Hydroxyethylstärke

chemische Verbindung
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HES (sprich HÄÄS) oder HEAS ist die Abkürzung für Hydroxyethylstärke. HES ist ein kolloidaler Volumenersatz, der meist bei der Notfallversorgung bei schweren Verletzungen mit großem Volumenverlust (Blutverlust nach innen und außen, Flüssigkeitsverlust durch Verbrennungen) zum Einsatz kommt. Häufigster Anwendungsfall ist die Behandlung des Volumenmangelschocks

Die Standardgabe von HES erfolgt intravenös über einen großvolumigen Zugang in Dosen von 1000-1500ml. Meist erfolgt die Gabe durch eine Druckinfusion über einen großlumigen Zugang, die nach einer Stabililsierung des Patienten verlangsamt werden kann (60 Tropfen/min). HES wird üblicherweise im Rettungsdienst eingesetzt und gehört zur Grundaustattung eines jeden Rettungswagens.

Die Wirkungsweise von HES basiert auf dem Prinzip der Osmose. Im Blut herrscht unter Normalbedingungen ein bestimmter osmotischer Druck (kolloidosmotischer Druck). Albumine (Kolloide) im Blut sind großmolekulare Eiweißstoffe und sorgen dafür, dass die Flüssigkeit dort bleibt wo sie hingehört: Im Blut. Der durch sie hergestellte osmotische Druck "saugt" quasi die Flüssigkeit in die Blutbahn. Fällt diese Saugwirkung weg, z.B. durch einen Schock, ist das Gleichgewicht aufgehoben, die Flüssigkeit geht aus der Blutbahn ins Gewebe über - oder nach außen (schwere Verletzung).

HES ist ein großmolekularer Stoff und in der Lage ist den osmotischen Druck in der Blutbahn zu steigern, so dass der Flüssigkeitsverlust bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden kann und die gegebene Flüssigkeit in der Blutbahn bleibt. Zusätzlich zu HES wird meist meist noch eine Vollelektrolytlösung (Ringer-Lactat) oder einer Kochsalzlösung gegeben, um den Volumenmangel auszugleichen - verglichen mit HES ist die 3-fache Menge dieser Infusionen nötig.

Ein weiteres Einsatzgebiet von HES ist die Verbesserung der Mikrozirkulation in feinen Blutbahnen. Daher kommt HES oft bei der Behandlung von Hörsturz und Tinnitus zum Einsatz. Es ist jedoch anzumerken, dass die Wirkung des Mittels bei diesen Indikationen umstritten ist.

Es gibt eine Variante von HES, die bei sehr schweren Notfällen zum Einsatz kommt: Das Hyperhes. Es ist nicht nur in der Lage, die gegebene Flüssigkeit im Blut zu halten, sondern zusätzlich Flüssigkeit aus dem extrazellulären Raum (Gewebe, Raum zwischen den Zellen) abzuziehen.