrechte am Falcon-Quellcode bestanden - es war nur lange Zeit unklar, bei wem diese lagen. Nachdem bekannt war, dass die Rechte an Falcon 4.0 an die kleine Spieleschmiede G2interactive verkauft worden waren, konnte eine Übereinkunft erzielt werden, wonach die mit dem 1.07er-Code hantierenden Personen bis zu einem bestimmten Stichtag an der exe-Datei patchen dürften, und danach Quellcode-Modifikationen zu unterbleiben hätten.

Als Gegenleistung wurden G2interactive kommerzielle Verwertungsrechte an den Bestandteilen des aus der Arbeit verschiedener Gruppen entstandenen Falcon 4 SuperPAK-Patches eingeräumt. Das gegenwärtig in Version 4.2 vorliegende SuperPAK enthält neben der gepatchten eTeam-executable vor allem neue 3D-Modelle und realistische Daten. Durch separat zu installierende neue Terrains kann die Falcon nun auch über anderen Einsatzgebieten, z. B. dem Balkan oder den mittleren Osten fliegen.

Falcon 4.0 Allied Force

Am 28. Juni 2005 wurde Falcon 4.0 "Allied Force" in der US-Version veröffentlicht. Dies ist nach den privaten Initiativen um Falcon 4.0 eine kommerzielle Fortentwicklung, die auf Falcon 4.0 SP 3 (SuperPak 3) aufsetzt. Lead Pursuit ist die entwickelnde Firma. Graphsim Entertainment der Publisher. In Deutschland erscheint Falcon 4.0 "Allied Force" am 1.August 2005 von Application Systems Heidelberg. Die Software bleibt unverändert, als Beigabe erscheint ein auf 50 Seiten reduziertes und übersetztes "Handbuch". Die KI (künstliche Intelligenz), Grafik, Texturen und weiteres von "Allied Force" wurden gegenüber der Basisversion Falcon 4.0 deutlich überarbeitet.

In wenigen Teilbereichen bleibt aber die neue kommerzielle Version hinter den privaten Entwicklungsinitiativen zurück. Dafür punktet "Allied Force" in der bis dahin unübertroffenen Stabilität des Spieles und im äußerst stabilen und neu programmierten Multiplayercode gegenüber den privaten Entwicklungsinitiativen. Die insgesamt 18 Kampagnen spielen in Korea und auf dem Balkan. Es besteht die Möglichkeit drei unterschiedliche Versionen der F-16 zu fliegen. Dies sind im Detail die Varianten Block 40, Block 50/52 und die MLU-Variante.