Villebahn

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Die Villebahn (vollständiger Name Anschlussbahn Vereinigte Ville) war eine Normalspur-Werksbahn (Grubenanschlussbahn) für den Transport von Erzeugnissen der Werke der Braunkohle in Hürth in der Ville bei Hürth. Sie entstand als Werksbahn der Ribbertwerke, wurde später verlängert und schließlich von der Roddergrube übernommen, die wiederum in der Rheinbraun aufging.

Die Strecke war ab 21. März 1902 durchgehend eröffnet und wurde 1974 nach Abbau der Kohlefelder stillgelegt.

Streckenabschnitte

Die Streckenabschnitte wurden wie folgt eröffnet:

  • 23. November 1888: Staatsbahnhof Kalscheuren bis Ribbert-Werke (Hermülheim). [1]
  • 1898–1899: Ribbert-Werke–Grube Theresia am Alstädter Berg in (Alt-)Hürth.
  • 1903: Grube Theresia bis zum Bahnhof Berrenrath und Bahnhof Vereinigte Ville des gleichnamigen Grubenfeldes (bis Streckenende am Prellbock 01 Ausziehgleis-Knapsack). Von dort 1906 Anschlussgleis zur Deutsche Carbid AG (→ Chemiepark Knapsack).
  • 1906: Übergabebahnhof Ville-Berrenrath zur Louisenbahn der Grube Louise in Türnich.
  • 15. Oktober 1908 Abkopplung der Strecke von Kalscheuren und Anschluss an den Güterbahnhof Kendenich der mittlerweile normalspurigen Köln-Bonner Eisenbahnen (deren Schmalspurstrecke noch seit 1898 ebenerdig gekreuzt wurde) mit der dortigen Verbindung zur Staatsbahn und zum Hafen Wesseling (Querbahn Wesseling). Der Abschnitt nach Kalscheuren lag viele Jahre ungenutzt und wurde 1920 landwirtschaftlich rekultiviert. Heute ist dieser Trassenteil ein öffentlicher Feldweg.
  • 1909 Anschluss der Gewerkschaft Hürtherberg ab etwa Bahnübergang Luxemburger Straße.

Charakteristik

Die Streckenlänge bis zum 10. Februar 1919 ohne Bahnhofsgleise betrug 8,645 Kilometer vom Stellwerk Ville-Nord bis zum Bahnhof Kalscheuren. Aufgrund ihrer starken Steigungen von 1:42 und 1:40 wurden die Strecken der Villebahn und der Schwarzen Bahn gern als Ausbildungs- und Prüfungsstrecken für angehende Lokomotivführer und Heizer verwendet. Neben 100 Tonnen und 90 Tonnen schweren EL-2-Lokomotiven wurden auch Diesel- und Dampflokomotiven eingesetzt.

Die Strecke behinderte mit ihren schrankengesicherten Übergängen (Bonn-, Luxemburger-, Kreuz- und Brandlstr.) den lokalen und den überörtlichen Verkehr erheblich.

1956 wurde die Strecke mit einer Oberleitung mit 1,2 kV Gleichstrom elektrifiziert. Die zulässige Geschwindigkeit betrug 15 km/h, ab dem 12. Mai 1953 40 km/h. Bei einer Bergfahrt betrug die zulässige Achszahl 150 bei zwei Zuglokomotiven und 120 bei einer Zuglokomotive.

Ende

Die Betriebseinstellung des Abschnitts Ville Nord–KBE-Kendenich erfolgte am 13. Dezember 1972. Der Gleisabbau erfolgte bis Ende Herbst 1974. Die unterliegende Braunkohle wurde abgebaut. Einige Brückenbauwerke blieben bis 2003 bestehen. Heute liegt neben der Trasse u. a. die Straße Hürther Bogen. Die Aufgaben der Strecke wurden von der Schwarzen Bahn übernommen. Deren Strecke wurde dazu höher gelegt im oberen Teil an den Rand der ehemaligen Gruben verschoben und für starke Belastung ausgebaut (Achslast bis zu 25 t).

An die Strecke erinnert noch die Straße An der Villenbahn in Alt-Hürth.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. dazu und zum Folgenden: Kapitel Der Anschluß an den Staatsbahnhof Kalscheuren in Clemens Klug: Die Vorläufer der Ribbertwerke in Hürther Heimat 65/66 (1990) S. 72 ff

Literatur

  • Helmut Neßeler (in Zusammenarbeit mit Manfred Coenen, Archiv RWE-Power): Die Villebahn, Die Geschichte einer Grubenanschlussbahn im rheinischen Braunkohlenrervier 1902 – 2009, documenta berchemensis historica Bd. 11, dbh-Verlag, Frechen, 2009
  • Weitere Literatur siehe bei den gelinkten Artikeln