Tunnelpatin

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Als Tunnelpatin wird eine Frau bezeichnet, die während der Bauphase eines Tunnels dessen Patenschaft übernimmt. Sie ist fortan während der Bauphase die irdische Vertreterin der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Sie soll den Mineuren Glück bringen.[1]

Statue der Heiligen Barabara am Südportal des Finnetunnels während der Bauphase.
Baustellenschild in der Bauphase des Auditunnels (2001). Das Bauwerk wurde während des Vortriebs nach seiner Patin, Sigrid Paefgen, als Sigrid-Tunnel bezeichnet.
Die Patenschaft für den Tunnel Reitersberg hat Marga Beckstein übernommen. Der Tunnel wird demnach in der Bauphase als Marga-Tunnel bezeichnet.
Die Patenschaft für den Rettungsstollen des Tunnels Reitersberg hat Alexandra übernommen.

Als Tunnelpatinnen werden bei Tunnelprojekten oftmals Politikerinnen oder Ehefrauen von Politikern ausgewählt. Seltener werden Vertreterinnen der Wirtschaft bzw. die Ehefrauen von Wirtschaftsvertretern mit dieser Aufgabe betraut. Bei sehr kleinen Projekten (beispielsweise auch bei Querschlägen) übernehmen mitunter auch Mitarbeiterinen der Baufirmen die Funktion. Vereinzelt sind auch andere Frauen des öffentlichen Lebens Tunnelpatin (beispielsweise beim Dernbacher Tunnel).

Die Patin wird in der Regel im Rahmen des symbolischen Tunnelanschlags in ihr Ehrenamt eingeführt. Dabei löst sie typischerweise (bei Sprengvortrieb) die erste Sprengung bzw. (bei Baggervortrieb) den ersten Abschlag aus. Erfolgt der Vortrieb per Tunnelvortriebsmaschine, kann diese symbolisch in Gang gesetzt werden. Beim Maschinenvortrieb tragen mitunter auch die verwendeten Tunnelvortriebsmaschinen den Vornamen der Tunnelpatin.[2]

Im Laufe der Vortriebsarbeiten besuchen die Tunnelpatinnen üblicherweise die Baustelle, insbesondere am 4. Dezember jeden Jahres, dem Gedenktag der Heiligen Barbara, an dem die Vortriebsarbeiten ruhen.[3]

Während der Bauzeit werden Tunnel üblicherweise mit dem Vornamen der Patin bezeichnet. Mit der Inbetriebnahme des Tunnels endet das Amt der Patin.

Tunnelpatinnen

Der Brauch der Tunnelpatin ist hauptsächlich in Deutschland und Österreich bekannt, fasst aber wegen des Einsatzes internationaler Baukonsortien auch in anderen Ländern Fuss, so etwa in der Schweiz,[4] in Bulgarien[5] oder in Schweden.[6]

In den vergangenen Jahren haben in Deutschland unter anderem folgende Frauen Patenschaften für Tunnel übernommen:

in Österreich:

Einzelnachweise

  1. Willkommene Frauen. In: Süddeutsche Zeitung (Ausgabe München Süd), 16. März 2006, S. R3.
  2. Christina, Gabi und Trude arbeiten erfolgreich im Untergrund. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 205, 3. September 2004, S. 19.
  3. r: Lebende Sprachen. Hrsg.: Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer. Band 48-49. Langenscheidt, 2003, ISBN 978-3-406-49650-9, S. 25 (Google Books [abgerufen am 9. Januar 2011]).
  4. Westumfahrung Zürich, Info 9 vom November 2000. Abgerufen am 12. Januar 2011.
  5. Alpine: Tunnel ground-breaking ceremony in Bulgaria attended by prominent politicians and economic experts. (pdf) Abgerufen am 7. Januar 2011.
  6. Rock cavern Inger at Triangeln blessed and christened. Abgerufen am 7. Januar 2011.
  7. ANSCHLAGFEIER IM TAUERNTUNNEL, 2. RöHRE, AM 15. SEPTEMBER 2006 abgerufen am 9. Januar 2011.
  8. ”Tunnelpatin” Margit Fischer besuchte ÖBB-Baustelle am Westportal abgerufen am 9. Januar 2011