Hans Christoph Ernst von Gagern

Staatsmann und politischer Schriftsteller
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Hans Christoph Ernst Freiherr von Gagern (* 25. Januar 1766 in Kleinniedesheim bei Worms; † 22. Oktober 1852 in Hornau bei Frankfurt) war politischer Schriftsteller und Staatsmann.

Hans von Gagern

Biographie

Hans Christoph Ernst von Gagern studierte in Leipzig und Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften, trat 1786 in den nassau-weilburgischen Staatsdienst als Regierungsassessor in Zweibrücken. 1787 wurde er zum Regierungsrat, 1788 zum leitenden Minister und obersten Gerichtspräsidenten befördert. 1791 war er Gesandter beim Reichstag, ab 1801 nassauischer Unterhändler in Paris und bald darauf Geheimrat und Regierungspräsident. Napoleons I. Dekret, dass kein auf dem linken Rheinufer Geborener außerhalb Frankreichs ein öffentliches Amt bekleiden dürfe, zwang ihn, 1811 seine Entlassung zu nehmen.

Er begab sich nach Wien, wo er mit Josef von Hormayr und dem Erzherzog Johann in Verbindung stand und an den Entwürfen zum neuen Aufstand der Tiroler 1812 tätigen Anteil nahm. Deshalb wurde er 1813 aus Österreich ausgewiesen und begab sich in das preußisch-russische Hauptquartier. 1813 war er Mitglied des Verwaltungsrates für die befreiten deutschen Gebiete unter Freiherr vom Stein.

Danach wechselte er nach England, wo er in die Dienste des Prinzen von Oranien trat und für dessen Restitution in den Niederlanden eifrig tätig war. Hierauf ernannte ihn der neue König der Niederlande zum leitenden Minister der vier oranischen Fürstentümer in Deutschland mit Sitz in Dillenburg.

1815 nahm er als Gesandter des Königs der Niederlande dem Wiener Kongress teil und erwirkte durch engen Anschluss an England und Österreich die Vergrößerung des neuen Königreichs der Niederlande durch die belgischen Provinzen und die Begründung des Herzogtums Nassau als oranischem Mittelstaat zwischen Preußen und Frankreich, den er auch bis 1818 als Gesandter beim deutschen Bundestag vertrat.

Wie er schon beim Ausbruch der französischen Revolution das Berechtigte an derselben anerkannt hatte, so drang er auch jetzt auf Ausführung von Maßregeln, welche die wahre politische Einheit und Freiheit der deutschen Nation feststellen könnten, und forderte in allen seinen Voten die Einführung landständischer Verfassungen in den deutschen Bundesstaaten. 1820 pensioniert, privatisierte er auf seinem Gut Hornau bei Höchst am Main im Nassauischen. Er beschäftigt sich mit literarischen Arbeiten über die Vergangenheit und Zukunft der Nation und stand mit vielen bekannten Zeitgenossen in lebhaftem schriftlichen Verkehr.

1820 bis 1824 war er für den Wahlkreis Pfeddersheim Mitglied der Zeiten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Ab 1829 war er lebenslängliches Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen.

Als Abgeordneter hatte er reichlich Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der Regierung und der Stände auf patriotische und philanthropische Fragen zu lenken. Bis 1847 verging kaum eine Session der Stände, in der nicht Gagern einen Antrag gestellt hätte. Obwohl er die Idee einer Volksvertretung am Bundestag früher stets von sich gewiesen hatte, begrüßte er doch das Frankfurter Parlament mit Freuden und den besten Hoffnungen.

 
Hofgut der Familie Gagern und Alte Martinskirche in Hornau

Familie

Hans Christoph Ernst von Gagern war Sohn von (Christoph Gottlieb) Karl von Gagern (1743-1825), einem Pfalz-Zweibrückischen Geheimrat und Oberhofmeister und (Susanne) Esther von Gagern, geborene La-Roche (1743-1783). Er entstammte damit einer alten Adelsfamilie von der Insel Rügen. Hans Christoph Ernst von Gagern heiratete am 7. Dezember 1793 Caroline (genannt: Charlotte) Freein von Gaugreben (1776-1881). Friedrich von Gagern, Heinrich von Gagern und Maximilian von Gagern waren seine Söhne.

Werke

Von seinen Schriften sind außer seinen autobiographischen Denkwürdigkeiten (Mein Anteil an der Politik), die ein lebendiges Bild der Napoleonischen Zeit und der diplomatischen Lage während der Freiheitskriege liefern, hervorzuheben:

  • Die Resultate der Sittengeschichte
  • Die Fürsten, 1808
  • Aristokratie, 1812
  • Demokratie, 1816
  • Politik, 1818
  • Freundschaft und Liebe, 1822
  • Zivilisation, 1847
  • Die Nationalgeschichte der Deutschen, 1813-26
  • Kritik des Völkerrechts mit praktischer Anwendung auf unsre Zeit, 1840

Literatur

Quellen

  • Hans Georg Ruppel / Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820-1930, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14X, Seite 106
  • Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890