Wilhelm IX., le Jeune, der Junge, von 1086 bis (1126 oder) 1127 Herzog von Aquitanien, als Wilhelm VII. auch Graf von Poitou, zudem Graf von Gascogne. Geboren 1071, gestorben am 10. Febr. 1127 (oder 1126?), Sohn Wilhelms VII. von Aquitanien in dessen dritter Ehe mit Aldearte, der Tochter Roberts von Frankreich, des Herzogs der Bourgogne.
Politik
Wilhelm übernahm 1086 die Herrschaft seines Vaters, heiratete um 1089 Irmgard (Ermengarde) von Anjou, ließ sich von dieser jedoch 1092 scheiden. Seine zweite Ehe mit Philippa, der Eventualerbin der Grafschaft Toulouse, führte in langanhaltende Konflikte mit der Familie der Gattin. 1098 besetzte Wilhelm erstmals Toulouse, 1099 trat er seine Rechte gegen eine finanzielle Kompensation an einen Neffen der Gattin, Graf Bertrand von St-Gilles ab.
Das Geld floß nicht zuletzt in den Kreuzzug, den Wilhelm im März 1101 gemeinsam mit Welf IV. antrat, und der ihn über Konstantinopel nach Heraklea führte, wo sein Heer im September 1101 von islamischen Streitkräften geschlagen wurde. Wilhelm konnte sich mit Begleitern über Antiochia nach Jerusalem durchschlagen und gelangte im Herbst 1102 nach Frankreich zurück.
1103 unterstützte Wilhelm Graf Fulco "le Rechin" von Anjou in dessen Auseinandersetzungen mit seinem Sohn Gottfried Martell - eine Unternehmung, die zu seinen Ungunsten ausging, als die Kontrahenten sich einigten. Wilhelm mußte mehrere Burgen in der Saintogne aufgeben, konnte jedoch 1107 deren Rückgabe durch die Gefangensetzung Fulcos V. von Anjou erzwingen. Er unterstützte die Regenten von Lusignan und Parthenay in deren mehr als achtjährigen Fehde mit dem Herzog.
Als Bertrand von St-Gilles am 21. April 1112 im Heiligen Land starb erneuerte Wilhelm seine Ansprüche auf Toulouse. 1113 nahm er die Stadt zum zweiten Mal ein - er konnte sich diesmal mit der Unterstützung Bernhard Atton IV. von Beziers des Grafen von Centulle von Bigorre, Pons von Montpezat sowie der Bürger der Stadt bis 1123 halten; die Bürger selbst stürmten die Stadtburg Chateau-Narbonnais.
In der Ehe mit Philippa wurden drei Söhne geboren:
- Wilhelm X., sein Nachfolger
- Raimund von Poitiers, der 1148 ums Leben kam und
- Heinrich, später Prior zu Cluny.
Die Ehe mit Philippa verlief unglücklich. Auf dem Konzil von Reims klagte sie 1119 ihren Gatten des Ehebruchs mit der Vizegräfin von Chatellerault an, ein Ereignis mit dem – as mutmaßliche Sühneleistung – Wilhelms spanischer Kriegszug in Verbindung gebracht wird.
Gemeinsam mit Alfons I. "el Batallador" von Aragon eroberte Wilhelm Calatayud. Am 18. Juni 1120 schlugen Spanier und Franzosen bei Cutanda, nördlich von Daroca, die Mauren. Das Bündnis mit Alfons I. hatte keinen Bestand. Wilhelm wechselte in den Auseinandersetzungen um Toulouse zwei Jahre später die Fronten - angewiesen auf die Unterstützung Graf Raimund Berengars III. von Barcelona gegen Alphonse Jourdain von Toulouse. Am 10. Ferbr. 1127 (man findet dieses Datum auch mit dem Jahr 1126 verbunden) starb Wilhelm IX. bei der Belagerung der Burg Blaye, 56jährig.
"Der erste Troubadour"
Literaturgeschichtlichen Ruhm errang Wilhelm von Aquitanien als der "erste Troubadour". Man sagt, er habe ein besonders nettes Gedicht auf einem oder auf einen Zelter verfaßt, die Grammatik dieses Satzes bedarf aber noch einer Überprüfung anhand des Poems.