Sakrileg ist der deutsche Titel eines 2004 erschienenen Thrillers von Dan Brown (englischer Originaltitel: The Da Vinci Code, 2003). Der Roman ist in 44 Sprachen übersetzt und weltweit millionenfach verkauft worden (je nach Schätzungen liegt die weltweite Auflage bis April 2005 zwischen 18 und 25 Millionen). Er ist die Fortsetzung des 2001 erschienenen Buchs Illuminati.
Der Roman verknüpft angebliche historische Fakten mit Fiktion und rückt dabei die katholische Kirche in ein schlechtes Licht. Daher ist es von kirchlicher (und "neutraler") Seite stark angegriffen worden.
Inhalt
Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, befindet sich aus beruflichen Gründen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Der Chefkurator des Louvre wurde mitten in der Nacht in dem Teil des Louvre, in dem auch die Mona Lisa hängt, getötet. Es stellt sich heraus, dass er noch im Sterben eine Botschaft an seine Enkelin Sophie Neveu, von Beruf Kryptologin bei der Pariser Polizei, hinterlassen hat. Weiterhin stellt sich heraus, dass der Kurator der Bruderschaft Prieuré de Sion angehörte, ebenso wie die Berühmtheiten Leonardo da Vinci, Victor Hugo und Isaac Newton. Der Kurator war Großmeister der Bruderschaft und neben ihm wurden auch die drei Seneschallen ermordet. Bei ihren Recherchen stoßen Robert und Sophie immer wieder auf verborgene Zeichen und Symbole in den Werken Leonardo da Vincis, die zum einen auf den Heiligen Gral hindeuten, zum anderen die These stützen, dass Jesus Christus und Maria Magdalena eine gemeinsame Tochter hatten. Beides würde die Grundfesten der Kirche erschüttern. Erschwert wird die Suche der Wissenschaftler durch das Eingreifen von Mitgliedern der mysteriösen Organisation Opus Dei, die Roberts und Sophies Erkenntnisse unter allen Umständen unter Verschluss halten möchten und dabei auch nicht vor Mord zurückschrecken.
Browns Variante der Gralslegende
Der heilige Gral wird von Brown als der weibliche Mutterschoß und die weibliche Gebärfähigkeit im Allgemeinen und im historisch speziellen der Mutterschoß von Maria Magdalena, die in Browns Buch als Lebensgefährtin von Jesus Christus geschildert wird, interpretiert. Der heilige Gral ist demnach der Ort, an dem sich Mann und Frau vereinigen, neues Leben empfangen und heranwachsen kann und das Wunder der Geburt geschieht.
Der heilige Gral sei demnach keine Schrift oder archäologische Besonderheit, sondern vielmehr ein Symbol für die Verehrung der Fähigkeit der Frau, Leben hervor zu bringen, und die göttliche Urmutter. Diese Vorstellung deckt sich sowohl mit der symbolischen Form (Kelch oder Gefäß) als auch inhaltlich mit den Überlieferungen anderer Beschreibungen, die ihn als einen Ort des Ursprungs, des Paradieses, des Gleichgewichtes, der Harmonie oder als Kessel der Wiedergeburt bezeichnet haben.
In dem Werk "Das Abendmahl" von Leonardo da Vinci, der das Geheimnis um den heiligen Gral gekannt haben soll, zeigt er angeblich die Wahrheit: Jesus hatte zu seiner rechten Seite Maria Magdalena, und zwischen den beiden wird ein mit der Spitze nach unten zeigendes Dreieck angedeutet. Dies sei sowohl das Symbol sowohl für den weiblichen Mutterschoß als auch für das göttlich Weibliche. Es seien bei der Person zur Rechten Jesu deutlich weibliche Züge zu erkennen. Die komplementären Farben der Kleidung ergänzten sich wie das Männliche und Weibliche. Die Körperhaltung der beiden entspreche dem V-förmigen Symbol für das Weibliche. Außerdem fehle der Kelch auf dem Bild, weil Maria Magdalena der Heilige Gral sei.
Angeblich verschweige der Vatikan bis heute Tatsachen, die unser Jesus-Bild auf den Kopf stellen würden. Leonardo da Vinci soll diese Tatsachen gekannt haben und in seinem Werk "Das Abendmahl" angeblich die Wahrheit zeigen: Jesus habe Maria Magdalena als seine Ehefrau an seiner Seite gehabt. Dem entgegen steht die Aussage vieler Kritiker, die darauf verweisen, dass die Darstellung von dem jüngsten Apostel Johannes sehr häufig kindliche, leicht zu verwechseln mit weiblichen Zügen, trägt und es deswegen unwahrscheinlich ist, dass Da Vinci durch eine weitverbreitete Darstellungsweise etwas besonderes zum Ausdruck bringen wollte.
Browns Thesen
In seinem Buch vertritt Brown folgende Thesen:
- In der frühen Christenheit habe es einen "Kult der Großen Mutter" gegeben.
- Maria Magdalena habe diesen Kult und das traditionelle Wissen um den Heiligen Gral repräsentiert.
- Maria Magdalena sei die Ehefrau von Jesus und die Mutter seiner Kinder gewesen.
- Maria Magdalenas Leib, der die Nachkommenschaft von Jesus getragen habe, sei der legendäre Heilige Gral (wie man in Leonardo da Vinci's kodiertem Gemälde "Das letzte Abendmahl" sehen könne).
- Jesus sei von seinen Jüngern nicht als göttlich (Gott) gesehen worden bis Kaiser Konstantin ihn so erklärt habe, wobei er seine eigenen Ziele verfolgt habe.
- Das Konzil von Nizäa im dritten Jahrhundert (sic! Es war 325.) sei der Kontext für die Machtergreifung Konstantins gewesen und die Beziehung von Maria Magdalena als Geliebte von Jesus sei dort unterdrückt worden.
- Maria Magdalenas Reliquien und die geheimen Dokumente, die die wirkliche Geschichte erzählen, wurden auf dem Tempelberg gefunden, als Jerusalem im ersten Kreuzzug erobert wurde.
- Die "Wahrheit" über Christus und Maria Magdalena sei durch eine Geheimgesellschaft namens "Prieuré de Sion" am Leben erhalten worden, die durch Menschen wie Leonardo da Vinci geleitet worden sei.
- Brown sieht eine Beziehung zwischen den Nag-Hammadi-Dokumenten (den gnostischen Evangelien), die 1945 entdeckt wurden und dieser Geschichte.
- Die Templer wurden durch die Prieuré de Sion gegründet und dienten dem Schutz der Sangreal-Dokumente
Quellen
Dan Brown benutzt als Quellen
- "Beyond God the Father: Towards a Philosophy of Women's Liberation", 1973, dt. "Jenseits von Gottvater, Sohn & Co" und "Gyn-Ecology: The Methaethics of Radical Feminism", 1978, dt. "Gyn/Ökologie. Die Metaethik des Radikalen Feminismus" von Mary Daly
- die englischen Journalisten Michael Baigent, Henry Lincoln und Richard Leigh ("Holy Blood, Holy Grail", dt. "Der heilige Gral und seine Erben", 1982 und "The Messianic Legacy", 1983), die sich ihrerseits auf fingierte Dokumente des französischen Antisemiten Pierre Plantard beziehen, der durch diese Dokumente beweisen wollte, dass er von den Merowingern abstammt, die ihrerseits von der davidschen Dynastie abstammen. Baigent, Lincoln und Leigh sind die Quelle für die Theorien bezüglich der Urkunden über die Prieuré de Sion, die von Bérenger Saunière in der Kirche Sainte Marie-Madeleine in Rennes-le-Château gefunden worden seien.
- "The Templar Revelation: Secret Guardians of the True Identity of Christ" von Lynn Picknett und Clive Prince, 1997
- "The Woman with the Alabaster Jar: Mary Magdalen and the Holy Grail", 1993 und "Goddess in the Gospel: Reclaiming the Sacred Feminine", 1998 von Margaret Starbird: Maria Magdalena und der weibliche Fruchtbarkeitskult
Kritische Anmerkungen
Browns Thesen werden in der theologischen und historischen Forschung von der herrschenden Lehrmeinung nicht unterstützt.
Brown sagt auf den ersten Seiten von "Sakrileg". "Alle, in diesem Roman erwähnten Dokumente, sind wirklichkeits- und wahrheitsgetreu wiedergegeben". Historiker und Theologen weisen jedoch darauf hin, dass Brown's Quellen sich teilweise auf fingierte Dokumente berufen und ihre Schlussfolgerungen ebenfalls durchwegs vom akademischen Mainstream abgelehnt werden.
Browns Behauptung, dass zu Jesus rechter Seite Maria Magdalena sitzen sollte, ist wissenschaftlich als Außenseitermeinung zu werten. Brown beruft sich beinahe ausschließlich auf mehrere Bücher derselben beiden Sach-Autoren.
Viele Wissenschaftler lehnen diese Interpretation entschieden ab, da sie zu viele wichtige Elemente außen vor ließe, wie z.B. dass die Gralslegende erst im Mittelalter entstanden sei und der einzige Bezug zum biblischen Text Josef von Arimathäa wäre, der das Blut Jesus in einer Schale aufgefangen haben soll. Selbst wenn man diese Schale mit dem Heiligen Gral gleichsetzt, so Browns Kritiker, hätte da Vinci trotzdem keinen Grund gehabt, diese Schale beim letzten Abendmahl darzustellen, da sie zur Kreuzigungsszene gehöre.
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Felsgrottenmadonna von Da Vinci
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Das letzte Abendmahl von Da Vinci
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Mona Lisa von Da Vinci
Vom Apostel Johannes wird im Johannesevangelium berichtet, dass er der Jünger war, den Jesus liebte (vgl. Joh 19,26; 20,2). Leonardo, der selbst homophile Neigungen hatte, setzte dies konsequent um: Wie seinen "Hl. Johannes der Täufer" stellte er den Apostel Johannes androgyn dar.
Die dogmatische Entscheidung darüber, ob Jesus als Gott oder als Mensch anzusehen sei, ist nicht erst auf dem 1. Konzil von Nicäa gefallen. Längst vorher stand – auf dem Boden der biblischen Überlieferung – fest, dass sowohl das wahre Menschsein Jesu, wie auch seine Gottheit anerkannt werden müsse. Auf den frühchristlichen Konzilien wurde nur das Verhältnis von Gottheit und Menschheit in der einen göttlichen Person des ewigen Wortes Gottes klarer formuliert.
Eine ausführliche Kritik bietet Darell L. Bock, protestantischer Professor für Neues Testament, in seinem Buch Breaking The Da Vinci Code. Unter anderem stellt er fest: "Maria Magdalena war eine gläubige Jüngerin, eine Zeugin für Kreuz, Begräbnis und Auferstehung Jesu. [...] Sie war nicht mit Jesus verheiratet; zumindest gibt es keinen Beweis in der Bibel oder außerhalb ihrer dafür." Vorlage:Lit. Zusammenfassend führt Bock aus: "Zwei historische Behauptungen des Thrillers halten stand: 1. Frauen wurden in ihrer Stellung emporgehoben durch das, was Jesus lehrte (jedoch möglicherweise nicht so sehr, wie manche annehmen möchten). 2. Maria Magdalena war keine Prostituierte. Die übrigen Grundlagen der Geschichte sind aus Sand hergestellt. Vorlage:Lit.
Verfilmung
Eine Hollywood-Verfilmung (2006) mit Tom Hanks (Robert Langdon), Jean Reno (Bezu Fache), Audrey Tautou (Sophie Neveu), Ian McKellen (Sir Teabing) und Alfred Molina (Bischof Aringarosa) in den Hauptrollen, wird zur Zeit von Ron Howard vorbereitet. Die Rolle des Silas wurde nun mit dem Briten Paul Bettany besetzt.
Der Film wird laut Webseite von Dan Brown ab dem 19. Mai 2006 in den USA und in Deutschland sogar schon ab dem 18. Mai 2006 zu sehen sein.
Literatur
- Darell L. Bock: Breaking The Da Vinci Code. Nelson Books, Nashville 2004, ISBN 0-7852-6046-3
- Dan Burstein (Hrsg.): Die Wahrheit über den Da-Vinci-Code Goldmann, München 2004, ISBN 3-442-15330-1
- Walter-Jörg Langbein: Das Sakrileg und die Heiligen Frauen. Das Geheimnis um Jesu Nachkommen. Rütten und Loening, Berlin 2004, ISBN 3-352-00655-5
- Marc Hillefeld: Ein Code wird geknackt. Dan Browns Roman "Sakrileg" entschlüsselt!. vgs, Köln 2004, ISBN 3-8025-3420-4
Weblinks
- www.davincicode-derfilm.de Offizielle Seite der Hollywood Verfilmung
- Alexander Schick: Sakrileg: Der grosse Betrug am Leser
- Stern: Verschwörungsthriller Sakrileg
- Florian Kolfhaus: Ein kodiertes Vorurteil über die katholische Kirche
- Das Leonardo da Vinci-Sakrileg
- Rezensionen bei Buchwurm.info
- Rezension von Josef Spindelböck
- Jose Garcia (Opus Dei): Sakrileg: Hasstiraden gegen die Kirche
- Karl Leisner: Sakrileg - Historische Wahrheit oder dreiste Erfindung?
- Wieland Wilker Codex Bezae and the Da Vinci Code (englisch)
- Geheime miskelk van DA VINCI
- Leadership University: The Da Vinci Code: Of Magdalene, Gnostics, the Goddess and the Grail (englisch)