Die Geschichte von Sinuhe
| Sinuhe in Hieroglyphen | ||||||
|---|---|---|---|---|---|---|
| Name |
Sa-nehet S3-nh.t Sinuhe (Sohn der Sykomore) | |||||
Die Geschichte von Sinuhe ist eine romanhafte Erzählung der altägyptischen Literatur, die in der 12. Dynastie des Mittleren Reichs (um 1900 v. Chr.), wohl unter König (Pharao) Sesostris I., verfasst wurde. Die meisten Ägyptologen stimmen darin überein, dass es sich um ein Meisterwerk der ägyptischen Literatur und die bekannteste Erzählung aus dem Alten Ägypten handelt. Bereits im Alten Ägypten wurde sie noch lange nach ihrer Entstehung gelesen und weiterverbreitet. In moderner Zeit fand sie sogar Eingang in die Literatur und das Medium Film.[1]
Die Geschichte handelt von Sinuhe, der nach dem Tod Amenemhets I. in Panik gerät und nach einer abenteuerlichen Flucht schließlich in der Region Palästinas sesshaft wird und dort eine Familie gründet. Doch im Alter wird er von Heimweh geplagt. Tatsächlich bittet ihn Sesostris I. wieder heimzukehren, da er seine Unschuld am Tode seines Vaters Amenemhet erkannt habe. Daraufhin kehrt Sinuhe nach Ägypten zurück und wird dort mit allen Ehren empfangen.
Die Sprache des Textes (Mittelägyptisch) scheint als klassisch eingestuft worden zu sein, daneben scheint das Motiv des Heimwehs und der Wichtigkeit ein Ägypter zu sein und als ein solcher auch begraben zu werden, eine besondere Rolle für die Beliebtheit des Werkes gespielt zu haben.
Textüberlieferung

Die Erzählung ist auf acht Papyri, nämlich Papyrus Berlin 3022, Papyrus Berlin 10499, Papyrus Amherst Nr. 4, Papyrus Harageh 1, Papyrus Buenos Aires, Papyrus Moskau 4657, Turiner Papyrus CGT 54015, Papyrus London UC 32106C (aus Lahun) und auf ca. 25 Ostraka überliefert. Die beiden wichtigsten Textzeugen sind die Papyri Berlin 3022 (B) und 10499 (R). Bei B sind 311 Zeilen erhalten, von denen der Anfang fehlt, R enthält 203 Zeilen, davon auch den Beginn, wodurch der Text vollständig vorhanden ist.[2] [3] Beide Papyri datieren ins Mittlere Reich, wohl in die 2. Hälfte der 12. Dynastie, also etwa 100-150 Jahre nach der Zeit, in der die Erzählung spielt.[1]
Von den zahlreichen Ostraka, die Teile der Erzählung enthalten, stammen viele aus der Ramessidenzeit und wurden in Deir el-Medina gefunden. Das Wichtigste ist das Ashmolean Ostrakon, welches mit einer Breite von 31,5 cm und einer Höhe von 88,5 cm das größte erhaltene Kalksteinostrakon ist.
Alle Textzeugen stammen aus dem Mittleren oder Neuen Reich und wurden in hieratischer Schrift und mittelägyptischer Sprache verfasst.[1]
Inhalt




Am Anfang wird im Stil einer autobiographischen Grabinschrift Sinuhes Name und Titulatur genannt, die er an seinem Lebensende trägt: Der Graf und Fürst, der königlich unterägyptische Siegelbewahrer und einzige Freund (des Herrschers), der Richter und Verwalter in den Ländern der Asiaten, der wirkliche Bekannte des Königs, den er liebt, der Gefolgsmann, Sinuhe (Sohn der Sykomore). Die eigentliche Erzählung beginnt mit dem Tod des Königs Amenemhet I. am 7. Achet III im 30. Regierungsjahr, wobei der große Kummer des Volkes beschrieben wird, nicht aber der Grund für den plötzlichen Tod, die Beschreibung passt aber gut zur Lehre des Amenemhet, dernach Amenemhet I. bei einem Attentat im Harim starb.[4] [5]
Der "Kronprinz" Sesostris I. ist gerade auf dem Rückweg eines Libyenfeldzuges, den er als Kommandant geleitet hat, als ihn Boten mit der Nachricht des Todes seines Vaters erreichen. Ohne zu zögern und ohne sein Heer zu informieren eilt Sesostris zur Residenz um sich um die Regelung der Nachfolge zu kümmern. Als man auch nach den anderen Königskindern mit der Todesnachricht sendet, bekommt diese Sinuhe zufällig mit und ergreift darauf die Flucht. Detailreich beschreibt er seine Bestürzung und Panik, ohne Angabe eines genauen Motivs seiner überstürzten Flucht.[6] [5]
Die Flucht führt ihn durch verschiedene Orte und Länder.[7] Er erreicht die asiatische Grenze bei Wadi Tumilat, wo er sich zunächst aus Angst von einem Wärter gesehen zu werden in einem Gebüsch versteckt, bis er Nachts den heimlichen Grenzübertritt wagt, indem er die sog. "Mauern des Herrschers" überwindet. Wenig später schildert er eindrücklich die Erfahrung seiner Todesnähe, als er fast durch Verdursten stirbt und im letzten Moment von Beduinen gerettet wird. [8] [5]
Anschließend reist Sinuhe weiter nach Byblos (im heutigen Libanon) und nach Qatna (im heutigen Syrien), bis ihn Amunenschi, der Herrscher von Ober-Retjenu (Bergland von Syrien-Plästina), bei sich aufnimmt. Als ihn Amunenschi über den Grund seiner Flucht befragt, antwortet Sinuhe m jwms[9], wie er es nennt, also in Unwahrheit oder Halbwahrheit und sagt, dass er nicht wisse, was ihn in dieses fremde Land gebracht habe, es war wie ein Plan Gottes[10]. Als sich Amunenschi nach der Situation in Ägypten erkundigt, hebt Sinuhe zu einer Eulogie auf König Sesostris an, in der er ihn als heldenhaften Krieger, furchtlos gegenüber den Fremdländern und unglaublich beliebt in seinem Land schildert. Darauf führt ihm Amunenschi aber die Realität seiner Situation vor Augen: Nun, Ägypten hat es gut, da es weiß, dass er kraftvoll ist. Siehe, du bist (nun aber) hier, du bist bei mir. Gut ist, was ich dir tue.[11] Amunenschi erweist sich als generös, indem er ihn zum Fürsten und Befehlshaber der Armee ernennt und ihm seine Tochter zur Frau und ein Stück fruchtbares Land im Grenzgebiet namens Jaa gibt, welches Sinuhe als eine Art "Schlaraffenland" schildert. So gründet Sinuhe eine Familie und verbringt viele Jahre in diesem Land.[12] [5]
Ein zentraler Vorfall und Wendepunkt der Geschichte ist Sinuhes Duell mit einem lokalen Herausforderer, dem Starken von Retjenu, ein namenloser Mann, der schon ganz Retjenu bezwungen hat. Dieser dachte Sinuhe zu berauben und fordert ihn zum Kampf heraus. Sinuhe besiegt den Starken von Retjenu, was ihm noch mehr Reichtum und Ansehen bringt. Ironischerweise löst dies in Sinuhe einen inneren Konflikt aus und er verspürt plötzlich Heimweh nach Ägypten und betet zu den Göttern: Sicher wirst du geben, dass ich den Ort sehe, an dem mein Herz weilt! Was ist größer, als dass mein Leichnam mit dem Land vereinigt wird, in dem ich geboren bin?[13] [5]
Fast schon wie durch ein Wunder werden Sinuhes Gebete erhört und er empfängt einen Brief des Königs Sesostris, welcher ihn bittet, wieder nach Ägypten zu kommen, da er nichts Schlechtes verübt habe. In seinem Antwortbrief beteuert Sinuhe zum wiederholten Male seine Unschuld und dass er seine Flucht nicht beabsichtigt habe und er nicht aus eigenem Antrieb geflohen sei, sondern diese in einem traum-artigen Zustand erfolgte, als ob ein Gott sie veranlast habe. [14] [5]
Darauf reist Sinuhe auf dem Horusweg nach Süden und gelangt in die Hauptstadt Itj-taui. Als ihn der König zur Audienz im Palast empfängt wirft er sich vor diesem auf den Boden und hat einen todesähnlichen Kollaps: Ich war wie ein Mann, der gepackt wird von der Dämmerung, meine Seele war vergangen, mein Leib war ermattet, mein Herz, es war nicht in meinem Körper. Ich wusste <nicht> das Leben vom Tod zu unterscheiden.[15] Sinuhe wird aufgehoben und die Königin und die Königskinder werden gerufen, die erneut um Gnade für Sinuhe bitten, worauf der König diese gewährt und veranlasst, dass Sinuhe wieder die Stellung eines Hofbeamten innehaben wird. Der König lässt ihm auch eine Steinpyramide in seinem Pyramidenfeld errichten, die u.a. mit einer aus Gold überzogenen Statue ausgestattet war.[16] [5]
Form und Stilistik
Unter Ägyptologen besteht weitgehend darin Einigkeit, dass die Geschichte in Versen (und nicht in Prosa) geschrieben ist, deren Charakter jedoch unterschiedlich aufgefasst wird.[17] Gerhard Fecht hat vorwiegend den Mittelteil nach seinen Regeln der Metrik gegliedert.[18] Ein erfolgsversprechenderer Weg scheint die Einteilung der Verse nach Sinneinheiten zu sein.[17] So sieht Miriam Lichtheim wie in der biblischen Literatur im parallelismus membrorum ein grundlegendes Formprinzip.[19] Nach John Foster erstreckt sich die Vollendung des Parallelismus mehrheitlich auf ein Verspaar, das er Thought Couplet ("Gedankenpaar") nennt.[20]
Das folgende Textbeispiel (Beschreibung des Landes Jaa) veranschaulicht die Einteilung der Verse in Thought Couplets wie sie John Foster vornimmt:
- Ein gutes Land ist es, Jaa ist sein Name,
es gibt nicht Seinesgleichen auf Erden.
- Feigen sind in ihm und Weintrauben
(und) mehr Wein hat es als Wasser.
- Reichlich ist sein Honig, zahlreich seine Moringaölbäume
(und) jegliche Früchte sind auf seinen Bäumen.
- Gerste ist in <ihm> und Emmer,
es gibt (auch) kein Ende jeglichen Viehs.
- Reichlich war auch das, was mir zukam,
zusammen mit dem, was hereinkam wegen meiner Beliebtheit.[21]
Jan Assmann ist es gelungen, auf Grund der in mehreren Handschriften überlieferten Rubren ein zu den Versen übergeordnetes Einteilungsschema herauszuarbeiten. Demnach besteht der Text aus 40 Perikopen (größere Abschnitte von Versen) unterschiedlicher Länge, deren Grenzen durch Rubren bestimmt sind. Weiter lässt sich eine Gliederung in 5 Abschnitte zu je 8 Perikopen vormehmen: I. Die Flucht, II. Sinuhe und Amunenschi, III. Die Wende, IV. Der Briefwechsel zwischen dem König und Sinuhe und V. Heimkehr.[22] Über den Sinn dieser Einteilung in 5 Abschnitte reflektiert Assmann:
„Die Abschnitte I, III und V bringen die Erzählung voran, nach der universellen Dreiteilung jeder Geschichte in arché (Exposition), peripateia (Wende, Komplikation) und lysis (Auflösung) in drei klar voneinander abgesetzten Schritten. Die Abschnitte II und IV halten die Erzählung auf und loten in reflektierenden, als (mündlicher und schriftlicher) Dialog gestalteten Perikopen den Sinnhorizont des Geschehens aus. I und V stehen sich kontrastiv gegenüber: schmachtvolle Flucht und Ausgliederung aus der Gemeinschaft, ehrenvolle Rückkehr und Wiedereingliederung in die ägyptische Gesellschaft. Der Mittelabschnitt III enthält in seiner mittleren, durch Überlänge hervorgehobenen Perikope Höhepunkt und Wende der Geschichte: den Zweikampf mit dem "Starken von Retenu".“
Einzelfragen
Sinuhes Flucht

Die Gründe für Sinuhes Flucht werden nicht genannt und bleiben im Dunkeln. Zwar sucht Sinuhe in verschieden Passagen nach einer rationalen Erklärung für diese, doch kommt er immer wieder zum Schluss, dass er sie nicht kennt. Die Flucht erfolgte nicht aus eigenem Antrieb, sondern in einem traum-artigen Zustand, wie ein Plan Gottes. Allerdings gibt er auch zu, dass er Amunenschi über seine Motive in Unwahrheit bzw. Halbwahrheit berichtete, was darauf hindeutet, dass er die Gründe bewusst verschweigt oder nicht mit vollkommener Offenheit schildert. Zudem beteuert er zwar, dass seine Flucht nicht aus Furcht geschah, sein Verhalten drückt aber das Gegenteil aus: Auf seiner Flucht mied er bewohnte Plätze und sogar das Auftauchen vereinzelnter Menschen auf dem Weg flößte ihm Angste ein.
Das erschütternde Ereignis, das zu seiner Flucht führte, war vermutlich ein Attentat auf den König Amenemhet I. Vielleicht stand Sinuhe in Verbindung mit dem Kreis am Hof, der für die Geschehnisse verantwortlich war und fürchtete zurecht um seine Person. Seine Lage ist zweifelsohne durch den Umstand charakterisiert und bedingt, dass er eine der Hauptpersonen des Harims der Prinzessin war, eine Harimsverschwörung aber mit Recht vermutet werden kann.[24]
Amunenschi

Mit der Figur des Amunenschi, Fürst von Oberretjenu, wird erstmals in der ägyptischen Literatur ein Ausländer als "Person" mit einer ihm eigenen Identität dargestellt, indem die Präsentation mit der Erwähnung seines Namens und seiner Funktion erfolgt. Somit wird er primär als ein Herrscher ausgewiesen und ersetzt damit die übliche ethische Verallgemeinerung des Fremden als pauschaler, negativ konnotierter Größe und dadurch dass er ägyptisch spricht wird er sogar in die ägyptische Sinnwelt aufgenommen.[25]
Der Kampf gegen den Starken von Retjenu

Bei Sinuhes Kampf gegen den Starken von Retjenu handelt es sich um eine der ältesten Schilderungen dieser Zweikampfsituation, wie man sie auch in ählicher Weise in der biblischen Erzählung von David und Goliath (1 Sam 17 LUT) findet.
Der eigentliche Ablauf des Kampfs wurde ziemlich unterschiedlich aufgefasst, dürfte sich aber folgendermaßen abgespielt haben: Am Kampftag erwartet Sinuhe bereits den "Starken", womit er diesem demonstriert, dass er keine Angst vor ihm hat. Am Vortag hat er für den Kampf nur die Waffen Bogen und Dolch vorbereitet, Waffen, in deren Umgang er als Ägypter sicherlich gut geschult war. Der "Starke" muss also erkennen, dass Sinuhe nur mit den Fernwaffen Pfeil und Bogen zu kämpfen gedenkt. Er muss das ganze Waffenarsenal, das er mitgeschleppt hat, fallen lassen und feuert als Erster seine Pfeile auf Sinuhe, die dieser jedoch ins Leere gehen lässt. Wütend stürzt er darauf über den Kampfplatz auf Sinuhe zu und wird von diesem von einem einzigen Pfeilschuss gestoppt. Als Kulmination des Schimpfes und Kulmination ägyptischer Überlegenheit - der Triumph des Geistes über die rohe Kraft des Barbaren - erschlägt Sinuhe den "Starken" mit dessen eigener Streitaxt.[26]
Es bestehen bemerkenswerte Parallelen zur Geschichte von David und Goliath, die sowohl von ägyptologischer Seite als auch alttestamentlicher Wissenschaft herausgearbeitet wurden: Schauplatz beider Kämpfe ist das syrisch-palästinische Gebiet und beide Gegener werden in bisher unbesiegbarer Stärke beschrieben.[27] Der Starke von Retjenu und Goliath werden mit ihren eigenen Waffen besiegt. David besiegt den Philister im Namen Gottes und auch Sinuhe besiegt unter Beistand eines ägyptischen Gottes (Month) einen traditionellen Gegner Ägyptens: Den asiatischen Nomaden.[28]
Allerdings gibt es auch signifikante Unterschiede in den beiden Versionen und Sinuhes Darstellung ist gut 1000 Jahre älter als die biblische Überlieferung. Der Typus der berichteten Kämpfe dürfte eine bodenständige Realtradition im syrisch-palästinsichen Raum haben. Möglicherweise gelangte das Motiv durch die Hyksos nach Ägypten, da die Bewohner von Retjenu als Ḥq3 ḫ3s.wt genannt werden, womit vielleicht bereits die Hyksos gemeint sind. Jedenfalls gibt es in der ägyptischen Literatur keine Parallele und es handelt sich sehr warhscheinlich um eine Tradition des syrisch-palästinischen Raums.[29]
Koregentschaft von Amenemhet I. mit Sesostris I.

Nach Meinung einiger Ägyptologen setzte Amenemhet I. in seinem 20. Regierungsjahr seinen Sohn Sesostris I. als Mitregent ein und sie regierten für zehn Jahre zusammen auf dem ägyptischen Thron. Die Frage nach Koregenzen im Alten Ägypten allgemein und insbesondere jener von Amenemhet I. mit Sesostris I. gehört zu den umstrittensten Fragen in der Ägyptologie. Gemäß der Theologie und "Königsideologie" der alten Ägypter ist der König ein singuläres, göttliches Wesen, und daher nur als Alleinherrscher vorzustellen. Er regiert als Verkörperung des Horus auf Erden und verschmilzt nach seinem Tod mit Osiris, dem Herrscher der Unterwelt. Nach diesem Konzept ist es kaum vereinbar, dass plötzlich zwei Horusfalken regieren.[30] Andererseits hatte eine Koregentschaft aus pragmatischen Erwägungen sicher viele Vorteile:
„Thronwechsel, und damit Machtwechsel, dürften in Ägypten, wie auch in anderen orientalischen Monarchien, sicher sehr häufig durch Haremsintrigen, Morde und Umstürze inszeniert worden sein, fraglos sehr viel öfter als die wenigen Male, wo unsere Quellen derartiges aussagen oder andeuten. [...] Gewaltsames Vorgehen dürfte im Zusammenhang mit Thronwechsel eher die Regel als die Ausnahme gewesen sein. Gegen diese Gefahren bot die vorzeitige Krönung des designierten Nachfolgers, noch zu Lebzeiten des alten Königs, eine gewisse Sicherheit: Wollte man beim Tod des alten Herrschers einen anderen als den legitimen Erben zum König machen, hätte man dann einen schon gekrönten Monarchen beseitigen müssen.“
Als Beleg für oder gegen eine solche Koregenz wurden auch einige Textstellen der Sinuhe-Erzählung ins Feld geführt. So wird zu Beginn, beim Bericht über den Libyenfeldzug (R 12-13), der Name Sesostris' I. in Kartusche geschrieben, die üblicherweise den Namen eines Königs umgibt. Darin sieht Jansen-Winkeln einen Beweis dafür, dass Sesostris zu diesem Zeitpunkt bereits Herrscher war.[32] Nach Auffassung Claude Obsomers ist dies allerdings eine anachronistische Bezeichnung, da die Erzählung zu einem Zeitpunkt verfasst wurde, als Sesostris König war. Etwas später (R 18) wird Sesostris wiederum nur als "Königssohn" (s3 njswt) bezeichnet, was nach Obsomer beweist, dass er noch nicht König war.[33] Für Jansen-Winkeln ist aber an dieser Stelle nur die Funktion als Sohn relevant, da über den Tod des Vaters berichtet wird.[32]
Eine weitere Stelle aus der Eulogie auf Sesostris I. zieht Günter Burkard als Argument gegen eine Koregenz heran:
„Er ist es, der die Fremdländer unterwarf, während sein Vater in seinem Palast war. Er meldet ihm die Vollstreckung seiner Befehle.“
So ist es nach seiner Meinung kaum möglich, dass ein Koregent Befehle ausführt und Sesostris ist hier nur in seiner Rolle als Sohn und Feldherr beschrieben. [34]
Das Attentat auf Amenemhet I.

Der Bericht über den Tod Amenemhets I. zu Beginn der Sinuhe-Erzählung erinnert an die Lehre des Amenemhet. In dieser berichtet Amenemhet im Stil eines posthum verfassten "Testaments", wie er einem Attentat zum Opfer fiel:
„Es war nach dem Abendbrot, die Nacht war gekommen.
Ich gönnte mir eine Stunde der Erquickung,
indem ich auf meinem Bett lag, denn ich war müde,
und mein Herz begann, sich meinem Schlaf hinzugeben.
Da wurden die Waffen für meinen Schutz gegen mich gewendet,
während ich mich wie eine Schlange in der Wüste verhielt.
Ich erwachte zum Kampf, indem ich sofort bei mir war,
und fand, dass es ein Handgemenge der Wache war.
Ich habe mich zwar beeilt, die Waffen in meiner Hand,
und so habe ich die Feiglinge in (ihren) Schlupfwinkel zurückgetrieben.
Es gibt aber keinen, der allein kämpfen kann,
und eine erfolgreiche Tat gelingt nicht ohne Helfer.“
Weiter wird berichtet, dass sich das Attentat ereignete, als Amenemhet ohne Sesostris war, was an den in Sinuhe erwähnten Libyenfeldzug denken lässt. Auch passt gut zur Tatsache, dass Sinuhe, ein Harims-Beamter, flieht, dass er offenbar einer Harimsverschwörung zum Opfer fiel:
„Hatten denn jemals Frauen Truppen aufgestellt?
Zieht man denn Rebellen im Palast auf?“
Allerdings wird in der Lehre des Amenemhets nicht über den Ausgang des Attentats berichtet. Dies führte unter Ägyptologen zu verschiedenen Auffassungen darüber, gerade auch im Zusammenhang mit der Diskussion zu den Koregenzen.
Nach einer Auffassung starb Amenemhet nicht durch ein Attentat in seinem 30. Regierungsjahr, sondern entging einem solchen etwa 10 Jahre vor seinem (natürlichen) Tod und richtete als Konsequenz darauf das Amt des Mitregenten für seinen Sohn Sesostris ein. Demnach gab Amenemhet die Lehre in Auftrag und sie schildert eine "was-wäre-wenn"-Situation, um die Position eines Mitregenten zu rechtfertigen.[30] Gemäß Jansen-Winkeln widerspricht dem Sinuhes Flucht nicht. Er flieht aufgrund eines Irrtums oder Hörfehlers mit Unruhen, im weiteren Verlauf der Geschichte beteuert er mehrfach, dass eben nichts vorgefallen war und nur "sein Herz" ihn irregeleitet hatte.[32]
Nach anderer Auffassung schildern die Geschichte von Sinuhe und die Lehre des Amenemhet beide die historischen Umstände von Amenemhets Tod. Die Lehre wurde nach dem Tod Amenemhets von Sesostris in Auftrag gegeben, um seine Nachfolge zu legitimieren.[37]
Interpretationen
Autobiographie

Die Erzählung beginnt und endet ganz im Stil einer Autobiographie und wie die authentischen Autobiographien hat sie andere Formen in das Grundmuster einbezogen (Königshymnus, Königsbrief), geht aber mit weiteren Gattungen (Klagelied, Privatbrief, Kulthymnus) und in Umfang , Stil und Intention erheblich darüber hinaus.[38]
Zuletzt äußerte 1996 Kenneth A. Kitchen die Vermutung, dass die Geschichte, die sowohl Merkmale von Autobiographien als auch fiktionalen Werken aufweist, auf der Grundlage einer echten Autobiographie basiert, die vom Grab eines Sinuhe im Pyramidenbezirk des Sesostris auf Papyrus kopiert und weiterverbreitet worden sei:
“Its preamble of titles, name, "he says" plus first-person narrative, its freedom in citing "inserts" (poems, as Uni; decree, as Senedjemib), its highly specific references to real contemporary rulers in Egypt and abroad, to real dates (Year 30, death of Amenemhat I) and to detailed locations at home and abroad (Maaty, Peten, Red Mountain, Byblos, Iaa, etc.) all set it clearly alongside such adventurers as Uni or Harkhuf, for example. Unlike the fictional works, there is no "once upon a time" element, no anonymity about main characters, no vagueness about locations, and no fantasies or magic marvels.”
„Seine Einleitung mit Titeln, Name, „Er sagt“ plus Erzählung in der ersten Person, seine Freiheit im Zitieren von „Einbettungen“ (Gedichte wie bei Uni, Dekrete wie bei Senedjemib), seine höchst spezifischen Bezüge zu echten zeitgenössischen Herrschern in Ägypten und im Ausland, zu realen Daten (Jahr 30, Tod des Amenemhet I.) und zu detaillierten Ortsangaben zu Hause und im Ausland (Maaty, Peten, Roter Berg, Byblos, Iaa, etc.) stellt sie klar neben Abenteurer wie z.B. Uni oder Harchuf. Ungleich zu den fiktionalen Werken gibt es kein Es-war-einmal-Element, keine Anonymität der Hauptcharaktere, keine Vagheit über Orte und keine Fanatastereien oder magische Wunder.“
Allerdings betonen die meisten Ägyptologen den literarischen Charakter der Erzählung und bisher wurden von ihr keine Belege außerhalb des literarischen Rahmens gefunden.[40]
Politische Intention
Georges Posener arbeitete 1956 in subtiler Analyse eine Gruppe von Werken der älteren, "klassischen" Literatur als politische Literatur heraus, als Literatur zum Zweck der Legitimierung der jungen, legitimationsbedürftigen 12. Dynastie.[41]
So waren die Könige zu Beginn der 12. Dynastie mit der Schwierigkeit konfrontiert, das Prestige des Amtes zu restaurieren und ein Königtum zu etablieren, das wie im Alten Reich durch die absolute Loyalität der Untertanen bestimmt wurde. Deshalb wurden die Texte dieser Dynastie gelegentlich als "Propagandaliteratur" bezeichnet, als Medium für Propagandazwecke, die u.a. immer wieder die goldenste aller Tugenden betonen: Die Loyalität dem König gegenüber.[30]
Posener gebrauchte den Begriff "Propaganda" nur äußerst vorsichtig, im Bewusstsein, wie vorbelastet und missverständlich er ist. William Kelly Simpson verwendet die Bezeichnung "maintenance propaganda" (i.e. Aufrechterhaltungs-Propaganda), die dazu dient, den status quo der politischen und religiösen Situation zu Erhalten, und nicht ihn zu verändern. [42] So ist wohl die Mehrzahl dieser Teste mit der Absicht verfasst worden, auf der zeitlosen Folie von jzf.t vs. m3ˁ.t "Chaos vs. Ordnung" die Gegenwart als beste aller Welten [zu] erweisen.[43]
Betrachtet man das Wort "Propaganda" in seiner Bedeutung als neulateinsche Kompositbildung "congregatio de propaganda fide" ("Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens"), trifft dies durchaus auf den Hof des Mittleren Reiches zu: eine Gesellschaft, die im Sinne Buchbergers ["Chaos vs. Ordnung"] den Glauben verbreitete, die Gegenwart sei die beste aller möglichen Welten.[44]
In diesem Rahmen sellt Georg Posener auch für die Sinuhe-Erzählung einen starken Bezug zum Königshof von Sesostris I. fest, hält sich aber im Urteil zurück, ob es sich um ein politisches Propagandawerk handelt:
« La peinture que fait le roman de la situation détendue et heureuse, à la fin du règne de Sésostris Ier, est tout à l'avantage de ce roi. Malgré cela, et bien que l'auteur consacre beaucoup de place à la personne du pharaon, on ne peut dire qu'il s'agit, à proprement parler, d'une oeuvre de propagande politique. Les Aventures de Sinouhé sortent, nous seble-t-il, des sphères proches de la cour; elles traduisent donc des sentiments et témoignent des préoccupations qu'on s'attent à trouver dans ce milieu. L'auteur les exprime sans exès particulier, ses convictions paraissent authentiques, et on ne décèle pas dans son récit, somme toute assez naïve, d'artifices calculés en vue d'influer sur le lecteur. C'est bien plutôt la cincérité et la chaleur des sentiments de l'écrivain qui fond des Aventures de Sinouhé une oeuvre apte à servir, auprès du public, la cause de la royauté, en mettant en valeur l'intrigue du roman, son caractère d'histoire vécue et la morale qui s'en dégage. »
„Die Darstellung, die der Roman von der entspannten und glücklichen Situation am Ende der Regierungszeit von Sesostris I. macht, ist ganz zum Vorteil dieses Königs. Nichtsdestotrotz, und obwohl der Autor der Person des Pharaos viel Platz einräumt, kann man nicht sagen, ob es sich genau genommen um ein Werk politischer Propaganda handelt. Die Abenteuer des Sinuhe entspringen, wie es scheint, aus dem nahen Umkreis des Hofs; so geben sie Empfindungen wieder und zeugen von Anliegen, wie man sie in diesem Umfeld vorzufinden vermutet. Der Autor drückt sie ohne besonderen Übertreibungen aus, seine Überzeugungen erscheinen authentisch, und man erkennt in seiner Erzählung, alles in allem ziemlich naiv, keine beabsichtigten Kunstgriffe, die darauf abzielen, seinen Leser zu beeinflussen. Es sind vielmehr die Wahrhaftigkeit und die Warmherzigkeit des Schreibers, die die Abenteuer des Sinuhe zu einem Werk machen, das geeignet ist, bei der Leserschaft das Königtum zu thematisieren, indem man der Handlung des Romans, seinem Zeichen der gelebten Geschichte und seiner Moral einen besonderen Wert beimaß, die sich aus ihm abzeichneten.“
Werkimmanente Interpretation
Nachdem Georges Posener in bahnbrechender Analyse die politische Tendenz und damit den außerliterarischen Zweck des Textes erforschte, leitete John Baines mit folgenden Worten 1982 eine neue Interpretationsmethode für Sinuhe ein:
“Despite the volume of writing on Egyptian literature, possible approaches to it that are widespread in other literary fields have been little used.”
„Trotz dem Umfang an Geschriebenem über Ägyptische Literatur wurden an ihr mögliche Ansätze, die in anderen Gebieten der Literatur weit verbreitet sind, wenig gebraucht.“
John Baines unterzog die Sinuhe-Erzählung partienenweise und aus wechselnder Perspektive einer vertieften werkimmanenten Interpretation.[47] Diese konzentriert sich auf eine möglichst genaue Analyse der Elemente des Textes und ihres inneren Zusammenhanges, und ignoriert weitgehend den gesellschaftlichen Rahmen.
Mit dieser Methode kam Baines zu folgendem Urteil:
“Scrutiny of the narrative structure and the presentation of character in Sinuhe does identify considerable complexity, analogous with the richness of the text in style and vocabulary; it also brings out the relationship of the text with Egyptian values. Techniques of analysis that are applied to western literature seem to yield results with Sinuhe, but reveal alien preoccupations and emphases, as is only to be expected. Such analysis do not seek to discover a single, correct understanding or author's intention in a text, but to deepen our comprehension of its meaning.”
„Die genaue Untersuchung der narrativen Struktur und der Darstellung von Zeichen im Sinuhe identifizieren eine beträchtliche Komplexität, analog mit dem Reichtum des Texts in Stil und Vokabular; sie bringt auch die Beziehung des Texts mit ägyptischen Werten zum Vorschein. Analysetechniken, die in der westlichen Literatur Anwendung finden, scheinen bei Sinuhe Ergebnisse zu liefern, aber offenbaren fremde Anliegen und Schwerpunkte, wie es nur zu erwarten ist. Eine solche Analyse strebt nicht danach, ein einziges, richtiges Verständnis oder Intention des Autors zu ermitteln, sondern unser Verständnis seiner Bedeutung zu vertiefen.“
Auslandserfahrung
Besonders Antonio Loprieno hat die bedeutende Rolle der Größe des Auslands in der Erzählung hervorgehoben, die dazu dient eine Fremdheitserfahung zu machen und eine Selbstbestimmung vorzunehmen. Topische Aussagen über Ausländergestalten bilden einen thematischen Kontext, ein Bezugsschema, anhand dessen das literarische Verfahren der Mimesis eine kulturelle Auseinandersetzung mit dem Anderen vornimmt.[49]
Demnach steht Sinuhe am Beginn einer Reihe solcher realistischer Reiseerzählungen, wie es z.B. auch die Geschichte des Schiffbrüchigen, der Reisebericht des Wenamun und die Odysee des Wermai sind. Er geht freiwillig ins Exil, um dort im Verlauf mehrerer Jahre im Spiegel des Anderen seiner selbst, im Spiegel der Ausländerfigur Amunenschi, einen Bewusst- und Menschenwerdungsprozess zu durchlaufen und seiner eigenen ägyptischen Identität auf die Spur zu kommen. Am Ende dieser Auslandserfahrung steht die Erkenntnis, dass seine Existenz nur in der Rolle des "Ägypters" liegen kann. [50]
Gerald Moers geht in der Interpretation noch weiter und deutet Sinuhes Reise als eine Grenzüberschreitung. Sinuhe muss die Grenzen ägyptischer Normen überschreiten und sich von den Anforderungen eines im ägyptischen Sinne gerechten Lebenswandels nach dem Maat-Konzept lösen: Sowohl das Maat-Modell als auch das daran gekoppelte Identitätskonzept stehen plötzlich im "Horizont unvertrauter Zuordnung" und werden auf diese Weise durch den Helden individuell hinterfragbar und die andere Welt (das Ausland) wird zum Spiegel der eigenen Welt (Ägypten). Diese beiden Welten sind in der Erzählung so deutlich voneinander unterschieden, dass der Übergang von der einen in die andere nur als todesähnlicher Traumzustand erfahrbar ist und auch die Selbsterfahrung in einem traum-artigen Zustand erfolgt. [50]
Literarische Bewertung
Die meisten Autoren bewerten die Geschichte des Sinuhe als Meisterwerk der ägyptischen Literatur und betonen den Reichtum des Texts an Form und Sprache:
„Frisch, anschaulich, mit einer abwechslungsreichen und ebenso klaren wie auch verhaltenen Sprache läßt der Dichter dieser Verserzählung den Leser ein spannungsreiches Leben mitkosten. [...] Die Geschichte ist historisch, besonders als Quelle für den Zustand Palästinas, literarisch, religionshistorisch, psychologisch, ja sogar juristisch und vor allem linguistisch immer wieder betrachtet worden, mit reichen Ergebnissen.[...] Die Geschichte des Sinuhe ist ein, wenn nicht der Gipfel ägyptischer Literatur.“
“Sinuhe is widely valued as the masterpiece of Middle Kingdom literature, at the expense of other less accessible works.”
„Sinuhe ist weitgehend als Meisterwerk der Literatur des Mittleren Reiches gewürdigt, auf Kosten von anderen, weniger zugänglichen Werken.“
„Die Erzählung des Sinuhe gehört zu den bedeutendsten Werken der ägyptischen Literatur; sie ist wohl überhaupt das bedeutendste.“
Rezeption
- Der Stoff wurde durch den finnischen Schriftsteller Mika Waltari für seinen Roman Sinuhe der Ägypter verwendet, wobei die Erzählung in die Zeit des 14. Jahrhunderts v. Chr. verlegt wird.
- Basierend auf Waltaris Roman drehte Michael Curtiz 1954 den Film Sinuhe der Ägypter.
- Der Name des Asteroiden (4512) Sinuhe, der 1939 vom finnischen Astronomen Yrjö Väisälä entdeckt wurde, bezieht sich auf Mika Waltaris Roman.
- Die Geschichte des ägyptischen Nobelpreisträgers Nagib Mahfuz mit dem Titel "Awdat Sinuhi" (in englischer Übersetzung "The Return of Sinuhe") basiert direkt auf der altägyptischen Sinuhe-Erzählung.[54]
- Der Roman "Der Fluch des Falken" von Elizabeth Peters nimmt ebenfalls Bezug auf die Geschichte des Sinuhe.
- Die Kinder Húrins, ein auf der unvollendeten Geschichte "Narn I Chîn Húrin" (deutsch: "Die Geschichte der Kinder Hurins") des englischen Schriftstellers J. R. R. Tolkien basierender Roman weist Parallelen zur Sinuhe-Erzählung auf, die Tolkien über seinen ägyptologischen Kollegen Alan Gardiner in Oxford bekannt gewesen sein dürfte.
Literatur
Editionen
- Aylward Manley Blackman: Middle-Egyptian Stories. Part I. Edition de la Fondation Egyptologique, Bruxelles 1932 (Bibliotheca Aegyptiaca II/1), S. 1-41.
- Alan Henderson Gardiner: Notes on the story of Sinuhe. Paris 1916.
- Gaston Maspero: Les Mémoires de Sinouhît. Institut français d’archéologie orientale, Le Caire 1908 (Bibliothèque d’ Étude 1) (online).
- Roland Koch: Die Erzählung des Sinuhe, Éditions de la Fondation Égyptologique, Bruxelles 1990 (Bibliotheca Aegyptiaca 17).
Übersetzungen
- Elke Blumenthal: Altägyptische Reiseerzählungen. Die Lebensgeschichte des Sinuhe. Der Reisebericht des Wen-Amun. Philipp Reclam jun., Leibzig 1984, ISBN 00001806455-26.
- Elke Blumenthal: Die Erzählung des Sinuhe. In: Otto Kaiser u. a. (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments (TUAT): Mythen und Epen III: 5, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1995, ISBN 3579000829, S. 884-911.
- Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian Literature. Volume I: The Old and Middle Kingdoms. University of California Press, Berkeley/Los Angeles/London 1973, ISBN 0-520-02899-6, S. 222-235.
- Richard B. Parkinson: The Tale of Sinuhe and other Ancient Egyptian Poems 1940-1640 BC. Oxford University Press, Oxford/New York 1997 (Oxford World's Classics) S. 21-53.
Allgemeiner Überblick
- Miroslav Barta: Sinuhe, the Bible, and the Patriarchs. Czech Institute of Egyptology, 2003, ISBN 8086277313
- Hellmut Brunner: Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen Literatur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1986, ISBN 3534041003
- Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. Lit Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-6132 (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie), S. 114-123.
- Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms. Brill Verlag, Leiden/New York/Köln 1996, ISBN 90-04-09925-5 (Probleme der Ägyptologie, Band 10).
- Richard B. Parkinson: Poetry and Culture in Middle Kingdom Egypt. A Dark Side to Perfection. Continuum, London/New York 2002, ISBN 0-8264-5637-5.
- William K. Simpson: Sinuhe. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie, Band 5. Harassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3447024895, S. 950,955.
Einzelfragen
- Jan Assmann: Die Rubren in der Überlieferung der Sinuhe-Erzählung. In: Manfred Görg (Hrsg.): Fontes atque pontes (FS Brunner), 1983 (ÄAT 5), S. 18-41.
- John Baines: Interpreting Sinuhe. In: Journal of Egyptian Archaeology 68, 1982, S. 31-44.
- Peter Behrens: Sinuhe B 134 ff oder die Psychologie eines Zweikampfes. In: Göttinger Miszellen 44, 1981.
- Günter Burkard: Metrik, Prosodie und formaler Aufbau ägyptischer literarischer Texte. In: Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms, 1996, S. 447-463.
- Gerhard Fecht: Die Form der altägyptischen Literatur: metrische und stilistische Analyse. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 91, 1964, S. 11-63.
- John L. Foster: Thought Couplets in The Tale of Sinuhe. Verlag Peter Lang, München 1993, ISBN 3631460058 (Münchner ägyptologische Untersuchungen).
- Hans Goedicke: The Route of Sinuhe´s Flight. In: Journal of Egyptian Archaeology 43, 1957.
- Hans Goedicke: The Riddle of Sinuhe's Flight. In: Revue d'Égyptologie 35, 1984, S. 95-103.
- M. Green: The Syrian and Lebanese topographical data in the story of Sinuhe. In: Chronique d'Egypte 58, 1983.
- Kenneth A. Kitchen: Sinuhe: Scholary Method Versus Trendy Fashion. In: Bulletin of the Australian Centre for Egyptology, 1996, S. 55-63.
- Günter Lanczkowski: Die Geschichte vom Riesen Goliath und der Kampf Sinuhes mit dem Starken von Retenu. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDIK) 16, 1958, S. 214-218.
- Antonio Loprieno: Topos und Mimesis. Zum Ausländer in der ägyptischen Literatur. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1988, ISBN 3-447-02819-X (Ägyptologische Abhandlungen, Band 48).
- Gerald Moers: Fingierte Welten in der ägyptischen Literatur des 2. Jahrtausends v. Chr. Grenzüberschreitung, Reisemotiv und Fiktionalität. Brill Verlag, Leiden/Boston/Köln 2001, ISBN 90-04-12125-0 (Probleme der Ägyptologie, Band 19)
- Eberhard Otto: Die Geschichten des Sinuhe und des Schiffbrüchigen als "lehrhafte Stücke". In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 93, 1966, S. 100-111.
- Georges Posener: Littérature et politique dans l'Egypte de la XIIe dynastie, Paris 1956 (Bibliothèque de l'École des hautes études. Sciences historiques et philologiques, 307).
Moderne Erzählungen
- Naguib Mahfouz: Voices from the Other World: Ancient Egyptian Tales. Aus dem Englischen von Robert Stock. B&T Verlag, 2003, ISBN 9774247582
- Elizabeth Peters: Der Fluch des Falken. Ullstein Tb., 2003, ISBN 3548257402
- J. R. R. Tolkien: Die Kinder Húrins. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 3608936033
- Mika Waltari: Sinuhe der Ägypter. Historischer Roman (Originaltitel: Sinuhe egyptiläinen). Deutsch von Charlotte Lilius. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2008, 794 S., ISBN 978-3-404-15811-9 oder ISBN 3-404-15811-3
Weblinks
- Barbara Lüscher, Günter Lapp: Sinuhe-Bibliographie Wohl umfrangreichste Sinuhe-Bibliographie, Text in Transkription und alle Textstellen verzettelt
- Thesaurus Linguae Aegyptiae u.a. Transkription und dt. Übersetzung verschiedener Textzeugen
- reshafim: The Tale of Sinuhe engl. Übersetzung
- Die Lebensgeschichte des Sinuhe Text in Hieroglyphen, Transkription und dt. Übersetzung
- University College London: Tale of Sanehat Hintergrundinformation, Textzeugen des Petrie Museum, Transkription und engl. Übersetzung
- Uni Marburg: Sinuhe-Projekt u.a. Transkription
- Gerald Moers: Sinuhe-Erzählung, auf WiBiLex Lexikoneintrag
- Sinuhe by Mark-Jan Nederhof Transkription und engl. Übersetzung
- David Lorton: Reading the Story of Sinuhe Interpretation
- British Museum, Ostrakon of The Tale of Sinuhe Textzeuge
- Berliner Papyrussammlung, Papyrus Berlin 3022 Textzeuge
Einzelnachweise
- ↑ a b c Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 115-116.
- ↑ Roland Koch: Die Erzählung des Sinuhe. 1990.
- ↑ Aylward Manley Blackman: Middle Egyptian Stories, 1932; Mark Collier, Stephen Quirke: The UCL Lahun Papyri: Religious, Literary, Legal, Mathematical and Medical, London 2004 ISBN 1841715727, S. 34-34 (das Fragment aus Lahun)
- ↑ Sinuhe R1-R10
- ↑ a b c d e f g Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 117-122. und Richard B. Parkinson: The Tale of Sinuhe and other Ancient Egyptian Poems 1940-1640 BC. 1997, S. 21-25.
- ↑ Sinuhe R11-B6
- ↑ zur Route seiner Flucht siehe Hans Goedicke: The Route of Sinuhe´s Flight, in: JEA 43, 1957, S. 77-85 zum asiatischen Teil der Flucht siehe auch: M. Green: The Syrian and Lebanese topographical data in the story of Sinuhe, in: CdÉ 58, 1983
- ↑ Sinuhe B7-B27
- ↑ Rainer Hannig: Sprache der Pharaonen. Grosses Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch (2800-950 v.Chr.). Marburger Edition. 2009, S. 33: m jwms: als Behauptung, erlogen.
- ↑ Sinuhe B42
- ↑ Sinuhe B75-77, Übersetzung: Burkard, Thissen: Literaturgeschichte I, S. 120
- ↑ Sinuhe B27-B105
- ↑ Sinuhe B106-178, Zitat: B158-160, Übersetzung: Burkard,Thissen: Literaturgeschichte I, S. 120f.
- ↑ Sinuhe B178-B243
- ↑ Sinuhe B254-256, Übersetzung: Burkard/Thissen, Literaturgeschichte I, S. 122
- ↑ Sinuhe B244-310
- ↑ a b Elke Blumenthal: Die Erzählung des Sinuhe. In: Otto Kaiser et al. (Hrsg.): Weisheitstexte, Mythen und Epen. Mythen und Epen III. 1995 (TUAT III,5), 884-911., S. 885
- ↑ Gerhard Fecht: Die Form der altägyptischen Literatur: metrische und stilistische Analyse. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 91, 1964, S. 11-63
- ↑ Miriam Lichtheim: Ancient Egyptian Literature. Volume I: The Old and Middle Kingdoms. 1973, S. 11-12
- ↑ John L. Foster: Tought Couplets in The Tale Of Sinuhe. 1993 (MÄU 3); Günter Burkard: Metrik, Prosodie und formaler Aufbau ägyptischer literarischer Texte. In: Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms. 1996, S. 447-463; John L. Foster: Sinuhe: The Ancient Egyptian Genre of Narrative Verse. In: Journal of Near Eastern Studies 34, 1975, S. 1-29
- ↑ Übersetzung: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Sinuhe B 81-85 und AOS 36-38; Einteilung in Tought Couplets: John L. Foster: Tought Couplets in The Tale Of Sinuhe. 1993 (MÄU 3) S. 46
- ↑ Jan Assmann: Die Rubren in der Überlieferung der Sinuhe-Erzählung. In: Manfred Görg (Hrsg.): Fontes atque pontes (FS Brunner). 1983 (ÄAT 5), S. 18-41.
- ↑ Jan Assmann: Die Rubren in der Überlieferung der Sinuhe-Erzählung. In: Manfred Görg (Hrsg.): Fontes atque pontes (FS Brunner). 1983 (ÄAT 5), S. 36
- ↑ vgl. Vilmos Wessetzky: Sinuhes Flucht. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 90, 1963, S. 124-127, Zitat: S. 126; ferner: Richard B. Parkinson: Poetry and Culture in Middle Kingdom Egypt. A Dark Side to Perfection. 2002, S. 155ff.; Hans Goedicke: "The Riddle of Sinuhe's Flight." In: Revue d'Égyptologie 35, 1984, S. 95-103
- ↑ Antonio Loprieno: Topos und Mimesis. Zum Ausländer in der ägyptischen Literatur. 1988, S. 41ff.
- ↑ Peter Behrens: Sinuhe B 134 ff oder die Psychologie eines Zweikampfes. In: Göttinger Miszellen 44, 1981
- ↑ Günter Lanczkowski: Die Geschichte vom Riesen Goliath und der Kampf Sinuhes mit dem Starken von Retenu. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDIK) 16, 1958, S. 214-218
- ↑ Miroslav Barta: Sinuhe, the Bible, and the Patriarchs. 2003, S. 49ff.
- ↑ Miroslav Barta: Sinuhe, the Bible, and the Patriarchs. 2003, S. 58-59; Günter Lanczkowski: Die Geschichte vom Riesen Goliath und der Kampf Sinuhes mit dem Starken von Retenu. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo (MDIK) 16, 1958, S. 214ff.
- ↑ a b c Michael Höveler-Müller: Am Anfang war Ägypten. Die Geschichte der pharaonischen Hochkultur von der Frühzeit bis zum Ende des Neuen Reiches ca. 4000-1070 v. Chr. 2005, S. 152-153
- ↑ Karl Jansen-Winkeln: Zu den Koregenzen der 12. Dynastie. In: Studien zur Altägyptischen Kultur 24, 1997, S. 132
- ↑ a b c Karl Jansen-Winkeln: Zu den Koregenzen der 12. Dynastie. In: Studien zur Altägyptischen Kultur 24, 1997, S. 132f.
- ↑ Claude Obsomer: Sésostris Ier: Etude chronologique et historique du règne. 1995, S. 130-133.
- ↑ a b Günter Burkard: "Als Gott erschienen spricht er", die Lehre des Amenemhet als posthumes Vermächtnis. In: Jan Assmann, Elke Blumenthal: Literatur und Politik im pharaonischen und ptolemäischen Ägypten. 1999, S. 154.
- ↑ Elke Blumenthal: Die Lehre des Königs Amenemhet. Teil I. In: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 111, 1984, S. 94
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 112
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 113
- ↑ Elke Blumenthal: Die Erzählung des Sinuhe, in: TUAT III,5, S. 886
- ↑ Kenneth A. Kitchen: Sinuhe: Scholary Method Versus Trendy Fashion. In: Bulletin of the Australian Centre for Egyptology, 1996, S. 60-61
- ↑ Bill Manley: Die siebzig Grossen Geheimnisse des Alten Ägyptens. Kapitel 36: Sinuhe, Romanfigur oder Deserteur?, 2003, S. 158ff.
- ↑ Wolfgang Schenkel: Ägyptische Literatur und ägyptologische Forschung: Eine Wissenschaftsgeschichtliche Einleitung. in: Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms. 1996 S. 31
- ↑ William Kelly Simpson: Belles lettres and propaganda. In: Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms. 1996, S. 435-445
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 75 zitiert: Hannes Buchberger: Transformation und Transformat. Sargtextstudien I. 1993 (ÄA 52)
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008, S. 75
- ↑ Georges Posener: Littérature et politique dans l'Egypte de la XIIe dynastie. 1956 (BEHE 307), S. 115.
- ↑ John Baines: Interpreting Sinuhe. In: Journal of Egyptian Archaeology 68, 1982, S. 31
- ↑ Wolfgang Schenkel: Ägyptische Literatur und ägyptologische Forschung: Eine Wissenschaftsgeschichtliche Einleitung. in: Antonio Loprieno (Hrsg.): Ancient Egyptian Literature. History and Forms. 1996 S. 37
- ↑ John Baines: Interpreting Sinuhe. In: Journal of Egyptian Archaeology 68, 1982, S. 44
- ↑ Antonio Loprieno: Topos und Mimesis. Zum Ausländer in der ägyptischen Literatur. 1988, S. 10ff.
- ↑ a b Gerald Moers: Fingierte Welten in der ägyptischen Literatur des 2. Jahrtausends v. Chr. Grenzüberschreitung, Reisemotiv und Fiktionalität. 2001, S. 251 ff.
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008,, S. 116 zitiert: Hellmut Brunner: Grundzüge einer Geschichte der altägyptischen Literatur. 1986, S. 51 und S. 57
- ↑ Günter Burkard, Heinz J. Thissen: Einführung in die Altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich. 2008,, S. 116 zitiert: Richard B. Parkinson: Teachings, Discourses and Tales from the Middle Kingdom. 1991, S. 114
- ↑ Elke Blumenthal: Die Erzählung des Sinuhe. In: Otto Kaiser et al. (Hrsg.): Weisheitstexte, Mythen und Epen. Mythen und Epen III. 1995 (TUAT III,5), S. 885
- ↑ In der Sammlung von Mahfuzs Kurzgeschichten "Voices from the Other World" in englischer Übersetzung von Raymond Stock verfügbar
