Rolf Riehm

deutscher Komponist
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. August 2005 um 11:15 Uhr durch 217.246.178.117 (Diskussion) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Rolf Riehm (* 15. Juni 1937 in Saarbrücken) ist ein deutscher Komponist.

Rolf Riehm wurde 1937 in Saarbrücken geboren. Er studierte zunächst Schulmusik in Frankfurt/M und ab 1958 Komposition bei Wolfgang Fortner in Freiburg. Danach Tätigkeit als Solo-Oboist (u.a. mit "Ungebräuchliches" bei den Internationalen Ferienkursen Darmstadt 1966). Riehm ist Mitbegründer der Frankfurter Vereinigung für Musik, die von 1964 bis 1970 existierte. Nach kurzem Schuldienst war er ab 1968 Dozent an der Rheinischen Musikschule Köln, wo er bis 1972 auch Mitglied der „Gruppe 8“, einem Zusammenschluß Kölner Komponisten, war. 1968 erhielt er die Auszeichnung „Premio Marzotto per la Musica“ und ein Stipendium der Villa Massimo, das ihm einen Aufenthalt in Rom ermöglichte. Von 1974 bis 2000 war Rolf Riehm Professor für Komposition und Tonsatz an der Musikhochschule Frankfurt/M. Von 1976 bis 1981 Mitglied des legendären „Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters“ Frankfurt. Konzertreisen, Vorträge und Workshops führten ihn u.a. nach Mittel- bzw. Südamerika, Schweden und Japan. 1992 erhielt er den Kunstpreis des Saarlandes, 2002 den Paul-Hindemith-Preis der Stadt Hanau.


Rolf Riehm ist, zumal er sich als politischer Mensch versteht, ein eigenwilliger Künstler. Niemand vor ihm hat einen so komplexen Kosmos aus philosophischen Reflexionen, historischen Fakten, Mythen, Märchen, Erinnerungen, naturwissenschaftlichen Argumenten, Erhabenem und Trivialem, aktuellen gesellschaftspolitischen Befunden, ganz persönlichen Zutaten und Zuwendungen musikalisch versinnlicht. Ohne sich in ältere oder jüngere Kompositionstraditionen zu begeben, hat er die ganze Palette an Ausdrucksmöglichkeiten genutzt und, wenn nötig, radikaler ausgeformt, als das im Rahmen der verfeinerten Klangkultur schicklich war. Das Getriebe, das die heterogenen Reflexionsebenen miteinander vermittelt, ist die Metapher, die Rolf Riehm in klangliche Gestik überführt. Fern aller Systematik hat er seine Kompositionen aus Landschaften differenziert gestalteter Gesten geformt, die einen klingenden Diskurs bilden, der Teil unserer kulturellen Diskussion ist. Riehm bringt die Bruchstücke zertrümmerter Visionen eines besseren Lebens zusammen mit den Machtinteressen der Zertrümmerer; selbst den archaischen Figuren der frühen Dichtung lauscht er Wünsche, Listen, Hoffnungen, Niedertracht, Enttäuschung, Liebe, Hass, Verrat, Gelüste, Sehnsucht, Trauer und Glück ab, spiegelt deren Auswirkungen in den Umständen der Antike und bricht deren Werte im Prisma der Gegenwart. Was immer er komponiert, entfaltet sich aus Fakten und Erfahrungen, die sich bis zur Gegenwart ergänzt haben zu explosiven Konglomeraten, die weder ästhetisch, noch politisch „korrekt“ in somatische oder haptische Klangvalenzen transformiert werden. Bernd Leukert

Werk

Musiktheater

Hörstück

  • Machandelboom (1981/82).

Orchesterwerke

  • Gewidmet. (1976)
  • He, tres doulz roussignol joly nach altfranzösischen Balladen und Virelais (1978)
  • O Daddy (1984)
  • Berceuse (1989)
  • Odysseus aber hörte ihr Schweigen nicht (1993)
  • Shifting Violinkonzert (1995)
  • Tänze aus Frankfurt (1980)
  • Das Schweigen der Sirenen für Sopran, Tenor, Orchester und elektronische Zuspielungen (1987)
  • Les Chants de la Revolution sont des Chants de l'Amour für Sopran, Orchester und elektronische Zuspielungen (1989, revidiert 1998)
  • Schubert Teilelager für Streichorchester (1989)
  • Die Erde ist eine Schale von dunkelm Gold. Zwei Bachparaphrasen für Sopran, Tenor, Bariton und Orchester (1966/1999)
  • Die Tränen des Gletschers. (1998)
  • Archipel Remix. (1999)
  • Restoring the Death of Orpheus. Akkordeonkonzert (2000)
  • Fremdling, rede - Ballade Furor Odysseus für Mezzosopran, Sprecher und Orchester (2002)
  • Die schrecklich-gewaltigen Kinder für Koloratursopran und großes Ensemble (2003)

Ensemblemusik

  • Contrapunctus XI (1994) für großes Ensemble und Keyboard
  • Schlaf, schlaf, John Donne, schlaf tief und quäl dich nicht (1997) - für Violine, Bassklarinette, Akkordeon, Keybord
  • Tempo strozzato (1978) für Streichquartett
  • Sarca-il fiume Sarca (1995) für 7 Bläser und Kontrabaß
  • Hawking (1998) für Klavier, Große Trommel und sechs Instrumente
  • Adieu, Marie, mon amour - Drei Liebeslieder in den Tod (2002) für Bratsche und Akkordeon

Diskographie

  • Push Pull, Teodoro Anzellotti, Hat Hut Records
  • The Contemporary Accordion Teodoro Anzellotti, Koch Schwann
  • Die Tränen des Gletschers (1998), col legno
  • Kompositionen für Gitarre, Cybele
  • Dokumentation Wittener Tage für neue Kammermusik 1997, Kulturforum Witten / WDR Köln
  • Sogenanntes Linksradikales Blasorchester, Trikont (1976-1981)
  • Werke aus den Jahren 1977-1993 - Rundfunk-Sinfonieorchester Baden-Baden und Saarbrücken, Leitung: Michael Gielen und Marcello Viotti, die Gitarristen Wilhelm Bruck und Theodor Ross sowie das Saarbrücker Streichquartett. Talking Music TalkM 1006
  • Machandelboom, Cybele
  • Das Schweigen der Sirenen/Tänze aus Frankfurt, hrMedia
  • O Daddy, col legno
  • Gewidmet, cpo

Vorlage:Stub