Querflöte

Flöten, welche horizontal gehalten werden
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Querflöte
ital.: flauto, engl.: flute

Klassifikation
Aerophon
Holzblasinstrument
mit Anblaskante
Tonumfang:
verwandte Instrumente:
Piccoloflöte, Altflöte
Musiker:
Liste von Flötisten
Kategorie:Flötist

Die Querflöte ist ein Holzblasinstrument mit Anblaskante, das aus der mittelalterlichen als Querpfeife beziehungsweise Schwegelpfeife hervorgegangen ist. Um 1750 (gegen Ende des Barock) verdrängte sie die Blockflöte und wurde ein bedeutendes Solo- und Orchesterinstrument.

Aufbau und Funktion

Aufbau

Die moderne Querflöte lässt sich in drei Teile zerlegen:

Kopfstück

Bei der herkömmlichen Flöte ist das Kopfstück gerade, es gibt aber auch gebogene Kopfstücke. Diese verwendet man als Lernhilfe für Kinder- oder bei Alt-, Tenor- und Bassflöten. So ist das Instrument einfacher zu greifen. Innerhalb des Kopfstücks kann die Bohrung parabolisch oder konisch verlaufen. Das Kopfstück besteht aus dem eigentlichen Rohr, dem Tubus, der aus verschiedenen Materialien bestehen kann (siehe Material). Im oberen Drittel befindet sich ein Loch mit aufgelötetem Kamin. Dieser trägt die gewölbte Mundlochplatte mit dem eigentlichen Anblasloch. Den Abschluss des Kopfstückes bildet der Stimmkorken im Tubus innen, er befindet sich über dem Anblasloch und kann zur geringfügigen Korrektur der Stimmung mit Hilfe eines Stabes verschoben werden. Die Wölbung der Mundlochplatte, Form und Schnitt des Anblasloches und die Bohrung des Kopfstückes haben großen Einfluss auf Ansprache, Klangfarbe und Klangvolumen der modernen Querflöte.

Mittelstück

Bei den Klappensystemen am Mittelstück unterscheidet man ebenfalls zwei Bauweisen:

  1. geschlossene Klappen: die Finger betätigen sie, das Tonloch selbst wird allerdings von der Klappe verschlossen.
  2. offene Klappen (heute auch als Ringklappen bezeichnet): die Finger verschließen das Loch und betätigen die Klappen.

Die zweite Variante hat den Vorteil, dass der Flötist die Luftgeschwindigkeit in den Fingerspitzen spürt, und sie so besser korrigieren kann. Zudem verlangt ein System mit offenen Klappen eine genauere Fingertechnik, die wiederum einem exakteren Flötenspiel zugute kommt. Die Griffmöglichkeiten sind ebenfalls sehr viel flexibler. Die offenen Klappen ermöglichen zahlreiche zusätzliche Griffe und Effekte wie Glissando, Multiphonics und Mikrointervalle (Tonabstände kleiner als ein Halbton), was vor allem beim Spielen von zeitgenössischer Musik hilfreich ist und häufig sogar vom Komponisten verlangt wird.

Viele Querflöten, vor allem im Anfängersegment, haben eine "E-Mechanik". Diese Mechanik wurde von den Flötenbauern Emil von Rittershausen und Djalma Julliot unabhängig voneinander entwickelt und erleichtert die Ansprache und Intonation der Töne e 3 und fis 3 in der hohen dritten Oktave auf Kosten eines etwas höheren Gewichtes. Die meisten professionellen Flötisten verzichten allerdings auf den Einsatz einer "E-Mechanik" da die Töne mit guter Technik auch ohne sie zu realisieren sind.

Was ist die "E-Mechanik"? Die Original Böhm Flöte wurde mit offener Gis-Klappe konstruiert. Als sich jedoch die geschlossene Gis-Klappe unter den Flötisten immer stärker durchsetzte, musste die Öffnung für die E-Klappe verändert werden, da es Probleme bei der E3-Intonation und der Ansprache des dreigestrichenen E (E3) gab. Die geteilte E-Mechanik schließt nur die untere G-Klappe, um so eine saubere Intonation und schnelle Ansprache des E3 zu erreichen. Querflöten moderner Bauart besitzen fast alle eine E-Mechanik.

Fußstück

Man unterscheidet hier zwischen C-Fuß und H-Fuß: Bei Flöten mit einem C-Fuß ist der tiefstmögliche Ton das c’. Bei Flöten mit einem H-Fuß wiederum kann man noch einen Halbton tiefer spielen, also bis zum h. Der entscheidende Vorteil einer Flöte mit H-Fuß ist der Hilfsgriff für das c´´´´, der am Fuß angebracht ist und die Tatsache, dass das Instrument in sich besser stimmt. Zudem ist die Flöte nicht so kopflastig, was dazu führt, dass sie während des Flötenspiels vom Musizierenden leichter empfunden wird.

Material

Querflöten wurden bis zur bahnbrechenden Neukonstruktion durch den Münchner Flötenbauer und Flötisten Theobald Böhm und teilweise auch noch danach aus Holz hergestellt. Die erste Goldflöte erschien schon 1869, gebaut von Louis Lot, auf der Abbildung von 1911 im Kasten rechts oben sieht man noch eine Böhmflöte aus Holz. Neben Silber und Gold sind heute für den Flötenbau folgende Materialien gebräuchlich: vergoldetes Silber, Weißgold, Neusilber (Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel), Platin, Palladium, Titan, Karbon, Messing, Edelstahl und Holz, vor allem das sehr harte und pilzfeste afrikanische Grenadill, aber auch Cocus und Cocobolo. Die weicheren europäischen Holzarten Buchsbaum und Ebenholz werden wegen Riss- und Bruchgefahr heute kaum noch verwendet. Viele Flötisten experimentieren mit Kopfstücken, die aus einem anderen Material als der Rest des Instruments sind. Preiswertere Instrumente für Anfänger gibt es aus Aluminium oder anderen billigeren Metallen. Holzquerflöten (mit Böhmsystem) sind heute wieder beliebter als vor einigen Jahren und werden auch in großen Sinfonieorchestern für das Musikrepertoire bis etwa 1800 eingesetzt.

Pflege und Wartung

Die Flöte sollte nach jedem Spielen komplett innen sowie außen gereinigt werden. Vor allem Silberflöten, aber auch niedere Goldlegierungen laufen schnell an, vor allem wegen eventueller Fettrückstände der Haut. Hin und wieder sollte darum außen alles mit Alkohol (Wundbenzin) abgerieben werden.

In den Klappen sind so genannte "Polster" eingebaut. Diese bestehen aus elastischem Material (aus einem Karton, einer Schicht Filz und so genannter Fischhaut aus hauchdünnem Schafsdarm) und haben die Aufgabe, die Tonlöcher luftdicht zu verschließen. Die Polster sind ein sehr empfindlicher Teil der Querflöte, darum sollte man sie nie mit den Fingern oder dem Putztuch berühren. Ebenso sollte man es vermeiden, die Flöte mit Silberputzmitteln zu säubern, da dabei die empfindlichen Polster stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Zum Teil werden die Polster bei professionellen Flöten heute aus synthetischen Materialien mit geringerer Dämpfung des Tones, besserer Resonanz und grösserer Haltbarkeit hergestellt. ( Straubinger Pads, JS Gold Pads u.a.)

Die Flöte hat eine feine Mechanik, die mit Öl versorgt und nachgestellt werden muss. Die Polster werden, wenn sie abgenutzt sind, ausgetauscht. Man sollte eine Querflöte nicht zu lange zusammengesetzt liegen lassen, da sie sonst verstaubt oder gar rostet. Ebenfalls ungünstig ist es, das Instrument bei offenem Fenster, in der Sonne oder auf der Heizung liegen zu lassen, weil die Haut der Polster auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reagiert.

 
Moderne Böhmflöte mit geschlossenen Klappen

Stimmlagen

Moderne Flöten nach dem Böhm-System werden in verschiedenen Größen gebaut:

  • Piccoloflöte in C, jedoch eine Oktave höher transponierend
  • kleine Flöte in F: eine Quart höher als die Große Flöte 1)
  • große Flöte in C
  • Flauto d'amore in B: Ganzton unter der Großen Flöte 1)
  • Altflöte in G, früher auch in F und Es (zur Altflöte in g siehe auch unter Theobald Böhm)
  • Tenorflöte in A oder B
  • Bassflöte: eine Oktave tiefer als die große Flöte 1)
  • Kontrabassflöte: eine Oktave tiefer als die Bassflöte 1)
  • Subkontrabassflöte: zwei Oktaven unter der Altflöte 1)

1) Diese Modelle kamen in den letzten 15 Jahren hinzu

Geschichte

Das früheste eindeutige Bild einer Querflöte fand sich auf einem etruskischen Relief in Perusa. Es stammt aus dem zweiten oder ersten Jahrhundert vor Christus. Das Instrument wurde damals nach links gehalten, erst in einer Illustration eines Gedichts aus dem elften Jahrhundert wurde eine Darstellung einer nach rechts gespielten Flöte entdeckt.

 
Edouard Manet: Junger Flötist, 1866

Die Renaissance-Flöten wurden einteilig mit zylindrischer Bohrung gebaut. Es gab insgesamt 6 Löcher, jedoch keines davon für den Daumen. Diese waren relativ klein (ca. 6 mm); das Mundloch wurde kreisrund gebohrt. Mit der üblichen Anordnung der Tonlöcher konnten noch keine Dur- oder Molltonleitern gespielt werden, sondern nur die mittelalterlichen Hexachorde.

Im Barock-Zeitalter waren die Flöten bereits drei- bis vierteilig. Die Bohrung war konisch, d. h. das Kopfstück war dicker als der Fuß. Zum Anpassen der Stimmung, die von Ort zu Ort variierte, verfügte jedes Instrument über mehrere austauschbare Mittelstücke. Die sechs Grifflöcher ermöglichten inzwischen das Spiel von Dur- und Moll-Tonleitern (günstigste Tonarten: D-Dur und h-moll). Der Tonumfang reichte vom d’ bis zum a’’’, wobei Quantz in seinem Versuch einer Anweisung die Flöte traversière zu spielen das e’’’ als den höchsten brauchbaren Ton bezeichnete. Zunächst wiesen die Traversflöten eine Klappe auf, um auch das dis’ spielen zu können. Mit Einführung der temperierten Stimmung und zur Erleichterung der Griffweisen wurde im Laufe der Zeit immer mehr Klappen eingeführt.

Dem Instrumentenbauer Theobald Böhm hat die Querflöte ihre heutige Form (wieder zylindrisch) zu verdanken. Um 1850 entwickelte dieser ein chromatisches Klappensystem, welches die Anbringung der Tonlöcher allein nach akustischen Gesichtspunkten ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit ermöglichte. Heute sind alle modernen Flöten sogenannte Böhmflöten. Dieses System wurde übrigens auch auf andere Holzblasinstrumente (zum Beispiel Klarinette) übertragen.

Verwendung in der Musik

Siehe auch: Liste der Flötenliteratur


Literatur

  • Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung, die Flöte traversiere zu spielen (1753), 1983, Bärenreiter Faksimile, ISBN 3761807112
  • Raymond Meylan: Die Flöte (Unsere Musikinstrumente), 1974, Schott's Söhne, ISBN 3795723477
  • Daniela Heitz: Die moderne Querflöte in der Barockmusik. Salzburg, Hochschule für Musik u. Darst. Kunst "Mozarteum", Diplom-Arbeit 1990.
  • James Galway: Die Flöte

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