Top Gear

britische Fernsehserie (2002–2022)
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Top Gear ist ein Automagazin, das von dem britischen Fernsehsender BBC 2 ausgestrahlt wird. Seit der Umgestaltung des Formats im Jahre 2002 liefen bereits fünfzehn Staffeln. Die Sendung gewann 2005 den Internationalen Emmy für die beste Entertainmentshow. Top Gear hat weltweit bis zu 350 Millionen Zuschauer, fünf Millionen davon in Großbritannien.[1] Top Gear wird moderiert von Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May. Ein weiteres ständiges Teammitglied ist der Testfahrer The Stig. In der achten Staffel gab es noch Top Gear Dog, einen Labradoodle und in der elften Staffel wurde der Top Gear Stuntman eingeführt, der bisher jedoch nur zwei Auftritte hatte.

Top Gear Logo

Ende September 2006 wurde die Ausstrahlung für vier Monate ausgesetzt, nachdem Moderator Richard Hammond bei Dreharbeiten für die Sendung (er hatte einen schweren Unfall mit einem Dragster) schwer verletzt wurde. Die BBC gab zu diesem Zeitpunkt bekannt, Top Gear werde auf unbestimmte Zeit nicht weiter produziert; mit einer Entscheidung über die Zukunft der Sendung werde man bis zur Genesung des Moderators Richard Hammond warten. Nach seiner Genesung wurde die Sendung weiterproduziert, obwohl Hammond selbst in Interviews rückblickend davon sprach, dass die Produktion für ihn selbst zu früh wieder aufgenommen wurde.

Das Top Gear magazine wird von BBC Magazines herausgegeben. Es erscheint monatlich, deckt sich teilweise inhaltlich mit der Fernsehsendung und kostet 3,90 GBP.

Geschichte

1977 bis 2001

Das Format Top Gear entstand 1977. Die ersten Moderatoren waren Angela Rippon, Noel Edmonds, William Woollard und Chris Goffey, Vater des Schlagzeugers der Band Supergrass, Danny Goffey. Die Sendung war damals 30 Minuten lang.

Ursprünglich war Top Gear ein konventionelles Automagazin. Es stellte neue Automodelle und verwandte Themen wie Fahrsicherheit vor. Eine massive Zuschauerzunahme erreichte die Sendung in den frühen 1990er-Jahren, als die Produzenten dazu übergingen, sie humorvoller, kontroverser und mit mehr petrolhead talk (dt. Gespräche unter Autonarren) zu gestalten. Die Moderatoren dieses neuen Formats waren Frontmann Jeremy Clarkson gemeinsam mit Quentin Willson, einem ehemaligen Autoverkäufer, sowie die beiden Rennfahrer Tiff Needell und Vicki Butler-Henderson.

Trotz der Kritik, die Sendung sei zu machohaft, verleite zu einem unverantwortlichen Fahrstil und ignoriere die Umwelt sowie den Umweltschutz, war sie unter Clarkson erfolgreich. Moderator Jeremy Clarkson bedient erfolgreich das Image des britischen Humors; insbesondere Deutschland und dessen Geschichte sind oftmals Teil bildhafter Vergleiche. Aber auch andere Nationen (beispielsweise Frankreich, USA) werden häufig mit Scherzen bedacht. Top Gear erreichte bisweilen einen gewissen Einfluss auf die Autoindustrie. Kritik vom Top-Gear-Team konnte und kann sich negativ auf die Verkaufszahlen auswirken. Ein Beispiel hierfür war das britische Pendant zum Opel Vectra, der Vauxhall Vectra B. Clarkson sagte über dieses Modell: „I know it's the replacement for the Vauxhall Cavalier (hier bereits als Vectra A bekannt). I know. But I'm telling you it's just a box on wheels.“ Noch kritischere Äußerungen zum Toyota Corolla oder ein In-den-Himmel-Loben des Renault Alpine GTA/A610 hatten dagegen keinen Effekt.

Seit 1980 veranstaltet Top Gear ein Top 100 survey. Es handelt sich hierbei um eine statistische Erhebung, bei der mit Hilfe von tausenden britischen Autobesitzern deren Zufriedenheit mit ihren Fahrzeugen ermittelt wird. Da die BBC kein Product-Placement gestattet, werden die Ergebnisse in der Fernsehsendung lediglich in Auszügen präsentiert und ausführlich nur noch im Top Gear Magazine veröffentlicht.

Nach dem Ausscheiden von Jeremy Clarkson im Jahr 1999 fielen die Zuschauerzahlen von sechs Millionen auf unter drei Millionen, was 2001 zur Einstellung der Sendung führte. Tiff Needell und Vicki Butler-Henderson starteten 2002 beim Sender Five das Auto-Magazin Fifth Gear.

2002 bis heute

 
v.l.: Richard Hammond, James May und Jeremy Clarkson

Jeremy Clarkson begann 2002 zusammen mit dem Produzenten Andy Wilman, der BBC ein neues Top-Gear-Format zu präsentieren. Dieses neue Format brachte einige grundlegende Änderungen. Die Sendung war nun eine volle Stunde lang und es wurden zwei neue Co-Moderatoren vorgestellt: Richard Hammond und Jason Dawe. Dawe wurde allerdings schon nach der ersten Staffel durch James May ersetzt. Außerdem bekam das Team einen stets anonymen und durch seinen Helm mit getöntem Visier unkenntlich gemachten Testfahrer: The Stig. Die Titelmusik ist ein modernisierte Version des Instrumentaltitels „Jessica“ von den Allman Brothers aus dem Jahre 1973.

Wiederkehrende Elemente

Neue Bestandteile waren zudem Star in a Reasonably-Priced Car, bei dem in jeder Folge ein Stargast in einem günstigen Kleinwagen (Suzuki Liana, ab der achten Staffel in einem Chevrolet Lacetti und seit der 15. Staffel ein Kia cee’d) eine gezeitete Runde auf dem hauseigenen Rundkurs dreht, die Cool Wall, Car News, Power Laps (Sportwagen von The Stig gefahren) und außerdem besondere Aktionen, zum Beispiel verschiedene Wettrennen der Moderatoren gegeneinander quer durch Europa: Auto gegen Zug, Auto gegen Verkehrsflugzeug, Auto gegen Schiff und zuletzt Auto gegen Privatflugzeug – jedes Mal gewann Jeremy Clarkson im Auto gegen die beiden anderen Moderatoren.

Challenges

 
Richard Hammonds umgebauter VW Bus aus der ersten Amphibious-Car-Challenge
 
Der Rennwagen des 24-Stunden-Rennens mit dem erfundenem Markennamen, der bei geöffneter Fahrertür zu „Penis“ wird

Ein weiterer regelmäßiger Bestandteil der Sendung wurden „Challenges“, bei denen die Moderatoren Aufgaben von den Produzenten gestellt bekommen. Dabei stehen sie meist in Konkurrenz zueinander. Die Aufgaben sind oft humoristisch gestellt und stellen unübliche Herausforderungen. In der achten Staffel bekamen sie den Auftrag, Amphibienfahrzeuge selbst zu bauen, um mit diesen zu einem See zu fahren und ihn zu überqueren. Dabei wählte jeder ein anderes Konzept: Jeremy Clarkson baute einen Außenbordmotor an einen abgedichteten Toyota-Hilux-Pickup und nannte es „Toybota“; Richard Hammond baute einen Schiffsrumpf an einen VW Bus und montierte eine Schiffsschraube an das Schwungrad des Heckmotors; James May rüstete einen Triumph Herald mit einem Mast und einem variablen Schwert aus, um damit zu segeln. Schon auf der Fahrt zum See blieben sie wegen Überhitzung mehrfach liegen. James May konnte wegen des Mastes nicht unter Brücken hindurch fahren. Während der VW Bus schnell unterging, kenterte der Toybota kurz vor dem Ziel, das nur der segelnde Herald erreichte. In der zehnten Staffel wurde die Challenge erneut aufgenommen, diesmal mit dem Ziel, den Ärmelkanal zu durchqueren, was mit dem Pickup-Konzept, diesmal einem Nissan („Nissank“), erfolgreich gelang.

Andere Challenges waren zum Beispiel die Teilnahme an einem 24-Stunden-Rennen in Silverstone mit einem Biodiesel-Rennwagen, der Umbau eines Reliant Robin zu einer Rakete, italienische Mittelmotor-Sportwagen für unter 10.000 Pfund oder die Konstruktion von günstigen Polizeiwagen. Im Programm werden Teile dieser Aufgaben als „Cheap Car Challenges“ bezeichnet, weil die Moderatoren für die Basis-Fahrzeuge und die Umbauarbeiten nur ein geringes Budget von den Produzenten der Sendung erhalten. Am Ende einer Aufgabe rechnen die Moderatoren auf einer Tafel die Punkte der Teilaufgaben zusammen und beenden die Aufgabe meist mit dem Kommentar: „Top Gear, ambitious but rubbish“ (zu Deutsch: Top Gear, ehrgeizig aber nutzlos).

Richard Hammonds Unfall

Im September 2006 verunglückte Richard Hammond bei Dreharbeiten zur neunten Staffel mit einem Jet-Dragster schwer. Bei etwa 460 km/h platzte ein Reifen, der Wagen kam von der Strecke ab und überschlug sich. Hammond wurde mit schweren Kopfverletzungen in die Intensivstation eingeliefert. Er erholte sich schnell von dem Unfall und war in der neunten Staffel, die von Januar bis März 2007 ausgestrahlt wurde, bereits wieder als Co-Moderator tätig.

Sondersendungen

 
Der Toyota Hilux, mit dem Clarkson und May den magnetischen Nordpol in der Arktis erreichten

Seit der Neuauflage von Top Gear werden in unregelmäßigen Abständen auch immer wieder sogenannte „Specials“ in die Staffeln eingestreut. Dies sind dann meist von dem üblichen Ablauf einer Top-Gear-Folge abweichende Sendungen, die sich entweder über einen Großteil der Sendedauer oder über die gesamte Länge der Folge hin mit einem bestimmten Thema befassen. Hierbei ist es üblich, dass die drei Kommentatoren ein meist aus britischer Sicht ausländisches Territorium aufsuchen und dort eine Reihe von „Challenges“ bewältigen müssen.

Eine Auswahl der „Specials“ liefert folgende Liste:

  • American Special
  • Polar Special
  • Vietnam Special
  • African Special
  • Bolivian Special
  • Middle East Special

2007 erreichten James May und Jeremy Clarkson mit ihrem Support-Team in der Sonderfolge Top Gear: Polar Special als erste Menschen den magnetischen Nordpol in einem Auto. Hierfür wurden zwei stark modifizierte Toyota Hilux und ein gleichermaßen modifizierter Toyota Land Cruiser benutzt. Richard Hammond versuchte das Pickup-Team mit einem Hundeschlitten zu schlagen, was jedoch misslang.

In einer weiteren Sonderfolge fuhren die Moderatoren mit zwei Motorrädern und einem Roller in Vietnam von Saigon nach Hạ Long. In einem Special der zehnten Staffel mussten die Moderatoren mit einem jeweils vor Ort erworbenem Auto für 1500 GBP Botswana von Ost nach West durchqueren. Dabei waren unter anderem die Makgadikgadi-Salzpfannen zu durchqueren.

In Staffel 14 bekam das Trio in einem weiteren Special den Auftrag, vom bolivianischen Regenwald aus den Pazifik in Chile zu erreichen. Mit ihren geländegängigen Gebrauchtwagen mussten sie dabei unter anderem den Regenwald und die Atacama-Wüste durchqueren. Richard Hammond kaufte einen Toyota Landcruiser, Jeremy Clarkson einen Range Rover und James May einen Suzuki Jimny für ihr 3500-GBP-Budget.

Im Zuge des im Dezember 2010 ausgestrahlten "Middle East Special" (Staffel 16, Episode 0) wurden die Moderatoren von Arbil (Irak) nach Bethlehem (Westjordanland) geschickt, wobei sie Zweisitzer-Cabriolets verwenden mussten. Die Reiseroute verlief durch die Türkei, Syrien und Jordanien.

Teststrecke

 
Streckenplan auf Dunsfold Park Aerodrome

Die neue Sendung wird auf einem Flugplatz, dem Dunsfold Park Aerodrome in Surrey, in einem Flughafenhangar aufgezeichnet. Auf dem Flugfeld von Dunsfold Park befindet sich der Top-Gear-Rundkurs, ein von Lotus speziell für Top Gear entworfener Parcours. In der Form einer 8 führt die Strecke 2,8 km über den Flugplatz.

Den Streckenrekord setzte The Stig mit einem Renault Formel-1-Rennwagen von 2004 mit 59 s. Michael Schumacher erreichte mit einem Ferrari FXX eine Rundenzeit von 1:10,7. Für Autos mit Straßenzulassung liegt der Rekord bei 1:15,1 erreicht mit einem Ariel Atom V8.

Die Geo-Koordinaten des Geländes sind 51° 7′ 11″ N, 0° 32′ 4″ W.

The Stig

 
The Stig bei einem Auftritt auf der British Motor Show

Ein wiederkehrendes Element der Serie ist die Figur des Rennfahrers „The Stig“, dessen wahre Identität nicht offengelegt wurde. In den ersten beiden Staffeln trat der Stig ganz in schwarz auf. Seit der dritten Staffel trägt er immer einen weißen Rennanzug ohne Werbeaufschrift, einen weißen Helm mit schwarzem Visier und weiße Handschuhe. Seine Aufgabe ist das Erzielen der Bestzeit mit den in der Sendung besprochenen Wagen auf der Rennstrecke am Studio. In späteren Staffeln nimmt der Stig auch an den Challenges teil. Seine Rundenzeit wird als Maßstab für die Moderatoren verwendet. Bei einigen Challenges oder Spezialsendungen treten passende Cousins des Stig auf.

Jeremy Clarkson, in seltenen Fällen auch Richard Hammond oder James May, moderiert die Figur Stig mit immer den gleichen Running-Gags an. Diese Moderation fängt mit „Some say, he …“ an und enthält zwei angebliche Fakten aus dem Leben des Stig. Am Schluss folgt „All we know is: He's called The Stig“. Die Rolle wird als eine Art Fahrroboter charakterisiert, der keine Gefühle, kein Privatleben und nur ein beschränktes Verständnis für seine Umwelt außerhalb des Autos hat.

Von 2002 bis 2003 schlüpfte der Rennfahrer Perry McCarthy in die Rolle des Black Stig.[2] Über die Identität des White Stig, der nach McCarthys Ausscheiden eingeführt wurde, gibt es zahlreiche Spekulationen.[3] In der ersten Folge der 13. Staffel nahm der Stig zum ersten Mal seinen Helm ab und offenbarte seine Identität als Michael Schumacher. Bereits am Ende der Episode stellte Jeremy Clarkson diese Enthüllung allerdings in Frage und äußerte Zweifel daran, dass Schumacher der echte Stig sei. Michael Schumacher wurde auch in einem Video auf der Webseite von Top Gear unter dem Namen „Behind the scenes“ gezeigt. Es ist davon auszugehen, dass Michael Schumacher tatsächlich nur für diese eine Folge in die Rolle des Stig geschlüpft ist, da der schwarze FXX, der für die Rekordrunde verwendet wurde, sein privater FXX war und er auch selbst gefahren ist.

Im September 2010 bekannte sich der Renn- und Stuntfahrer Ben Collins in seiner Autobiographie (The Man in the White Suit – Der Mann im weißen Anzug), „The Stig“ zu sein. Die Produzenten von Top Gear wollten dies mit einem gerichtlichen Beschluss verhindern. Der Richter wertete die Tatsache, dass Ben Collins in seinem Vertrag eine Vertraulichkeitsklausel unterzeichnet hatte, jedoch geringer als das Beharren auf dem Recht auf freie Meinungsäußerung.[4]

Top Gear in Deutschland

In Deutschland ist die Sendung seit dem 4. Mai 2010 dienstags um 21:05 Uhr und sonntags um 19:30 Uhr auf dem Bezahlsender Motorvision TV/Sky zu sehen.[5] Vom 17. Juli 2010 an wurde Top Gear wöchentlich im frei empfangbaren deutschen Privatfernsehen auf kabel eins ausgestrahlt.[6] Die Sendung wurde aufgrund mangelnder Zuschauerzahlen nach den ursprünglich geplanten zehn Episoden eingestellt. Die Sprache wurde durch eine Voice-Over-Übersetzung ins Deutsche übertragen. Im Gegensatz zum original ausgestrahlten Material der BBC wurden Segmente der Show, wie zum Beispiel „the news“, gar nicht gesendet. Selbst die gesendeten Segmente wurden einer Kürzung unterzogen. Bereits in der ersten Ausstrahlung auf kabel eins wurden einige Szenen gar nicht gesendet oder politisch fragwürdige Späße der Moderatoren nicht oder sinnverändert übersetzt.

Einzelnachweise

  1. TV car show host wins online backing for British PM
  2. Auto Talk – The original Stig speaks auf autotrader.co.uk
  3. The eight drivers behind Top Gear stunt driver The Stig's famous racing whites auf dailymail.co.uk
  4. Richter enttarnt „The Stig“ – 20 min.ch
  5. 4. Mai 2010
  6. kabel eins zeigt noch mehr Auto- und Motorsportprogramme; wunschliste.de, 15. Mai 2010