Esperanto

internationale Plansprache von Ludwik Lejzer Zamenhof
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Symbole
Esperantoflagge Jubiläumssymbol
Esperanto-Flagge Esperanto-Ei

Esperanto ist die weltweit bedeutendste Plansprache (Kunstsprache, Welthilfssprache). Ihr Name leitet sich von "Doktoro Esperanto" (dt.: Doktor Hoffender) ab, unter dem Ludwik Lejzer Zamenhof 1887 die Sprache veröffentlicht hat. Seine Absicht war es, eine leicht erlernbare, neutrale Sprache für die internationale Kommunikation zu entwickeln, die aber die existierenden Sprachen nicht abschaffen sollte. Die Sprache wird von der internationalen Esperantogemeinde für viele Zwecke benutzt: vor allem Reisen, Brieffreundschaften, kultureller Austausch, internationale Treffen, Literatur und Sprachunterricht.

Herkunft

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Ludwik Lejzer Zamenhof

Der Sprachgründer Ludwik Lejzer Zamenhof wuchs als jiddischer Muttersprachler in der mehrsprachigen, damals zum Russischen Zarenreich, heute zu Polen gehörenden Stadt Bialystok auf und erlebte Konflikte zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen.

Da er auch die Verschiedenheit der Sprachen als möglichen Grund für Konflikte ansah, wünschte er sich eine neue Sprache, die neutraler und leichter erlernbar wäre als bisherige Sprachen. Diese sollte als Zweitsprache für alle annehmbar sein. Sie sollte zusätzlich zu den nationalen Sprachen gelernt werden. Im Jahre 1887 schließlich veröffentlichte Zamenhof die erste Broschüre über ein Sprachprojekt, das er Lingvo internacia (internationale Sprache) nannte. Nach seinem Pseudonym Doktoro Esperanto (Doktoro = Doktor, Esperanto = ein Hoffender) wurde bald darauf die Sprache selbst als "Esperanto" bezeichnet.

Geschichte

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Erstes Buch über Esperanto, Warschau 1887 russ. Ausgabe

Zamenhof gab 1887 seine erste Broschüre über Esperanto (Internationale Sprache) als erstes auf Russisch heraus, dann auf Polnisch, Deutsch, Französisch und Englisch. 1888 folgte ein Dua libro (zweites Buch), demzufolge die erste Broschüre heutzutage Unua libro (erstes Buch) genannt wird.

Zunächst benötigte Esperanto eine gewisse Anlaufzeit. Die ersten Anhänger wurden vor allem durch die Zeitschrift La Esperantisto verbunden, die von 1889 bis 1895 in Nürnberg herausgegeben wurde. Nachdem die russische Zensur 1895 durch ein Einfuhrverbot die Fortführung der Zeitschrift unmöglich gemacht hatte, übernahm Lingvo Internacia aus Uppsala (Schweden) deren Rolle.

Ab 1900 machte Esperanto große Fortschritte in Westeuropa, vor allem in Frankreich. Dort war bereits 1898 von Louis de Beaufront der erste überregionale Esperanto-Verband errichtet worden. 1903 gründete sich der schweizerische Landesverband und im gleichen Jahr die Esperanto-Gruppe Berlin. 1906 gründete sich der Deutsche Esperanto-Bund.

Bis zum Ersten Weltkrieg erreichte Esperanto die meisten europäischen und auch schon einige außereuropäische Länder wie die USA, Japan, China und Südafrika. Die erste schwarzafrikanische Esperanto-Vereinigung (in Kongo-Kinshasa) datiert von 1963. Heute hat der Esperanto-Weltbund UEA über fünfzig Landesverbände und Mitglieder in über hundert Ländern.

Rückschläge erlitt die Esperanto-Bewegung unter Adolf Hitler und Josef Stalin. Obwohl sich schon 1931 ein Nationalsozialistischer Deutscher Esperanto-Bund gegründet hatte, wurden im Dritten Reich alle Verbände aufgelöst, die sich für Kunstsprachen einsetzten, darunter auch Esperanto - weiterhin wurde beispielsweise der Esperanto-Unterricht an deutschen Schulen am 17. Mai 1935 untersagt. Esperanto selbst war entgegen manchen Behauptungen nie direkt verboten. Von 1949 bis 1965 war die Bildung von Esperanto-Vereinigungen in der DDR untersagt.

Bereits durch den Völkerbund erhielt Esperanto eine gewisse Anerkennung, als 1922 der stellv. Generalsekretär Inazo Nitobe seinen offiziellen Bericht zum Esperanto vorlegte. Später unterstützte die UNESCO das Esperanto durch eine Resolution (1954, wiederholt 1986), in der sie die Mitgliedstaaten dazu aufrief, die Möglichkeit eines Gebrauchs der Sprache zu untersuchen.

Anwendung

Staatliche Verwendung und Förderung

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Esperantoliteratur

Bislang wurde Esperanto nur selten von Staaten als Kommunikationsmittel eingesetzt. Meist handelt es sich dabei um touristische Informationen oder Landesbeschreibungen (in der Bundesrepublik beispielsweise: Faktoj pri Germanujo); diverse Regime haben auch politische Propaganda auf Esperanto herausgegeben, so wurde durch den Deutschen Esperanto-Bund beispielsweise eine Rede Hitlers auf Esperanto herausgegeben.

Eine gewisse Bedeutung hatte Esperanto in der internationalen Arbeiterbewegung. Nach dem Abklingen des Stalinismus (ab 1956) wurde auch in den Ostblockstaaten eine organisierte Tätigkeit für Esperanto wieder zugelassen. Soweit sich die osteuropäischen Esperantovereine formell in den Rahmen der vorgegebenen offiziellen Kulturpolitik einordneten, wurden sie in der Regel geduldet oder sogar (wie andere Organisationen) materiell unterstützt.

Wissenschaft

Derzeit wird Esperanto als eine von fünf Hauptsprachen der Internationalen Akademie der Wissenschaften (AIS) verwendet.

Kultur

Ferner wurde die Sprache zuweilen in der Kunst eingesetzt. Einige Beispiele: In Charlie Chaplins The Great Dictator sind die Ladenaufschriften im jüdischen Ghetto auf Esperanto, und in Idiot's Delight mit Clark Gable wird in einer unbenannten europäischen Diktatur Esperanto gesprochen - man wollte nicht ein bestimmtes Land beschreiben und wich daher auf die neutrale Sprache aus. Ähnlich war es bei Street Fighter (1994) und Blade: Trinity (2005). Wegen des internationalen und exotischen Anklangs verwendete Michael Jackson Esperanto-Sätze auf seinem Album HiStory, und die deutsche Hip-Hop-Gruppe "Freundeskreis" spielte ein Album mit dem Titel und zum Thema Esperanto ein.

Sprachgemeinschaft

Die gleichsam in einer weltweiten Diaspora lebende Kommunikationsgemeinschaft der Esperantisten hat in den letzten Jahrzehnten Zuwächse in Bereichen Asiens und Lateinamerikas (wie China, Japan, Iran, Brasilien) und in bescheidenerem Umfang auch in einigen afrikanischen Ländern erfahren, ist jedoch noch immer vorwiegend europäisch geprägt. Bei aller Verschiedenheit teilen die Esperantisten eine Reihe spezifischer kultureller Traditionen und Aktivitäten. Viele Esperanto-Freunde treffen sich auf Kongressen, Seminaren, Kulturveranstaltungen, Festen sowie in Internet-Foren oder in Esperanto-Chaträumen. Veranstaltungsort des Esperanto-Weltkongresses, der jährlich größten Veranstaltung, ist im Jahr 2005 die litauische Hauptstadt Wilna (nach Peking, 2004; Göteborg, 2003 und Fortaleza, 2002).

Ein internationaler Gastgeberdienst namens Pasporta Servo informiert über Esperantisten, die bereit sind, andere Esperanto-Sprecher kostenlos für ein paar Tage bei sich übernachten zu lassen. Ein weiteres Adressenverzeichnis von Esperanto-Sprechern ist das Amikeca Reto.

Die bei weitem größten Esperanto-Organisationen in Deutschland sind der Deutsche Esperanto-Bund (DEB) und seine Jugendorganisation Deutsche Esperanto-Jugend (DEJ) mit ihren zahlreichen Orts-, Regional- und Landesverbänden. Die weltweite Dachorganisation des DEB heißt Universala Esperanto-Asocio (UEA) und hat ihren Sitz in Rotterdam. Die DEJ ist als nationaler Verband der UEA-Jugendorganisation TEJO angeschlossen.

Daneben gibt es im deutschsprachigen Raum auch kleinere Verbände wie den Freien Esperanto-Bund und den Saarländischen Esperanto-Bund. Weltweite Organisationen neben UEA und TEJO sind zum Beispiel die Sennacieca Asocio Tutmonda (SAT, Anationaler Weltbund) oder die Organiza Societo por Internaciaj Esperanto-Konferencoj (OSIEK).

Verbreitung

Schwierig ist es, die Anzahl der Esperanto-Sprecher anzugeben. Die Ungewissheit ergibt sich daraus, dass die Menschen, die Esperanto sprechen, über die ganze Erde verteilt leben und nur teilweise in Vereinen organisiert sind. Die Schätzungen gehen weit auseinander und hängen auch davon ab, welches Sprachniveau vorausgesetzt wird. Der Esperantist und Sprachwissenschaftler Detlev Blanke spricht von einer halben Million Menschen. Andere nennen Zahlen von bis zu mehreren Millionen. Hingegen nimmt der Esperantoaktivist Simon Payne in einer begründeten Schätzung an, dass nur 4.000 bis 20.000 Menschen Esperanto flüssig und einigermaßen fehlerfrei sprechen. In der Öffentlichkeitsarbeit tendieren Esperantisten dazu, eher zu hohe als zu niedrige Zahlen anzugeben.

Kann keine verlässliche quantitative, so kann doch aus der Untersuchung der Sprachpraxis heraus eine Aussage qualitativer Art getroffen werden. Die Sprechergemeinschaft des Esperantos war und ist offenbar ausreichend groß, um die Sprache in vielfältigen Funktionen, die zahlreiche Bereiche des modernen Lebens widerspiegeln, in einer bereits viele Jahrzehnte währenden Kontinuität anzuwenden und weiterzuentwickeln. Esperanto gehört nicht zu den vom Aussterben bedrohten Sprachen. Es hat heute wahrscheinlich mehr Sprecher als alle anderen Plansprachen zusammen.

Auch einige Muttersprachler gibt es inzwischen: Gelegentlich vermitteln Eltern – besonders binationale Paare, die untereinander Esperanto sprechen – ihren Kindern Esperanto als zweite oder dritte Muttersprache neben ihrer Landessprache (bzw. ihren Landessprachen). Der Esperanto-Weltbund (UEA) hat über viele Jahre in seinem Jahrbuch eine Liste von Esperanto-Muttersprachlern veröffentlicht, aber eingesehen, dass die Liste immer unvollständig bleiben und auch zu umfangreich werden würde, und daher die Veröffentlichung eingestellt.

Prominente Esperanto-Sprecher

Weitere Prominente haben sich positiv über Esperanto geäußert, oder sich näher mit dieser Sprache befasst, waren bzw. sind jedoch keine Esperanto-Sprecher. Dazu zählen u. a. Willem Drees, Leo Tolstoj, Albert Einstein, Umberto Eco, Richard von Weizsäcker, Isabel Allende, J. R. R. Tolkien und mehrere Päpste, darunter Johannes Paul II., der das Esperanto auch in seinem vielsprachigen Urbi et Orbi-Segen in den letzten Jahren mitberücksichtigte. Der Autor Jules Verne und der Weltraum-Pionier Konstantin Ziolkowski waren Ehrenmitglieder von Esperanto-Klubs.

Sprache

Aufbau

Hauptartikel: Esperanto-Alphabet, Esperanto-Rechtschreibung, Esperanto (Grundlagen)

Esperanto läßt sich "als eine lexikalisch vorwiegend romanische und morphologisch stark agglutinierende Sprache mit isolierenden Zügen charakterisieren" (Blanke,1985).

Ein wesentliches Merkmal des Esperanto ist sein Aufbau aus fast ausnahmslos unveränderlichen Morphemen (Wortelementen). Diese sind jeweils Träger einer selbständigen Bedeutung bzw. grammatischen Funktion.

Infinitiv-i (kanti)
Gegenwart-as (kantas)
Vergangenheit-is (kantis)
Zukunft-os (kantos)
Imperativ-u (kantu)
Konjunktiv-us (kantus)

Beispielsweise fügt man zur Wurzel kant- die Endung -o an, die die Substantive (Hauptwörter) kennzeichnet. So erhält man kanto, das Lied. Die Endung -i steht für Verben (Zeitwörter) und so erhält man kanti, singen. Ferner heißt mi kantas ich singe, mi kantis ich sang und mi kantos ich werde singen. Die Endung für die Gegenwartsform ist also ein angefügtes -as, für die Vergangenheit -is und für die Zukunft -os. (Das Deutsche hingegen verändert flektierend in diesem Fall den Stammvokal in singen von i zu a (sang). Siehe: Ablaut.)

Der deutlichen Unterscheidung von Subjekt und Objekt im Satz dient ein angehängtes "n" (Vgl.: Akkusativ), Beispiel: Neniu min amas. - Keiner liebt mich. , Neniun mi amas. - Niemanden liebe ich. Grammatische Geschlechter (etwa: der Baum, die Nacht, das Haus) gibt es im Esperanto nicht.

Das Vokabular entstammt verschiedenen europäischen Sprachen, vornehmlich den romanischen Sprachen, der deutschen, englischen und mit einigen Wörtern den slawischen Sprachen und der griechischen. Die Schreibweise ist phonematisch, das heißt, dass jedem Buchstaben nur ein Phonem (Grundlaut) zugeordnet ist.

Es hat sich gezeigt, dass Esperanto einen geringeren Lernaufwand erfordert als viele andere Sprachen. In den über hundert Jahren seiner Existenz hat sich Esperanto ähnlich wie eine natürlich entstandene Sprache weiterentwickelt – neue Wörter die in der Alltagssprache, in Zeitschriften oder in der Literatur gebraucht werden, finden nach einiger Zeit Eingang in Wörterbücher. Teilweise erscheinen neue Wörter auch zuerst als Prägungen von Lexikografen in Wörterbüchern und erlangen von da aus Verbreitung. Ein Teil dieser Wörter wird in den offiziellen Wortschatz der Akademie aufgenommen und gehört fortan zu den allgemeinverbindlichen Grundlagen der Sprache. Texte aus den frühen Jahren des Esperanto wirken im Vergleich mit heutigen stilistisch ähnlich veraltet wie z. B. deutsche Texte von vor hundert Jahren. Einen leichten Sprachwandel kann man also erkennen. Die Texte bleiben aber, wie auch deutsche Texte, für den heutigen Leser verständlich.

Die eigentliche wissenschaftliche Beschäftigung mit Esperanto nennt man Esperantologie, die ein Teilbereich der Interlinguistik ist.

Gebärdensprache

Auf der Basis von Esperanto und der Plangebärdensprache Gestuno wurde Signuno, welches als Lautsprachbegleitendes Gebärden auf der Basis von Esperanto eingesetzt wird, entwickelt. Das Signuno beinhaltet auch ein entsprechendes Fingeralphabet, mit der alle Sonderzeichen des Esperanto dargestellt werden können.


Esperantosprachige Literatur

 
Antoni Grabowski

Bei der esperantosprachigen Literatur unterscheidet man meist zwischen Übersetzungen und original auf Esperanto verfassten Werken.

Die ersten längeren Texte im Esperanto waren Übersetzungen von Werken der Weltliteratur, mit denen die frühen Literaten (neben Zamenhof u.a. Grabowski u. Kabe) die Eignung der jungen Sprache erproben wollten. Bereits in seiner ersten Broschüre von 1887 veröffentlichte Zamenhof neben dem Vater unser, dem Beginn des 1. Buch Mose (Genesis) und zwei Gedichten von Heinrich Heine auch zwei aus eigener Feder. Nach mehreren Novellen und Theaterstücken vor allem von bekannten deutschen und russischen Autoren erschien 1894 eine Übersetzung des Hamlet von Shakespeare. Als Meilenstein wurde 1926 die Veröffentlichung der gesamten Bibel gesehen, wobei die Übersetzung des Alte Testaments von Zamenhof, die des des Neuen Testaments von englischen Esperantisten stammte.

Heutzutage liefert der Esperanto-Buchmarkt nicht nur die so genannte Weltliteratur, sondern auch Übersetzungen von international weniger bekannter Literatur, gerade auch aus "kleinen" Sprachen. Da Übersetzungen moderner Literatur ins Esperanto meist von Muttersprachlern der Ausgangssprache angefertigt werden, und nicht, wie sonst bei Übersetzungen üblich, von Muttersprachlern der Zielsprache, tragen Übersetzungen ins Esperanto oft die Stilmerkmale der Originalsprache deutlicher als Übersetzungen in andere Sprachen.

Der erste original in Esperanto verfasste Roman erschien 1907, wird aber gemeinhin als literarisch nicht sehr wertvoll angesehen. Er wurde von einem Franzosen verfasst und enthält auch viele typische grammatische Fehler eines Franzosen. Erst in den 1920er Jahren kam es zu einem Aufschwung der Originalliteratur, unter anderem mit den Ungarn Kálmán Kalocsay und Julio Baghy. Nach dem Zweiten Weltkrieg machte die so genannte Schottische Schule Furore, unter anderem mit William Auld. Heutige "Stars" in der Esperanto-Literaturszene sind beispielsweise der Satiriker Jorge Camacho aus Spanien, die Kroatin Spomenka Štimec und der Ungar István Ertl. Als die Grande Dame der Esperanto-Literatur gilt die Engländerin Marjorie Boulton.
Im Jahre 1993 wurde die Gesellschaft der Esperanto-Schriftsteller (EVA) als Sektion in den Internationalen PEN-Club aufgenommen.

In der Sparte der Sachbücher ist naturgemäß vor allem das Thema Sprachwissenschaft entwickelt. Exemplarisch genannt seien hier der britische Phonetikprofessor John C. Wells (u. a. Lingvistikaj aspektoj de Esperanto) und der eher essayistisch schreibende schweizer Sprachmittler und Psychologe Claude Piron (La bona lingvo). Auch der französische Linguist und Religionshistoriker Gaston Waringhien ist mit zahlreichen Aufsätzen und Essays zu den Themen Sprache und Literatur hervorgetreten. Der in Südkorea lebende Schwede Bertil Wennergren verfasste eine populäre Internet-Grammatik, die eine besonders leicht fassliche Darstellung bietet. Im Bereich Geschichte gehören der Schweizer Edmond Privat, der Deutsche Ulrich Lins (Die gefährliche Sprache) und der Japaner Ito Kanzi zu den wichtigsten Autoren.

Teil der Esperanto-Literatur sind auch die Zeitschriften der Sprachgemeinschaft; hier kann nur eine kleine Auswahl präsentiert werden. Eine besondere Stellung hat die monatlich erscheinende Esperanto, nicht nur als Organ des Welt-Esperantobundes UEA, sondern auch wegen ihres Alters: sie erscheint seit 1905, mit nur kurzen Unterbrechungen während der beiden Weltkriege. Die UEA gibt ferner für Jugendliche die kulturelle Zeitschrift Kontakto heraus (und weitere Periodika und Schriftenreihen). Wichtig sind auch die in Antwerpen erscheinende Monato, die sich den deutschen Spiegel zum Vorbild genommen hat, und das Literaturmagazin Fonto aus Brasilien. Historisch bedeutsam sind Heroldo de Esperanto, 1920 von dem Rheinländer Teo Jung gegründet, und die Budapester Literaturzeitschrift Literatura Mondo. Nur im Internet gibt es Libera Folio (seit 2003), die sich kritisch mit den aktuellen Vorgängen der Esperanto-Welt auseinandersetzt. Darüber hinaus haben die meisten Esperanto-Landesverbände (in Deutschland: Esperanto aktuell des Deutschen Esperanto-Bundes) ihr eigenes Organ, ebenso die Fachverbände.

Zu den wichtigsten Esperanto-Verlagen gehören derzeit der Welt-Esperanto-Bund UEA, der Flämische Esperanto-Bund FEL, das Internationale Esperanto-Museum in Wien und KAVA-PECH in Prag.

Regelmäßige Radiosendungen auf Esperanto kommen unter anderem aus Peking, Warschau und der Vatikanstadt.

Sprachregulierung

Die Akademio de Esperanto beobachtet die Sprachentwicklung und gibt von Zeit zu Zeit Empfehlungen ab.

Kritik

Gegen Esperanto wird vielfältige Kritik vorgebracht. Teilweise gelten die Kritikpunkte auch für andere Plansprachen.

Sprachniveau

Oft wird Esperanto als leichter oder schneller erlernbar als alle Nationalsprachen dargestellt. Unerwähnt bleibt dabei häufig, dass es auch Menschen gibt, die schon vor Jahren begonnen haben, Esperanto zu lernen, und seitdem in der Esperanto-Bewegung aktiv sind, ohne die Fähigkeit zu erreichen, wirklich auf Esperanto zu kommunizieren.

Schon der Esperantoschriftsteller Julio Baghy nahm zu Beginn der 1930er Jahre solche eternaj komencantoj (ewigen Anfänger) aufs Korn. Sein satirisches Gedicht Estas mi Esperantisto handelt von einem Esperantisten, der bis auf Guten Tag! und Auf Wiedersehen! keinen Satz in Esperanto zusammenbringt: «Bonan tagon! Ĝis revido!» Ĝi sufiĉas por ekzisto.

Daneben gibt es die Esperantisten, die sich zwar einigermaßen verständlich machen können, die aber kaum einen Satz ohne Fehler grammatischer oder anderer Art produzieren können. Diese Gruppe stellt einen wesentlichen Teil der Esperantosprecher. Die Zahl derjenigen, die sich in Esperanto zwanglos und fehlerfrei ausdrücken können, liegt also deutlich unter der normalerweise angegebenen Sprecherzahl.

Eurozentrismus

Vielfach wird Esperanto als eurozentrisch kritisiert. Bemängelt wird zum Beispiel, dass die Grammatik an europäischen Sprachen orientiert sei. Esperanto ist für Menschen außerhalb des europäischen bzw. westlichen Kulturkreises deutlich schwieriger. Die Wortstämme sind einseitig europäischen Sprachen entnommen. Esperanto sei damit auf globaler Ebene kein neutrales Kommunikationsmedium. Konsonantenhäufungen wie im Deutschen oder im Russischen bereiteten zum Beispiel Japanern Schwierigkeiten, da sich in ihrer Sprache Konsonanten und Vokale abwechseln. Beispiele sind Worte wie ŝtrumpojn oder ŝercas.

Androzentrismus

Einige Kritiker nennen Esperanto androzentrisch (männerzentriert), da Personenbezeichnungen ohne die Endung -in- (wie im Deutschen) als männlich angesehen und weibliche von männlichen Formen abgeleitet werden, zum Beispiel patro (Vater), patrino (Mutter, eigentlich 'weiblicher Vater, Väterin'). Bei Berufsbezeichnungen, Tieren etc. ist der Gebrauch schwankend und muss von Fall zu Fall entschieden werden.

Sonderzeichen

Vielfach kritisiert wurden die "Sonderzeichen", sechs modifizierte, nur im Esperanto vorkommende Buchstaben: ĉ, ĝ, ĥ, ĵ, ŝ, ŭ. Bis heute fehlen sie in vielen Zeichensätzen. Das ist aber in Zeiten des sich immer mehr ausbreitenden Unicode und grafischer Drucker immer weniger ein Problem. Auch alle heutigen Internet-Browser zeigen diese Buchstaben an. Nur die Eingabe bereitet Probleme, da mangels Nachfrage keine Esperantotastaturen verkauft werden. Manchmal weicht man auf Ersatzschreibweisen aus; am häufigsten sind die h-Methode (zum Beispiel ch statt ĉ) und die x-Methode (cx statt ĉ). Die h-Methode ist die offizielle Ersatzschreibweise, wenn die Esperantosonderzeichen nicht zur Verfügung stehen. Hingegen ist die x-Methode besser für automatische Verarbeitung z. B. in E-Mails geeignet. Da das x im Esperanto nicht vorkommt, kann hier beliebig häufig in beide Richtungen konvertiert werden, sofern der Text keine nationalsprachlichen Namen oder Ortsbezeichnungen mit x (zum Beispiel Cuxhaven, Bordeaux) enthält.

Verwechslungsmöglichkeiten

Da die Personalpronomen sich ähneln (mi, vi, li usw.), können akustische Missverständnisse entstehen. Das gleiche Problem betrifft die so genannten "Tabellwörter", zu denen die meisten sonstigen Pronomen gehören. Die Verwechslungsmöglichkeit von ses (6) mit sep (7) wird im Funk- und Radioverkehr bisweilen durch die Ersatzwörter sis (6) (aus dem Ido) und sepen (7) gelöst.

Der russische Phonologe Nikolai Sergejewitsch Trubezkoi wies auf Phoneme (Laute) im Esperanto hin, die von Sprechern einiger Sprachen leicht verwechselt werden könnten: b und p, d und t, ĉ (tsch) und ĝ (dsch) usw. Dagegen wird argumentiert, ohne Laute, die in irgendeiner Sprache der Welt leicht verwechselbar seien, bliebe nicht viel Lautmaterial für Esperanto übrig.

Sonstiges

Oft wird die obligatorische Kennzeichnung des Akkusativs durch das Suffix "...n" kritisiert. Tatsächlich sind hier in der Sprachpraxis häufig Fehler anzutreffen. Demgegenüber stehen Vorteile wie große Flexibilität beim Satzbau bei gleichzeitiger Eindeutigkeit. Andererseits erreichen andere Sprachen vergleichbare Flexibilität ohne zusätzlich zu lernende Kasus.

Gelegentlich wird angemerkt, die Namen von Monaten und Wochentagen seien unnötig; es reiche, sie wie im Chinesischen oder in einigen europäischen Sprachen zu nummerieren.

Metaphorischer Gebrauch von "Esperanto"

Metaphorisch gebraucht man das Wort Esperanto manchmal auch, um etwas Internationales, Vermittelndes oder Gemischtes anzudeuten - beispielsweise: Java, das "Esperanto" der Computersprachen.

Dies kann häufig auch irreführend sein. Ein Beispiel stellt der Ausdruck Esperanto-Währung für den Euro dar: Der Euro wurde geschaffen, um andere Währungen abzuschaffen; den meisten Esperantisten hingegen lag nichts daran, die bestehenden Nationalsprachen anzutasten.

Literatur

  • Detlev Blanke: Internationale Plansprachen. Eine Einführung, Berlin: Akademie-Verlag 1985
  • Pierre Janton: Einführung in die Esperantologie, Hildesheim: Olms, 2. Auflage 1993
  • Erich-Dieter Krause: Wörterbuch Deutsch-Esperanto, Enzyklopädie, Leipzig, 1983
  • Erich-Dieter Krause: Kompaktwörterbuch Esperanto (Deutsch-Esperanto, Esperanto-Deutsch), 2., erw. Auflage 1995, Langenscheidt, ISBN 3-324-00607-4
  • Erich-Dieter Krause: Großes Wörterbuch Esperanto-Deutsch, Hamburg: Buske, 1999 - ISBN 3-87548-193-3
  • Ulrich Lins: Die Gefährliche Sprache – Die Verfolgung der Esperantisten unter Hitler und Stalin, Bleicher Verlag, Gerlingen-Stuttgart 1988 ISBN 3-88350-023-2#
  • Herbert Mayer: Grundwortschatz Esperanto, Wien: Pro Esperanto, 1992
  • Benoît Philippe: Sprachwandel bei einer Plansprache am Beispiel des Esperanto, Konstanz: Hartung-Gorre, 1991
  • Klaus Dahmann, Thomas Pusch: Esperanto Wort für Wort, Kauderwelsch Band 56, 1998, ISBN 3-89416-246-5 (Sprachführer mit Grammatik und Wortliste)

Siehe auch

Kategorie:EsperantoAkademio de Esperanto - Esperanto (Grundlagen)Esperanto-AlphabetEsperanto-Hymne - Esperanto-RechtschreibungEsperanto-KulturEsperantujoHomaranismo - Kurso de Esperanto - Vortaro

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