Tokio

De-facto-Hauptstadt von Japan
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Tokio (auch: Tokyo, jap. 東京 Tōkyō, wörtlich: östliche Hauptstadt) liegt in der Kantō-Region im Osten der Insel Honshū und ist seit 1603, dem Umzug des Shogunats, de facto die Hauptstadt Japans. Außerdem ist Tokio seit 1868 auch offiziell Hauptstadt und Sitz des Kaiserpalastes. In der eigentlichen Stadt leben 8.336.611 Menschen. Mit 31.480.498 Einwohnern im Ballungsraum ist Tokio die größte Metropolregion der Welt (Stand jeweils 1. Januar 2005). Die Region ist das Finanz-, Industrie-, Handels- und Kulturzentrum Japans mit zahlreichen Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten, Theater und Museen.

Tokio ist auch UN-Stadt (UNU).

Tokio bei Nacht

Drei Definitionen von Tokio

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Sitz der Provinzregierung Tokio in Shinjuku (1991)

Vielen westlichen Beobachtern, ist nicht klar, dass es keine Stadt Tokio im administrativen Sinn gibt. Die „Stadt“ Tokio als politische Einheit wurde 1943 aufgelöst. Tokio hat in den westlichen Sprachen heute drei verschiedene Definitionen, die in Japan selbst alle unterschiedliche Namen tragen.

  1. Die 23 Stadtbezirke (jap. 23区 Nijūsan-ku) auf dem Gebiet der ehemaligen Stadt Tokio, also den Kernbereich. Jeder Stadtbezirk ist administrativ eine einer Stadt gleichgestellte eigenständige Kommune. Auf Englisch nennen sich die Hauptstadtbezirke neuerdings offiziell City (Shinjuku City, Shibuya City) und nicht mehr wie früher Ward (Stadtbezirk).
  2. Die Präfektur Tokio (jap. 東京都 Tōkyō-to), die sich neben den 23 Hauptstadtbezirken auch noch über den westlichen Teil des Ballungsraumes, Ausläufer der Japanischen Alpen und sogar abgelegene Pazifikinseln ausbreitet.
  3. Den Ballungsraum (jap. 首都圏 Shutoken, Hauptstadtbereich), der die Stadtbezirke und alle Vororte im Einzugsbereich (in insgesamt acht Präfekturen) umfasst, aber nicht die abgelegenen Gebirgsdörfer und Inseln.

Dieser Artikel behandelt Tokio als organisches Stadtgebilde, also im Sinn der Definitionen 1 und 3. Politische, volkswirtschaftliche und geografische Informationen zu Tokio finden sich im Artikel Präfektur Tokio.

In der westlichen Berichterstattung hat das Fehlen einer „Stadt Tokio“ einige Irrtümer hervorgerufen. Die oft irrtümlich als Einwohnerzahl des „Großraums Tokio“ in den Medien genannten 12 oder 13 Millionen Einwohner sind in Wirklichkeit die Einwohnerzahl der Präfektur Tokio inklusive der Gebirgsdörfer und abgelegene Pazifik-Inseln, aber ohne den Rest des Ballungsraumes in anderen Präfekturen.

Daneben wird der Gouverneur der Präfektur Tokio (jap. 都知事, Tochiji), derzeit Shintaro Ishihara, meist fälschlich als „Bürgermeister“ Tokios bezeichnet. Der 1991 von Kenzo Tange erbaute Wolkenkratzer der Provinzverwaltung in Shinjuku im Stil einer Kathedrale figuriert meist falsch als Tokios „Rathaus“.

Geografie

Geografische Lage

 
Lage von Tokio

Tokio liegt an der Tokiobucht, auf der Insel Honshū, der größten der vier Hauptinseln des japanischen Archipels, in der Kantō-Ebene (Kantō-heiya) durchschnittlich sechs Meter über dem Meeresspiegel. Die 23 autonomen Bezirke der Stadt Tokio haben eine Fläche von 621,45 Quadratkilometer. Die geografischen Koordinaten sind 35,41 Grad nördlicher Breite und 139,46 Grad östlicher Länge.

Kantō ist das Gebiet, das in weitem Bogen um die Tokiobucht liegt. Der Name "Kantō" bedeutet "östlich der Barriere" - eine historische Bezeichnung (Kansai, also "westlich der Barriere", ist das Gebiet um Ōsaka). Mit "östlicher Barriere" sind die Bergregionen in der Region Chūbu gemeint.

Kantō ist die größte Ebene in Japan. Durch frühere, gewaltige Vulkanausbrüche des in den letzten Jahrhunderten eher ruhigen Fujisan wurde fast die komplette Ebene mit fruchtbarer, vulkanischer Asche eingedeckt - dem sogenannten kantō rōmu sō. Dazu kommt die große Tokiobucht, die tief genug ist, um als Hafen zu fungieren, und flach genug, um dem Meer größere Flächen abzuringen.

Geologie

Tokio liegt in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Kleine Erdbeben sind in der Stadt nichts besonderes. Während der sehr aktiven Phasen können kleine, bemerkbare Erdbeben fast täglich auftreten. Trotz aller Anstrengungen ist den Wissenschaftlern eine wirksame Erdbebenvorhersage bisher noch nicht gelungen.

Eine der bekanntesten Theorien stammt von Hiroshi Kawasumi, Präsident vom Institut für Erdbebenforschung der Universität von Tokio. Er hat alle Erdbeben in Tokio seit dem Jahre 818 n. Chr. mit einer Stärke von über 5 auf der Richter-Skala analysiert und festgestellt, dass sich durchschnittlich alle 69 Jahre ein größeres Erdbeben ereignet. Demnach hätte das nächste große Beben im Jahre 1992 stattgefunden haben müssen. Allerdings ist dies eine rein statistische Berechnung, die keine geografischen Begebenheiten berücksichtigt und deshalb zur Vorhersage völlig ungeeignet ist.

Eine erheblich differenziertere Betrachtung nahm Professor Ishibashi Katsuhiko von der Universität in Kōbe vor. Nach seiner Feststellung ereignen sich die Erdbeben immer in einem gewissen Zyklus. Am Anfang kommen mehrere kleinere Beben, ein großes Kanto-Beben bildet dann immer den Abschluss dieses Zyklus.

Tokio zählt zu den am meisten gefährdeten Regionen der Welt. Das schwerste Erdbeben seit 1703 in der Stadt war das Große Kanto-Erdbeben. Es ereignete sich am 1. September 1923 in der Kanto-Ebene auf der japanischen Hauptinsel Honshū Dieses Beben der Stärke 7,9 auf der Richterskala zerstörte die japanische Hafenstadt Yokohama und große Bereiche des benachbarten Tokio.

Die Katastrophe forderte mehr als 140.000 Todesopfer. Hauptursache dafür waren die an 88 Stellen ausbrechenden Feuer, die sich aufgrund heftiger Winde schnell ausbreiteten. Da das Erdbeben auch die Hauptwasserleitungen zerstört hatte, dauerte es fast zwei Tage, die Brände zu löschen. Erst sieben Jahre später waren alle Straßen in Tokio wieder hergerichtet. Durch die Zerstörungen wurden etwa 1,9 Millionen Menschen obdachlos, und die Gesamtschäden wurden auf die damals unvorstellbare Summe von über eine Milliarde US-Dollar geschätzt.

 
Landsat-Aufnahme von Tokio

Weitere schwere Erdbeben in Tokio ereigneten sich in den Jahren 1615 (Stärke 6,4), 1649 (7,1), 1703 (8,2), 1855 (6,9) und 1894 (7,0), die große Schäden und zahlreiche Menschenleben forderten. Bei dem Genroku-Erdbeben am 31. Dezember 1703 wurden Tokio und andere Städte in der Umgebung zerstört. Etwa 200.000 Menschen kamen in der Region ums Leben.

Das häufige Aufkommen von Erdbeben in Tokio läßt sich wissenschaftlich erklären. Die Eurasische, die Pazifische und die Philippinische Platte treffen unter dem japanischen Inselstaat aufeinander und erzeugen ständig Spannungen, wenn sie aneinander vorbeischieben. Wird die Spannung zu groß, bricht das Gestein des Bodens und schiebt sich entlang einer Spalte an eine neue Position, wobei zum Teil Gestein unter oder über eine der tektonischen Platten geschoben wird.

Das Verschieben und Zerbrechen der Gesteinsschichten entläßt Energie, die sich in wellenförmigen Vibrationen (seismische Wellen) von dem Fokus des Bruchs wegbewegen. Dabei wird zwischen zwei Arten seismischer Wellen unterschieden: Bodenwellen, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch das Erdreich bewegen und die langsameren Oberflächenwellen, die auch Tsunamis (Flutwellen) verursachen können.

Seismische Wellen setzen sich durch den Boden entlang einer Spalte durch sich ausbreitende Risse fort. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 3,2 Kilometer pro Sekunde. Dies veranschaulicht die Energie die in einem solchen Erdbeben steckt. Innerhalb einer kurzen Zeit entstehen gewaltige Schäden. Die Energie, die bei der tektonischen Plattenverschiebung freigesetzt wird, kann bis zu 10.000 mal größer sein, als vergleichsweise die Energie der Atombombe, die am 6. August 1945 über Hiroshima abgeworfen wurde.

Klima

Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone, weshalb das ganze Jahr relativ milde und angenehme Temperaturen herrschen. Die Sommer sind heiß und feucht, die Winter trocken und sonnig. Von Ende Juni bis Mitte Juli dauert die Regenzeit (Tsuyu), mit täglichen Regenschauern. Mitte Juli bis Ende August ist es anhaltend heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 15,6 °C, die jährliche Niederschlagsmenge im Mittel 1.410 Millimeter. Der wärmste Monat ist der August mit durchschnittlich 27,1 °C, der kälteste der Januar mit 5,2 °C im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit durchschnittlich 186 Millimeter, der wenigste im Januar mit 45 Millimeter im Mittel.

Geschichte

 
Historische Karte von Tokio

Das Stadtgebiet ist schon in der Steinzeit besiedelt gewesen, wie archäologische Funde belegen. Tokio war unter seinem früheren Namen Edo (江戸) ursprünglich ein unbedeutender Fischereihafen. Um das Jahr 1457 ließ ein Vasall nahe dem Dorf Edo eine Burg bauen. Jedoch erst 1590 erlangte die Siedlung Bedeutung, als sie in den Besitz von Shogun Tokugawa Ieyasu (1543-1616) überging. Er bestimmte Edo 1603 zur Hauptstadt des Shogunats, der wahren Macht in Japan, während der machtlose Tennō (Kaiser) weiterhin in der offiziellen Hauptstadt Kyōto residierte. Die Burg ist während seiner Regierungszeit restauriert und erweitert worden.

Für ein schnelles Wachstum der Stadt sorgte der Befehl Ieyasus an seine Daimyos (Großgrundbesitzer), ihre Residenzen in Edo einzurichten, wo ihre Familien praktisch als Geiseln gehalten wurden. Zahlreiche Handwerker und Kaufleute hatten sich Anfang des 18. Jahrhunderts in Edo niedergelassen, die zur Versorgung des Hofes gebraucht wurden. Im Jahre 1868 wurde auf Veranlassung von Meiji Tenno Mutsuhito (1852-1912) der kaiserliche Hof nach Edo verlegt, und die Stadt in Tōkyō („östliche Hauptstadt”) umbenannt.

Tokio ist häufig von verheerenden Erdbeben und großen Bränden heimgesucht worden. 1872 zerstörte ein Großbrand die Bezirke Ginza und Marunouchi. Der Wiederaufbau erfolgte nach westlichem Vorbild. Die schwerste Naturkatastrophe in der neueren Geschichte Tokios war jedoch das Große Kantō-Erdbeben und Feuer vom 1. September 1923, bei dem ein Großteil der Stadt zerstört wurde. Bei dem Beben der Stärke 7,9 kamen etwa 142.000 Menschen ums Leben. Beim im Jahre 1930 beendeten Wiederaufbau entstanden über 200.000 neue Gebäude, darunter viele nach westlichem Muster, sowie sieben Stahlbetonbrücken über den Sumida und einige Parks.

Im Zweiten Weltkrieg begannen die USA am 24. November 1944 mit der Bombardierung Tokios, und auch am 25. Februar und am 9. März 1945 flogen amerikanische Bomber schwere Luftangriffe. Ganze Stadtteile mit in traditioneller Holzbauweise errichteten Gebäuden wurden ein Raub der Flammen, fast 100.000 Menschen starben. Auch der historische Kaiserpalast wurde vernichtet. Von September 1945 bis April 1952 ist Tokio von amerikanischen Truppen besetzt gewesen. In der Zeit nach 1954 erlebte die Stadt eine Phase raschen Wachstums, in der viel für die Modernisierung getan wurde.

Vom 10. Oktober bis 24. Oktober 1964 fanden in Tokio die XVIII. Olympischen Sommerspiele statt. Am 20. März 1995 verübten Mitglieder der Aum-Sekte einen Sarin-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn. Dabei starben zwölf Menschen, und über 5.500 wurden verletzt.

Für die nähere Zukunft sagen Seismologen Tokio ein verheerendes Erdbeben in der Größenordnung des Großen Kantō-Erdbebens von 1923 vorher. Dies und die exorbitanten Grundstückspreise sind der Grund, dass seit den 1990er Jahren eine Verlegung der Hauptstadt weg von Tokio diskutiert und geplant wird – Hauptstadtverlegungen gab es aus religiösen und politischen Gründen in der japanischen Geschichte schon oft. Die drei Hauptstadt-Kandidaten sind Nasu, 300 Kilometer nördlich von Tokio, Higashino unweit der Olympiastadt Nagano in Zentraljapan, und eine neu zu errichtende Stadt in der Provinz Mie, unweit von Nagoya, 450 Kilometer westlich von Tokio. Tatsächlich besteht bereits ein Parlamentsbeschluss zur Verlagerung der Hauptstadt, aber bisher sind noch keine Aktivitäten erfolgt.

Bevölkerungsentwicklung

Schon seit dem 19. Jahrhundert hat Tokio mehr als eine Million Einwohner. Es war bereits damals zeitweilig größte Stadt der Welt und neben London eine der damals zwei einzigen Millionenstädte der Erde.

Seit den späten 1940er Jahren ist die Metropolregion Tokio erneut rasch gewachsen, sowohl nach Fläche wie auch nach Einwohnerzahl. In ihr leben ungefähr ein Viertel der Gesamtbevölkerung Japans. Ihre äußere Grenze liegt zwischen 40 und 70 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Demgegenüber hat sich seit 1965 die Bevölkerung der 23 inneren Bezirke verringert.

Die 23 Hauptstadtbezirke haben zusammen 8,3 Millionen Einwohner. Der Großraum Tokio bildet gemeinsam mit den angrenzenden Präfekturen Kanagawa, Saitama und Chiba das größte zusammenhängende urbane Gebiet der Erde (Megaplex) mit 31,5 Millionen Einwohnern (Stand 1. Januar 2005).

Tokio hat drei weitere Millionenstädte als Vororte (Yokohama, Saitama und Kawasaki). Im östlichen Vorort Chiba leben etwa 900.000 Menschen. Yokohama im Süden Tokios hat mit 3,5 Millionen Einwohnern etwa ebensoviele Einwohner wie Berlin oder Madrid.

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der Kernstadt, also auf dem Gebiet der 23 Hauptstadtbezirke, nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1914 handelt es sich um Schätzungen, von 1920 bis 2000 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung.

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In der Abendsonne scheint der Himmel über Shinjuku, Tokios Zentrum, zu brennen
        Jahr         Einwohner
1872 595.900
1877 796.800
1881 823.600
1884 914.300
1887 1.121.900
1891 1.268.900
1898 1.440.100
1904 1.818.700
1908 2.186.100
1914 2.050.100
1920 2.173.201
1925 1.995.567
1930 2.070.913
1935 5.875.667
Jahr Einwohner
1940 6.778.804
1947 4.177.548
1. Oktober 1950 5.385.071
1. Oktober 1955 6.969.104
1. Oktober 1960 8.310.027
1. Oktober 1965 8.893.094
1. Oktober 1970 8.840.942
1. Oktober 1975 8.646.520
1. Oktober 1980 8.351.893
1. Oktober 1985 8.354.615
1. Oktober 1990 8.163.573
1. Oktober 1995 7.967.614
1. Oktober 2000 8.134.688
1. Januar 2005 8.336.611

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater

 
Yasukuni-Schrein in Tokio

Tokio besitzt viele Theater, in denen sowohl traditionelle Formen des Theaters – wie zum Beispiel und Kabuki – als auch moderne Stücke aufgeführt werden. Mehrere Sinfonieorchester und viele kleinere Orchester haben westliche und traditionelle japanische Musik in ihrem Repertoire.

Theaterfreunde können sich entscheiden zwischen dem Opernhaus, dem Tokyo Globe, dem Kabuki-za Theater, verschiedenen Nō-Bühnen und dem Takarazuka Grand Theatre, in dem Revuen und Musicals aufgeführt werden.

Museen

 
Asakura-Schrein in Tokio

Im Ueno-Park befinden sich das Tokyo National Museum, das Nationale Naturkundemuseum, das Nationalmuseum für westliche Kunst und das Tokyo Metropolitan Art Museum. In der Nähe des Kaiserpalastes steht das Nationalmuseum für moderne Kunst.

Das größte Museum Japans ist das Nationalmuseum. In diesem Museum sind permanent etwa 2.500 Exponate über die japanische Geschichte und Kultur ausgestellt. Darunter befinden sich nationale Schätze und bedeutende Kulturgüter des Landes. Manchmal werden zusätzlich noch Sonderausstellungen zu bestimmten Themen präsentiert, so dass ein ganzer Tag nicht ausreichend ist, um das gesamte Angebot des Museums zu besichtigen.

Bauwerke

Tokio ist heutzutage eine der schnelllebigsten und modernsten Großstädte der Welt und kreiert einerseits in vielen Bereichen (wie beispielsweise Mode und Unterhaltungselektronik) ständig neue Trends, ist aber andererseits auch eng mit der japanischen Tradition verbunden.

Das Zentrum des Stadtgebiets bildet die alte Stadt Edo, die vom Kaiserpalast inmitten eines großen Parks dominiert wird. Bemerkenswert ist der Meiji-Schrein, ein Anziehungspunkt für Touristen und Gläubige aus allen Teilen Japans. Im südlich und westlich gelegenen Bezirk Kasumigaseki schließen zahlreiche imposante Regierungsgebäude an, wie unter anderem die Staatskanzlei des Premierministers, das Gebäude des nationalen Unterhauses (Sitz des nationalen Legislativorgans), der Oberste Gerichtshof und die staatlichen Ministerien. Weiter südlich befindet sich der 333 Meter hohe Tokyo Tower.

Östlich des kaiserlichen Palastes liegt der Bezirk Marunouchi, das bedeutendste Geschäftsviertel des Landes. Viele der großen Konzerne Japans und eine große Anzahl an Einrichtungen des Finanzwesens haben hier ihre Hauptgeschäftsstelle. Im Jahre 1914 erlangte dieser Bezirk nach der Eröffnung des Hauptbahnhofs große Bedeutung. Im Osten von Marunouchi liegt das größte Einkaufsviertel Tokios. Es erstreckt sich vom nördlich gelegenen Bezirk Nihonbashi bis zum berühmten Bezirk Ginza im Süden. Viele Kaufhäuser, traditionelle Spezialitätengeschäfte, Vergnügungslokale und Restaurants haben sich entlang der Straßen dieser Bezirke angesiedelt.

Weitere bedeutende Stadtzentren und Sehenswürdigkeiten sind Akihabara (auch als Electric City bekannt sowie modernstes Elektronik- und Computereinkaufsviertel der Welt), die Stadtteile Roppongi und Shinjuku, der Tsukiji-Fischmarkt (größter Fischmarkt der Welt), der Tokyo Dome, der Uenopark mit Ueno-Bahn und das Kaufhaus Mitsukoshi.

Parks

 
Monorail im Ueno-Zoo

Auch wenn in Tokio der Eindruck von dichter Stadtlandschaft mit wenig Grün überwiegt, gibt es im Stadtgebiet hunderte öffentlicher Parks. Die größten innerstädtischen Parks Tokios sind der Ueno-Park (Taito-Bezirk), der Yoyogi-Park und der Shinjuku Gyoen, gefolgt vom Shinjuku-Chuo-Park, dem Hibiya-Park und den Grünanlagen rund um den Kaiserpalast (namentlich Ni-no-Maru-Park, Kita-no-Maru-Park, Chidori-ga-Fuchi-Park und Soto-Bori-Park).

Weitere empfehlenswerte Parks sind der Inogashira-Park (Stadt Mitaka), der Koishikawa-Gorakuen, ein Landschaftsgarten auf dem Grundstück eines ehemaligen Daimyo-Anwesens direkt neben dem Tokyo Dome und der Odaiba-Kaihin-Park, ein beliebter date spot mit Blick auf die Bucht von Tokio.

Die bekanntesten Vergnügungsparks in Tokio sind der "Tokyo Sea Life Park", der Tama-Zoo, der Ueno-Zoo, Hanayashiki, Korakuen, Toshimaen und "Tokyo Disneyland".

Einen Besuch wert sind der "Hama Rikyo Garden", ursprünglich der Garten der kaiserlichen Villa und bekannt für seinen Meerwasserteich, der auch Ebbe und Flut hat sowie seine mit Glyzinien bewachsenen Brücken und der "Kiyosumi Garden". Er bekam seine gegenwärtige Gestalt von Baron Iwasaki im Jahre 1878. Ein kleiner Teich mit circa 10.000 Karpfen ist umgeben von großen Felsen, die aus ganz Japan stammen. 1924 wurde er der Stadt Tokio geschenkt.

Sehenswert sind auch die weiter im Westen, hinter den Vororten, gelegenen Teile der schönen Gebirgslandschaft des Chichibu-Tama-Nationalparks.

Sport

 
Japanischer Garten

Neben der Sportart Sumo, dessen Turniere in Tokio im Januar, Mai und September stattfinden, sind Baseball und Fußball in Japan sehr populär. Die Spielpläne werden in den Tageszeitungen veröffentlicht.

Die traditionellen Sportarten wie Aikido, Judo, Karate, Kyudo und Kendo sind überwiegend nur in den jeweiligen Schulen zu bestimmten Zeiten zu besichtigen. Wer in Tokio joggen möchte, findet am Wassergraben um den Kaiserpalast viele Gleichgesinnte.

Mehrere olympische Bauten, unter anderem das Olympiastadion, befinden sich im Yoyogi-Park in der Nähe des Meiji-Schreins. Die Sportstätten wurden anläßlich der Olympischen Spiele im Jahre 1964 nach Plänen des Architekten Kenzo Tange (1913-2005) erbaut.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich Ende März oder Anfang April findet in Tokio das Fest der Kirschblüte statt: "Sakura-no-hana" (die 20 Tage blühende Kirsche) symbolisiert Schönheit, Perfektion, aber auch Vergänglichkeit auf der Höhe des Ruhmes. Die Menschen in Japan verehren die blaß rosa Pracht deshalb als Sinnbild für ein erfülltes, aber zu kurzes Leben. Hautnah kann man dieses Gefühl in den vielen städtischen Parks erleben. Die Festlichkeiten beginnen in der Regel am Nachmittag und dauern bis in den späten Abend.

Kulinarische Spezialitäten

 
Tokio bei Nacht

In Tokio hat man die Auswahl unter mehr als 50.000 Restaurants. Kulinarisch betrachtet ist die Stadt aufregend und abenteuerlich, wenn man die heimischen Spezialitäten probiert. Diese bieten eine überraschend große Auswahl von rustikalen und preiswerten Nudelsuppen, bis zum aristokratischen Kaiseki. Die Hauptrolle in der japanischen Küche spielt der Fisch. Klassiker sind Sushi und Sashimi, beides mit rohem Fisch.

Für die Haute Cuisine in Japan steht Kaiseki. Dieses aufwändige Genusserlebnis besteht aus einer Vielzahl kleiner Leckerbissen und verkörpert die drei Ideale der einheimischen Küche - guten Geschmack, dekoratives Anrichten und erlesenes Geschirr - und gilt deshalb als Krönung der japanischen Kochkunst. Dabei werden nur absolut frische und möglichst naturbelassene Lebensmittel verwendet. Kaiseki, das sich aus einer Zwischenmahlzeit zur Teezeremonie entwickelte, wird heute in noblen Restaurants und in Hotels serviert.

Die Japaner haben aber auch mit Rind, Geflügel oder Schwein experimentiert und ganz eigene Köstlichkeiten wie Teppanyaki, Shabu-Shabu und Sukiyaki entwickelt. Besonders schmackhaft ist das marmorierte einheimische Rindfleisch, meist Kobe Beef genannt. Ein wenig bekanntes Kapitel der japanischen Küche sind Nudeln. Für viele Japaner gehören Soba, Udon oder Ramen, meist in Brühe angerichtete Teigwaren, zu ihren Lieblingsspeisen. Viele Nudellokale in Tokio sind selbst nachts geöffnet und es gibt sie in fast jeder Straße.

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Sugamo Shopping Center

Viele Fabriken, Universitäten, Krankenhäuser und andere Einrichtungen haben seit den 1930er Jahren ihren Standort in die Außenbezirke Tokios verlagert. Ab Mitte der 1950er Jahre beschleunigte sich dieser Prozess, als Japan einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Auf Grund des Bevölkerungswachstums entstanden Subzentren in den Randgebieten wie Ikebukuro, Shinjuku und Shibuya. Dort haben sich verschiedene Dienstleistungsbetriebe – unter anderem des Einzelhandels und des Finanzwesens – angesiedelt.

Am Ufer der Tokiobucht konzentrieren sich die modernen Großindustrien der Stadt. Dort liegt zwischen Tokio und Yokohama das größte Industriegebiet Japans. Der dominierende Wirtschaftszweig ist die Schwerindustrie, die mehr als zwei Drittel des Gesamtproduktionswertes erwirtschaftet. Die Leichtindustrie ist breit gefächert: Hergestellt werden chemische Produkte, Kameras, Maschinen, Metallwaren, Nahrungsmittel, optische Geräte und Textilien sowie eine große Vielfalt an Konsumwaren.

Tokyo ist einer der drei globalen Finanzplätze.

Verkehr

  • Fernverkehr
 
Rainbow Bridge

Mit dem Beginn der Meiji-Zeit zwischen 1868 und 1912 wurde in Japan ein Eisenbahnnetz errichtet, in dessen Zentrum Tokio liegt. Die Stadt ist über Hauptlinien mit allen Teilen des Landes verbunden und ein gut ausgebautes Nebenliniennetz durchzieht das nahe Hinterland. Von den wichtigsten Bahnhöfen der Stadt – Ikebukuro, Shibuya, Shinagawa, Shinjuku, Tōkyō (Hauptbahnhof) und Ueno, in der Nähe befindet sich auch die Ueno-Zoo Monorail – werden täglich mehrere Millionen Pendler befördert. Da die existierenden Hauptverbindungen bald überlastet waren, sind neue Expresslinien (Shinkansen) eröffnet worden. Heute verkehren zwischen Tokio und Fukuoka Hochgeschwindigkeitszüge, die in circa sieben Stunden eine Entfernung von rund 1.070 Kilometern zurücklegen.

Der Flughafen Haneda an der Tokiobucht südlich des Stadtzentrums diente lange Zeit sowohl dem internationalen als auch dem inländischen Flugverkehr, bis im Jahre 1978 der neue internationale Großflughafen Narita 55 Kilometer östlich des Stadtzentrums eröffnet wurde. Auf diesem ist im April 2002 eine zweite Start- und Landebahn in Betrieb genommen worden, die dem Kurz- und Mittelstreckenbetrieb innerhalb Asiens dienen soll. Über den Flughafen Haneda werden heute vorwiegend Inlandsflüge abgewickelt.

Der Flughafen Narita wird von fast allen internationalen und nationalen Fluggesellschaften angeflogen. Er kann über zwei Bahnlinien erreicht werden. Dies sind der JR Narita Express mit den Haltestellen in Tokio, Shinjuku, Ikebukuro und Yokohama und die private Keisei-Linie mit den Zügen Skyliner und Limited Express, die den Bahnhof Ueno mit Narita Airport verbinden. Der Flughafen Haneda ist mit einer Einschienenbahn an die Yamanote-Linie angebunden.

Der Hafen von Tokio bildet in der Bucht von Tokio zusammen mit dem Westen von Yokohama und dem Osten von Chiba eine Einheit. 25 Prozent aller Industriegüter werden hier weltweit verschifft. Der jährliche Güterumschlag beträgt damit über 360 Millionen Tonnen. Die meisten Industrien sind am Hafen angesiedelt, was die rasche Expansion der baulichen Maßnahmen erklärt.

  • Nahverkehr
 
U-Bahn-Zug der Ginza-Linie

Die Modernisierung des Straßennetzes der Stadt gestaltete sich besonders schwierig, da die Straßen der alten Stadt Edo sehr eng und gewunden und für den Autoverkehr völlig ungeeignet waren. Vor den Olympischen Spielen, die im Jahre 1964 in Tokio stattfanden, wurden jedoch strahlenförmig vom Stadtzentrum ausgehende Hauptverkehrsstraßen und Stadtautobahnen gebaut. Sie verbinden das Zentrum Tokios mit acht neuen Ringstraßen.

Seit den 1960er Jahren ist der private Autoverkehr allmählich zugunsten des öffentlichen Busverkehrs reduziert worden. Der Straßenverkehr wird auch heute noch durch die meist engen Straßen und die fehlenden Parkplätze eingeschränkt.

Seit der Eröffnung des ersten Streckenabschnitts der U-Bahn Tokio am 30. Dezember 1927 entstand ein Netz mit zwölf Linien und einer Gesamtlänge von 292,6 Kilometern, eines der größten der Welt. Im Jahre 2007 ist geplant, eine weitere Linie der U-Bahn mit einer Länge von 8,9 Kilometern in Betrieb zu nehmen. Tokio ist auch von einem dichten Netz von S-Bahnen und privaten Vorortbahnen durchzogen.

Der öffentliche Verkehr wird außerdem von städtischen und privaten Bussen sowie einer Straßenbahnlinie und diversen alternativen Schienensystemen bewältigt. Über 80 Prozent der beförderten Personen werden in Tokio mit dem Bahnnetz befördert. Trotzdem gibt es in Tokio aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens noch große Probleme.

Bildung

Tokio ist Mittelpunkt des Bildungswesens in Japan. Die Metropolregion besitzt zahlreiche staatliche und private Universitäten (ein Viertel aller Universitäten des Landes), an denen ungefähr ein Drittel aller Studenten Japans eingeschrieben sind.

Die Universität Tokio (Tōdai, Abk. für Tōkyō Daigaku) ist die renommierteste staatliche Universität. Zwei bekannte private Universitäten sind die im Jahre 1858 eröffnete Universität Keio und die Universität Waseda (eröffnet 1882). Nahe dem Kaiserpalast befinden sich die staatliche Bibliothek des Unterhauses und das Staatsarchiv.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

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