Klaipėda

Hafenstadt in Litauen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Februar 2003 um 13:23 Uhr durch 212.59.62.219 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Klaipeda (bis 1947 Memel) ist eine Hafenstadt und Hansestadt im heutigen Litauen, mit 203.000 Einwohnern, am Übergang des Kurischen Haffes in die Ostsee gelegen. Fährverbindungen nach Deutschland, Dänemark und Schweden. In Memel befindet sich eine malerische Fachwerkaltstadt. Im nahegelegenen Nida (Nidden) ehemaliges Sommerhaus von Thomas Mann.

Zur Geschichte

Ursprung und Stadtgründung

Das Gebiet um das heutige Klaipeda war seit mindestens der Zeitwende Siedlungsgebiet baltischer Stämme, die im 13. Jahrhundert an dieser Stelle die Burg Klaipeda gründeten. Da dieses Gebiet die Verbindung zwischen dem Gebiet des Deutschen Ordens und dem des Livländischen Schwertbrüderorden unterbrach, wurde die Stadt und die Burg durch den Deutschen Orden erobert und 1252 als Burg bzw. Stadt Memel vom Livländischen Schwertbrüderorden (vertreten durch Eberhard von Seyne) übernommen. Trotz Sicherung dieser strategisch wichtigen Burg rissen die Konflikte nicht ab. Grund waren die versuchte Christianisierung und der Versuch des Ritterordens, Litauen politisch unter Kontrolle zu bringen. Auf diese Versuche folgten Angriffe durch die Kuren, Aukstaiten und Zemaiten.

Im Jahre 1254 wurd Memel Hansestadt, es erhielt 1257 das lübische Stadtrecht, und wurde urkundlich als "Memele castrum" (Memelburg, auch Mimmelburg) erwähnt. 1328 gingen Burg und Stadt an den Deutschen Orden über, wodurch Memel dann erst Teil des Ordensstaates und 1525 Teil des Herzogtums Preußen wurde.

Aufgrund der Bedrohung durch die Orden schlossen sich 1323 die baltischen Stämme unter dem Fürsten Gediminas zum ersten litauischen Reich zusammen. Die Folgejahre sahen viele kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Orden und den umliegenden Ländern und Städten (Litauen, Danzig, Polen, Königsberg, Elbing), in deren Folge die Stadt mehrfach geplündert oder abgebrannt wurde (1379, 1409, 1456, 1459, 1464, 1520). Seit dem Frieden von Melno-See von 1422, in dem Memel dem Deutschen Orden zugesprochen wurde, kam das Land etwas zur Ruhe. Die Grenze zwischen Preußen und Litauen war eine der längstandauernden Grenzen in Europa und währte bis 1923.

Preußen

Im Jahre 1475 erhielt Memel das Kulmer Stadtrecht, auch Kölmisches Recht genannt, und stieg damit in den Rang einer preußischen Landstadt auf. Die Einwohner wurden 1525 in Folge der Reformation mit Albrecht von Brandenburg Preußen evangelisch-lutherisch.

Memel erstarkte in den folgenden Jahren wirtschaftlich, bis es im Dreißigjährigen Krieg von 1629-1635 unter schwedische Verwaltung geriet. Im Nordischen Krieg wurde Memel 1678 von schwedischen Truppen eingenommen und abgebrannt. Von diesem Schlag erholte sich die Stadt nur langsam.

Im siebenjährigen Krieg wurde Memel von 1756-62 von Russland besetzt. Es folgte eine Zeit der wirtschaftlichen Erholung, bedingt durch einen Ausbau der Holzwirtschaft (Schiffbau).

Die Napoleonischen Kriege gingen an Memel vorbei. Ein weiterer wirtschaftlicher Aufschwung wurde 1854 von einem Großfeuer, das weite Teile der Stadt vernichtet, nur kurzzeitig unterbrochen.

Deutsches Reich

1871 wurde Memel Teil des Deutschen Kaiserreichs.

Im ersten Weltkrieg wurde Memel 1915 kurzzeitig von russischen Truppen besetzt. Der Vertrag von Versailles bestimmte in Artikel 99, dass das Memelgebiet ohne vorige Volksabstimmung (wie es eigentlich bei allen Gebietsveränderungen vorgesehen war) vom Deutschen Reich abgetrennt und unter französische Verwaltung gestellt werden sollte. Diese Bestimmung trat am 15. Februar 1920 in Kraft und führte zu einer autonomen deutschen Verwaltung. Diese endete, als Litauen 1923 das Memelland besetzte. 1925 garantierten die Siegermächte (Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan) einen Sonderstatus des Memellandes (Memelkonvention), der die Autonomie der deutschen Bevölkerung unter litauischer Verwaltung sicherstellen sollte. Die Situation zwischen Deutschen und Litauern blieb gespannt, und die Einführung des Kriegsrechtes im Jahre 1926 behinderte die autonome deutsche Verwaltung.

Wahlergebnisse in den Folgejahren belegten eine deutsche Mehrheit im Memelland. Bei den 1938 gehaltenen Verhandlungen, welche von Litauen initiiert wurden, stimmten die Memelländer zu 12 Prozent für Litauen und zu 88 Prozent für Deutschland. Litauen gab das Memelland zum 22. März 1939 auf Druck der Nationalsozialisten an Deutschland zurück, da es sich Hilfe gegen Polen versprach, welches die litauische Hauptstadt Vilnius (Wilna) besetzt hielt.

1941 wurden im Memelland Truppen zum Ostfeldzug zusammengezogen. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg durch Luftangriffe und Kampfhandlungen zur Hälfte zerstört, und nach Verlassen der Zivilbevölkerung im Oktober 1944 auch vom Militär im Januar 1945 aufgegeben.

Nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg wurde Memel von der Sowjetunion in Klaipeda (eine alte litauische Bezeichnung, die zwar auch schon im 19. Jahrhundert in der preußischen Verwaltung zeitweise Verwendung fand, aber erst 1925 von den Litauern offiziell eingeführt wurde) umbenannt und zusammen mit dem ehemaligen Memelgebiet in die litauische Sowjetrepublik (LTSR) eingegliedert.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde Litauen 1990 unabhängig und macht Klaipeda zu einer freien Wirtschaftszone. Seitdem erlebte die Stadt einen starken Wirtschaftsaufschwung, der bis heute anhält und sich zu einem nicht geringen Anteil darauf gründet, daß der Hafen Kaliningrad in einer Enklave (demnächst innerhalb der EU) liegt, was die Grenzabfertigungen verkompliziert und der Hafen Klaipeda somit attraktiver ist.


Das bekannte Lied Ännchen von Tharau wurde von dem 1605 in Memel geborenen Simon Dach gedichtet.

http://www.klaipeda.lt/senas/klaipeda-english.htm (Deutsch und englisch)