Alberto Santos Dumont

brasilianischer Luftschiffer und Flugpionier
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Alberto Santos-Dumont (* 20. Juli 1873 in Cabangu/Bundesstaat Minas Gerais; † 23. Juli 1932 in Guarujá/Bundesstaat São Paulo) war ein brasilianischer Luftschiffer und Motorflugpionier.

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Alberto Santos-Dumont

Der Sohn eines brasilianischen Kaffeeplantagenbesitzers kam im Alter von 18 Jahren nach Paris in Frankreich, wo er Chemie, Physik, Astronomie und Mechanik studierte. 1897 begann er mit Fahrten in Freiballons. Später experimentierte er mit Verbrennungsmotoren als Antriebsmaschinen für Luftfahrzeuge.

Santos-Dumont baute in den Jahren 1898 bis 1906 insgesamt elf Luftschiffe sowie jeweils ein Luftschiff als Unterstützung für einen Hubschrauberflug und für einen Motorflug am 19. Juli 1906. Das erste Luftschiff flog Santos-Dumont am 20. September 1898. Mit dem Luftschiff „Santos Dumont Nr. 6“ hatte er seinen größten Erfolg. Am 26.Juni 1903 flog Alberto Santos-Dumont das erste mobile Luftschiff der Welt. Dieses mobile Luftschiff, sein Luftschiff Nr. 9 „La Baladeuse“ nutzte er häufig für Ausflugsfahrten. So landete er öfter auf der Straße, band das Luftschiff an einem Baum an und besuchte ein Cafe oder Freunde. Nachts besuchte er so das Maxim. Nebenher entwarf Santos-Dumont auch Schrauben- und Drachenflieger.

No. 9 „La Baladeuse“

Am 19. Oktober 1901 gewann er den Deutsch-Preis, für den ersten erfolgreichen Rundflug eines Luftschiffes vom Pariser Vorort Saint-Cloud zum Eiffelturm über 5,5 km in 30 Minuten. Die 100.000 Franc Preisgeld stiftete er den Arbeitern und Bettlern von Paris. In den Jahren 1905 und 1906 arbeitete Santos-Dumont an einem Hubschrauber, jedoch ohne Erfolg. Im Winter von 1905 zu 1906 wandte er sich der Fliegerei mit Fluggeräten, die "schwerer als Luft" waren, zu. Ende 1905 zeigte Voisin Santos-Dumont Flugnotizen von Samuel Langley. Sie waren in dieser Zeit die enzigsten verwendbaren Notizen von Motorflügen.

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„14-bis“

Sicher ist, dass die Flüge von Santos Dumont die ersten offiziell beglaubigten sind (Kommission des Aéro-Club de France). Am 12. November 1906 "Bird of Prey" flog er mit der „14-bis“ den ersten öffentlichen und offiziellen Motorflug ohne Katapultsystem und ohne Gegenwind. Alberto Santos-Dumont gewann das Preisgeld von 1.500 Franc für den ersten Motorflug der Welt über 100 Meter. Seine 1907 und 1908 gebauten Eindecker (5 Meter Spannweite) waren Vorläufer des Leichtflugzeuges. Im September des Jahres 1909 entwarf und flog Alberto Santos-Dumont die "Demoiselle" (Drachenflieger), das erste Sportmotorflugzeug der Welt. Er flog im gleichen Monat einen Geschwindigkeitsrekord von 55,8 mph (18 km in 16 Minuten). Das Flugmodell wurde in den USA und in Europa mehrfach kopiert.

Im Jahre 1910 erkrankte er plötzlich und beendete seine Tätigkeit als Flugzeugkonstrukteur und Pilot. Daß es sich bei der Krankheit um Multiple Sklerose handelte, wurde aber erst nach seinem Tode festgestellt. Er zog an die Küste und beschäftigte sich mit Astronomie. Durch seinen Akzent und die vielen Teleskope geriet er in Verdacht, ein deutscher Spion zu sein, der die Schiffbewegungen der französischen Marine beobachtet. Als aus diesem Grund sein Haus durchsucht wurde, verbrannte er seine sämtlichen Aufzeichnungen und Unterlagen. Deshalb ist heute nur noch wenig über seine Konstruktionen erhalten

Als er am 3. Dezember 1928 an Bord der Cap Arcona für immer nach Brasilien zurückkehrte geschah ein tragisches Unglück. 12 brasilianische Wissenschaftler an Bord eines Flugbootes wollten ihn in der Nähe von Rio de Janeiro willkommen heißen. Das Flugboot stürzte in der Nähe der Cap Arcona ab. Es gab keine Überlebenden. An Multipler Sklerose leidend und Depressionen, ausgelöst durch die militärische Nutzung der Flugzeuge im 1. Weltkrieg, für die er sich mitverantwortlich fühlte, geplagt, nahm er sich schließlich am 23. Juli 1932 in Guarujá das Leben.

Am 13.Oktober 1997 ehrte Präsident Bill Clinton in seiner Rede Alberto Santos-Dumont, den "Vater der Luftfahrt".

Am 18. Januar 2002 stieg ein SkyShip 600 zu seiner Jungfernfahrt auf, das zu zu Ehren des Luftfahrtpioniers den Namen „Santos-Dumont“ trägt.

Ballons

  • 1897 - Alberto Santos Dumonts erste Ballonfahrt mit Alexis Machuron in Vaugirad. Der Ballon hatte einen Durchmesser von 12 Meter und ein Volumen von 740 m³. Seine erste eigene Sensation in der Luft begann um 11:00 Uhr und kostete ihm damals 250 Francs an Materialaufwendungen.
  • 1898 - Am 4. Juli 1898 flog Alberto Santos Dumont den Hydrogenballon "Brasil" im Jardin d'Acclimatation. Er bestieg diesen Ballon mehr als 200-mal. Der Ballon wurde mit Gas gefüllt, hatte einen Durchmesser von 6 Meter und ein Volumen von 113 m³. Er benötigte 113 m² japanische Seide für seine Hülle und die Hülle war 3,5 kg schwer. Die Firnis wog 10,5 kg, die Instrumente 4,7 kg, der Eisenanker 3,0 kg und das restliche Zubehör wog 13,8 kg. Somit kam er auf ein Gewicht von 35,5 kg. Dazu kamen noch 30,0 kg Lasten und 50,0 kg Gewicht des Piloten hinzu. Später hatte er die Idee, einen 1,75 PS starken De-Dion-Motor an den Ballon anzubauen. Die Energie dieses Motors stellte sich als zu schwach heraus.

Luftschiffe

  • Das „Luftschiff Nr. 1“ von Santos-Dumont wurde von einer Luftschraube (Druckpropeller) angetrieben und besaß noch kein Ballonett, beim Abstieg des Luftschiffes sollte Luft in die Hülle geblasen werden um sie prall zu halten. Am 18. September 1898 versagte die Technik. Beim zweiten Aufstieg am 20. September 1898 legte Alberto Santos Dumont nach einer erfolgreichen Fahrt eine Bruchlandung hin. Das Luftschiff war 25 Meter lang mit einem maximalen Durchmesser von 3,5 m und einem Gasvolumen von 180 m³. Es wurde mit einem 3,5 PS starken De-Dion-Motor angetrieben, der nur 33 kg wog.
  • Das „Luftschiff Nr. 2“ von Santos-Dumont sollte ebenfalls von einem Druckpropeller angetrieben werden, kollabierte aber am 11. Mai 1899 vor dem ersten Aufstieg. Es war ebenfalls 25 Meter lang, hatte ein Gasvolumen von 195 m³ und wurde mit einem 3,5 PS starken Motor angetrieben.
  • Auch das „Luftschiff Nr. 3“ wurde mit einem Druckpropeller angetrieben. Durch 10 Meter hohe Bambusstangen erhielt das Luftschiff die nötige Starre. Am 13. November 1899 fuhr Alberto Santos Dumont 20 Minuten und umfuhr dabei erstmals den Eiffelturm. Er machte mit seinem Luftschiff ein Dutzend Fahrten und stellte mit 23 Stunden in der Luft einen Rekord auf. Das erste Luftschiff, welche im Volksmund später auch als "Zeppelin" bekannt werden, war geboren. Das Luftschiff war 20 Meter lang mit einem Durchmesser von 7,6 m und einem Gasvolumen von 495 m³. Es wurde mit einem 3,5 PS starken Motor angetrieben und es konnte eine Geschwindigkeit von etwa 19 km/h erreichen.
  • Das „Luftschiff Nr. 4“ von Santos-Dumont wurde im Gegensatz zu den Vorgängern von einer Luftschraube angetrieben, die als Zugpropeller ausgeführt war. Der Pilot saß ungeschützt auf einem Fahrradsitz. Am 19. September 1900 kam Alberto Santos Dumont in einen Sturm bevor er den "International Aeronautical Congress" mit seinem Luftschiff besuchen konnte. Das Luftschiff war 30 Meter lang mit einem Durchmesser von 5,1 m und einem Gasvolumen von 420 m³. Es wurde mit einem 7 PS starken Motor angetrieben.
  • Das wiederaufgebaute „Luftschiff Nr. 4“ mit einer Länge von 32,70 Meter war instabil und wurde nicht getestet.
  • Das „Luftschiff Nr. 5“ wurde von einem Zugpropeller angetrieben, war umspannt mit einer 60 Fuß (ca. 18,29 Meter) langen Kielstrebe mit Pianodraht und ausgestattet mit einem feinen Passagierraum. Am 13. Juli 1901 landete Alberto Santos Dumont mit seinem Luftschiff unsanft in drei Kastanienbäumen auf dem Gelände der Rotschilds. Am 8. August 1901 kollidierte er mit dem Trocadéro Hotel. Das Luftschiff war 35,70 Meter lang, hatte ein Gasvolumen von 550 m³ und wurde mit einem 12 PS starken Motor angetrieben.
  • Das „Luftschiff Nr. 6“ wurde von einem Druckpropeller angetrieben. Der 12 PS starke Motor war wassergekühlt, war mit einem Vergaser und einem Ölschmiersytem für die Arbeit bei Neigungen versehen. Am 19. Oktober 1901 umfuhr Alberto Santos Dumont den Eiffelturm in Paris und gewann den Deutsch-Preis. Am 13. Februar 1902 fuhr er die Bucht von Monaco entlang, am 27. Mai 1902 fuhr er in London und im Juli 1902 in New York. Das Luftschiff war 32,70 Meter lang und hatte ein Gasvolumen von 630 m³.
  • Das „Luftschiff Nr. 7“ „Racer“ wurde von zwei Luftschrauben angetrieben, einer an der Vorderseite und einer an der Rückseite des Motors. Das Luftschiff wurde 1902 gebaut und wurde noch bei der Weltausstellung in St. Louis (USA) 1904 gezeigt. Es war 39,70 Meter lang mit einem Durchmesser von 7 Metern und einem Gasvolumen von 1.280 m³. Der antrieb erfolgt durch einen einem 45 PS starken Motor.
  • Das „Luftschiff Nr. 8“ wurde aus abergläubischen Gründen von Santos-Dumont nicht gebaut.
  • Das „Luftschiff Nr. 9“ „La Baladeuse“ (dt.: „der Wanderer“) war 40 Meter lang, hatte ein Gasvolumen von 215 m³ und hatte ein Aussehen wie eine fette Zigarre. Es wurde mit einem 3 PS starken Clément-Motor angetrieben bei einer maximalen Geschwindigkeit von 24 km/h (15 mph). Am 26. Juni 1903 fand die Jungfernfahrt statt.
  • Mit dem „Luftschiff Nr. 10“ (1904) „Omnibus“ konnten 10 Personen mitfliegen. Das Luftschiff war 47,60 Meter lang mit einem Durchmesser von 8,50 m und einem Gasvolumen von 2.230 m³. Es unterzog sich nur wenigen Tests und es wurde nie mit 10 Personen ausgelastet.
  • „Luftschiff Nr. 13“ (1905) wurde für Unterstützung von Flügen mit einem Hubschrauber gebaut. Er wurde kombiniert mit einem Wasserstoff-Ballon und wurde von einem Heißluftgenerator angetrieben.
  • „Luftschiff Nr. 14“ (1905) wurde gebaut, um das Motorflugzeug in die Luft zu ziehen. Es wurde mit einem 14 PS starken Motor angetrieben. Der erste Flug war am 19. Juli 1906.
  • „Luftschiff Nr. 16“ (1907) war eine Kreuzung zwischen Motorflug und Luftschiff. Beim ersten Start kollabierte das Luftschiff auf dem Boden.

Mobiles Luftschiff

Am 26. Juni 1903 flog Alberto Santos Dumont das erste mobile Luftschiff („Aerial Car“). Ebenfalls an diesem Tag nahm Santos Dumont bei einem weiteren Flug erstmals ein Kind mit. Ein paar Tage später noch im Juni 1903 flog die erste Pilotin alleine mit einem Luftschiff überhaupt. Ein Fest für den erfolgreichen Bau der „La Baladeuse“, organisierte Santos Dumont ein für ihn typisches Luftdinner am Elysée Palace Hotel. Die „La Baladeuse“ konnte überall landen und starten. So landete er beispielsweise am Arc de Triumph, in der Avenue Champs Èlysées oder in der Rue Washington. Er band sein mobiles Luftschiff an einem Baum oder an einer entsprechenden Vorrichtung, ähnlich wie die Cowboys ihre Pferde im Wilden Westen noch angebunden hatten, und besuchte ein Cafe oder Freunde. In dieser Zeit waren Cartier und Prinzessin Isabel Bewunderer von Santos Dumont und von seiner „La Baladeuse“.

Gleiter

Den unbemannten Monoplan Gleiter „Nr. 11“ baute Alberto Santos-Dumont im Jahr (1905). Der Gleiter wurde mit einem Schnellboot geschleppt um die für das Abheben von der Wasseroberfläche notwendige Geschwindigkeit zu erreichen. Leider kam der Gleiter kaum aus dem Wasser. Die Arbeiten waren für Santos Dumont dennoch nützlich. Die Ergebnisse konnte er später bei seinem Projekt Hubschrauber verwenden.

Hubschrauber

Den Hubschrauber mit 2 Propellern „Nr. 12“ baute Alberto Santos-Dumont 1905. Er startete mehrere Versuche in den Jahren 1905 und 1906. Der Hubschrauber ist nie abgehoben, auch nicht mit der Hilfe seines „Luftschiffes Nr. 13“, da der Motor für den Hubschrauber nicht geeignet war und weil Santos Dumont keinen anderen geeigneten Motor für den Hubschrauber zu dieser Zeit fand.

Motorflugzeuge

  • Das Motorflugzeug „14-bis“ flog Alberto Santos Dumont erstmals am 19. Juli 1906 zusammen mit seinem „Luftschiff Nr. 14“ als Unterstützung. Am 23. August 1906 wiederholte er diesen kombinierten Flug. Die „14-bis“ hatte eine Spannweite von 10 Meter und eine Länge von 12,20 Meter. Sie war 290 kg schwer und wurde mit einem 50 PS starken Motor angetrieben. Sie erreichte eine maximale Geschwindigkeit von 41,7 km/h.
  • Ohne die Hilfe des „Luftschiffes Nr. 14“ flog Alberto Santos-Dumont das Motorflugzeug „14-bis“ erstmals am 13. September 1906 elf Meter weit. Am 23. Oktober 1906 flog er mit der „14-bis“ fünfzig Meter weit und gewinnt den Archdeacon-Preis mit einer Dotierung von 3.500 Francs für den ersten Motorflug über 25 Meter. Der „Bird of Prey“ bzw. die „Classico certificamente“ für den ersten Motorflug der Welt über 100 Meter wurde in der Weltpresse gefeiert. Die ganze Welt schaute damals auf Alberto Santos Dumont und auf seine „14-bis“. Am 12. November 1906 flog er 220 Meter weit in knapp 21,2 Sekunden (41,292 km/h) und gewinnt wiederum den Archdeacon-Preis mit einer Dotierung von 1.500 Francs. Kein Motorflugpionier hatte sich vorher getraut in der Öffentlichkeit unter den strengen Augen von Flugexperten und der Presse, einen solchen langen Flug mit seinem Motorflugmodell erfolgreich zu stellen. Die Presse feierte damals Alberto Santos Dumont als den ersten Motorflieger der Welt. Noch heute gilt dieser Tatbestand uneingeschränkt und offiziell in Südamerika. Kein anderer Motorflugpionier protestierte damals dagegen oder stellte sich dieser Herausforderung, die sich Alberto Santos-Dumont der Welt und seinem Publikum stellte. Am 12. November 1906 zeigte Alberto Santos-Dumont seine Flüge in Bagetelle bei Paris, wo seit 1910 ihm zu Ehren das Denkmal errichtet wurde mit der Aufschrift: "Hier, 12. November 1906, unter der Kontrolle des Aero-Club de France, führte Santos Dumont den ersten Rekord-Motorflug der Welt vor, Dauer: 21,2 Sekunden, Distanz 220 Meter."
  • Das Motorflugzeug „Nr. 15“ wurde 1907 gebaut und konnte die Erfolge seines Vorgängers nicht bestätigen. Am 27. März 1907 kollabierte das Motorflugzeug bevor es abheben konnte. Beim Start verlor das Fluggerät die Balance.
  • Das Flügelluftschiff „Nr. 16“, eine Kreuzung zwischen Luftschiff und Motorflugzeug, fiel beim ersten Flugversuch beim Berühren des Bodens im Juli 1907 auseinander.
  • Das Motorflugzeug „Nr. 17“ (1907) wurde zwar angefangen, aber nie fertig gebaut von Alberto Santos-Dumont.
  • Das Wasserflugzeug „Nr. 18“ wurde im Jahr 1907 gebaut. Santos-Dumont startete mehrere Versuche, aber sein Flugmodell wollte nicht aus dem Wasser (Seine) abheben. Er entschließt sich danach eine sichere und kleinere Variante von Motorflugzeugen zu widmen. Es ist der Beginn des Leicht- und Sportmotorflugzeuges.

Leicht- und Sportmotorflugzeuge

  • Das Leichtflugzeug „Nr. 19“ war 7,90 Meter lang und hatte eine Spannweite von 5,50 Meter. Das kleine Bambus-Leichtflugzeug wurde mit einem Wooden-Propeller und einem 18 PS starken Dulthiel-Chalmers-Motor angetrieben. Der Motor war nur 24,5 kg schwer und saß über dem Kopf des Piloten. Alberto Santos Dumont erhoffte sich mit seinem Leichtflugzeug „Nr. 19“ den Grand Prix d´Aviation (1 km Flug) von Henry Deutsch und Ernest Archdeacon zu erobern. Am 21. November 1907 flog er mit seiner „Nr. 19“ 122 Meter weit. Das war aber zu wenig. Den Preis gewann Henri Farman am 13. Januar 1908. Das Leichtflugzeug „Nr. 19“ war der Prototyp für das erste Sportmotorflugzeug.

1906 waren Motorflüge in der Öffentlichkeit noch unbekannt

Eine Expertenkommission im amerikanischen Magazin National Aeronautics Ausgabe Dezember 1939 sowie die Denkmäler und Denkstätten zu Ehren des ersten Motorflieger der Welt, wie beispielsweise in Bagatelle, Cabangu, Saint Cloud, Rio de Janeiro, Petropolis, etc. und der unten genannten Daten kommen einige Fachleute zu einem anderen Ergebnis:

  • Bis 1906 kamen nur vereinzelte Berichte über erfolgreiche Motorflüge in lokalen Zeitungen, die sich nicht ernsthaft wiederholten. Es ist nicht bekannt, dass Fotos dazu veröffentlicht wurden.
  • Im "Bridgeport Herald" (einem Sonntagsblatt) wurde am 18. August 1901 von einem Flug ("Nr.21") vom 14. August berichtet, der sich über eine "ganze" halbe Meile erstreckte. In dem Bericht heißt es, dass Richard Howell, der Herausgeber der Zeitung, James Dickie und Andrew Celli, Weißkopfs Assistenten und der Erfinder Gustav Weißkopf selbst vor Ort in Fairfield anwesend waren. Gustav Weißkopf hat im November 1908 auf der Ausstellung der New York Aeronautic Society den Beach/Whitehead-Doppeldecker vorgestellt, der keinen erfolgreichen und keinen dokumentierten Flug unternahm.
  • Jathos Erstflug am 18. August 1903 hatte immerhin vier Zeugen, die eidesstattlich versicherten: Jatho sei zunächst 18 Meter weit und knapp 1 Meter hoch geflogen. Beim 3. oder 4. Versuch sei er 60 m weit und 3 m hoch geflogen. Karl Jatho wiederholte seine Flüge mit einem verbesserten Flugmodell 1909 und gründete 1913 eine Flugzeugfirma.
  • 18.Dezember 1903 - 3 Zeitungsblätter veröffentlichen ein Telegramm des Telegraph Operator Alpheus W. Drinkwater, in dem enthielt, dass die Gebrüder Wright Motorflüge absolvierten. Genaue Angaben gab es scheinbar nicht und keine Fotos. Ein Zeitungsblatt gab sogar die Überschrift: "Die Gebrüder Wright fordern den großen Santos-Dumont heraus". Später gab Alpheus W. Drinkwater in der New York Times bekannt, dass die Motorflüge der Gebrüder Wright am 17.12.1903 Gleitflüge waren und dass der erste erfolgreiche Motorflug am 6.5.1908 war.
  • September 1904 - Die Gebrüder Wright wollen ihren "Flyer II" einem Journalisten Namens Amos Root vorführen. Wegen fehlendem Wind und schlechtem Wetter konnte der "Flyer II" nicht fliegen.
  • 1904 - das Gleitflugpatent 6732/1904 der Gebrüder Wright wird unter GB6732/1904 registriert.
  • Mitte Oktober 1905 schrieb das Magazin "Scientific American" und wunderte sich über Aussagen von Augenzeugen, die Fluggebilde am Himmel sahen: "Der unternehmungslustige amerikanische Reporter, der bekanntlich durch den Kamin kommt, wenn ihm die Türe vor der Nase zugeschlagen worden ist, hätte sonst bereits alles über sie in Erfahrung gebracht..."
  • Daraufhin schrieb das "The Herald" am 10.02.1906: "fliers or liars".
  • Die Gebrüder Wright schrieben an das US-Militär 1905 und an die französische Regierung 1906, dass sie im Geheimen, ein erfolgreiches Flugmodell haben, aber ohne eine praktische Demonstration, ohne Fotos und ohne Resultate. Ebenfalls waren sie in der Folgezeit auch mit den Kriegsministerien Großbritanniens, Deutschlands, Osterreichs und Russlands in ergebnislose Verhandlungen getreten.
  • 1906 schrieb Sir Stanley Mosely: "Es ist kompletter Nonsens zu glauben, Motorflugzeuge können jemals fliegen."
  • 12.November 1906 "Bird of Prey" Alberto Santos-Dumont - erster beglaubigter und öffentlicher Motorflug der Welt über 100 Meter mit der "14-bis" mit einem 50 PS Motor und gewann dafür den Archdeancon-Preis,
  • Nach der Veröffentlichung des "Bird of Prey" (erster Motorflug der Welt über 100 Meter) im "New York Herald" schrieben die Gebrüder Wright in einem Brief an Captain Ferber, um unter anderem Informationen über die Maschine von Santos Dumont zu erfragen, die in der amerikanischen Zeitung veröffentlicht wurde,
  • 13.Januar 1908 Henri Farman - erster Motorflug der Welt über 1 km und gewann dafür den Grand Prix d´Aviation Preis von Archdeancon und Deutsch,
  • 1907 schrieb Captain Ferber in seinem Buch "Aviation": "Der brasilianische Erfinder hat gezeigt das Motorflugzeug kann fliegen."
  • 1907 stiegen die Gebrüder Wright für mehrere Monate im Hotel Meurice Zimmer 516 in Frankreich ab und erwerben bei ihrem Besuch einen französischen Motor. Von eventuellen Motorflügen seit 1903 war bei ihrem Besuch keine Rede.
  • Bei ihrer Rückkehr Ende 1907 versuchten die Gebrüder Wright in den USA Motorflüge mit dem französischen Motor. Die Gebrüder Wright waren sicherlich die besten Gleiter ihrer Zeit, aber bis jetzt hatten sie scheinbar nicht den richtigen Motor. Jetzt erst werden die Leute in den USA aufmerksam auf die Motorflugversuche der Gebrüder Wright. Scientific American befragte 17 Zeugen, um die Flüge von 1903/1905 in North Carolina und Ohio. Erst als die Gebrüder Wright wirklich Motorflugversuche Ende 1907 nachweisen konnten, wurden die Augenzeugen ernsthaft befragt. Vorige Befragungen schenkte das Magazin Scientific American den Augenzeugen keinen Glauben. Es gibt immer noch Fragen, die nicht geklärt wurden, wie beispielsweise mit oder ohne Hilfsmittel (Katapulttechnik, Gegenwind, vom Hügel aus). Auf diese 17 Zeugen berufen sich die Nordamerikaner und die meisten Europäer, dass die Gebrüder Wright die ersten Motorflieger der Welt sind.
  • Am 13. Januar 1908 schrieb Flugpionier Gabriel Voisin: "Ich habe noch keinen Motorflug der Wrights gesehen und noch keine Dokumente konnten bisher geliefert werden."
  • Das erste Pressephoto am 14.05.1908 im New York Herald von einem Motorflug der Gebrüder Wright wurde in der Colliers´ am 30.05.08 und in der L´illustration am 6.6.08 als Trick bezeichnet.
  • Ende Mai 1908 - Erste Europatournee der Gebrüder Wright begann mit einem zehnwöchentlichen Fiasko und die Gebrüder Wright wurden in der französischen Presse ab sofort als die "Bluffeurs" genannt.
  • 8. August 1908 Wilbur Wright - erster öffentliche Motorflug in Le Mans der Gebrüder Wright (offizielle Version) mit dem französischen Motor "Barriquand et Marre" von 30 hp, der erst 1907 in Frankreich erworben wurde. Nach 10 Wochen Spott in Frankreich war der Flug für die Wrights eine Genugtuung. Wilbur Wright schrieb nach Hause: "Blériot und Delagrange waren so überwältigt, dass sie kaum sprechen konnten." Delagrange soll dann noch gesprochen haben nach dem Schreiben von Wilbur Wright: "Wir sind geschlagen. Wir existieren nicht einmal." Die französische Seite konnten Wilbur Wrights starke Worte nicht bestätigen. Wilbur Wright schrieb scheinbar aus einer überglücklichen Haltung über seine ersten öffentlichen Motorflüge.
  • Nach der Rückkehr der Gebrüder Wright in den USA nach der zweiten Augustwoche 1908 schließen sie einen Vertrag mit dem US-Militär ab.
  • 4. September 1908 Gebrüder Wright - Veröffentlichung der Motorflüge der Gebrüder Wright vor 1908 durch Fort Myer, durch das US-Militär, inclusive der Fotos vor 1908. Im Umlauf sind aber derzeit 3 verschiedene Versionen mit mindestens 2 widersprüchlichen Augenzeugenaussagen. In den Unterlagen der Gebrüder Wright wurden 104 bzw. 105 bzw. 109 Flüge nur im Jahr 1904 gezählt und weitere Flüge fanden die Leser unter dem Jahr 1905. Darunter stand auch der Flug am 5.10.1905 mit 39 Minuten Flugdauer und 24,5 Meilen Flugstrecke. Nach Einsicht der Unterlagen befanden einige Pro-Gebrüder Wright-Fachleute 1908 und später den Flug am 5.10.1905 nachträglich als den ersten öffentlichen und wirklichen Motorflug (beides inoffiziell). Die Öffentlichkeit und die Experten blieben von diesen Flügen von 1903, 1904 und 1905 bis 1908 völlig unberührt. Die Flüge, ob Motorflüge oder Gleitflüge oder mit oder ohne Katapult, konnten nie unabhängig überprüft werden. Jeden 3. Tag im Jahr 1904 sind die Wrights geflogen und niemand von der Presse konnte jemals ein Foto machen. Nach der Veröffentlichung nahmen und nehmen viele Fachleute die Tagebücher der Wrights nicht für wahrheitsgetreu (angefangen von Archdeacon und Voisin).
  • Daraufhin schrieb die französische Presse im September 1908 nüchtern und gelassen: "Die kleinen Details vom Leben der Gebrüder Wright scheinen letzt endlich wenig faszinierend."
  • Ende 1908 flogen die Gebrüder Wright 2 Stunden und 18 Minuten und sie waren die Attraktion für eine gewisse Zeit.
  • Für die Welt waren die Gebrüder Wright knapp über ein halbes Jahr (Ende 1908 - Mitte 1909) die Meister der Lüfte. Sie waren in ihrer Zeit die besten Gleiter und verstanden die Flugkonstruktion am ehesten, aber scheinbar nur durch einen französischen Motor konnten die Gebrüder Wright ein halbes Jahr in der Welt glänzen. Für die Welt glänzte Alberto Santos Dumont 12 Jahre (1898-1910) als Meister der Lüfte.
  • 25. Juli 1909 Louis Bleriot - erste Ärmelkanalüberquerung,
  • 1909 Voisin, Santos Dumont, et Levassor und Farman und noch ein paar Franzosen flogen den Gebrüder Wright davon. Blériot, Santos Dumont und et Levassor bauten den Flugzeugtypen der Zukunft: Eindecker, Motor und Propeller vorn, Höhen- und Seitensteuer hinten.
  • September 1909 Alberto Santos Dumont - erstes Sportmotorflugzeug der Welt mit einem Geschwindigkeitsrekord 55,8 mph (18 km in 16 Minuten). Das Flugmodell wurde in den USA und in Europa kopiert.
  • 1928, 10x 1953 und 2003 vergebliche Flüge des "Flyer-I" aus unterschiedlichen Gründen. Der "Flyer-I" hatte nur 12 PS bei 330kg Gewicht und bei einer Geschwindigkeit von 50 Km/h. Die "14-bis" hatte 50 PS bei 290 Kg Gewicht und bei einer Geschwindigkeit von 41,7 Km/h.
  • Der amerikanische Spezialist in Sachen Flyer I Ken Hyde sagte im The News Observer am 15.12.2002: "Wir wissen wie wir einen Mann zum Mond bringen, aber wir können kein erfolgreiches Flugzeug bauen nach dem wahren Flugplan der Wrights." Der wahre "Wright-Flyer-I" hat bis jetzt nicht den Beweis erbracht, dass es fliegen kann.

Siehe auch

Literatur

Seine Ballonfahrten und der erste beglaubigte Motorflug:

  • Marcio Souza: "Der fliegende Brasilianer", deutsch: Berlin 1990 (halb-fiktive Lebensbeschreibung)
  • Captain Ferber: Aviation. 1907
  • Paul Hoffmann: Wings Of Madness: Alberto Santos-Dumont And The Invention Of Flight. Harper Collins, 2003
  • N. Winters: Man flies: the story of Alberto Santos-Dumont, master of the balloon. The Ecco Press, New Jersey 1997
  • A. Clarke: O Homem e o espaço. José Olympio Editora, Rio de Janeiro 1969
  • R. S. Fleury: Santos Dumont. Melhoramentos, São Paulo o. J.
  • F. Hippólyto da Costa: Santos-Dumont, história e iconografia. Ministério da Aeronáutica, Natal 1982
  • Instituto Cultural Itaú: Santos-Dumont. São Paulo 1996
  • F. Jorge: As lutas, a glória e o martírio de Santos Dumont. Nova Época Editorial, São Paulo 1973
  • A. Santos-Dumont: O que eu vi, o que nós veremos. Hedra, São Paulo 2000.
  • A. Santos-Dumont: Eu naveguei pelo ar. Nova Fronteira, Rio de Janeiro 2001
  • H. D. Villares: Quem deu asas ao homem: Alberto Santos-Dumont, sua vida e sua glória. Empresa Gráfica da "Revista dos Tribunais", São Paulo 1953