Gips

Mineral, Calciumsulfat mit gebundenem H₂O
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Gips ist ein farbloses bis weißes Sulfat-Mineral mit chemischer Zusammensetzung CaSO4 • 2H2O. Es hat eine sehr geringe Härte von 2 (es kann mit dem Fingernagel geritzt werden), kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und hat eine weiße Strichfarbe.

Gips
Wüstenrose, 10 cm lang
Wüstenrose, 10 cm lang

Gips als Wüstenrose
Chemismus CaSO4
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse ___
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Härte 2
Dichte 2,3
Glanz ___
Opazität ___
Bruch ___
Spaltbarkeit vollkommen
Habitus ___
häufige Kristallflächen ___
Zwillingsbildung Schwalbenschwanzzwillinge
Kristalloptik
Brechungsindices ___
Doppelbrechung ___
Pleochroismus ___
optische Orientierung ___
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ ___
weitere Eigenschaften
chemisches Verhalten ___
ähnliche Minerale ___
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
besondere Kennzeichen ___

Beim Erhitzen geht das Kristallwasser verloren und es entsteht zuerst ein manchmal Anhydrit I genanntes Hemihydrat mit der chemischen Formel CaSO4 • 1/2H2O, bei weiterem Wasserverlust schliesslich Anhydrit II, das aber mineralogisch schlicht Anhydrit genannt wird.

Vorkommen und Gewinnung

Gips kommt sowohl massiv und in feinkörniger Form als farbloser, weißer, gelber, roter oder grauer Alabaster vor als auch feinfaserig als Fasergips oder Atlasspat und auch kristallin als durchsichtiger tafeliger Selenit. In Chihuahua (Mexiko) wurden Gips-Riesenkristalle von bis zu 15 m Länge entdeckt.

Gefunden wird das Mineral in verschiedenen Kristallformen: So sind die Kristalle oft sehr groß, plastisch biegsam, vollkommen spaltbar, dicktafelig, oft krummflächig, manchmal auch verzwillingt; andererseits kommt Gips auch rosettenartig verwachsen als sogenannte Gipsrose oder Wüstenrose vor. Daneben finden sich manchmal durchsichtige Kristalltafeln, die dann als Marienglas bekannt sind. Als Polyhalit wird eine Gips-Varietät bezeichnet, welche mit Kaliumsulfat und Magnesiumsulfat verbunden, in den Steinsalzlagern von Straßfurt, Berchtesgaden und Ischl vorkommen. Stinkgips ist eine durch Bitumen verunreinigte Form.

Gips entstand geologisch durch Auskristallisieren von übersättigtem Calciumsulfat aus Meerwasser, es separiert wegen seiner geringen Wasserlöslichkeit als erstes Mineral noch vor dem Anhydrit aus. Man findet ihn aber auch als Verwitterungsprodukt sulfidischer Erze und in vulkanischen Schloten, wo er durch Reaktion von austretender Schwefelsäure mit Kalkstein entstehen kann.

Gips ist weitverbreitet, wichtige Vorkommen sind in Mexiko, Algerien, Spanien, Italien und den USA zu finden. In Deutschland ist das Mineral unter anderem bei Osterode im Harz, Eisleben in Sachsen und Borken bei Kassel zu finden.

Gips wird vorwiegend durch Bergbau gewonnen, fällt aber heute auch zunehmend bei der Rauchgasentschwefelung als Rauchgasgips an.

Verwendung als Rohstoff

Technisch nutzt man das Vermögen des Gipses, das durch Erhitzen (Brennen) teilweise oder ganz verlorene Kristallwasser beim Anrühren mit Wasser wieder aufzunehmen und dabei zu erhärten. Bei Erhitzen auf etwa 110ºC entsteht so genannter gebrannter Gips (das oben erwähnte Hemihydrat), bei 130 bis 160 ºC Stuckgips, ein Gemisch aus viel Hemihydrat und wenig Anhydrit. Sehr hoch erhitzter Gips wird auch "totgebrannter Gips" (Annalin) genannt, weil er mit Wasser nicht mehr abbindet.

In der heutigen Bautechnik wird Gips in Form von REA-Gips-Platten für Zwischenwände verwendet, daneben auch als Grundierung und Füllmittel.

In der Medizin wird Gips für den Gipsverband verwendet: Dabei werden die betroffenen Gliedmaßen mit feuchten Gipsbinden umwickelt, die dann innerhalb von Minuten aushärten.

In der bildenden Kunst wird Gips sehr oft für die Erstellung von Skulpturen verarbeitet, in der Technik für die Erstellung von Formen und Modellen verwendet. Marienglas spielt auch heute noch bei Kirchen- und Alabaster-Restaurierungen eine wichtige Rolle, während der totgebrannte Gips auch gerne als Zusatzstoff (Streckmittel) für Malerfarben verwendet wird, da er zu billigeren Produkten führt, ohne die Farbqualität stark zu beeinträchtigen.

Geschichte

Schon in der Antike wurde Gips als Baumaterial verwendet, so z. B. bei der Erbauung der Pyramiden von Gizeh oder der Alabastermoschee in Kairo. In Griechenland wurde es wegen seiner leichten Bearbeitbarkeit für Bauornamente an den Häusern genutzt. Die Römer schliesslich entdeckten, dass durch starkes Erhitzen eine Substanz entsteht, die mit Wasser vermischt aushärtet und als Putz verwendet werden kann.

Siehe auch: Liste von Mineralen