Papst Paul VI., bürgerlich Giovanni Battista Montini, (* 26. September 1897 in Concesio bei Brescia; † 6. August 1978 in Castel Gandolfo).
Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini war der Sohn eines Zeitungsverlegers und Politikers. Seine Studien absovierte er in Mailand und Rom und schloss sie mit dem juristischen und theologischen Doktorgrad ab.
Nach kurzem Wirken in der Pfarrseelsorge besuchte er in Rom die päpstliche Diplomatenschule. Seit 1922 arbeitete er im Staatssekretariat, wo er, abgesehen von einer kurzen Tätigkeit an der Warschauer Nuntiatur, bis 1954 wirkte. Nebenamtlich war er von 1925 bis 1933 Generalassistent des katholischen Studentenverbandes Italiens. Als solcher hatte er nicht geringe Schwierigkeiten mit dem faschistischen Regime. Vom Jahre 1937 an war er als Substitut ein enger Mitarbeiter von Staatssekretär Pacelli, dem späteren Pius XII.. Während er sich 1944 als Substitut vorwiegend den innerkirchlichen Aufgaben widmete, beschäftigte sich sein Kollege Tardini mit den kirchenpolitischen Aufgaben. Dabei verkörperte Tardini die Tradition, während Montini die Zukunft darstellte. Nachdem Pius XII. 1952 Montini zum Prostaatssekretär ernannt hatte, schickte er ihn zwei Jahre später völlig überraschend als Erzbischof nach Mailand. Der Anlass seiner Entfernung aus Rom scheinen Differenzen zu Pius XII. gewesen zu sein. Dies hinterte Montini jedoch nicht, sich nun mit aller Kraft der Großstadtseelsorge zu widmen. Sein Hauptaugenmerk galt der Arbeiterwelt. Den roten Kardinalshut bekam er erst am 15. Dezember 1958 durch Johannes XXIII. und wurde damit als Kardinalpriester mit der Titelkirche Santi Silvestro e Martino ai Monti in das Kardinalskollegium aufgenommen. Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm Montini als Mitglied der Kommission für die außerordentlichen Aufgaben teil, hielt sich aber bei den Konzilsdebatten sehr zurück.
Nach dem Tode Johannes XXIII. am 3. Juni 1963 trat am 19. Juni das Kardinalskollegium zum Konklave zusammen; bereits am 21. Juni wurde Montini zum Papst gewählt und nahm den Namen Paul VI. an. Die Krönungszeremonie fand am 30. Juni statt. Jedoch schon im Jahr 1964 legte er die Tiara ab und führte sie lediglich noch ein seinem persönlichem Wappen. Paul VI. hatte weder das Charisma seines Vorgängers, noch die suggestive Wirkung seines Nachfolgers. Geschwächt durch Alter und Krankheit bot er besonders in der Spätphase seines Pontifikats immer mehr ein Bild der Hilflosigkeit. In der Rückschau zeichnet sich aber mehr und mehr ab, dass er durch seinen Verzicht auf äußere Effekte und Show sowie durch sein Ernstnehmen des Menschen und seiner Probleme zu den modernsten Päpsten des 20. Jahrhunderts zählt.
Folgende Zeilen zeigen sein Wirken nur unvollständig und in Schlaglichtern: Paul VI. führte das von seinem Vorgänger Johannes XXIII. einberufene Zweite Vatikanische Konzil zu Ende und verwirklichte eine Reihe der von diesem Konzil angestoßenen Reformen, wie z. B. die Liturgiereform. Ferner reformierte er die Kongregation für die Glaubenslehre. Mit seiner Enzyklika Populorum Progressio (1967) und dem apostolischen Schreiben Octogesima Adveniens (1971) leistete er einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der katholischen Soziallehre. Die apostolischen Schreiben Marialis Cultus (1974) und Evangelii Nuntiandi (1975) nahmen aktuelle theologische Entwicklungen auf und waren Ausdruck eines zugleich moderneren und biblischeren Verständnisses der Marienverehrung und der Aufgabe der kirchlichen Verkündigung und Mission.
Umstritten ist bis heute die Enzyklika Humanae Vitae, in der Paul VI. die Verurteilung künstlicher Methoden der Empfängnisverhütung aufrecht erhielt. Die Deutsche Bischofskonferenz relativierte jedoch die Enzyklika mit der "Königsteiner Erklärung", welche die Ehepaare auf ihr eigenes Gewissen verwies.
Großen Eindruck machten während seines Pontifikates auch die Pilgerreisen, die ihn unter anderem ins Heilige Land, auf die Philippinen, nach Kolumbien und in die Vereinigten Staaten führten. Von großer ökumenischer Bedeutung war seine Begegnung mit Patriarch Athenagoras von Konstantinopel 1964, die zur Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen zwischen den Patriarchaten von Konstantinopel und Rom führte.
Die Reformen Pauls VI., insbesondere die Liturgiereform im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil, führten zur Abspaltung der traditionalistischen Bewegung um den Erzbischof Marcel Lefebvre, die bis heute andauert und auch zu einer kleinen Sekte von Sedisvakantisten führte.
Nach Paul VI. ist die Auszeichnung Internationaler Preis Paul VI. benannt.
G. Schwaiger kam zu folgendem Urteil über Paul VI.: "Zu Lebzeiten von vielen verkannt, nicht selten angefeindet, verklärt sich das Bild dieses Papstes zum respektvollem Verstehen seiner Persönlichkeit und seines Handelns. Paul VI. hat es sich nicht leicht gemacht. Aber es sind die besten Päpste gewesen, die an der Last ihres Amtes schwer getragen haben."
Enzykliken
Literatur
- Wilhelm Sandfuchs (Hrsg.): Papst Paul VI. - In nomine Domini, Würzburg, Arena 1963, 2. Aufl. (Arena-Bildtaschenbuch; Bd. 7). .
- Wilhelm Sandfuchs: Paul VI., Papst des Dialogs und des Friedens, Würzburg, Echter, 1978.
Weblinks
- Die wichtigsten von Papst Paul VI. verfassten Schriften, Briefe und Ansprachen, teilweise auf Deutsch
- Biografie von Weltchronik.de
- Statement von Papst Johannes Paul II. zu der Enzyklika Humanae Vitae
Personendaten | |
---|---|
NAME | Paul VI. |
ALTERNATIVNAMEN | Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini |
KURZBESCHREIBUNG | Papst |
GEBURTSDATUM | 26. September 1897 |
GEBURTSORT | Sarezzo |
STERBEDATUM | 6. August 1978 |
STERBEORT | Castel Gandolfo |