Die Fahrradfelge ist der ringförmige Bestandteil eines Laufrads. Sie nimmt den Reifen, den Schlauch und das Felgenband auf und wird über die Speichen und die Nabe mit dem Rest des Fahrrads verbunden.




Felgentypen
Man unterscheidet folgende Felgentypen:
- Drahtreifen-Felgen
- In den Bildern mit aufgeschnittenen Felgen ist im Querschnitt an den Enden eine Rundung zu erkennen. Diese Verdickung ist nach innen gerichtet und klemmt den Mantel fest. In den Schnittansichten ist so die Form eines Hakens erkennbar. Daraus ist der (selten verwendete) Name Hakenfelge abgeleitet.
- Schlauchreifen-Felgen
- Bei diesen wird der Reifen mit Kitt oder als Notlösung mit einem doppelseitigen speziellen Felgenklebeband auf der Felge verklebt.
- Felgen für schlauchlose Reifen
- Seit 1998 werden von Continental und Rigida Felgen angeboten, die die Verwendung von schlauchlosen Reifen ermöglichen. Das Felgenbett ist hier mit einer in Nuten eingelegten Gummidichtung abgedeckt.
Die übliche Anzahl der Löcher für Nippel ist 36. Felgen für Tandems haben meistens 40 oder 48 Nippellöcher. Rennräder verwenden aus Gewichtsgründen und wegen der Aerodynamik im Allgemeinen weniger als 36 Speichen, bis hinunter zu 12 am Vorderrad.
Material
Fahrradfelgen sind heute üblicherweise aus einer Aluminiumlegierung, das Stahl aufgrund des geringeren Gewichts und der besseren Bremswirkung bei Felgenbremsen weitestgehend verdrängt hat.
Im hochpreisigen Bereich für Rennräder oder Mountainbikes werden auch Faserverbundwerkstoffe, vor allen Dingen CFK verwendet (ugs. Carbon oder Kohlefaser genannt). Dabei ergeben sich Probleme bei der Kombination mit den Felgenbremsen. Auch mit Spezialbelägen ist die Bremswirkung im Moment (März 2008) bei trockenen Felgen bescheiden und bei Nässe kaum spürbar. Zunehmend werden auch Scandiumlegierungen verwendet.
Es wurden auch Laufräder für preiswerte Alltagsräder gebaut, bei denen Felge und Nabe sowie Speichen eine Einheit aus homogenen Kunststoffen bilden. Diese konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Bis in die 1960er Jahre waren Holzfelgen (vor allem im Bahnradsport) beliebt, im Straßenradsport wurden sie vereinzelt bei Profirennen sogar noch bis in die 1990er eingesetzt.
Form
Bei den Tiefbettfelgen gibt es als Sonderform für hochbelastete Lastenräder, Hänger oder Tandems die Westwood-Felge. Diese wird ausschließlich in Stahl gefertigt und hat 36 oder 40 Löcher für Nippel.
Hochprofilfelgen, von manchen auch als Aero- oder auch V-Felgen bezeichnet, bieten ein besseres Verhältnis zwischen Steifigkeit und Gewicht. Der gern zitierte bessere cw-Wert spielt nur im Straßenradsport bzw. im Bahnradsport eine Rolle. Die bessere Aerodynamik wirkt erst bei Geschwindigkeiten ab etwa 40 km/h und ist daher im Massenmarkt ohne Bedeutung.
Die Fahrradfelge ist eines der ganz wenigen auf Druck belasteten Bauteile am Fahrrad. Wegen der Gefahr des Knickens sollten solche Bauteile ein angepasstes Flächenträgheitsmoment besitzen. In diesem konkreten Falle hat die V-Felge durch ihre Ausbauchung ihr Material weiter vom gemeinsamen Schwerpunkt entfernt als eine normale Felge, ihr Flächenträgheitsmoment ist zumindest um die zugehörige Schwerachse größer. Einen größeren Widerstand gegen das Knicken würde eine breitere Felge bringen, denn eine „Acht“ im Rad als ganz typisches Knickereignis wird durch ein zu geringes Flächenträgheitsmoment genau rechtwinkelig zur Ausbauchung verursacht.
Felgen mit ausgeprägten Tropfenprofilen ermöglichen die Reduzierung der Speichenzahl, da die Felge eine höhere Steifigkeit aufweist. Das macht jedoch eine stärkere Ausführung des Felgenbodens notwendig, weshalb Tropfenprofile oft eine höhere Masse und damit ein höheres Massenträgheitsmoment aufweisen.
Die Belastung der Felge ist nicht rundum gleich, sondern in der Nähe der Speichenlöcher am höchsten. Der Fahrradteile-Hersteller Campagnolo reduziert daher bei einigen seiner Felgen die Materialstärke in den Bereichen zwischen den Bohrungen. Dadurch lassen sich nach Angaben des Herstellers pro Felge 40 Gramm einsparen, ohne dass die Stabilität leidet.
Größe
Reifenaußen- durchmesser in Zoll |
Reifeninnendurchmesser in mm nach ETRTO |
---|---|
10 | 152 |
12 | 203 |
14 | 288 oder 298 |
16 | 305 |
18 | 340 oder 349 |
20 | 390, 406, 440 oder 451 |
22 | 440 |
24 | 507, 540 oder 541 |
26 | 559, 571, 584 oder 590 |
27 | 630 |
28 | 622 oder 635 |
29 | 622 |
Die Felgengröße wird von der Größe der montierbaren Bereifung bestimmt und wird in Zoll oder Millimetern angegeben. Korrekt ist die Bezeichnung nach ETRTO-Norm in Millimeter, geläufiger ist allerdings die Bezeichnung nach Zoll. Die Zollangabe bezeichnet den ungefähren Reifenaußendurchmesser, wohingegen die Millimeter-Bezeichnung den Durchmesser des Reifensitzes in der Felge angibt. Dieser Durchmesser entspricht dem Innendurchmesser des Reifens und liegt folglich zwischen dem Felgenaußen- und -innendurchmesser. Eine Ausnahme bilden in Frankreich hergestellte Felgen und Reifen, die zwar laut Zollangabe mit anderen übereinstimmen können, aber nicht kompatibel sind.
Maulweite
Als zweite Kenngröße neben dem Durchmesser haben Fahrradfelgen verschiedene Maulweiten. Die Maulweite ist das Innenmaß zwischen den Felgenflanken im Querschnitt. Üblich sind Maulweiten zwischen 13 und 30,5 mm. Es sind nicht alle Maulweiten mit allen Reifenbreiten kompatibel, falsch dimensionierte Reifen rutschen von allein aus der Felge.
Sicherheit
Felgenbremsen führen aufgrund von Verschleiß zur Abnahme der Felgenwanddicke. Gefährlich wird dies, wenn die Felge dann (meist bei schneller Erhitzung bei einer Bremsung) unvermittelt aufbricht. Das Laufrad blockiert, was zu erheblichen Verletzungen führen kann. Daher sollten laut ADFC Felgen mit Verschleißindikator verwendet werden.[1]
Literatur
- Michael Gressmann, Franz Beck, Rüdiger Bellersheim: Fachkunde Fahrradtechnik. 1. Auflage. Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 2006, ISBN 3-8085-2291-7.
Weblinks
- Laufräder einspeichen und zentrieren auf fahrradmonteur.de
- Christian Smolik: Laufräder (PDF, 973 kB)