Augenfleck (Abwehr)

Begriff
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Ein Augenfleck, auch Ozelle oder Ocelle vom lateinischen ocellus kleines Auge, ist eine augenähnliche Zeichnung auf der Körperoberfläche von Tieren, deren Funktion variieren kann. Häufig dient sie zur Abwehr von Fressfeinden und wird dann den sekundären (aktiven) Abwehrmechanismen zugeordnet.[1] Augenflecke sind unter anderem bei Fischen, Insekten, Vögeln und Säugetieren zu finden.[2] Haben die dunklen Augenflecken einen kleineren hellen, oft weißen Fleck, wird dieser Spiegel genannt, da er oft die Reflexion einer feuchten Pupille imitiert.

Augenfleck bei einem Kupferstreifen-Pinzettfisch (Chelmon rostratus)
Beim Abendpfauenauge (Smerinthus ocellatus) befinden sich die Augenflecken auf den Hinterflügeln
Die Raupe des Papilio bianor hat Augenflecken auf der "Schulter", die eigentlichen kleinen Punktaugen am Kopf sind dagegen unscheinbar
Die Augenflecken bei Bananenfaltern gehören zu den besten Imitationen von Augen im Tierreich

Beispiele

  • Sie täuschen einen Angreifer in Bezug auf ihre Größe. Der Augenfleck ist deutlich größer als das tatsächliche Auge des Tieres. Man findet sie zum Beispiel bei Jungtieren mancher Zwergkaiserfische.
  • Augenflecke täuschen eine falsche Fluchtrichtung vor. Raubfische, die bei der Jagd häufig auf die Augen ihrer Beute fokussieren, werden durch Augenflecke am hinteren Körperende abgelenkt.
  • Das Abendpfauenauge spreizt bei Bedrohung plötzlich ihre tarnfarbenen Vorderflügel und lässt die Augenflecken auf der Oberseite der Hinterflügel erscheinen. Der Schreckmoment beim Prädator wird vom Abendpfauenauge genutzt, um sich aufzuwärmen - eine Voraussetzung für die Flucht.[1]
  • Feldexperimente mit Attrappen von Gnomen-Sperlingskäuzen (Glaucidium gnoma) bekräftigten die Hypothese, dass Augenflecken am Hinterkopf das Hassen beeinflussen. Der Grund dürfte sein, dass die hassenden Vögel den großen Augenflecken mehr Relevanz zumessen als den kleineren Augen und deshalb nicht von hinten hassen. Weil die hassenden Vögel von vorne angreifen, sind sie für den Gnomen-Sperlingskauz leichter angreifbar und können erbeutet werden.[3]

Einzelnachweise

  1. a b Konrad Dettner et al.: Lehrbuch der Entomologie. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, 2003, ISBN 978-3-8274-2617-8. S. 573.
  2. Caroline Deppe et al.: Effect of northern Pygmy-Owl (Glaucidium Gnoma) Eyespots on avian Mobbing, The Auk 120(3): 765-771, 2003. doi:10.1642/0004-8038(2003)120[0765:EONPGG]2.0.CO;2. S. 765.
  3. Caroline Deppe et al.: Effect of northern Pygmy-Owl (Glaucidium Gnoma) Eyespots on avian Mobbing, The Auk 120(3): 765-771, 2003. doi:10.1642/0004-8038(2003)120[0765:EONPGG]2.0.CO;2. S. 769 und 770.