Wilhelm Friedemann Bach (* 22. November 1710 in Weimar; † 1. Juli 1784 in Berlin) war ein deutscher Komponist aus der Familie Bach.

Er war der älteste Sohn Johann Sebastian Bachs. Er gilt als der begabteste, aber auch unglücklichste der Bachsöhne.
Seit 1722 besuchte er in Leipzig die Thomasschule, hörte dann Vorlesungen an der Universität, wurde 1733 als Organist an die Sophienkirche in Dresden und 1747 als Musikdirektor und Organist an die Marienkirche in Halle berufen. Daher wird er auch als der Hallesche Bach bezeichnet.
1764 gab er diese Stelle auf und ging nach Leipzig zurück. Von dieser Zeit an lebte er ohne feste Anstellung an verschiedenen Orten und versuchte, sich durch Konzerte, Unterricht und Kompositionen seinen Unterhalt zu erwerben. Am längsten hielt er sich in Braunschweig auf, dann in Göttingen und schließlich in Berlin, wo er in kümmerlichen Verhältnissen starb.
Künstlerische Entwicklung
Er brachte es durch den Unterricht seines Vaters schon in der Jugend so weit, dass selbst der nicht leicht befriedigte Meister das Höchste von ihm hoffte. Auf dem Klavier wie auf der Orgel und im Kontrapunkt errang er früh eine große Meisterschaft und machte auch auf der Violine bedeutende Fortschritte.
Er war einer der ersten, der als freischaffender Musiker zu leben versuchte. Die damit verbundene wirtschaftliche Notlage und auch seine Labilität, die wohl der nicht gelungenen Auseinandersetzung mit dem Übervater Johann Sebastian geschuldet war, führte teilweise zu einem recht negativen Bild des Künstlers. So werden ihm "sein roher Sinn, sein starrer Künstlerstolz, seine ungeheure Zerstreutheit und sein mürrisches zanksüchtiges Wesen, das im Trunke, dem er ergeben war, alle Rechte jeder Bürgerlichkeit und Ordnung verletzt" (Gustav Schilling Encyclopädie der gesamten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst, Stuttgart 1835, S. 379;) nachgesagt. Dabei wurden diese Aspekte oft stärker als seine künstlerische Leistungen betont. Die Darstellung in dem Roman von Albert Emil Brachvogel ist in der Geschichte solcher Urteile ein trauriger Höhepunkt. Dieser Roman ist reine Fiktion und entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Er ist ein Beispiel für einen gelungenen Rufmord.
Seine Zeitgenossen erkannten in ihm jedenfalls den größten Orgelspieler und begabtesten Komponisten nach seinem Vater, und sein Bruder Carl Philipp Emanuel war der Überzeugung, dass Friedemann allein imstande sei, wenn er wolle, ihren Vater zu ersetzen.
Wilhelm Friedemann war eine der wichtigsten Quellen für die Biographie Johann Sebastians von Johann Nikolaus Forkel.
Werk
Viele seiner Werke galten lange als verschollen, seit den 1990er Jahren liegen jedoch zunehmend mehr Einspielungen vor. Kompositionen sind u. a.:
- Pfingstmusik ("Lasset uns ablegen")
- eine Adventsmusik
- mehrere Klavierkonzerte,
- vier Orgelfugen,
- acht Fugetten,
- sechs Klaviersonaten,
- zwei Sonaten für zwei konzertierende Klaviere,
- zwölf Polonaisen für Klavier.
Außerdem schrieb er ein kleines Werk über den harmonischen Dreiklang.
Literatur
Percy M.Young Die Bachs 1500-1850 Kapitel 9 VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig 1978
Weblinks
- Biografisches Radiofeature
- http://www.weltchronik.de/bio/cethegus/b/bachwf.html
- http://www.mdr.de/mdr-figaro/musik/1336626-hintergrund-1232022.html
- http://magazin.klassik.com/people/template.cfm?KID=80&people=composer
- Diskografie der Werke Bachs und der Bach-Familie mit vielen weiteren Informationen