Spiczak Brzeziński

Adelsgeschlecht
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Von Spiczak Brzeziński ([spitʃɔk bʐɛˈʑiɲski]) ist ein zunächst kaschubisches, später preußisches Adelsgeschlecht. Stammsitz der Adelsfamilie war spätestens seit dem 16. Jahrhundert Adlig Briesen (Brzeźno Szlacheckie) in Westpreußen.

Stammwappen "Zabawa" am Hausgiebel (im Landkreis Uelzen)
Katholische Kirche zu Adlig Briesen

Herkunft des Namens

Der Name Spiczak Brzeziński stellt ausdrücklich keinen Doppelnamen dar. Der dem Stammnamen Spiczak hinzugefügte Beiname Brzeziński leitet sich vom polnischen Namen des Stammsitzes ab und bedeutet "von Briesen". Diesen Beinamen gaben sich auch die Familien von Bastian, von Myk und von Świątek, die ebenfalls in Briesen begütert waren. Seit dem Lubliner Dekret von 1569 war es üblich, dass sich der Adel einen Beinamen nach dem Ortsnamen, indem der Besitz lag, zulegte. Es existiert ein Zweig der Spiczak, der in Bachwiese (Prądzona) saß und sich dementsprechend von Spiczak Prondzynski' nennt. Die Spiczak Brzeziński besaßen weitere Gutsanteile bzw. Grundbesitz in Zemmen, Glisno und Adlig Lonken.

Zeitgenössische Kirchenbuchschreiber in Pommern neigten regelmäßig zu rudimentären Ausführungen, in der Annahme, der Adelsstand einer Familie sei regional bekannt. Es bestehen daher heute sehr unterschiedliche Namensvarianten, obwohl eine Familie gemeint ist: von Spiczak Brzezinski, von Spizak Brsesinski, von Spizack Brzesinski und Spitczok von Brisinski (bzw. Spiczok von Prondczynsky) oder auch (unter Weglassung des eigentlichen Familiennamens) nur von Brzezinski oder von Bresinski. Die unterschiedlichen Schreibweisen des Namens nur mit "z" oder "cz", unter Verwendung oder Auslassung eines "von" und alle anderen Variationen entstanden ab dem 19. und 20. Jahrhundert, unter anderem aus Gründen der besseren Unterscheidbarkeit, der politischen Lage der Region oder auch zur Anpassung an den jeweiligen Sprachraum des Zuzugs.

Im Jahre 1804 wird der Adelsstand der Brüder Martin von Spiczak Brzeziński zu Wustrow und Jacob von Spiczak Brzeziński zu Grünhoff (Söhne des Casimir von Spiczak Brzeziński, 1725-1813), durch die Westpreußische Regierung in Marienwerder bestätigt.

Aus dem Jahr 1837 liegt ein Deutsch - Polnisches Wörterbuch vor, indem Spiczak mit Spießhirsch/Spießbock übersetzt wird. Einige vertreten die Auffassung, der Name Spiczak würde sich vom polnischen Wort spiczasty (dt. = Spitze) ableiten und sei aufgrund der siegreichen Teilnahme eines oder mehrerer Ritter dieses Geschlechts an der Spitze eines Heeres entstanden.

Baron Ledebur berichtet, die Spiczak hätten als "tapfere Krieger" gegen den Deutschen Orden gekämpft und seien hiernach von König Kasimir IV. von Polen mit adligen Rechten ausgestattet und begütert worden. Von anderer Seite wird jedoch vermutet, dass der Adel wesentlich älter ist. Der genaue Zeitpunkt der Nobilitierung konnte bisher jedenfalls nicht geklärt werden, doch tauchen bereits um 1600 Mitglieder der Familie in Kirchenbüchern als "nobilis" (Adliger/Edelgebürtiger) oder "szlachetny" (adlig/edelmütig) auf. In einem Dokument von 1609 werden N(obi)lib(us) Thoma Brzezynski alias Spiczak et. al. als Besitzer von Brzezno genannt. Der Adel der Familie bestand also schon vor den Wiener Türkenbelagerungen. Ob die Familie im 15. Jhrh. von König Kasimir IV. geadelt wurde, oder Mitglieder des Geschlechts bereits um 950 n. Chr. mit Prinzessin Dabrowka von Böhmen nach Polen zogen (siehe Wappensage), konnte bisweilen nicht festgestellt werden. Bis heute existieren evangelische und katholische Zweige in Deutschland und Polen.

Wappen

"Zabawa" (Stammwappen)

 
Stammwappen "Zabawa" der von Spiczak Brzeziński (Siebmacher)
 
Darstellung des Wappens "Zabawa" von 1584 (Paprocki)

Im Unterschied zum übrigen Europa gab es in Polen keine Familienwappen, sondern etwa 160 bis 170 Wappengemeinschaften. Einer solchen Wappengemeinschaft konnten bisweilen über hundert Adelsfamilien (die nicht zwingend blutsverwandt sein mussten) angehören. Das Wappen Zabawa (dt. = Spiel) hingegen wurde "nur" von etwa einem Dutzend Familien geführt; u.a. in leicht modifizierter Form auch von den Bubelwitz, die bereits um 1343 genannt werden, von den Zabawski, Pierocki oder von den Boballich v. Sokół.

Blasonierung (Siebmacher):

  • Schild: Gespalten, vorn blau, hinten von rot und weiß in fünf Reihen geschacht.
  • Helm: Gekrönt; fünf weiße Straußenfedern.
  • Decken: Rot und weiß.
 
Das Wappen der Herren von Bubelwitz (Siebmacher; 1605)

Wappensage "Zabawa"

"Das Wappen Zabawa stammt aus Böhmen und kam wohl zur Zeit der Vermählung der böhmischen Prinzessin Dabrowka mit dem Polenherzog Mieczyslaw 963 nach Polen. Ein Ritter dieses Wappens, namens Wislimierz, war im Jahre 1000 mit der Vorhut der polnischen Streitkräfte betraut, wohl gegen die Mähren, stieß auf den im Hinterhalt versteckt gewesenen Feind und beschäftigte und verweilte denselben durch verschiedene kleine Scharmützel und Neckereien so lange, bis der Hetmann mit der Hauptmacht herankommen konnte, dessen Reiterei den Feind dann siegreich schlug. Zum Andenken an diese Verweilung (Zabawa) des Feindes wurde dem Wappen des Wislimierz der Name Zabawa gegeben." (v. Zernicki-Szeliga, S. 97).

In Böhmen gibt es mehrere Orte mit dem Namen Špičák (dt. = Spitzberg).

Wappen Spiczak Brzezinski

Der Familie v. Spiczak Brzeziński ist noch ein weiteres, ein eigenes Wappen zuzuschreiben, das wie folgt beschrieben wird: Ein Halbmond, besetzt mit einem gestürzten Pfeil, auf diesem oben eine Kugel, begleitet rechts und links von je zwei Sternen. Welcher Zweig dieses Wappen geführt hat ist unklar. Vermutlich handelt es sich hierbei jedoch um ein jüngeres Wappen, denn im Andenken an die Siege über die Türken bei Wien (um 1620), sollen mehr als zwanzig kaschubische Geschlechter den Halbmond und die Sterne in ihren Wappen aufgenommen haben.

Wappen Brzeziński

 
Wappen der von Brzeziński (Siebmacher)

Auf Trzebiatkow war eine Familie ansässig, die sich nur von Brzeziński nannte, weshalb es bis heute zweifelhaft ist, ob sie dem Stamm Spiczak ursprünglich angehörte. Diese Familie führte folgendes Wappen:

  • Schild: B. mit w. querliegendem Halbmond, über jeder Spitze und oben und unten von je zwei g. Sternen begleitet und unten in der Mitte ein w. Hufeisen.
  • Helm: Der Halbmond auf jedem Horne mit einem g. Sterne besteckt.
  • Decken: (b. und w.)

Ein Leutnant von Brzeziński stand 1756 beim Husaren-Regiment von Szekely.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Hans Friedrich von Ehrenkrook (Hrsg., 1972): Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser, Band 52, C. A. Starke Verlag, Limburg, S. 382 (u.a.).
  • Marian Fryda (1990): Szkice z dziejow rodu Spiczak Brzezinskich, S. 4
  • Prof. Dr. Ernst Heinrich Kneschke (1860): Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. II. Band. Friedrich Voigt, Leipzig.
  • Leopold Freiherr von Ledebur in: Neues Deutsches Adels-Lexicon v. 1860; , S. 113.
  • C. C. Mrongovius (1837): Ausführliches Deutsch-Polnisches Wörterbuch, 2. Auflage, Königsberg in Preußen.
  • Julius Graf von Ostrowski (1897-1906): Polnisches Wappenbuch Warschau, Seite 363.
  • Bartosz Paprocki (1584): Herby Rycerstwa Polskiego (dt. = Die heraldischen Wappen der polnischen Ritter), Kraków.
  • J.-B. Rietstap (1921): Planches l'Armorial Général.
  • Herbert von Schmude (1939): Beiträge zur Geschichte des Geschlechts von Schmude, 1. Teil, Berlin-Pankow, S. 94 ff.
  • Herbert von Schmude (1972): Stammfolge des Geschlechts von Schmude. Genealogisches Handbuch des Adels. Band 36 (Adelige Häuser B, Bd VII), Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1965, S. 404–432; fortgesetzt in Band 52 (Adelige Häuser B, Band X), Starke Verlag, Limburg an der Lahn.
  • Johann Siebmacher: J. Siebmacher's großes Wappenbuch - Die Wappen des preußischen Adels (Band 14). 1973, Neustadt a. d. Aisch.
  • Valton Sergio von Tempski-Silka (2008): História e ancestralidade, Juruá, S. 217, 222.
  • Benno von Winckler (1869): Die Nationalitäten Pommerellens, Verlag Wendt, Hirschberg.
  • Emilian von Zernicki-Szeliga (1904): Die polnischen Stammwappen, ihre Geschichte und ihre Sagen. Verlag H. Grand, Hamburg, S. 97.