Josef (Sohn Jakobs)

zweitjüngster Sohn des Erzvaters Jakob, einer der Stammväter der Zwölf Stämme Israels
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. August 2005 um 21:58 Uhr durch BS Thurner Hof (Diskussion | Beiträge) (erw + bild). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Josef, veraltet auch Joseph oder Joseph der Träumer war ein biblischer Patriarch. Er war Sohn des Jakob und wurde später ein Berater des ägyptischen Pharaos.

Friedrich Overbeck: Verkauf Josephs an die ägyptischen Händler, Freskenzyklus der Casa Bartholdy, Berlin, Alte Nationalgalerie

Josef war laut dem 1. Buch Mose einer von zwei Söhnen, die Jakob mit Rachel hatte. Schon in der Kindheit entdeckte Josef seine Gabe, Träume zu deuten, und wandte sie bei seinem Vater an. Weil er seinem Vater der liebste Sohn war, schenkte dieser ihm einen wunderschönen Rock, und brachte so seine zehn älteren Brüder gegen ihn auf. Da war Josef ca. 17 Jahre alt. Ohne Wissen des Vaters entführten sie ihn, warfen ihn in eine Zisterne, und verkauften ihn bei erstbester Gelegenheit an ismaelitische Sklavenhändler, über die er in den Besitz von Potifar geriet, dem "Oberaufseher der Leibwache des Pharao".

Durch Potifars Frau, die mit dem gutaussehenden Mann schlafen wollte, er ihre Avancen aber zurückwies, wurde Josef ins Gefängnis geworfen. Weil er dort anderen Gefangenen, dem Mundschenk und dem Bäcker des Pharao, die Träume deutete, wurde letztlich der Herrscher Ägyptens auf ihn aufmerksam. Josef deutete dem Pharao schließlich einen Traum, demzufolge Ägypten sieben reiche und sieben magere Jahre bevorstünden. Ägypten konnte sich durch diese Weissagung auf die Dürre vorbereiten und ausreichend Getreide lagern. So kam Josef frei und wurde zum Stellvertreter und Verwalter des Pharao, dem er fortwährend die Träume deutete. Josef erhielt sogar den Namen Zafenat-Paneach (Der Retter). In der Hierarchie Ägyptens stand von nun an nur mehr Pharao über ihm. Er heiratete schließlich Asenath, die Tochter des Hohenpriesters Potifera von On, die Josef 2 Söhne gebar, Manasse und Ephraim. Aus dem Sklaven von einst war ein Herrscher geworden.

Als die Dürre kam, machten sich auch Bewohner Kanaans auf, um vom Pharao Getreide zu kaufen, unter anderem auch Josefs Brüder und erbaten sich Nahrung. Doch Josef, der sie erkannte, sie ihn jedoch nicht, stellte sie auf die Probe. Er ließ Simeon im Kerker zurück, und sicherte ihnen soviel Getreide zu, wie sie wollten, wenn sie ihren jüngsten Bruder Benjamin nach Ägypten brächten. Jakob, der sich anfänglich weigerte, ließ seinen Lieblingssohn ziehen. Josef hielt Wort und schenkte den Brüdern reichlich Getreide. Als sie jedoch nach Hause aufbrachen, beschuldigte Josefs Verwalter den Brüdern, seinen Herrn bestohlen zu haben. Und tatsächlich, in Benjamins Sack fand sich der goldene Becher Josefs. Dieser drohte nun, den Jüngsten ins Gefängnis zu werfen, doch die Brüder setzten sich dagegen ein. Josef, der nun merkte, dass sich seine Brüder geändert hatten, gab sich ihnen zu erkennen. Er ordnete an, dass sein Vater und der Stamm der Hebräer nach Ägypten kommen sollten. Hier verbrachte Jakob seine letzten Jahre. Josef selbst soll 110 Jahre alt geworden sein, als er in Ägypten starb.

Ca. 500 Jahre später, wurde der Leichnam Josefs in seinem Sarg beim Auszug der Israeliten von Moses aus Ägypten mitgenommen. Wo er allerdings bestattet wurde, darüber gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Archäologen und Historiker vermuten jedoch, dass er im Grab seiner Mutter Rahel auf der Straße nach Bethlehem beerdigt worden sein soll.

Historische (Allgemeine) Bedeutung

Josef wird im Judentum nur wenig Ehre erwiesen, war er es schließlich, der Israel nach Ägypten kommen ließ, und dadurch indirekt in die Sklaverei.

In der christlichen Welt wurde die Geschichte Josefs oft als Allegorie auf Jesus von Nazareth verstanden. So kamen Josef und Jesus unfreiwillig nach Ägypten, beide sind "Lieblingssöhne": Als Jesus getauft wurde, sprach eine Stimme aus dem Himmel: Das ist mein geliebter Sohn!. Deshalb wurde das Bild, wie die Brüder Josef in den Brunnen werfen, in der Ikonografie oft als Bild der Taufe verstanden. Die Darstellung der Geschichte Josefs in der Bildenden Kunst findet sich nur vereinzelt ab dem 4. Jahrhundert. Zwei Chorfenster des Erfurter Doms aus dem Jahre 1390 gehören zu den bedeutendsten mittelalterlichen Darstellungen. Mehrere Ereignisse der Josefs-Geschichte wurden auch durch Rembrandt aufgegriffen. Im 19. Jahrhundert entstand ein umfangreicher Freskenzyklus durch die Nazarener Peter von Cornelius, Friedrich Overbeck, Wilhelm von Schadow und Philipp Veit, die sogenannten Fresken der Casa Bartholdy. Marc Chagall griff die alttestamentarische Erzählung im 20. Jahrhundert auf.

Die literarisch bedeutendste Umsetzung des Josef-Stoffes schuf Thomas Mann mit der Roman-Tetralogie "Joseph und seine Brüder".

In neuerer Zeit nahm sich Andrew Lloyd Webber in seinem Musical Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat des Themas an.

1995 verfilmte US-Regisseur Roger Young im Rahmen der TV-Reihe "Die Bibel" Josefs Lebensgeschichte, mit Ben Kingsley als Potifar, Paul Mercurio als Josef, Martin Landau als Jakob und Lesley Ann Warren in der Rolle von Potifars Frau (Josef (Film)). Der zweiteilige dreistündige Film erhielt den Emmy als Bester Film und Ben Kingsley den Emmy für den Besten Männlichen Nebendarsteller.

Siehe auch: Portal Bibel