Kleiner Mann – was nun ist ein Roman von Hans Fallada aus dem Jahre 1932.
Historischer Hintergrund
Der Roman erschien mitten in der seit 1929 anhaltenden Weltwirtschaftskrise, die ihren Ausgang aus dem Zusammenbruch der amerikanischen Börse am 24. Oktober 1929 nahm. Sie brachte weltweit Elend und Armut und sorgte vielfach für einen rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit. Fallada schildert das Schicksal eines „kleinen Mannes” und seiner Frau in Deutschland gegen Ende der Weimarer Republik.
Für Hans Fallada brachte dieser Roman – der der Neuen Sachlichkeit zuzurechnen ist – den Durchbruch als Schriftsteller. Wesentlich unterstützt wurde er von seinem Verleger Ernst Rowohlt, der ihm eine Halbtagsbeschäftigung in seinem Verlag verschafft hatte, so dass er ohne finanzielle Sorgen an dem Roman arbeiten konnte.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten blieb der Roman weiterhin erhältlich (1935: 116.-145. Tausend; 1941: 179.-188. Tausend), allerdings in einer von Fallada geänderten Fassung, in der zum Beispiel ein SA-Mann, der regelmäßig in organisierte Prügeleien mit politischen Gegnern verwickelt ist, als Fußballer erscheint.
Inhaltsangabe
Kaum haben der Buchhalter Johannes Pinneberg und seine Freundin, die Verkäuferin Emma „Lämmchen“ Mörschel erfahren, dass Lämmchen im zweiten Monat schwanger ist, wird Pinneberg aufgrund einer Intrige der Frau seines Arbeitgebers, die ihn mit ihrer Tochter verkuppeln wollte, entlassen und muss sich im Deutschland der Weltwirtschaftskrise eine neue Arbeitsstelle suchen.
Rettung kommt von Pinnebergs ungeliebter Mutter Mia, einer Lebedame aus Berlin, deren Freund Jachmann (der sich später als Pinnebergs Erzeuger zu erkennen geben wird) Pinneberg eine Stellung als Herrenbekleidungs-Verkäufer im Warenhaus Mandel verschafft. Doch auch hier steht Pinneberg nach kurzer Zeit unter Druck, weil der neue Organisator Spannfuß eine Pflicht-Verkaufsquote verlangt, was zu Mauscheleien und Konkurrenzkämpfen unter den Verkäufern führt. Als der Sohn Horst, genannt Murkel, auf die Welt kommt, ist das Geld wieder knapp, weil der Antrag auf Wochen- und Stillgeld von der Krankenkasse nur schleppend bearbeitet wird.
Nach einem Jahr endet für Pinneberg die Tätigkeit im Warenhaus Mandel. Er wird mehrmals wegen Zuspätkommens verwarnt und ist außerdem mit seiner Verkaufsquote im Rückstand. Als der Filmschauspieler Schlüter, der Pinneberg im Kino als Darsteller eines „kleinen Mannes“ beeindruckt hatte, in den Laden kommt, fleht ihn Pinneberg an, etwas zu kaufen, um seine Quote erfüllen zu können, weil er mit Verständis seitens des Stars rechnet. Schlüter beschwert sich jedoch über den „aufdringlichen“ Verkäufer, was als Grund vorgeschoben wird, diesem zu kündigen. Später stellt sich jedoch heraus, dass ein missgünstiger Kollege Pinneberg als angeblichen Nationalsozialisten bei der jüdischen Geschäftsführung angeschwärzt hatte.
Im November 1932 lebt die Kleinfamilie illegal in einer Gartenlaube etwa 40 Kilometer östlich von Berlin. Obwohl Pinneberg seit 14 Monaten arbeitslos ist, verbietet ihm Lämmchen, einen gewissen Krymna auf dessen Holz-Beutezügen zu begleiten. Stattdessen treibt er ausstehenden Lohn für seine Frau ein, die mit Näharbeiten bei Privatleuten etwas hinzuverdient. Eine Fahrt nach Berlin, um die Arbeitslosenunterstützung abzuholen, endet als Fiasko- Pinneberg vertrinkt das wenige Geld, um seine Misere vorübergehend vergessen zu können. Zusätzlich gedemütigt durch einen Berliner Schutzpolizisten, der ihn vom Bürgersteig verscheucht hat, traut er sich kaum, seiner Frau unter die Augen zu treten.
Dennoch entdecken Pinneberg und Lämmchen die alte Liebe wieder und erkennen, dass nur sie wirklich wichtig ist.
Fallada beschreibt detailliert die Lebensumstände eines Angestellten der damaligen Zeit, indem er unter anderem darstellt, wofür die beiden das ihnen zur Verfügung stehende Geld ausgeben (sie stellen einen Haushaltsplan auf). Außerdem schildert er präzise die damalige Rechtslage in Bezug auf das Arbeitsrecht (Gewerkschaften, Betriebsrat, Kündigung) sowie das sich innerhalb von wenigen Monaten immer wieder ändernde Sozialrecht (Arbeitslosen- und Krisenunterstützung).
Verfilmungen
- Kleiner Mann – was nun? (D, 1932), unter der Regie von Fritz Wendhausen, mit Hermann Thimig, Hertha Thiele, Viktor de Kowa, Ida Wüst, Paul Henckels, Theo Lingen u. a.
- Little Man, What Now? (USA, 1934), unter der Regie von Frank Borzage, mit Margaret Sullavan, Douglass Montgomery, Alan Hale senior, Catherine Doucet u. a.
- Kleiner Mann – was nun? (TV-DDR, 1967), unter der Regie von Hans-Joachim Kasprzik, mit Arno Wyzniewski, Jutta Hoffmann, Wolf Kaiser, Inge Keller u. a.
- Kleiner Mann – was nun? (TV-D, 1973), unter der Regie von Peter Zadek, mit Heinrich Giskes, Hannelore Hoger, Klaus Höhne, Brigitte Mira, Karl-Heinz Vosgerau u. a.
Inszenierungen
In jeweils über vier Stunden wird der Roman unter der Regie von Luk Perceval an den Münchner Kammerspielen aufgeführt. Das Bühnenbild versetzt mit einem teils mitspielenden Orchestrion und Projektionen des Films Berlin: Die Sinfonie der Großstadt das Geschehen ans Ende der 1920er. Uraufführung war am 25. April 2009. Die Inszenierung wurde zum Berliner Theatertreffen 2010 eingeladen [1].
Am Staatsschauspiel Dresden hatte die Bühnenbearbeitung am 8. Januar 2011 Premiere.
Literatur
- Kleiner Mann, was nun? Erläuterungen und Dokumente. Dietzingen: Reclam, 2002.
- Barbara Hartlage-Laufenberg: Kündigung und Kündigungsschutz in Hans Falladas Roman Kleiner Mann - was nun? In: Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1994, S. 1930-1933.
- dies.: Die finanzielle Absicherung bei Arbeitslosigkeit in Hans Falladas Roman Kleiner Mann - was nun? In: Neue Juristische Wochenschrift (NJW) 1996, S. 1116-1118.
- dies.: Zum juristischen Hintergrund von Kleiner Mann - was nun? In: Hans-Fallada-Jahrbuch Nr. 4, Neubrandenburg: 2003, S. 99-106.