Robert Schneider (* 16. Juni 1961 in Bregenz, Vorarlberg) ist ein österreichischer Schriftsteller.

Leben
Robert Schneider wurde als uneheliches Kind mit zwei Jahren von dem Bergbauern-Ehepaar Anton und Stephanie Schneider adoptiert und wuchs in Götzis (Vorarlberg) auf, wo er noch heute als freier Schriftsteller lebt. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
Von 1981 bis 1986 studierte Schneider Komposition, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien. Er brach sein Studium ab, um Schriftsteller zu werden, arbeitete als Fremdenführer und Organist, hielt sich mit diversen Literaturstipendien über Wasser.
1988 schrieb er den Monlog Hitlermein, eine Studie über Hitlers Nichte und Geliebte Angela Raubal, die sich 1931 in München das Leben nahm. Schneider führte das Stück 1989 in einem leerstehenden Theater in Götzis auf und führte auch Regie.
Seinen Debütroman Schlafes Bruder veröffentlichte er 1992 im Reclam-Verlag (Leipzig), nachdem das Manuskript zuvor von 24 Verlagen abgelehnt worden war. Das Buch, das die erfundene Geschichte des Musikers Johannes Elias Alder erzählt, der sich durch Schlafentzug das Leben nimmt, wurde ein internationaler Erfolg, ist bislang in 36 Sprachen übersetzt worden und fand Eingang in den Schulkanon. 1995 wurde der Roman unter der Regie von Joseph Vilsmaier verfilmt und 1996 für den Golden Globe nominiert. Der Roman diente als Vorlage für ein Ballett, eine Oper und mehrere Schauspielfassungen.
1998 erschien Schneiders zweiter Roman Die Luftgängerin. Der Roman erzählt den Aufstieg und Niedergang der fiktiven Stadt Jakobsroth im vorarlbergischen Rheintal. Das Buch wurde einhellig und in beispielloser Weise von der deutschen Literaturkritik verrissen.
Zwischenzeitlich lebte Schneider in New York, um am dritten Teil seiner Rheintalischen Trilogie zu arbeiten, dem Roman Die Unberührten, der im Jahr 2000 erschien. Darin schildert er, basierend auf einer historischen Begebenheit, das Schicksal zweier Bauernkinder, die zur Zeit der großen Depression nach Amerika verschickt wurden.
In den vergangenen Jahren zog sich Schneider als Person weitgehend aus der literarischen Öffentlichkeit zurück. Er gibt nur noch selten Interviews: Alles, was ein Schriftsteller über seine Bücher sagt, kann nur verstören. Sie müssen ihren Weg ohne ihn gehen.[1]
Schneider publizierte bisher insgesamt sechs Romane, eine Novelle und ein Theaterstück. Von seinen Büchern sind derzeit nur noch Schlafes Bruder, Kristus, Die Offenbarung und Dreck im Buchhandel erhältlich.
Im September 2007 erschien sein bisher letzter Roman Die Offenbarung. Er erzählt die Geschichte eines Bach-Fundes, der einem Musikforscher aus Naumburg gelingt, und dessen Leben dadurch aus den Fugen gerät.
Auszeichnungen
- 1990 Landespreis für Volkstheaterstücke für Traum und Trauer des jungen H.
- 1993 Preis der Potsdamer Theatertage für Dreck - Über die Angst vor dem Fremden, Alemannischer Literaturpreis[2], Robert-Musil-Stipendium
- 1994 Literaturpreis der Salzburger Osterfestspiele, Prix Médicis Étranger, Premio Grinzane Cavour, Civis-Hörspielpreis des WDR,
- 1995 Marieluise-Fleißer-Preis
- 2008 Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar für Die Offenbarung
Werke
Romane
- Schlafes Bruder, Reclam-Verlag, 1992.
- Die Luftgängerin, Blessing, 1998, btb 1999. (Vergriffen.)
- Die Unberührten, Albrecht Knaus, 2000, btb 2001. (Vergriffen.)
- Der Papst und das Mädchen, Reclam-Verlag, 2001. (Vergriffen.)
- Schatten, Reclam-Verlag, 2002. (Vergriffen.)
- Kristus, Aufbau-Verlag, 2004, Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 2006.
- Die Offenbarung, Aufbau-Verlag, 2007, Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 2009.
Theaterstücke
- Hitlermein, 1988, UA: 1989 in Götzis, Alte Krone.
- Alte Tage, 1989, UA: 1994 in Götzis, Am Bach.
- Dreck, 1992, UA: 1993 am Thalia Theater, Hamburg.
- Traum und Trauer des jungen H., UA: 1993 am Schauspiel Hannover.
- Komödie vom deutschen Heimweh, UA: 1999 am Schauspielhaus Zürich.
Lyrik
- Gegengebet, 1992, Bibliothek der Provinz, Weitra 1995.
- acht preisungen, 2005, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2006.
Sekundärliteratur
zu: Schlafes Bruder
- Brandtner/Degener, Ästhetische Konstruktion und kultureller Status des intermedialen Zeichenkomplexes "Schlafes Bruder". In: Cercignani Fausto, Studia austriaca VI, Milano 1998.
- Doerry Martin, Ein Splitter von Knochen. In: Der Spiegel, 23.11.1992.
- Fleischhanderl Karin, Des Kaisers neue Kleider. Schreiben in Zeiten der Postmoderne. Wien: Wespennest 1994.
- Hackl Erich, Laudatio auf Robert Schneider. In: Die Zeit, 01.10.1992.
- Kosmitsch-Lederer Marion, Robert Schneiders Schlafes Bruder - Eine Analyse des Romans. In: Österreich in Geschichte und Literatur 40 5b/6 1999.
- Matt Beatrice von, Föhnstürme und Klangwetter. In: Neue Zürcher Zeitung, 20.10.1992.
- Möckel Magret, Erläuterungen zu Robert Schneider, Schlafes Bruder. C. Bange Verlag, Hollfeld 1997. (Königs Erläuterungen und Materialien 390).
- Radisch Iris, Schlafes Brüder. Pamphlet wider die Natürlichkeit oder Warum die junge deutsche Literatur so brav ist. In: Die Zeit, 06.11.1992.
- Saur Michael, Einer aus dem Dorf. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 13.10.1995
- Schaub Mirjiam, Phantombilder der Kritik. Ein Blick in die Kartei für junge deutschsprachige Literatur. Robert Schneider und das Verschwinden der Literaturkritik. In: Döring Christian (Hrsg.), Deutschsprachige Gegenwartsliteratur wider ihre Verächter, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1995.
- Schmeink Lars, Hypnos und Thanatos: das Bild des Todes in Robert Schneiders Schlafes Bruder. In: Modern Austrian Literature, Vol. 37, no 3/4, 2004.
- Steets Angelika, Robert Schneider, Schlafes Bruder: Interpretation. Oldenbourg Interpretationen, Band 69, Oldenbourg, 1999.
Einzelnachweise
- ↑ Frahm Klaus-J., "Phantastikpreis an Robert Schneider". In: Oberhessische Zeitung, 06. 12. 2007.
- ↑ Alemannischer Literaturpreis. Stadt Waldshut-Tiengen, abgerufen am 14. Dezember 2010.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Schneider, Robert |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 16. Juni 1961 |
GEBURTSORT | Bregenz |