Der NH-90 ist ein europäischer militärischer Mehrzweck-Hubschrauber.
Geschichte
Erste Konzepte für einen neuen von den Europäern gemeinschaftlich entwickelten militärischen Helikopter entstanden bereits in den 80er Jahren. Man dachte dabei vor allem an den Ersatz der bei den verschiedenen Marinestreitkräften eingesetzten und teilweise bereits älteren Hubschrauber durch eine einheitliche und moderne Plattform. 1992 fasste die mit der Konzeption befasste NATO-Hubschrauber-Agentur (NAHEMA) das Pflichtenheft des neuen NH-90 dahingehend neu, dass der Helikopter nun nicht mehr allein für maritime Aufgaben, sondern universell eingesetzt werden können sollte. Besonders die Deutsche Bundeswehr suchte inzwischen nach einem Ersatz für ihre UH-1D in der Rolle des Transport- und SAR-Hubschraubers. Es wurde entschieden, dass der Auftrag an ein Konsortium aller namhaften europäischen Hubschrauber-Hersteller (Eurocopter, Agusta, Fokker) vergeben werden sollte, die sog. NH Industries (NHI).
Am 18. Dezember 1995 hob der 1. Prototyp des NH-90 zum Erstflug ab. Während der Testflüge zeigte sich, dass die gestellten Anforderungen im wesentlichen erfüllt werden konnten und lediglich kleine Nacharbeiten erforderlich waren.
Nachdem am 30. Juni 2001 der Vertrag über das erste Los zwischen NAHEMA und NHI geschlossen wurde, lief die Serienproduktion an, die mit dem Erstflug der ersten Serienmaschine in Donauwörth im Jahr 2004 gipfelt.
Versionen
Der NH-90 ist modular aufgebaut und existiert gegenwärtig in zwei Ausrüstungsvarianten: Als Taktischer Transporthubschrauber (TTH) für die Landstreitkräfte und als NATO Fregattenhubschrauber (NFH) für den schiffsgestützten Einsatz. Beide Versionen sind in den aerodynamischen Komponenten, der Avionik und sonstigen Ausstattung im wesentlichen identisch, der NFH verfügt jedoch über zusätzliche Bewaffnung und technische Ausstattung zur Bekämpfung von Schiffen und U-Booten. Einige Varianten verfügen außerdem über eine Laderampe am Rumpfheck.
In einem zweiten Entwicklungsschritt wird seit 2002 eine Variante mit erhöhtem Kabineninneraum konstruiert, die ebenfalls als TTH oder NFH ausgerüstet werden kann.
Konstruktion
Zum Aufbau des Rumpfes verwendet man überwiegend Verbundwerkstoffe auf Kohlefaser-Basis. Lediglich hochbeanspruchte Teile der Zelle (z.B. an den Triebwerken) werden aus Metall gefertigt. Dies bedingt eine im Vergleich zu älteren Militär-Hubschraubern erheblich kleinere Radar-Signatur. Besonderes Augenmerk wurde auf die Sicherheit der Besatzung gelegt. Das Fahrwerk (drei einziehbare Räder) kann Landungen mit Sinkraten bis zu 6 m/sec. aufnehmen, darüber hinaus muss die Bruchlast von der Zelle aufgenommen werden, die sich in diesem Fall kontrolliert verformt. Der Hubschrauber ist weiterhin gegen Bodenbeschuss gepanzert.
Erstmals bei einem europäischen Helikopter werden praktisch sämtliche Systeme an Bord digital gesteuert und überwacht. Die Knüppelbewegungen des Piloten werden über ein Fly-by-Wire-System mit Flugkontrollcomputer übertragen. Auch eine vollständig rechnergestützte Steuerung des Hubschraubers ohne manuelles Eingreifen des Piloten während des Marschfluges/Schwebefluges ist auf diese Weise möglich. Das Navigationssystem besteht aus einem "klassischen" Teil zur Trägheitsnavigation, einem GPS-Empfänger, Systemen zur Entfernungsbestimmung und einer Rechnerbaugruppe, die die Informationen für die Besatzung visualisiert. Dazu kommen weitere Rechner mit speziellen Aufgaben, z.B. Kommunikation nach Innen und Außen sowie Luftfahrzeugs-Management, Überwachung und Diagnose. Der Hubschrauber ist voll Nacht- und IFR (Instrumentenflug)-fähig
Technische Daten
- Höchstgeschwindigkeit: TTH: 298 km/h (160 kt) / NFH: 291 km/h (157 kt)
- Reisegipfelhöhe: 6000 Meter
- Rotordurchmesser: 16.30m
- Triebwerk: 2 x Rolls Royce/Turbomeca RTM 322 oder General Electric GE T700-T6E mit je 1.260 kW Dauerleistung
- Max. Fluggewicht: 10500 kg
- Reichweite: TTH 800 km, NFH 1.000 km
- Besatzung: 3 Mann + max. 20 Soldaten oder 12 Tragen